BLKÖ:Ribini, Johann Daniel

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Ribini, Johann
Band: 26 (1874), ab Seite: 10. (Quelle)
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Ribini, Johann Daniel (k. k. Hofsecretär, geb. zu Preßburg in Ungarn im Jahre 1760, gest. zu Wien 16. Jänner 1820). Ueber diesen, durch großes umfassendes Wissen und Scharfsinn in seinen Bemerkungen interessanten Mann liegen nur die spärlichsten Lebensnachrichten vor. Eine Vermuthung – und ich glaube, keine unrichtige – ist es, wenn ich ihn für den Sohn des Preßburger Pastors Johann Ribini [s. d. Vorigen] halte. Jedenfalls war er auch Protestant, hatte im Elternhause eine sorgfältige Erziehung genossen, welche dann auf ausländischen Universitäten vollendet wurde. In Göttingen hatte er mehrere Jahre zugebracht, die Vorträge von Kästner und Lichtenberg gehört und sich dort mit vielen geistvollen Männern jener Zeit befreundet. Nachdem er noch weite Reisen durch Deutschland, Schweden, England und Italien unternommen, kehrte er in seine Heimat zurück und war, wie Gräffer schreibt, an das gräflich Hunyadische Haus als Secretär oder doch in ähnlicher Stellung attachirt. Gelegentlich seines Ablebens erscheint er als k. k. Secretär der in Canal- und Bergbau-Angelegenheiten aufgestellten Hofcommission, welche Stelle er bereits seit dem Jahre 1798 innehatte. Paul von Dercsényi in dem seinem Freunde gewidmeten Nekrologe entwirft von demselben ein zu interessantes Bild, um nicht die bezeichnendste Stelle herzusetzen. „Mit tiefer Einsicht“, schreibt Dercsényi „umfaßte dieser gründliche Vielwisser die verschiedensten Zweige menschlichen Wissens. Mit jugendlichem Feuer verfolgte sein kräftiger Geist die Fortschritte in der Kenntniß der drei Naturreiche, der Physik, der Chemie, der Mechanik, der Hydraulik, der Hydrostatik, der Optik, der Astronomie, während derselbe mit gleicher Neigung von den Erfordernissen unserer Landwirthschaften und Krankheiten unserer Säugethiere sprach; bereitwillig die Verfassung vieler Aufschriften oder Aufsätze in der lateinischen und griechischen Sprache über sich nahm; deutsche und französische Manuscripte zur freundschaftlichen Correctur durchging, und außerdem mit dem Engländer, Italiener, Ungarn sich in eines Jeden Muttersprache unterhalten konnte. Man mußte erstaunen, wenn derselbe nach tief eindringenden Gesprächen über die Theorie der alten und neuen Philosophie; von Horaz wie von Bürger, von [11] Homer wie von Schiller sprach; oder die zahlreichste Gesellschaft mit seinen eigenen, gewöhnlich kleinen Dichtungen und seinem unerschöpflichen Witze, der stets schlagfertig und schlagend, niemals verwundend, war, entzückte.“ Was nun Ribini’s schriftstellerische Thätigkeit anbelangt, so führt ihn Gräffer als Mitarbeiter des Wiener Conversationsblattes und Dercsényi als Verfasser verschiedener Aufsätze auf, jedoch gelang mir von seinen gedruckten Arbeiten nur das Folgende aufzufinden: in der Allgemeinen Literatur-Zeitung 1797, Intelligenzblatt Nr. 130: „Freiherr von der Lühe, als Sänger des Hymnus an Flora zuerst öffentlich genannt“; – im Neuen teutschen Merkur 1801: „Nachruf an Freiherrn von der Lühe“; – 1810, im Februar: „Nekrolog auf Birkenstock“; – in den Annalen der Literatur und Kunst des In- und Auslandes. 1810, im Jänner: „Ein zweiter Nekrolog v. Birkenstock’s“; – in den Vaterländischen Blättern für den österreichischen Kaiserstaat 1810, Nr. 93–103: „Noch ein Wort über den Ahornzucker“; dann enthalten noch die österreichischen Almanache und Journale seiner Zeit von ihm verschiedene Epigramme, deutsche und lateinische; und der Reichs-Anzeiger mehrere kurze Aufsätze meist naturhistorischen Inhalts. Nebenbei sei bemerkt, daß Ribini den französischen Minister Turgot als Autor der auf Franklin als Erfinder des Blitzableiters – für welche Erfindung jedoch der mährische Pfarrer Prokop Diwisch [Bd. III, S. 324] das Vorrecht anspricht – gerichteten geflügelten Worte: eriptuit coelo fulmen sceptrumque Tyrannis, bezeichnete; in welcher Ansicht er jedoch nur theilweise, nämlich für den letzten Theil des Verses „sceptrumque tyrannis“ Recht haben mag, da ja schon M. Manilius, der zu Kaiser Augustus’ Zeiten lebte, in einer Stelle, in welcher er von den kühnen Entdeckungen des menschlichen Geistes spricht, den Vers schrieb: Eripuit Jovi fulmen viresque tonandi. Man vergleiche diesen Vers und die ganze, mit demselben zusammenhängende Stelle in M. Manilii Astronomicon ex recensione Ric. Bentleii Basil. 1740, 8°., lib. I, v. 95–105. Ribini war überdieß ein äußerst geistvoller und in feinen Kreisen der Residenz sehr beliebter Gesellschafter, der die interessantesten Erlebnisse, Züge von Personen, mit denen er im Leben und auf seinen großen Reisen verkehrt hatte, und andere Curiosa in der fesselndsten Weise vorzutragen verstand. Es ist auch bekannt, daß er ein Tagebuch geführt, welches einen Schatz von solchen Notizen, on dits, Curiosis u. dgl. enthielt, welches er bis an sein Lebensende fortgesetzt hatte. Dasselbe mochte bei dem Umfange seines Wissens und Verkehrs mehrere Bände stark und überdieß bei seiner kleinen feinen Handschrift ungemein reichhaltig gewesen sein. Wohin diese interessanten „Ribiniana“ nach seinem Tode gekommen, ist leider nicht bekannt.

Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Jahrg. 1821), Nr. 9, S. 37: „Nekrolog“. – Gräffer (Franz), Neue Wiener Localfresken (Wien 1847, 8°.) S. 109: „Ribiniana“.