BLKÖ:Šafařík, Paul Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Šafařík, Jaroslav
Band: 28 (1874), ab Seite: 53. (Quelle)
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Šafařík, Paul Joseph (Slavist, Geschichts- und Sprachforscher, geb. zu Kobeljarovo, ungarisch Fekete Patak, im Gömerer Comitate Ungarns am 13. Mai 1795, gest. zu Prag am 26. Juni 1861). Sein Vater war evangelischer Prediger zu Kobeljarovo und ließ dem Sohne eine sorgfältige Erziehung angedeihen. Im Jahre 1805 kam dieser auf das heimatliche Gymnasium in Rosenau, 1808 auf jenes zu Dobschan und 1812 an das Lyceum nach Käsmark, wo er bis 1815 Philosophie, Theologie und ungarisches Recht studirte. Die Verhältnisse an dieser damals berühmten Lehranstalt waren für nationale Tendenzen nichts weniger als günstig, aber zunächst wurde Š.’s wissenschaftliche Entwickelung durch Männer, wie der Historiker Genersich [Bd. V, S. 133] und der scharfe philosophische Denker D. Mihalik [Bd. XVIII, S. 256][WS 1], gefördert, und die Lectüre einer böhmischen Schrift über den Werth der Muttersprache und der Nationalbildung weckten seinen Sinn für slavische Sprache und seine Liebe zum slavischen Volksthume, die er, ohne andere Völker gering zu schätzen, durch sein ganzes Leben in Schrift und Wort bethätigte. In jener Zeit wurde auch durch die Lectüre der böhmischen Volkslieder sein poetisches Schaffen angeregt, und eine Frucht dieser Zeit ist eine Gedichtsammlung: „Die Muse aus dem Tatra“ [die bibliographischen Titel seiner Werke folgen auf S. 59–61], welche von seinen slavischen Landsleuten recht beifällig aufgenommen wurde. Im October 1815 begab sich Š. über Preßburg und Prag nach Jena, wo er bis 1817 Theologie, Philosophie, Geschichte, Philologie und Naturwissenschaften unter Männern wie Eichstädt, Fries, Luden, v. Münchow, Oken [54] u. A. hörte. Indessen beschäftigte er sich auch hier mit mancherlei literarischen Arbeiten, übersetzte damals die später (1830/31) in der böhmischen Museums-Zeitschrift abgedruckten „Wolken“ von Aristophanes, bearbeitete für die Bühne Schiller’s „Maria Stuart“ u. dgl. m. In Jena, wo Š. mit Kollár [Bd. XII, S. 325] bekannt wurde, erlangte er auch die philosophische Doctorwürde und kehrte dann nach Ungarn zurück, wo er bis 1819 als Erzieher eines ungarischen Edelmannes in Preßburg beschäftigt war. In Preßburg lebte damals Palković [Bd. XXI, S. 226], ein anregender slavischer Patriot, um den sich die jüngeren, mitunter vielversprechenden Talente des Slaventhums, wie Šafařík, Palacký [Bd. XXI, S. 179], Benedicti, Jungmann, wie um einen geistigen Mittelpunct gruppirten. Mit diesen verband sich Š. zur Herausgabe einer Sammlung von Poesien, betitelt: „Anfänge des čechischen Gesanges“, worin diese jungen Poeten einen von den bisherigen Prager Dichtern unabhängigen Weg in Form und Idee einschlugen, indem sie die auf dem Accente basirte Metrik verwarfen und die der böhmischen Sprache mehr zusagende anticlassische Prosodie annahmen. Dieses poetische Schaffen steigerte auch Š.’s Aufmerksamkeit für die Lieder des slovakischen Volksstammes, die er sorgfältig sammelte und einige Jahre später veröffentlichte, überhaupt bewahrte die Volkspoesie für den Gelehrten einen bleibenden Reiz, selbst dann noch, als strengwissenschaftliche Forschungen seinen Geist vollends in Anspruch nahmen, denn noch im Jahre 1838 veröffentlichte Š. in der Museums-Zeitschrift Volkslieder der verschiedenen Slavenstämme, die er während seinen gelehrten Arbeiten sorgfältig gesammelt. Während seines Aufenthaltes in Preßburg faßte Š. den Entschluß, sein Leben der Slavistik zu widmen, welchen er auch ausführte. Im Herbste 1819 folgte er einem Rufe nach Neusatz als Professor der Humaniora an dem dortigen serbischen Gymnasium, mit welcher Stelle auch die des Directors der Lehranstalt verbunden war. Letztere legte Š. schon nach sechs Jahren, 1825, aus persönlichen Rücksichten nieder, die Professur jedoch behielt er bis zum Jahre 1833, welcher er aber im genannten Jahre auch freiwillig entsagte, um in Prag, wohin er übersiedelte, ganz seinen slavischen Forschungen und Studien sich widmen zu können. Es war dieß ein großes Opfer, welches der Gelehrte der Wissenschaft brachte, indem in der neuen Heimat, die er sich gewählt, im Anbeginne manche Lebenssorgen an ihn herantraten, die jedoch weder seinen Muth beugten, noch ihm das fest in’s Auge gefaßte Ziel verrückten. In die Periode seines Neusatzer Lehramtes, 1819 bis 1833, fallen mehrere und mitunter sehr wichtige Arbeiten, die seinem Namen unter den slavischen Gelehrten einen nicht gewöhnlichen Glanz verschafften, es sind davon zu nennen: „Die Geschichte der slavischen Sprache und Literatur nach allen Mundarten“, ein trotz seiner Mängel noch immer sehr geschätztes Quellenwerk, und seine Schrift über die Abkunft der Slaven, welche, eine Kritik und Erweiterung der gleichen Schrift Surowiecki’s, als Vorläufer seines Hauptwerkes über die slavischen Alterthümer angesehen werden kann. Auch entstanden in dieser Zeit seine serbischen Lesekörner und seine historisch-kritische Beleuchtung der serbischen Mundart. Nach seiner Uebersiedelung nach Prag lebte er im Anbeginn als Privatgelehrter, blos mit [55] seinen wissenschaftlichen