BLKÖ:Potier des Echelles, Leopold Freiherr
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 23 (1872), ab Seite: 144. (Quelle) | |||
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[145] das Infanterie-Regiment Wartensleben einzutreten. Schon als Cadet zeichnete sich P. aus, indem er mit 15 Freiwilligen in der Nacht vom 10. auf den 11. October 1799 das Dorf Cabane im genuesischen Gebirge überfiel, mehrere Franzosen zu Gefangenen machte und die Marschrichtung des feindlichen Generals Votrin auskundschaftete, der zwei zur Besatzung des Castells Compiano bestimmte Compagnien von Frehlich-Infanterie abzuschneiden drohte. Am 9. Mai 1800 wurde P. Fähnrich und am 1. Februar 1804 Lieutenant in demselben Regimente. P. machte 1805 als Brigade-Adjutant des Generals Grafen O’Donnell den Krieg in Deutschland mit und that sich im Gefechte bei Günzburg am 9. October 1805 rühmlich hervor, indem er mit 120 Mann von Spork-Infanterie den Feind, welcher eben den Versuch machte, dem Regimente Jellačić, welches den östlichen Theil der Stadt vertheidigte, in die rechte Flanke zu fallen, aus den schon von ihm besetzten Gartenhäusern vertrieb, und die Verbindung des Regimentes Jellačić mit der bei Leinen aufgestellten Cavallerie, wieder herstellte. In den Friedensjahren 1807 und 1808 wurde P. bei der k. k. astronomisch-trigonometrischen Ländervermessung in Böhmen verwendet. 1809 kam er als Oberlieutenant in den General-Quartiermeisterstab, wo er die Schlacht von Aspern und die bei Znaim mitfocht. 1811 zum Hauptmann in demselben Corps befördert, machte P. 1812 den Feldzug in Rußland mit, wo er sich am 12. August in der Schlacht bei Podubnie, am 13. August bei der Verfolgung des Feindes bis Kobrin und besonders am 25. August in dem hartnäckigen Gefechte bei Stara Wischwa so rühmlich hervorthat, daß ihn der Feldmarschall Fürst Schwarzenberg in der dem Kaiser eingereichten Relation unter den Braven des Tages nannte. Am 16. October nahm P. an der Spitze zweier Escadronen von Hessen-Homburg-Huszaren den Ort Międczycze ein, reinigte die Gegend von der streifenden feindlichen Cavallerie, so daß die k. k. österreichischen Colonnen unbeirrt ihren Marsch fortsetzen konnten. Ebenso zeichnete er sich in dem Waldgefechte bei Rudna aus und wurde abermals in der Relation belobt. Am 19. August 1813 focht er bei Gabel an der Seite des General-Majors Grafen Neipperg, welcher seinen Muth und seine Beharrlichkeit außerordentlich rühmte. Viel trug P. auch zu dem glücklichen Ausgang der Gefechte an der Teufelsmauer, bei Böhmisch-Leippa, Langenbruck und Reinowitz bei. Durch die Organisirung eines Landsturmes im Isergebirge, wo P. binnen 36 Stunden 1700 bewaffnete Landleute zusammenbrachte, da die k. k. Truppen allein zu schwach waren den Feind zu vertreiben, schützte P. die Stadt Reichenberg vor Plünderung und Zerstörung. 1814 focht P. wieder in Italien, wo er am 18. Jänner von Seyssel in Savoyen über steile Gebirgshöhen eine Colonne in die linke Flanke des Feindes führte, wodurch dieser die Räumung der Stadt Rumilly zu beschleunigen gezwungen wurde. Bei dem Angriffe auf den wichtigen Paß la Crotte, führte P. eine Seitencolonne aus vier Compagnien Infanterie aus dem Yere-Thale über das hohe, schroffe, mit klaftertiefem Schnee bedeckte Gebirge, bei welchem Marsche selbst die als Wegweiser mitgegebenen Savoyarden den Gipfel des Berges zu erreichen verzweifelten. Dessenungeachtet war P. der erste, welcher den Gipfel mit dem Rufe: „Es lebe der Kaiser Franz!