BLKÖ:Puff, Rudolph Gustav

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Puff, Ferdinand
Band: 24 (1872), ab Seite: 63. (Quelle)
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Puff, Rudolph Gustav (Schriftsteller, geb. zu Holzbaueregg nächst Großflorian im Marburger Kreise Steiermarks am 10. Juli 1808, gest. zu Marburg 20. Juni 1865). Aus einer seit ein paar Jahrhunderten in der Steiermark ansäßigen Familie, die in den verschiedenen Kriegen und endlich durch das Finanzpatent vom Jahre 1811 den letzten Rest ihres Vermögens eingebüßt. Puff’s Vater lebte als ständischer Beamter in Gratz. Die unteren Schulen [64] und das Gymnasium besuchte der Sohn in Gratz. Nachdem der Vater im Jahre 1823 gestorben, übersiedelte die Mutter im Jahre 1825 nach Wien, wo P. die Studien fortsetzte und durch Bekanntschaft mit geistvollen Männern und Frauen, wie Schleifer, Schubert, Freiin Perin, Frau Karoline Pichler u. A., die erste Anregung zu geistigem Schaffen erhielt. Kleine Reisen, die er in den Ferien unternahm, erweiterten seinen Gesichtskreis und weckten seine Beobachtungsgabe. Der plötzliche Tod seiner Mutter, die, erst 39 Jahre alt, starb, und wovon er während eines Aufenthaltes in Gratz Kunde erhielt, wiesen den vermögungslosen Studiosus auf seine eigene Kraft an. Es gelang ihm, da er die vollkommene Kenntniß der italienischen Sprache besaß, eine Correpetitorsstelle der Mathematik und Physik für die damals in Gratz in größerer Anzahl die Hochschule besuchenden Italiener zu erlangen. Er selbst begann die juridischen Studien und hörte nebenbei Erziehungskunde und Aesthetik. Auch arbeitete er, damals 18 Jahre alt, an einem größeren Werke: „Die Götter der nordischen Welt“, sowohl germanischen als slawischen Stammes, welches jedoch ungedruckt geblieben. Auch während der juridischen Studienzeit machte er – meistens allein – größere Fußreisen nach Bayern, Italien und Böhmen. Im Jahre 1830 beendete er das Studium der Rechte, erlangte die philosophische Doctorwürde und bewarb sich sofort um ein Lehramt; wurde noch im Juli desselben Jahres Supplent der Humanitätsclassen in Marburg und im Mai 1831 wirklicher Humanitätsprofessor in Capo d’Istria, nachdem er die Idee, dem Auditoriate sich zuzuwenden, seiner Heirath wegen aufgegeben hatte. Nach kurzem Aufenthalte in Capo d’Istria tauschte er, um in sein Vaterland zurückzukehren, mit Professor Suppanschitz nach Marburg, welchen Tausch er aber der mißlichen collegialen Verhältnisse wegen, die er in Marburg antraf und in seiner kurzen, bei Kehrein abgedruckten Selbstbiographie mit bitteren Worten schildert, leider bald zu bereuen hatte. Alle Versuche um Versetzung an eine andere Lehranstalt – er hatte an ein Dutzend Concurse fruchtlos geschrieben – scheiterten an der Ungunst der Verhältnisse. Einigermaßen Ersatz für ein verfehltes Lebensziel – verfehlt, weil ihm die Menschen, mit denen er in steter Wechselwirksamkeit bleiben mußte, nicht immer achtungswürdig erschienen – bot ihm die Schriftstellerei, der er sich auch mit allem Eifer hingab. Als Schriftsteller auf dem Gebiete der steierischen Geschichte und Topographie, dann auf jenem der Belletristik war er ungemein fruchtbar. Außer mehreren selbstständigen Werken, welche jedoch sowohl in Kaiser’s als Heinsius’ Bücher-Lexikons fehlen und deren bibliographische Titel mir nur bei wenigen aufzufinden gelang, schrieb er viel in verschiedene Fachblätter und vieles hat er ungedruckt in Handschrift hinterlassen. Von seinen gedruckten Werken sind mir bekannt: „Erinnerung an Gleichenberg. Eine kurze historisch-topographische Skizze dieses Badeortes und seiner malerischen Umgebungen .... Mit einem Situationsplan“ (Gratz 1839, Kaiser, 8°.); – „Dasselbe mit 17 lithographirten Ansichten“ (ebd. 1839); – „Wegweiser für den Badeort und die Umgebung von Gleichenberg. Mit 1 Situationskarte und 10 Ansichten“ (ebd. 1845, 8°.); – „Wegweiser in sämmtliche Gesundbrunnen und Bäder der Steiermark. Für Reisende und Curgäste. Mit 3 lithographirten Ansichten und 1 (lith.) Situationsplane der Umgebung von Rohitsch und Gleichenberg“ (in Fol.) (ebd. [65] 1854, 16°.). Nur die vorstehenden Werke fand ich in den Bücherkatalogen verzeichnet; noch aber sind von ihm erschienen: „Marburg in Steiermark. Seine Umgebung, Bewohner und Geschichte“, 2 Bde. (Gratz 