Studien beschäftigt, bis er die Stelle eines Translators in russico polonicis beim Prager Magistrate erhielt, die er bis 1837 versah, und in den Jahren 1834 und 1835 besorgte er die Redaction der Volkszeitschrift „Svĕtozor“. Seine Hauptthätigkeit aber war in dieser Zeit der Bearbeitung seines Werkes über die slavischen Alterthümer, das seinen Ruf zu einem europäischen machte, gewidmet. Dasselbe, auf zwei Bände berechnet, war wohl schon im Jahre 1835 vollendet, kam aber erst im Jahre 1837 heraus, und zwar nur der erste Band, der zweite wurde nach seinem Tode aus den in Handschrift hinterlassenen Materialien zusammengestellt. Der erste, in čechischer Sprache erschienene Band, der bald nach seiner Herausgabe in’s Deutsche, Russische und Polnische übersetzt wurde, umfaßt die Geschichte der alten Slavenstämme seit den ältesten Nachrichten bis zur Christianisirung eines jeden Stammes mit einer Darstellung der Stammessitze und Stammesnamen. Von dem zweiten Bande der slavischen Alterthümer, der, wie bemerkt, erst nach Š.’s Tode im Jahre 1863 erschien, hatte Š. jedoch Einzelnes dahin Einschlägiges in verschiedenen Fachblättern veröffentlicht, so in der Museal-Zeitschrift 1832 die interessante Abhandlung über die Rusalken, 1837 über den Černoboh zu Bamberg, 1844 über Svarohov, an welche Arbeiten sich als stoffverwandt seine Abhandlung über das Rechtsinstitut Vzdání, eine andere über das slavische Erbrecht und das Statut von Poljica, einer Stadt in Dalmatien, anschließen. Das Werk über die slavischen Alterthümer sollte von Karten begleitet sein, was jedoch nicht der Fall war, wohl aber fanden sich zwei Entwürfe im Nachlasse vor: der eine, die Zeit von Herodot bis zum Verfalle der hunnischen und römischen Herrschaft (456 vor bis 476 nach Christi Geburt), der zweite den Zustand der slavischen Völker von 476 an bis zu deren Christianisirung darstellend. Diese Karten sind, wie gesagt, nicht erschienen, dafür gab Š. eine ethnographische Karte: Slovanský zemĕvid, zugleich mit dem Texte: „Slovanský národopis“, d. i. Slavische Ethnographie, im Jahre 1842 heraus; es ist das zweitgrößte Werk Š.’s, welches zwei Auflagen in čechischer Sprache und einige Uebersetzungen erlebte. Hat Š. in den „Alterthümern“ die Wohnsitze der Slaven in der Zeit vor dem ersten und in dem ersten christlichen Jahrhunderte anschaulich gemacht, so stellte er in der „Ethnographie“ die gegenwärtigen Wohnsitze derselben dar. In dem erläuternden Texte gibt er einen gedrängten Abriß über die Wohnsitze der heutigen Slaven, über die Ausdehnung der einzelnen Stamm- und Sprachgebiete, bezeichnet die Unterschiede der einzelnen Dialekte, theilt in gedrängter Kürze die Geschichte der einzelnen Literaturen und im Anhange Sprachproben in Nationalliedern mit. Wie Š. während seines Aufenthaltes unter den Südslaven sich vorzugsweise mit der südslavischen Literatur beschäftigte, so richtete er nach seiner Uebersiedlung nach Prag sein Augenmerk auf die ältesten Denkmäler der čechischen Sprache. Mit Palacký besprach und verabredete er einen Plan zur Herausgabe derselben, sowohl der gedruckten als der nur in Handschrift vorhandenen, und sollten dieselben nach und nach in einer dem Standpuncte der paläographischen und linguistischen Wissenschaften entsprechenden Bearbeitung erscheinen. Aber der von beiden Gelehrten bereits im Jahre 1834 entworfene [56] Plan gelangte erst im Jahre 1839/40 zur Ausführung und erschienen nun die ältesten Denkmäler der böhmischen Sprache: Libussa’s Gericht, Evangelium Johannis, der Leitmeritzer Stiftungsbrief und die Glossen der Mater Verborum, reich mit historischen und linguistischen Daten ausgestattet, im Jahre 1840 im Drucke. Aber auch weiter noch widmete Š. seine Aufmerksamkeit den Denkmälern der čechischen Sprache und Literatur, wie dieß die im „Rozbor staročeské literatury“, der im Jahre 1842 erschien, enthaltenen Abhandlungen über die ältesten Handschriften des böhmischen Psalters, über die Schrift: Leben Jesu, über das Evangelium des h. Matthäus u. s. w. bezeugen. Hier dürfte es auch am Platze sein, zu sagen, welche Stellung Š. zur Frage über die Echtheit der Königinhofer Handschrift[WS 2] nahm. Er erklärte, nicht Zeit und überhaupt Wichtigeres zu thun zu haben, als ein altes Schriftdenkmal gegen die Angriffe einer pyrrhonischen Kritik ängstlich in Schutz zu nehmen, ein Schriftdenkmal, das nach seiner lebendigen Ueberzeugung das Gepräge seiner Abkunft für jeden Urtheilsfähigen und Unbefangenen deutlich an der Stirne trage und somit seines ängstlichen Schutzes gar nicht bedürfe. Was nun seine Stellung im öffentlichen Leben anbelangt, so wurde Š. im Jahre 1837 zum provisorischen Censor im belletristischen und gemischten Fache, und im Frühlinge 1838 zum Redacteur der čechischen Zeitschrift des vaterländischen Museums von Böhmen ernannt, in welch letzterer Eigenschaft er bis zum Ende des Jahres 1842 thätig blieb. Im Mai 1841 ernannte ihn der Kaiser Ferdinand zum überzähligen Custos an der k. k. Universitäts-Bibliothek in Prag, im Februar 1844 rückte er in die wirkliche Custosstelle ein, bis im Jahre 1848 seine Ernennung zum Bibliothekar erfolgte, in welcher Stellung er durch 12 Jahre bis 1860 verblieb. Im October letztgenannten Jahres