BLKÖ:Mikan, Joseph Gottfried

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Mikes, Clemens Graf
Band: 18 (1868), ab Seite: 265. (Quelle)
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Mikan, Joseph Gottfried (Arzt und Naturforscher, geb. zu Böhmisch-Leippa nach de Luca 4. December 1742, gest. zu Prag 7. August 1814). Die Vorbereitungsstudien beendete M. zu Dresden und zu Prag, dann begab er sich nach Wien, wo er die Medicin hörte, und unter Jacquin (Bd. X, S. 26) mit besonderer Vorliebe Chemie und Botanik [266] betrieb. Nachdem er die medicinische Doctorwürde erlangt, verlieh ihm Fürst Clary die Badearztstelle zu Teplitz, welche M. durch mehrere Jahre bekleidete. Im Jahre 1773 begab sich M. nach Prag, wo er im genannten und im folgenden Jahre an der dortigen Hochschule Botanik und Chemie zuerst als außerordentliche Gegenstände vortrug. Als endlich über Auftrag der Kaiserin für die genannten Fächer eine besondere Lehrkanzel fundirt wurde, erhielt M. im April 1775 das Lehramt derselben. Im Jahre 1779 bekam Mikan den Auftrag, ein Laboratorium chymicum zu errichten, und zwar ein solches, welches sowohl für Aerzte als hauptsächlich zum Unterricht für Apotheker bestimmt sein soll; aber noch früher, im Jahre 1775, erhielt er von der Kaiserin die Gestattung zur Anlegung eines botanischen Gartens. Nicht so rasch wie mit diesem wollte es mit der Aufstellung des chemischen Laboratoriums vorwärts gehen. Als Localität wurde ein Gewölbe im Karolinengebäude angewiesen, das bis dahin als Holzlager gedient hatte! Zur Anlegung des botanischen Gartens schenkte aber die Kaiserin einen auf dem Smichow am linken Donauufer gelegenen ehemaligen Jesuitengarten, der nun von Mikan seiner Bestimmung gemäß neu angelegt und im Jahre 1783 mit einem seinen Zwecken entsprechenden Gewächshause versehen wurde. Später kamen noch mehrere Gewächshäuser und sonstige Anlagen, wie sie das vorschreitende Aufblühen dieser Wissenschaft erheischte, hinzu. Bis zum Jahre 1811 blieb M. Vorstand des botanischen Gartens, las auch im Sommersemester Botanik, im Wintersemester Chemie, täglich eine Stunde, bis ihm, zunehmenden Alters wegen, im Jahre 1798 sein Sohn Johann Christian [s. d. Vorigen] adjungirt wurde, der ihm im Jahre 1812 auf dem Posten eines Professors der Botanik folgte, welche Lehrkanzel nunmehr von der Chemie getrennt und selbstständig geworden war. Mikan, in seinem Gebiete ein tüchtiger Fachmann und Lehrer, erfreute sich des besonderen Wohlwollens des Kaisers Joseph II.,, der die entsprechenden Anträge desselben sorgsam prüfen ließ, wodurch es geschah, daß in Folge derselben die nöthigen Anordnungen zu einer angemessenen Ausbildung von Wundärzten, Apothekern und Hebammen erlassen, und Lehrkanzeln der Thierarzneikunde und des theoretischen und praktischen Studiums der Chirurgie errichtet wurden. Ferner wurde auch auf Mikan’s Vorschlag, die Leerung der Grüfte in der Stadt und die Errichtung von Gottesäckern außerhalb der Stadt, angeordnet. M.’s Verdienste um die Studien wurden durch ihm wiederholt verliehene Ehrenämter von Seite der Prager Hochschule gewürdigt. So wurde er im Jahre 1779 Vicedirector, bald darauf Repräsentant der medicinischen Facultät, im Jahre 1797 und wiederholt zum Decan derselben, dann zu deren Senior, und im Jahre 1799 zum Rector magnificus und Vicekanzler der Prager Hochschule erwählt. Im Jahre 1811 trat M. nach 37jähriger Dienstleistung, nachdem ihm schon im J. 1798 sein Sohn [s. den Vorigen] im Lehramte adjungirt worden, mit vollem Gehalte in den Ruhestand über. Die von ihm herausgegebenen Schriften sind: „Catalogus plantarum omnium juxta systematis vegetabilium Caroli a Linné editionem novissimam in usum horti botanici Pragensis“ (Pragae 1776, 8°.); – „Dispensatorium pauperum etc.“ (ibid. 1783, 8°.), auch deutsch unter dem Titel: „Dispensatorium, [267] oder Arznei-Verzeichniß für Arme“ (ebd. 1786, 8°.); – „Positiones inaugurales etc. etc.“ (ibid. 1784); – „Ueber das Saidschitzer Bitterwasser“ (ebd. 1784); – „Entomologische Beobachtungen“ (ebd. 1787, Calve, 4°.). Letztgenannte Schrift aber, welche in Kayser’s Bücher-Lexikon, Bd. IV, S. 110, dem Joseph Gottfried Mikan zugeschrieben erscheint, möchte wohl eher seinem Sohne Johann Christian angehören, der sich um das Jahr 1794 bereits mit entomologischen Untersuchungen befaßte und zwei Jahre später auch seine Monographia Bombyliorum herausgab. Eine von Mikan am Geburtsfeste des Kaisers Franz, am 12. Februar 1794, gehaltene Rede ist in Ehrhart’s medic.-chirurgischer Zeitung, Jahrgang 1800, Bd. III, S. 60, abgedruckt. Mikan besaß eine an ausgezeichneten botanischen Werken reiche Büchersammlung, die innerhalb der vierzig Jahre, während welcher er gesammelt, auch zu einer beträchtlichen Menge angewachsen war.

(De Luca) Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1776, Ghelen’sche Schriften, 8°.) I. Bandes 1. Stück, S. 348 [daselbst heißt er Joseph und ist der 4. December 1742 als sein Geburtsdatum angegeben]. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 665. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, J. A. Barth, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 149 [dieser und die National-Encyklopädie nennen ihn Johann Gottfried und lassen ihn am 3. September 1743 geboren sein]. – Pleischel (Adolph Martin Dr.), Das chemische Laboratorium an der k. k. Universität zu Prag. Entstehung und gegenwärtiger Zustand desselben (Prag 1820, Sommer), S. 1 bis 6. – Medicinisch-chirurgische Zeitung, herausgegeben von Ehrhart (1814), Bd. III, S. 320. – Krombholz, Topographisches Taschenbuch von Prag (Prag 1837), S. 235, 236, 237, 244, 245.