BLKÖ:Petrovsky, Franz Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 22 (1870), ab Seite: 131. (Quelle)
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Petrovsky, Franz Freiherr (k. k. Oberst und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Fünfkirchen in Ungarn im Jahre 1720, gest. in Sachsen 3. Februar 1763). Er trat als Gemeiner bei dem 3. Huszaren-Regimente Graf Széchényi ein und schwang sich durch seine ausgezeichnete Tapferkeit während des Erbfolgekrieges zum Rittmeister empor. Bei Beginn des siebenjährigen Krieges, 1756, war er bereits Major. Nachdem die Schlacht von Prag geschlagen worden, führte er bei der Eroberung von Brandeis die Avantgarde, zeichnete sich persönlich aus, wurde im Jahre 1758 Oberstlieutenant und im folgenden Jahre Oberst. In dieser letzteren Stellung vollführte er eine Reihe ausgezeichneter Waffenthaten. Bei Meissen, wo sich die preußischen Generale Fink und Wunsch auf den Anhöhen postirt hatten und am 21. September 1759 das österreichische, von General Hadik befehligte Corps mit Ungestüm angriffen, drang Petrovsky mit seinem Huszaren-Regimente auf den Feind ein, warf ihn dreimal, zuletzt bis in seine Schanzen zurück, bei welcher Gelegenheit er eine Menge Gefangene machte. Bei Maxen am 19. November griff er, obgleich ohne Infanterie und ohne Geschütz, ein zur Verstärkung des Feindes heranrückendes ansehnliches Corps unverzüglich an, ließ sich durch das verheerende feindliche Kartätschenfeuer nicht abhalten, den zurückgeworfenen Feind zu verfolgen, bei welcher Gelegenheit er wieder viele Gefangene machte und mehrere Bagagewagen erbeutete. Am folgenden Tage beunruhigte er den Feind während aller seiner Bewegungen, und während dieser Alles versuchte, sich auf den Anhöhen festzusetzen, griff ihn P. mit seinen Huszaren so herzhaft an, daß er seine Kanonen im Stiche ließ und schleunige Flucht ergriff, auf welcher ihn P. eine weite Strecke verfolgte. Am 19. Juli 1760 unterstützte P. den General Ried in seiner Unternehmung gegen den Feind auf’s Wirksamste, drang mit der Avantgarde seines Regiments in die feindliche Infanterie, hieb eine Menge zusammen, machte viele Gefangene und erbeutete mehrere Geschütze und Munitionswagen. Durch den [132] glücklichen Ausgang dieser Affaire wurde die Communication der Dresdener Besatzung mit der Armee des Feldmarschalls Daun wieder eröffnet. Einen nicht minder glänzenden Erfolg erzielte P. im Gefechte bei Torgau, 3. November, wo er die Anordnungen des Generals Ried auf das Wirksamste unterstützte und mit seinen zwei Schwadronen plötzlich in den rechten Flügel des Feindes fiel, der, so überrascht, bald in Unordnung gerieth und fünf Geschütze, drei Fahnen nebst einer großen Menge von Gefangenen verlor. Als schon das Elitecorps der preußischen Gendarmerie ihren fliehenden Kameraden zu Hilfe eilte, feuerte P. seine beiden, von dem bisherigen Kampfe nahezu erschöpften Schwadronen zu erneuertem Angriffe an, zersprengte das preußische Elite-Regiment der Gendarmen, erbeutete neue drei Fahnen und machte eine Menge Officiere, darunter den General Pilaire, und viele Soldaten zu Gefangenen. Als nun gar das Ziethen’sche Corps vorrückte und darauf die schon fliehenden Preußen sich zu neuem Angriffe ermannten, wodurch die Unseren mit einem Male zwischen zwei Feuer geriethen, machte P. eine letzte Anstrengung, warf sich den anrückenden Preußen von Neuem entgegen, trieb sie zurück und nahm ihnen zwei Geschütze ab. Endlich, als durch die Vereinigung des Königs mit dem Corps von Ziethen jeder weitere Widerstand der Unseren vergeblich war, brachte P. sein Regiment zwischen zwei feindlichen Treffen glücklich in Sicherheit. Den hier in Kürze erwähnten Waffenthaten P.’s folgten unmittelbar darauf noch viele andere, doch sei nur mehr der einen, im November 1761 ausgeführten gedacht. General Ried hatte den Auftrag erhalten, mit seinem Corps eine Unternehmung in der Nähe von Freiberg zu unterstützen und somit über die Vorpostenlinie hinauszurücken. Oberst P. erhielt in Folge dessen Befehl auf das Signal von drei Kanonenschüssen die feindlichen Vorposten zu alarmiren. P. vollzog pünctlich den ihm gewordenen Befehl; aber er that noch mehr. Auf dem Orte seiner Bewegungen befand sich die sogenannte vom Feinde besetzte Lerchenschanze. Diese schon von Natur aus sehr glücklich gelegen, mit durch Defiléen erschwerten Zugängen, war auch noch durch künstliche Mittel in trefflichsten Vertheidigungsstand gesetzt. Von einer dreifachen Reihe Wolfsgräben und spanischer Reiter umgeben, war sie von einer hinlänglichen Besatzung vertheidigt und mit zwei Geschützen armirt. Nebstdem war das vor ihm sich ausbreitende Feld mit Schanzen besteckt, welche ihr Feuer nach allen Seiten spielen ließen. Da drang Oberst Petrovsky mit 150 Mann seiner Avantgarde durch Defiléen, Wolfsgruben, spanische Reiter, von allen Seiten von einem Kugelregen empfangen, mit dem Säbel in der Faust, unaufgehalten im Sturme auf die Schanze ein, deren Besatzung er zum großen Theile niedersäbelte, während er die beiden Geschütze erbeutete. Als nun ein preußisches Freibataillon herbeieilte, um ihm diesen glänzenden Sieg streitig zu machen, drang er auch noch auf dasselbe ein, zersprengte es und machte eine große Menge Gefangene. P. wurde für seine mit solcher Bravour und mitunter von nachhaltigem Erfolge begleiteten Waffenthaten in der 7. Promotion (vom 30. April 1762) mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet, welche Auszeichnung er aber nicht lange überlebte. Noch vor Beendigung des Krieges starb der Kriegsheld in Sachsen im Alter von erst 43 Jahren, [133] nachdem er 22 Jahre in der kaiserlichen Armee mit solchen Ehren gedient.

Neue militärische Zeitschrift (Wien, 8°.) Jahrg. 1811, 3. Theil, 8. Heft, S. 64. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 140 u. 1730.