trat Š. mit seinen vollen Bezügen in den Ruhestand, der ihm in ehrenvollster Weise gegönnt wurde, „damit er seine ferneren Lebenstage seinen wissenschaftlichen Arbeiten zu widmen in der Lage sei“. In diese letzten zwei Decennien seines Lebens fallen nun zahlreiche, mitunter sehr wichtige Arbeiten, die, wenn sie auch an wissenschaftlicher Bedeutung seine bisherigen, namentlich die „Alterthümer“ nicht übertrafen, doch immer noch als geistige Eroberungen der von ihm bearbeiteten Gebiete angesehen werden müssen. Das wichtigste Product seiner Studien aus dieser Periode sind seine „Anfangsgründe der altböhmischen Grammatik“, welche im Jahre 1854 von der böhmischen „Matice“ herausgegeben wurde. Š. schwebte dabei die Idee einer historischen Grammatik der čechischen Sprache vor und diese „Anfangsgründe“ bildeten gleichsam die Einleitung und den Anfang zu einer solchen. Bei dem Streite um die verbesserte Orthographie war er nicht nur weit entfernt, sich an demselben zu betheiligen, sondern mit beißender Ironie fertigte er die abgeschmackten Kämpfe ab, bemerkend: man habe die Čechoslaven ohnehin bereits mit dem wenig schmeichelhaften Titel einer Philologen-Nation beehrt, nun werde man sie in Bälde mit dem noch lächerlicheren eines Alphabeten-Volkes bedenken. Was soll’s mit diesem Kampfe um Buchstaben? Halten wir uns, die wir leben, ruft er bei diesem Anlasse aus, an das, was lebt, so werden wir die wahren Förderer des „echten Slaventhums sein, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes, denn der Buchstabe tödtet, während der Geist belebt“. In [57] den Streitigkeiten, welche in den Vierziger-Jahren zwischen den böhmischen und slovakischen Schriftstellern aus Anlaß der Schriftsprache entbrannten, erhob Š. seine gewichtige Stimme zu Gunsten der althergebrachten Einheit in der Schriftsprache, welche Ansicht um so schwerer in die Wagschale fällt, als er selber dem slovakischen Stamme angehört. „Von dem Augenblicke an“, schreibt er, „als mein Geist in den Jugendjahren durch die Lectüre böhmischer Bücher erwachte und sich seiner selbst bewußt wurde, waren unsere Schriftsprache und die in ihr niedergelegten Schätze nicht nur ein unerschöpflicher Born, sondern auch der beständige Angelpunct aller Bewegungen und aller Schritte meines inneren Lebens. ... Von meinen ersten unreifen Versuchen in der Dichtkunst (1814) bis zu dem heutigen Tage ist mir nie der Gedanke gekommen, daß man für die Slovaken in einer anderen als in der Schriftsprache (čechisch) schreiben sollte, welche den Böhmen, Mährern und Slovaken von altersher gemeinsam ist, in welcher so viele erleuchtete Männer unter den Slovaken selbst, zum nicht geringen Nutzen und Vortheile aller drei Stämme geschrieben haben und annoch schreiben.“ Seit dem Jahre 1846 veröffentlichte Š. mehrere Abhandlungen philologischen Inhalts in der Museums-Zeitschrift, so im genannten Jahre: „Ueber die Bildung der Wörter durch Verdoppelung der Wurzeln, über das Erweitern der Zeitworts-Wurzeln und Stämme durch das Einschieben und durch Zuschlag von Consonanten“; im Jahre 1847: „Von der Umbildung der Guttural-Consonanten, Erklärung einiger grammatikalischer Formen in den slavischen Sprachen“; im Jahre 1848: „Philologische Darstellung des Zahlwortes“; im Jahre 1852: „Ueber das Decliniren fremdsprachlicher Wörter im Böhmischen“. Die Bewegung des Jahres 1848 führte auch Š. aus seiner stillen Gelehrtenstube auf den lärmenden Schauplatz der Oeffentlichkeit, und zwar zur Zeit, als im Mai und Juni zu Prag der Slavencongreß tagte; aber nur kurze Zeit betheiligte sich Š. an dem öffentlichen Leben und kehrte bald wieder zu seinen gelehrten Arbeiten zurück, in welchen er eine ungetrübte Befriedigung seines Schaffensdranges fand. Namentlich in der Frage über die praktische Durchführbarkeit der gleichen Berechtigung der böhmischen und deutschen Sprache in den Schulen in Böhmen gab Š. sein Votum ab, welches auf die Errichtung böhmischer Lehrstühle der Pastoral-Theologie und der Katechetik an der theologischen Facultät; der Gebärkunde, Thierarzneilehre, der Staats-Arzneiwissenschaft und Medicinalpolizei an der medicinischen; des bürgerlichen Rechtes, des Strafrechtes und Processes, der Comptabilität und des Amtsstyles an der juridischen Facultät lautete. Daß diese billigen Forderungen mittlerweile weitaus überholt worden sind, ist bekannt. Als im Jahre 1850 anläßlich der Herausgabe von Landesgesetzblättern in den Nationalsprachen das Justizministerium eigene Commissionen zur Festsetzung der Terminologie einberufen hatte, wurden die Arbeiten zu der juridisch-politischen Terminologie für die slavischen Sprachen in Oesterreich und die deutsch-böhmische wissenschaftliche Terminologie unter Šafařík’s Vorsitze ausgeführt. Sollte erstere ihren praktischen Nutzen bewähren, sobald in der Gerichtssprache das Princip der Nationalsprache zur Geltung kam, so wurde durch letztere die wünschenswerthe Gleichförmigkeit in der Schule und in der Wissenschaft bei den Böhmen erzielt. Im Jahre 1851 wendete Š. wieder [58] seine Aufmerksamkeit der südslavischen Literatur zu, von welcher er durch seine Arbeiten in der čechischen für längere Zeit abgelenkt worden war. Wie er die Sprachdenkmale der Böhmen zugleich