BLKÖ:Rosa, Stephan

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Rosa, Joseph
Nächster>>>
d’Or, Rosa
Band: 26 (1874), ab Seite: 339. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Stephan Rosa in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Rosa, Stephan|26|339|}}

Rosa, Stephan (gelehrter Theolog, geb. zu Ragusa in Dalmatien im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts, gest. ebenda im Jahre 1770). R., über dessen Jugendzeit keine Nachrichten vorliegen, studirte die Theologie, wurde Weltpriester und war Rector zu San Giacomo di Pozzi und Sacrista an der Kathedrale zu Ragusa. Sein Streben ging zunächst dahin, die altslavische (slavo-russische) Kirchenmundart aus den Kirchenbüchern des illyrischen Volkes zu verbannen und „an die Stelle des in den glagolitischen Andachtschriften herrschenden geist- und kraftlosen slavo-russischen Kauderwelsches die illyrische Volkssprache in ihrer Reinheit und Gediegenheit beim Gottesdienste einzuführen“. In diesem Vorhaben fand er im Anbeginne sogar bei dem heiligen Vater Unterstützung, und Appendini in seinen „Notizie istorico critiche sulla antichità, storia e letteratura de’ Ragusei“ erwähnt fünf von dem Papste Benedict XIV. an Rosa erlassene Briefe, in welchen er sein Unternehmen billigt und ihn zur Verfassung einer besseren Version des Missals und der heiligen Schrift aufmuntert. Aber diese löbliche Gesinnung des h. Vaters – der damals noch nicht unfehlbar – sollte nicht lange vorhalten. Rosa’s Gegner, darunter vor allem der zelotische und gegen jede Verbesserung der Volksbildung mächtig ankämpfende Erzbischof Mathias Caraman, reichten bei dem [340] heiligen Vater Gegenvorstellungen und Verdächtigungen wieder den unberufenen Volksaufklärer Rosa ein. Rosa wehrte sich gegen seine Angreifer mit allen Mitteln der Intelligenz und Wissenschaft und überreichte seine Verteidigungsschrift: „Annotationi in ordine alla versione Slava del Missale romano“ dem Papste. Caraman seinerseits ruhte auch nicht und beantwortete diese „Annotazioni“ im Jahre 1753 mit einer Gegenschrift, betitelt: „Considerazioni ecc. ecc.“, worin er seine irrigen Grundsätze und befangenen, vor dem Richterstuhle der Wissenschaft und Vernunft unhaltbaren Ansichten darlegte, aber wie gewöhnlich im Leben, siegte auch hier – die Unvernunft. Der Druck des Missals in der illyrischen Volkssprache wurde untersagt. Rosa’s Uebersetzung der Bibel als „unslavisch“ verworfen und, wie Šáfařík berichtet, die strengste Beibehaltung des durch Caraman besiegelten slavo-russischen Kauderwelsches in den liturgischen Büchern der Glagoliter durch eine päpstliche Bulle förmlich decretirt. Deßwegen hörte aber Rosa nicht auf, die Rechte des gesunden Menschenverstandes gegen verjährte Mißbräuche und anmaßende Verfinsterungsversuche kühn zu vertreten, unbekümmert darum, ob er gegen diejenigen anstieß, in deren Händen gewissermaßen sein Schicksal und der Erfolg seiner literarischen Bemühungen lag. Der aufgeklärte Mann ließ sich durch die Decrete der auf Verdummung hinarbeitenden geistlichen Omnipotenz nicht beugen und wirkte durch That und Schrift in gemeinnütziger Weise. Die Titel der von Stephan Rosa, der sich illyrisch Stiepan Rusić schrieb, verfaßten, meist ungedruckten Schriften in illyrischer, italienischer und lateinischer Sprache sind: *„Petar Alleksivović aliti petnaešt zlamenjah, dielah i čestih Petra párvoga Samodárzsca Rusinskoga. Spievane po Stiepa Rusicu Popu Dubrovackome pod 1717“, d. i. Peter Alexiewitsch, oder fünfzehn Begebenheiten, Thaten und Reisen Peter I., Alleinherrschers von Rußland. Gesungen von Stephan Rosa, Ragusaer Priester (1717); – *„Ulomak jedne Slovnice Stiepan Rusića“, d. i. Bruchstücke eines Wörterbuches; – *„Misala Rimskoga, Slovinska iliti Ilircka štenja Vandjelah í neka pomolenha na svoj pařvoredni um povatjena“, d. i. Slovenische oder illyrische Uebersetzung des Römischen Missals, der Evangelien und einiger Andachtsübungen (1751); – *„Lettera scritta al sign. Giovanni Natali Alletti Segretario della Repubblica di Ragusa sopra S. Blasio Vescovo e Martire di Sebaste Protettore della stessa Repubblica“ (1737), Rosa führt in diesem Schreiben den Beweis, daß der h. Blasius (Biagio) nicht Bischof und Martyrer von Sebaste in Capadocien, wohl aber von Sebaste in Macedonien (dem heutigen Albanien) sei; – *„U hvalu Anice Boškoviča piesan“, d. i. Gedicht zu Ehren des A. Boscowich (1757); – *„Memoriale dell Abb. Steffano Rosa al Prefetto della Propaganda onde si correggano alcuni errori da lui annotati nelle versioni slave del Messale Romano“; – „Manuale theologicum latino illyricum explicationes, definitiones, descriptiones exhibens ordine alphabetico“, MS.; – „Xivot Gospodina Jesuša Christa etc.“, d. i. Leben unsers Herrn Jesus Christus u. s. w. (Venedig 1764, S. Ochi; 2. Ausg. ebd. 1774, 4°.); – „Sulla Logica di Aristotele. Die meisten der vorerwähnten Schriften sind, wie bemerkt, Handschrift geblieben, bei den gedruckten ist [341] in der vorstehenden Uebersicht der Druckort angegeben; die mit einem * bezeichneten befinden sich in der „Biblioteca di Fra Innocenzio Ciulich nella libreria de’ RR. PP. Francescani di Ragusa“ deren Katalog in Zara 1860 in der Gubernial-Druckerei gedruckt worden ist. Was Rosa’s illyrische Schreibart betrifft, so bemerkt ein Fachmann wie Šafařík, daß sie eine genaue Bekanntschaft mit dem illyrischen Idiom bekunde, doch werde von Einzelnen der Gebrauch gesuchter Wörter und Phrasen darin getadelt.

Paul Jos. Šafařík’s Geschichte der südslavischen Literatur. Aus dessen handschriftlichem Nachlasse herausgegeben von Jos. Jireček (Prag 1865, Friedr. Tempsky, 8°.) II. Illyrisches und croatisches Schriftthum, S. 64, 150, 204, 223 u. 242. – Gliubich di Città vecchia (Simeone Abb.), Dizionario biografico degli uomini illustri della Dalmazia (Vienna e Zara, 1856, 8°.) p. 270. – Appendini (F. M) in dem in der Biographie bezeichneten Werke, S. 305 u. 306. – Dobrowsky (Jos.), Slovanka, (Prag 1815, 8°.) S. 66 bis 68 [enthält eine ausführliche Darstellung der Schicksale der Bibelübersetzung von Stephan Rosa, die sich nach Appendini in der Bibliothek der Propaganda zu Rom befinden soll]. –