1847, Leykam’s Erben, 8°.); – „Marburger Taschenbuch für Geschichte, Landes- und Sagenkunde der Steiermark und der an dieselbe angrenzenden Länder“ , 3 Jahrgänge (Gratz 1853, 1854, 1855, gr. 12°.). Aus seinen eigenen biographischen Aufzeichnungen und den nach seinem Tode erschienenen Nekrologen erhellet aber noch die Herausgabe folgender selbständiger Werke: „Von der Mur und der Drave“, 10 Hefte steierischer Volkssagen (Gratz 1830, Ludwig); – „Gedichte“, 2 Bände (Marburg 1835 u. 1836, Janschitz); – „Sagen und Erzählungen aus meinem Wanderleben“, 2 Bde. (1837 u. 1838); – „Frühlingsgrüsse“, zehn Fortsetzungen, historischen und belletristischen Inhalts (1839 bis 1846); – „Wegweiser von allen benachbarten Hauptstädten nach Gratz“ (1843), anläßlich der Versammlung der Aerzte und Naturforscher in Gratz herausgegeben; – „Freundes Gruss aus Marburg, Erzählungen, Biographien, Skizzen und Dichtungen“. In Handschrift befanden sich in seinem Nachlasse außer zahlreichen Gedichten und einigen dramatischen Arbeiten eine Geschichte der Steiermark, die Burgen von Innerösterreich, Wanderungen durch die norischen Alpenländer, Geschichte der österreichischen Landwehr von 1809 (unvollendet), Chronik des Jahres 1848, Skizze der österreichischen Nationalgarde (unvollendet), Monographie des Pacherer Gebirges, außerdem reiche Materialien zu seinen topographischen, genealogischen und historischen Studien. Seit Jahren war er fleißiger Mitarbeiter der Vereine, deren Mitglied er war, ferner der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“, der „Wiener Zeitung“, „Presse“, „Carinthia“, der „Blätter aus Krain“, der „Theater-Zeitung“ von Bäuerle, des „Katholischen Wahrheitsfreundes“, der Hirtenfeld’schen „Militär-Zeitung“, des Ebersberg’schen „Zuschauers“, der „Gratzer Zeitung“, ihrer Beilage „Der Aufmerksame“ und der „Gratzer Tagespost“. Von den von ihm verfaßten Nekrologen sind mir bekannt jene des Schriftstellers Sonntag, des Grafen Vincenz von Trautmannsdorf, des Dichters Joseph Fischer, des letzten Grafen von Schärfenberg, des Tiroler Mechanikers Tschuggmal, des Kupferstechers Friedr. John. Viele seiner Correspondenzen und in Zeitschriften abgedruckten Aufsätze erschienen unter dem Pseudonym Rudolph Bacherer. P. war Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Vereine, und zwar des historischen Vereins für Steiermark, Kärnten und Krain, des historischen Vereins von Kärnthen, der k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft von Steiermark, des historischen Vereins von Krain, des historischen Vereins von Croatien und des geognostisch-montanistischen Vereins von Steiermark. Die Stadt Marburg aber, wo er so viele Jahre als Lehrer gewirkt und welches er in Schriften so umfassend geschildert, hat ihn im Jahre 1846 zu ihrem Ehrenbürger gewählt. P. war zweimal verheirathet, zuerst seit 1830 mit Josephine Sprung aus Gratz, aus welcher Ehe vier Söhne und zwei Töchter entsprangen, von denen jedoch nur zwei Söhne: Hermann – im Jahre 1865 k. k. Hauptmann – und Alois – damals Jägercadet – den Vater überlebten. Nachdem seine erste Gattin im Jahre 1854 gestorben, vermälte sich P. im Jahre 1861 zum zweiten Male mit Auguste Gunis. Als Mensch und [66] Lehrer erfreute sich P. hoher Achtung, sein reiches Geistesleben brachte ihn in ehrenvolle Beziehungen mit Männern und Autoritäten der Wissenschaft. Er war ein eifriger Sammler, Zeugniß davon geben seine Sammlungen von Antiquitäten aller Art, von Mineralien, Conchylien, von Siegeln, Wappen, Münzen, Bildnissen u. dgl. m. Als Localhistoriker der Stadt Marburg – die ihm gleichsam eine zweite Vaterstadt geworden – wird er seinen Werth behalten. Das Ehrengeleite, das seinem Sarge folgte, war ein Beweis, welcher Achtung sich der Dahingeschiedene als Mensch, Lehrer und Bürger der Stadt Marburg erfreute.

Morgenpost (Wiener polit. Blatt) vom 4. Juli 1865. – Marburger Correspondent (Lokalblatt) vom 23. und 25. Juni 1865. – Telegraph (Gratzer polit. Blatt) 1865, Nr. 144. – Grazer Zeitung 1865, Nr. 146. – Hoffinger (J. Ritter von), Oesterreichische Ehrenhalle (Wien, gr. 8°.) III, S. 66. – Kehrein (Joseph), Biographisch-literarisches Lexikon der katholischen deutschen Dichter, Volks- und Jugendschriftsteller im 19. Jahrhundert (Zürch, Stuttgart und Würzburg 1870, Leo Wörl, gr. 8°.) Bd. II, S. 24–33. –