mit Palacký edirt hatte, so begann er nun die Herausgabe der altslavischen Denkmäler der Südslaven, welchen jene der glagolitischen Schrift folgten. Von ersteren erschien nur ein Band unter dem Titel: „Památky dřevního písemnictví Jíhoslovanův“, welcher das Leben des h. Constantin Cyrill, des h. Methodius, genannt die pannonische Legende, das Leben des h. Simeon, ferner Urkunden, Briefe und Aufschriften, dann den Text des Gesetzbuches des C. Dušan und die kurzen serbischen Annalen enthält. Die Texte hat Š. mit der größten Sorgfalt revidirt und redigirt und jede einzelne Nummer mit literarhistorischen Einleitungen begleitet. Im J. 1853 folgte die Herausgabe der glagolitischen Schriften unter dem Titel: „Pohled na prvověk hlaholského pisemnictví“, nachdem er noch im nämlichen Jahre in der Museums-Zeitschrift eine Zusammenstellung dieser Schriftstücke veröffentlicht hatte. Die Sammlung der glagolitischen Schriftdenkmäler zerfällt in drei Abtheilungen, deren erstere das literargeschichtliche, die zweite das auf die Form bezügliche, die dritte aber eine Anthologie der bulgarischen und der croatischen Glagolitica enthält. Das glagolitische Studium beschäftigte Š. vorzugsweise in den letzten zehn Jahren seines Lebens; das hohe Alter dieser Schriftstücke, ihr geheimnißvoller Ursprung und die Entstehung der glagolitischen Schrift boten ihm reichen Stoff zu eindringlichem und sorgfältigem Studium. Besonders vertiefte er sich in jenes der im Jahre 1855 von Professor Höfler aufgefundenen glagolitischen Fragmente in der Handschriftensammlung des Prager Metropolitancapitels, deren Ergebniß er im Jahre 1857 in der Schrift: „Glagolitische Fragmente“ veröffentlichte, welcher im nächsten Jahre die Abhandlung: „Ueber den Ursprung und die Heimat des Glagolitismus“ folgte, worin er, an die Forschungen Dobner’s und Kopitar’s anknüpfend, auf Grund zahlreicher Belege die Priorität der Glagolitica vor der Kyriliza nachweist, erstere dem großen Slavenlehrer Cyrillus – daher ihr Name – letztere dem bulgarischen Bischof Clemens zuschreibt, von denen erstere im Besitze der römisch-lateinischen Kirche verblieb, letztere in den der griechisch-orientalischen überging. Mit diesen Schriften über die Glagolitik schloß Š. seine wissenschaftliche Thätigkeit eigentlich ab, denn, was er noch weiter veröffentlichte, ist von geringerer Bedeutung, es ist darunter besonders bemerkenswerth seine Abhandlung über das slavische Erbrecht, beziehungsweise über das älteste böhmische Sprachdenkmal: Libussa’s Gericht. Bald darauf befiel ihn eine Gemüthskrankheit, von der er sich jedoch nur theilweise erholte; kränklichkeitshalber trat er, wie schon bemerkt, im October 1860 in den Ruhestand über, den er nur Dreivierteljahre genoß, denn schon im Juni des folgenden Jahres raffte ihn der Tod im Alter von 66 Jahren dahin. Die gelehrte Welt, namentlich des slavischen Volksstammes, betrauerte tief den Tod ihres Patriarchen der slavischen Wissenschaft. Alle Biographien, die über ihn nach seinem Tode erschienen, stimmten in der Anerkennung seiner wissenschaftlichen Bedeutung überein. Š. war nicht nur ein Gelehrter, sondern ein Mann der Wissenschaft in des Wortes schönster Bedeutung. Einer seiner Biographen bezeichnet Š. [59] als einen überaus edlen Charakter; in der Erfüllung seiner Pflichten war er gewissenhaft bis zur Aengstlichkeit, ohne in Steifheit zu verfallen; gegen Verirrungen und Fehler war er strenge, doch nicht unnachsichtig; sein Thun und Lassen war das der strengsten Rechtlichkeit; man sah es ihm an, daß er bereit war, jeden seiner Schritte sogleich auch zu verantworten; daher kam es auch, daß er ein unbedingtes Vertrauen bei Jedermann besaß. Sein Aeußeres war achtunggebietend und einnehmend zugleich; er war hoch von Gestalt, stark gebaut, offen von Angesicht; die Last der Jahre und die Wucht der Lebenssorgen hatten ihn wohl gebeugt, aber nicht gebrochen. Seine Sprache war gemessen, nachdenklich, aber bestimmt und prägnant. Ein hervorstechender Zug seines Charakters war eine wahrhaft philosophische Anspruchslosigkeit und Bescheidenheit. Seine Verdienste um die Wissenschaft wurden ebensowohl in den Kreisen derselben, als höchsten Ortes verdientermaßen gewürdigt. Se. Majestät der Kaiser hatte Š. mit dem Franz Joseph-Orden, Preußen mit jenem pour le mérite, Rußland mit dem St. Annen-Orden 2. Classe in Brillanten ausgezeichnet. Seit 14. Mai 1847 war Š. wirkliches Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, ferner der königlich böhmischen Gelehrten-Gesellschaft in Prag, außerdem war Š. correspondirendes Mitglied der Akademien der Wissenschaften in St. Petersburg, Berlin, München, Göttingen; der lateinischen Gesellschaft in Jena, der archäologischen zu Odessa, der gelehrten Gesellschaft in Krakau, der kaiserlichen Bibliothek zu St. Petersburg, der Universität in Charkow und noch vieler anderer im In- und Auslande. Die königliche Hauptstadt Prag hat Š. zu ihrem Ehrenbürger ernannt. Die Uebersicht seiner selbstständig erschienenen Schriften, wie der vorzüglichsten, zerstreut in Sammelwerken abgedruckten Abhandlungen und Aufsätze, Nachrichten über seinen Nachlaß, seine Bibliothek, seine Büste, sein Grabdenkmal u. dgl. m. folgen in den Quellen.

