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BLKÖ:Mitterrutzner, Johann Chrysostomus Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 18 (1868), ab Seite: 380. (Quelle)
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Mitterrutzner, Johann Chrysostomus Joseph (theologischer Schriftsteller und Orientalist, geb. zu Tils bei Brixen in Tirol 30. Mai 1818). Sein Vater besaß ein Bauernanwesen, die Mutter war eine Schwester des ausgezeichneten Schulmanns und Gymnasial-Präfecten Valentin Forer zu Brixen. Den ersten Unterricht genoß M. in der Dorfschule zu Tils, später besuchte er die Normal-Hauptschule zu Brixen. Im Jahre 1831 trat er in das dortige Gymnasium über, das er im Hause und unter der Leitung seines strengen Onkels im Jahre 1837 mit Auszeichnung beendete. Die philosophischen Studien machte er, [381] 1837–1839, in Innsbruck, und hatte namentlich an Professor Dr. Flir [Bd. IV, S. 267] einen vorzüglichen Gönner und Freund. Im Herbste 1839 begann er die theologischen Studien in Brixen, wo damals Professor Gasser [Bd. V, S. 95], jetzt Fürstbischof von Brixen, und Fr. Jos. Rudigier, jetzt Bischof von Linz, lehrten. Nebst den obligaten Fächern betrieb M. in den drei ersten Jahren mit Vorliebe auch die orientalischen Sprachen (hebräisch, arabisch, syrisch und chaldäisch). Im Jahre 1842 trat er in das regulirte Augustiner-Chorherrenstift Neustift, und wurde nach Ablegung der Gelübde am 24. September 1843 von Fürstbischof B. Galura [Bd. V, S. 76] zum Priester geweiht. Nach dem vierten theologischen Curse begab sich M. zu weiterer Ausbildung nach Rom, wo er – mit Unterbrechung im Jahre 1845 – fast durch zwei Jahre sich mit theologischen und linguistischen Studien, besonders der neueren Sprachen, beschäftigte. Im Jahre 1846 erhielt er die theologische Doctorwürde an der Sapienza. In die Heimat zurückgekehrt, wurde er 1847 als Professor an das Gymnasium zu Brixen geschickt und seither meist zu den philologischen Fächern verwendet. In Rom hatte M. den späteren apostolischen Provicar der katholischen Mission für Central-Afrika. Dr. Ignaz Knoblecher [Bd. XII, S. 154], kennen gelernt, von woher sich das werkthätige Interesse M.’s für diese Mission schreibt, wie er denn auch in den Ferien 1856 nach Egypten reiste, um 8 schwarze Zöglinge der Missionsschule zu Chartum zur weiteren Ausbildung nach Europa zu bringen. Durch die jahrelange Correspondenz mit fast allen katholischen Missionären in Central-Afrika und Benützung ihrer Manuscripte, sowie durch den mündlichen Verkehr mit dem 1863 nach Brixen gekommenen talentvollen Missionszögling Fr. X. Logwit-lò-Ladù aus dem Stamme der Bari-Neger, war es ihm in drei Jahren möglich, die Dinka- und Bari-Sprache gründlich zu studiren. Von literarischen Arbeiten haben wir von M.: „Immerwährender kathol. Hauskalender für kathol. Familien“, 2 Quartbände (Innsbruck 1848, Wagner), von M. ist die Kirchengeschichte, Legende, Erklärung der Ceremonien und die Beschreibung Roms; das Uebrige von Professor Rothmiller; – „Leben des ehrw. Dieners Gottes Vincenz M. Strambi, Bischof von Macerata und Talentino“ (Schaffhausen 1854, Hurter); – „Medidationes ad usum Cleri. Aus dem Italienischen von Scotti“, 4 Bände (Innsbruck 1855 und 1856, Wagner); – „Lebensbeschreibung des Alois Haller, apostol. Missionärs in Chartum“ (Innsbruck 1855, Wagner); – „Leben und Verehrung der h. Agnes. Aus dem Italienischen“ (ebd. 1859, F. Rauch); – „Wien des sel. (heil.) Paul vom Kreuze, Stifters der Passionisten“ (ebd. 1859, F. Rauch); – „Die Dinka-Sprache in Central-Afrika. Grammatik, Text und Wörterbuch“ (Brixen 1866, Wagner); – „Die Sprache der Bari in Central-Afrika. Grammatik, Text und Wörterbuch“ (Brixen 1867, Wagner); – kleinere Schriften oder in Zeitschriften zerstreute Aufsätze, u. z. in den Katholischen Blättern aus Tirol, Jahrg. 1844: „Der animal. Magnetismus und die Wunder Christi“; – im Neuen Sion, Jahrg. 1847: „Hirtenbrief des Bischofs von Rio-Janeiro. Grafen Iraja. Aus dem Portugiesischen übersetzt“; – 1854: „Das Glück der Völker, ein Ausfluß des Evangeliums. 12 Reden von Tavazzi. Aus dem Italienischen“; – „Gregor XVI. Eine Lebensskizze“; – im Phönix (Innsbrucker Blatt) 1850: [382] „Erinnerung an Cardinal Mezzofanti“, auch separat abgedruckt; – im Innsbrucker Gymnasial-Programme für 1851: „Leichte Methode für Lateiner, italienisch zu lernen“; – in den Annali delle scienze (Rom) 1852: „Analisi dell’ opera: Institutiones Patrologiae dei Dottor G. Fessler; – im Brixener Gymnasial-Programme für 1856: „Die rhätoladinischen Dialekte in Tirol und ihre Lautbezeichnung“; – in demselben für 1861: „Geographische Notizen aus dem apostol. Vicariate in Central-Afrika“. Von M. herausgegeben wurde der schriftliche Nachlaß des 1857 verstorbenen Professors Al. Meßmer [Bd. XVII, S. 450], und zwar: dessen drittes Bändchen „Reiseblätter“ (Innsbruck 1858, Wagner); – „Erklärung des Johannes-Evangeliums“ (Innsbruck 1860, Wagner); – „Erklärung des 1. Korinther-Briefes“ (Innsbruck 1860, Rauch); – „Erklärung des Galater-Briefes“ (Brixen 1862, Wagner); – „Erklärung des Colosser- und Jacobus-Briefes“ (Brixen 1863, Wagner); – sowie dessen „Introductio in libros N. J.“ (Innsbruck 1858, Wagner) – und endlich das von Vonbank verfaßte Lebensbild Meßmer’s in 2 Bänden (Brixen 1860–1862, Wagner). Schon im Jahre 1852 übersandte die Akademie der katholischen Religion an M. das Diplom eines ordentl. corresp. Mitgliedes. Als Anerkennung seiner Verdienste um die afrikanische Mission ließ ihm der heil. Vater im Jahre 1856 ein eigenhändig unterzeichnetes Schreiben und im Jahre 1863 durch Cardinal Barnabò eine silberne Denkmünze zustellen. Se. Majestät der Kaiser von Oesterreich verlieh ihm in Anerkennung seiner Verdienste im Lehramte, um die Wissenschaft und um die kath. Mission in Central-Afrika im Jahre 1866 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens, sowie im Jahre 1867 die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft. Das „Institut d’Afrique“ in Paris ernannte M. wegen der hervorragenden Leistungen auf dem Gebiete der afrikanischen Sprachenkunde zu seinem „Ehren-Präsidenten“.

Kleines biographisches Lexikon, enthaltend Lebensskizzen hervorragender, um die Kirche verdienter Männer (Salzburg 1861, Endl u. Penker; später Znaim 1861, Lenck, 8°.) S. 85.