“ [146] erklomm. Trotzdem nun eine andere stärkere Colonne, die von der entgegengesetzten Seite auf les Echelles marschiren sollte, nicht erschien, stieg P. mit seiner Truppe hinab, wendete sich gegen diese Stadt und griff sie rasch und entschlossen an. Der Feind, plötzlich im Rücken angegriffen, zog sich mit einem bedeutenden Verlust an Todten, Verwundeten und Gefangenen bis Grenoble zurück. Durch die Einnahme dieser Stadt konnte General-Major Baron Zechmeister seine bei la Crotte errungenen Vortheile besser benützen und den bereits eroberten Theil Savoyens leichter behaupten. Einen ähnlichen höchst beschwerlichen Zug führte P. am 6. Februar 1814 in der Schlucht bei Belle Combe aus, wo er auch die Höhen von Croizet, hinter der feindlichen Front erstieg, um die am Fuße des Berges liegende Festung Barraux zu sehen und über den Zustand derselben Bericht zu erstatten, welcher für die ferneren Operationen von großer Wichtigkeit war. Am 14. Mai führte P., als der Feind im Gefechte bei Chambery das auf einer Anhöhe liegende Schloß Montagny zum zweiten Male stürmen wollte, durch eine unwegsame Gegend, mit Hilfe von Soldaten eine halbe Batterie und zwei Haubitzen, in die rechte Flanke des Feindes und zwang ihn durch ein wohlgezieltes Feuer zum Rückzuge. Am 1. März 1814 griff der Feind mit 10.000 Mann die nur 5500 Mann starke, vom Feldmarschall-Lieutenant Grafen Klebelsberg befehligte, befestigte Stellung der Oesterreicher bei St. Julien und Landrecy an. Zuerst drang er gegen den rechten Flügel St. Julien und mit solcher Uebermacht vor, daß die Behauptung dieser Stelle schon sehr zweifelhaft war. Da eilte P. aus eigenem Antriebe auf den linken Flügel und griff mit fünf Compagnien Kaunitz-Infanterie den Feind in der rechten Flanke an, der sich eben zum Sturme auf Landrecy rüstete. Nach hartnäckigen Kampfe wurde der Gegner mit bedeutendem Verluste in die Flucht geschlagen. Der Feind auf dem anderen Flügel zog sich, um seinen Rückzug besorgt, selbst zurück. Für diese heroische That erhielt P. das Ritterkreuz des österreichischen Leopold-Ordens und nach beendetem Feldzuge von dem Könige von Sardinien das Kleinkreuz des Mauritius- und Lazarus-Ordens. 1815 focht P. noch im Feldzuge gegen Neapel in der Schlacht bei Tolentino an 3. Mai, wo er den Ort Monte Melone eroberte. Am 16. Juli 1815 wurde P. zum Major befördert und in demselben Jahre für die in 14 Schlachten, 48 großen und 37 kleinen Gefechten und zwei Belagerungen geleisteten ausgezeichneten Dienste mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens belohnt. 1817 wurde P. mit Diplom vom 26. April in den österreichischen Freiherrnstand mit dem Prädicate des Echelles erhoben. Im Jahre 1824 trat er aus dem activen Dienste und erhielt bei dieser Gelegenheit den Oberstlieutenants-Charakter; 16 Jahre noch überlebte P. seine Pensionirung und starb zu Tyrnau in Ungarn wohl älter als 50 Jahre, wie Hirtenfeld angibt [vergl. d. Quellen].
Potier des Echelles, Leopold Freiherr (k. k. Oberstlieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Krosna in Galizien um das Jahr 1785, gest. zu Tyrnau in Ungarn 10. September 1840). Kam 1794 in das Waisenhaus nach Wien, von dort in die k. k. Militärakademie nach Wiener-Neustadt, welche P. 1799 verließ, um am 6. April desselben Jahres, als Cadet in- Freiherrnstands-Diplom ddo. 26. April 1817. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1295 u. 1750 [Hirtenfeld gibt daselbst an, P.. sei im Jahre 1840, als er starb, 50 Jahre alt gewesen, demnach wäre P. 1790 geboren. Nun aber gibt Hirtenfeld in Uebereinstimmung mit den eigenen Acten P.’s das Jahr 1799 als das seines Eintrittes in die k. k. Armee an, folglich wäre P. schon mit neun Jahren als Cadet in die k. k. Armee getreten, was wohl nicht anzunehmen ist. Vielleicht soll es statt 50 [147] 59 heißen?]. – Leitner von Leitnertreu (Theodor Ign.), Ausführliche Geschichte der Wiener-Neustädter Militär-Akademie (Hermannstadt 1852, Th. Steinhaussen, 8°.) Bd. I, S. 467. – Wappen. Ein blauer Schild, der von einem silbernen verschobenen Balken quergetheilt und von einer Freiherrnkrone mit fünf Perlen bedeckt ist. In dem oberen Felde zeigt sich ein vorwärts schreitender, silberner Löwe mit roth ausgeschlagener Zunge und über den Rücken gewundenem Schwanze, welcher rechts von einem silbernen Pfeile mit abwärts gekehrter Spitze begleitet ist, und in der unteren Hälfte ist der Löwe des ersten Feldes wiederholt, statt des Pfeiles aber ist eine Leiter mit sechs Sprossen zu sehen. Den Schild halten mit den vorderen Pranken zwei aufrecht stehende ungekrönte goldene Löwen.