I. Verzeichniß der Schriften Šafařík’s. a) Der selbstständigen. „Tatránska musa s lyrou slovanskou“, d. i. Die Muse vom Tatra mit der slavischen Leier (Leutschau 1814), eine Sammlung lyrischer und epischer Dichtungen Š.’s. – „Počátkové českého básnictví zvláště prosodie“, d. i. Anfangsgründe der böhmischen Dichtkunst, vorzüglich der Prosodie (Preßburg 1818), eine kleine polemisch-didaktische Schrift, welche er gemeinschaftlich mit seinen Freunden Palacký und Benedicti bearbeitete und herausgab. – „Písně světské lidu slovenského v Uhřích“, d. i. Weltliche Lieder des slovakischen Volkes in Ungarn, 2 Hefte (Pesth 1823 und 1827, 8°.), diese Sammlung slovakischer Volkslieder gab Š. gemeinschaftlich mit J. Kollar und J. Blahoslaw (Professor Benedicti in Käsmark) heraus. – „Geschichte der slavischen Sprache und Literatur nach allen Mundarten“ (Ofen 1826, 8°.), dieses Werk gab Š. auf Pränumeration heraus. – „Ueber die Abkunft der Slaven. Nach Lorenz Surowiecki“ (Ofen 1828). – „Marie Stuartka Schillerova. Překlad“, d. i. Maria Stuart von Schiller. Uebersetzung (Prag 1831, 8°.). – „Serbische Lesekörner, oder historisch-kritische Beleuchtung der serbischen Mundart. Ein Beitrag zur slavischen Sprachenkunde“ (Pesth 1833, 8°., mit einem Facsimile). – „Sváty Konstantin a Method“, d. i. Die Heiligen Constantin und Method (Prag 1837, 8°.). – „Slovanské starožitnosti. Oddíl dějepisný“, d. i. Slavische Alterthümer. Historischer Theil (Prag 1837, 1006 S. 8°.), Šafařík’s berühmtes Hauptwerk, wurde sofort von J. Bodjanskij in’s Russische (Moskau 1838), von Bońkowski in’s Polnische (Posen 1842), von Mosig v. Aehrenfeld und H. Wuttke in’s Deutsche (Leipzig 1843, 2 Bände) übersetzt. – „Monumenta illyrica seu Slavorum gentis universas Illyrici, sensu latissimo sumti, provincias ... incolentes ... literaria documenta, idiomate patrio et [60] literis cyrillicis consignata (Loco manuscripti in privatissimum editoris usum) edidit“ (Pragae 1839, 8°.). – „Die ältesten Denkmäler der böhmischen Sprache“ (Prag 1840, 4°.). aus den Abhandlungen der kön. böhmischen Gesellschaft auch besonders abgedruckt. Š. gab dieses Werk gemeinschaftlich mit Franz Palacký heraus und enthält dasselbe: Libussa’s Gericht – Evangelium Johannis – den Leitmeritzer Stiftungsbrief – Glossen der Mater verborum, sämmtlich kritisch beleuchtet. – „Slovanský národopis“, d. i. Slovenische Länderbeschreibung (Prag 1842), mit einer Mappe: Slovanský zemĕvid, d. i. Slovenische Länderschau (Fol., gest. von W. Merklas); von dieser Schrift erschienen eine zweite Auflage im näml. Jahre, eine dritte im Jahre 1849; Dalman besorgte eine polnische, Bodjanskij eine russische Uebersetzung. – „Počátkové staročeské mluvnice“, d. i. Anfangsgründe der altböhmischen Sprache (Prag 1845, 8°.), befindet sich als Vorrede im ersten Bande des Výbor ze literat. české. Eine deutsche Uebersetzung von J. P. Jordan erschien unter dem Titel: Elemente der altböhmischen Grammatik (Leipzig 1847, 8°.). – „Monumenta serbica nebo Památky dřevního písemnictví Jíhoslovanův“, d. i. Denkwürdigkeiten des alten Schriftthums der Südslaven (Prag 1851, 8°.); es sollten ein zweiter und dritter Theil folgen, aber Š.’s Tod vereitelte dieses Vorhaben. – „Památky hlaholského písemnictví“, d. i. Denkwürdigkeiten des glagolitischen Schriftthums (Prag 1853, 8°.). – „Prager glagolitische Fragmente von Höfler und Šafařík“ (Prag 1857, 4°.), auch im 10. Actenbande der Schriften der kön. böhm. Gesellschaft. – „Ueber den Ursprung und die Heimat des Glagolitismus“ (Prag 1858, 4°.). – Nach seinem Tode erschien aus seinem handschriftlichen Nachlasse von Joseph Jireček[WS 3] herausgegeben: Geschichte der südslavischen Literatur. I. Slovenisches und glagolitisches Schriftthum. II. Illyrisches und croatisches Schriftthum. III. Serbisches Schriftthum (Prag 1864 und 1865, 8°.). – Auch gab Jireček Šafařík’s gesammelte Schriften unter dem Titel: „Sebrané spisy“, díl I–IV (Prag 1861–1864, 8°.) heraus, deren erster und zweiter Theil die slavischen Alterthümer (in 2. Aufl.), der dritte die Abhandlungen aus dem Gebiete slavischer Wissenschaft, der vierte die poetischen und ästhetischen Arbeiten Š.’s, darunter die Muse vom Tatra, Gedichte, die Wolken des Aristophanes[WS 4], Maria Stuart, die Anfänge čechischen Gesanges u. s. w. enthält.
I. b) In Sammelwerken zerstreute Abhandlungen, Aufsätze, Vorreden zu einzelnen Werken u. s. w. Das ausführlichste Verzeichniß dieser zur slavischen Geschichte und Literaturgeschichte mitunter höchst wichtigen Arbeiten theilte der Prager Universitäts-Bibliothekar Dr. I. Hanus [Bd. VII, S. 339] in den Sitzungsberichten der kön. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften, Sitzung der philosoph. Section vom 18. Juni 1866, S. 8–16 mit, daher auf dieselben hingewiesen wird. Im Nachstehenden folgt nur eine sorgfältige Auswahl des Wichtigsten. In der čechischen Zeitschrift Krok: „O hexametro. Zlomek z metriky české“, d. i. Ueber den Hexameter. Bruchstück aus der čechischen Metrik (I, Heft 3, S. 1 u. f.); – „Theokritova selanka III.“, d. i. Theokrit’s 3. Hirtengedicht (I, Heft 2, S. 33). – Im Světozor: „Huculové , tatranstí horáci“, d. i. Die Huzulen, Bewohner des Tatragebirges (1834, S. 6); – „Ostatky staroslovanských her a zábav“, d. i. Ueberbleibsel altslavischer Spiele und Belustigungen (ebd. S. 342); – „Kurpini lid slovanský v Polště“, d. i. Die Kurpinen, ein Volksstamm in Polen (S. 359); – „Postřižiny“, d. i. Das Haaropferfest, insbesondere bei den Huzulen (1836, S. 15); – „Král pastýřsky v Kujevech“, d. i. Der Hirtenkönig in Kujavien (S. 190); – „Obžinky“, d. i. Das Erntefest, insbesondere bei den Polen und Rusinen (S. 199, 210); – „Hry a zábavy Starorusů“, d. i. Spiele und Belustigungen bei den Altrussen (S. 246, 286). – Im Časopis českého Muzeum, d. i. in der böhmischen Museal-Zeitschrift. Besonders in dieser Zeitschrift kommen zahlreich Š.’s Arbeiten vor, jedoch kann hier nur eine kleine Auswahl der vorzüglichsten mitgetheilt werden, auch ist das Wichtigste in den 3. Theil seiner von Jireček herausgegebenen Sebrané spisy aufgenommen worden. „O Rušalkach“, d. i. Von den Rusalien, eine Art Wald- und Feldnymphen der Slaven (1833, S. 257 u. f.); – „Nejstarší žaltář polský“, d. i. Der älteste polnische Psalter (1834, S. 347); – „Přehled národních jmen v jazyku slovanském“, d. i. Uebersicht volksthümlicher Namen in slovenischer Sprache (1835, S. 367); – „O zemi jmenované Bojky“, d. i. Von dem Lande der sogenannten Boiki (d. i. herumwandernde [61] Drahtflechter, Mausefallenverkäufer u. s. w.) (1837, S. 23); – „Podobizna černoboha v Bamberku“, d. i. Das Bildniß des Černoboh (eines slavischen Götzen) in Bamberg (ebd. S. 37); – „Slovo o českém pravopisu“, d. i. Ein Wort über die böhmische Rechtschreibung (1843, S. 3); – „O vzdánie traditio vadium starých Slovanů a Litvínů“, d. i. Ueber die rechtliche Wette der alten Slaven und Lithauer (1844, S. 384); – „O Svarohovi a Svarožiči bohů ohně pohanských Slovanů“, d. i. Von Svarohov und Svarozic, dem Feuergotte der heidnischen Slaven (ebd. S. 483); – „O jménu a položení města Vinety jinak Jumina Julina, Jomsburk imenovaného“, d. i. Ueber den Namen und die Lage der Stadt Vineta, auch genannt Jumina u. s. w. (1845, S. 3); – „O tvoření sloves a slovanské řeči pomocí osuti a přirážení souhlásek do kořene“, d. i. Ueber die Bildung von Zeitwörtern in der slavischen Sprache durch Einschiebung der Consonanten in die Wurzelsilbe (1846, S. 409 u. 560); – „O přetvořování hrdelních souhlásek v sykavky“, d. i. Ueber die Verwandlung der Gutturalen (Kehllaute) in Palatale und Zischlaute in der slavischen Sprache (1847, S. 37); – „O pěti staročeských básních, nábožného obsahů posud ještě neznámých“, d. i. Ueber fünf altböhmische geistliche, bisher nicht gekannte Lieder (ebd. S. 292); – „Výklad některých pomístních jmen národů u Bulharů a u Jíhoslovanů“, d. i. Erklärung einiger Ortsnamen bei den Bulgaren und Südslaven (ebd. S. 572); – „Myšlenky o provedení stejného práva českého i německého jazyka na školách českých“, d. i. Gedanken über die Einführung gleichen Rechtes, der čechischen und deutschen Sprache in den böhmischen Schulen (1848, S. 171); – „Rozkvet slov. literatury v Bulhársku“, d. i. Aufblühen der slovenischen Literatur bei den Bulgaren (ebd. S. 217); – „Klasobrání na poli staročeské literatury“, d. i. Aehrenlese auf dem Gebiete der altčechischen Literatur (ebd. S. 259); – „O prvověku hlaholského písemnictví“, d. i. Vom ersten Jahrhunderte der glagolitischen Literatur (1852, 3. Heft, S. 64); – „O způsobĕ, jak se mají cizojazyčná jména osob, zemi a míst psáti v české řeči“, d. i. Ueber die Weise, wie Fremdnamen der Personen, Gegenden und Ortschaften in čechischer Sprache zu schreiben sind (ebd. S. 116; vorher in den Actenbänden der böhm. Ges. 1845, Heft 4, S. 20); – „O statutu Polickém v Dalmátsku“, d. i. Von dem Statut von Poglizza in Dalmatien (1854, S. 270); – „Bratra Jana Boleslava historie bratrů českých u výtahu“, d. i. Des Bruders Johann Boleslav Geschichte der böhmischen Brüder im Auszuge (nach Š.’s Tode von Jireček im Časopis 1862, 2. Heft, S. 99, 3. Heft, S. 201, veröffentlicht); – „Stručný přehled liturgiekých knéh církvĕ slovanské“, d. i. Gedrängte Uebersicht der liturgischen Bücher der slavischen Kirche (ebd. Heft 4, S. 291); – „Staroslovanské životy sv. Ludomily a sv. Ivana“, d. i. Altslavische Biographien der h. Ludmilla und des h. Ivan (ebd. Heft 4, S. 818). – In den Actenbänden der kön. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften: „O položení města Justiniana“, d. i. Ueber die Lage der Stadt Justiniana prima (Welebusd) (Bd. V, S. 17); – „O kronice Jířiho Mnicha Hamartola“, d. i. Ueber die Chronik des byzantinischen Mönches Georg Hamartolus (ebd. S. 19); – „O nutnosti sestavení fraseologie české“, d. i. Von der Nothwendigkeit der Aufstellung einer böhmischen Phraseologie (Bd. VI, S. 41); – „O životu a působení českomoravského bratra Petra Chelčického“, d. i. Ueber das Leben und den Einfluß des böhmisch-mährischen Bruders Peter Chelčicky (Bd. IX, S. 45).
I. c) Vorreden, Einleitungen u. dgl. zu anderen Werken. In Kucharski’s „Monumenta juris Slovenici“ (Warschau 1838) befindet sich S. 92–226 Š.’s Uebersetzung des serbischen Gesetzbuches des Stephan Dušan; – dann schrieb Š. die einleitende Vorrede zu Dr. Jos. Müller’s „Albanien. Rumelien und die österreichisch-montenegrinische Grenze“ (Prag 1844, 8°.) ; – die Vorrede zu dem Werke: „Základové moudrosti a opatrnosti“, d. i. Grundsätze der Klugheit und Weisheit von Bezdek; – über Libussa’s Gericht und die Königinhofer Handschrift in dem Vorworte zu J. Math. Grafen v. Thun: „Gedichte aus Böhmens Vorzeit“ (Prag 1845); – seine Selbstbiographie im Almanach der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Wien) 1862, S. 124–132; – die Vorrede zu dem Werke „Juridisch-politische Terminologie der slavischen Völker Oesterreichs“ (Wien 1850), bei deren Redaction er den Vorsitz führte; außerdem viele ausführliche Berichte und kritische Anzeigen wichtiger, in die slavische Literatur [62] einschlägiger Bücher; ferner redigirte er in den Jahren 1834 und 1835 die Zeitschrift „Světozor“ und vom Jahre 1838 bis 1842 den „Časopis českého Muzeum“.
II. Biographische Quellen. a) Deutsche. Almanach der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften u. s. w. (Wien 1862, 8°.); auch in der feierlichen Sitzung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, Mai 1862, S. 125–132. – Bohemia (Prager polit. u. belletr. Blatt, 4°.) 1861, Nr. 151, S. 1428: „P. J. Schafarik“. – Carro (Chevalier de), Almanach de Carlsbad (Carlsbad, 12°.) Année XXIV (1854), p. 227: „Paul Jos. Schaffarik“ [nach diesem geb. am 13. November 1795]. – Conversations-Lexikon der neuesten Zeit und Literatur. In vier Bänden (Leipzig 1834, F. A. Brockhaus, gr. 8°.) Bd. IV, S. 131. – Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) VI. Jahrgang (1847), Nr. 37: „Jos. Paul Schafarik“ [nach diesem geb. am 13. Mai 1795]. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1861, Nr. 176, im „Wiener Briefe“. – Haan (A. Ludov.), Jena hungarica sive Memoria Hungarorum artibus[WS 5] proximis saeculis academiae Jenensi adscriptorum (Gyulae 1858, Leop. Réthy, 8°.) p. 139. – Jordan, Slavische Jahrbücher (Leipzig, gr. 8°.) 1845, S. 183 u. 251. – Männer der Zeit. Biographisches Lexikon der Gegenwart (Leipzig 1860 u. f., C. B. Lorck, 4°.) II. Serie, Sp. 624. – Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst. Herausg. von Dr. Ad. Schmidl (Wien, 4°.) II. Jahrg. (1845), Nr. 26: „Szafarik“. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1836, 8°.) Bd. IV, S. 498. – Oesterreichische Revue (Herausg. von Mayer) (Wien, Gerold, gr. 8°.) III. Jahrg. (1865), Bd. 8, S. 1–73: „Šafařík’s Biographie“ [von dessen Schwiegersohne Jos. Jireček]. – Ost und West (Wiener polit. Blatt) 1861, Nr. 105, 107 u. f., im Feuilleton: „Paul Joseph Šafařík, sein Leben und sein Wirken“ [nach diesem geb. am 13. Mai 1795, gest. am 26. Juni 1861]. – Pest-Ofner Zeitung 1861, Nr. 149: „Dr. Paul Joseph Safarik“. – Das Vaterland (Wiener polit. Blatt, Fol.) 1861, Nr. 148: „Dr. Paul J. Šafařík“. – Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1861, Nr. 147, im Feuilleton: „Šafařík“. – Wiener Zeitung 1861, Nr. 147, in der „Correspondenz aus Prag 26. Juni“; Nr. 160, S. 2537: „Šafařík’s gelehrtes Wirken“, von Ferdinand B. Mikowec. – b) Slavische. Pavel Josef Šafařík. Nastin životopisný. Od K. S., d. i. P. J. Šafařík. Biographische Skizze. Von K. S.(abina) (Prag 1861, Joh. Spurny, 12°.). – Kuzmány (Karel), Nábožné kázaní, kteréž k posvěcení památky Pavla Josefa Šafaříka i t. d. slavené dne 9. Julia 1861 v chrámě ev. ve Vídni měl, d. i. Festpredigt, gehalten zur Gedächtnißfeier des Paul Jos. Šafařík in der evangelischen Kirche zu Wien am 9. Juli 1861 (Wien, Mechitaristen, gr. 8°.), – Betanie. Evangelicky kalendář. Wydal V. Šubert, d. i. Bethanien. Evangelischer Kalender (Prag, 8°.) Jahrg. 1862, S. 62: „P. J. Šafařík“ [mit Bildniß]. – Čas, d. i. die Zeit (čechisches Prager Parteiblatt, Fol.) 1861, Nr. 151: „Pav. Jos. Šafařík“; ebd. Nr. 156, 157, 185 u. f., im Feuilleton: „P. J. Šafařík“. – Dziennik literacki, d. i. Literarisches Wochenblatt (Lemberg, 4°.) 1861, Nr. 53 u. 54: „Pawel Józef Szafarzyk“. – Gwiazdka Cieszyńska, d. i. Sternlein von Teschen (Teschener slovakisches Unterhaltungsblatt, 4°.) 1861, Nr. 28–30: „P. J. Szafarzyk“. – Národní listy, d. i. Volkszeitung (Prag, Fol.) 1861, Nr. 175–179: „Pavel Jos. Šafařík“. – Pokladnice. Obrázkovy kalendář, d. i. Das Schatzkästlein. Bilder-Kalender (Prag, bei Bellmann, 4°.) 1862, S. 121: „P. J. Šafařík“. – Pozor (Prager čechisches Parteiblatt) 1861, Nr. 38: „Po pohřbu Šafaříkovu“, d. i. An Š.’s Grabe. – Slovenskje Pohladí na vedi, umĕnja a literaturu (v Skalici, Skarnicl, 4°.), d. i. Slavischer Schatz für Kenntnisse, Wissenschaft und Literatur. Herausgegeben von M. J. Hurban. Jahrg. 1851, 4. Heft, S. 137. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, gr. 8°.) Bd. IX, S. 2–12. – Sojka (Jan Eraz.), Naši můžové. Biografie a charakteristiky můžuv slovanských, d. i. Unsere Männer. Biographien und Charakteristiken slavischer Männer (Prag 1862, Ant. Renn, 12°.) S. 199.
III. Zu Šafařík’s literarischer Charakteristik. Ein Mann, über den Forscher wie Bopp und die Brüder Grimm in Anerkennung seines bahnbrechenden Forschens übereinstimmten, behält in der Gelehrten-Republik seinen [63] Namen für alle Zelten. Als er starb, erschienen fast alle Slavenblätter mit einem Trauerrande, und wenn ihn die Agramer „Narodne Novine“ den „ruhmreichsten Sohn der Mutter Slawia“ nannten, so hatten sie ihm eine Bezeichnung gegeben, die ihm vollends gebührte und welche jeder deutsche Gelehrte um so williger unterschreibt, als Šafařík für deutsches Wissen und Forschen, im Gegensatze zu den heutigen čechischen Germanophoben, immer volles Verständniß besaß und stets die richtige Würdigung fand. Er war ein gewaltiger Geist und hatte die Ehrenrettung der Abstammung der Slaven übernommen. Er hat diese in dem europäischen Staatensysteme als vollkommen gleichberechtigt hingestellt und die einzelnen Slavenstämme, der Erste, in ihrer Gesammtheit als Theile einer großen Nation aufgefaßt. In seinem Werke „über die slavischen Alterthümer“ (1837) steht er mit seinem unermüdlichen Fleiße, bewunderungswürdigen Belesenheit, in Schärfe des Urtheils, logischer Richtigkeit und Scharfsinn der Combination und mit seinem immensen historischen Wissen, auf dem Gebiete der Alterthumsforschung auf der höchsten Stufe und sein Name ist Namen wie Mone, Wackernagel, Haupt, Pertz, Warnkönig, Schmeller, Ottfried Müller und vielen anderen ebenbürtig. Šafařík betrachtet das Slaventhum als Theil der großen, in viele Theile gegliederten, in sich aber doch einigen Menschheit, welche eben, weil sie Leben ist und die Einförmigkeit flieht, nach individuellen Gestaltungen strebt. Er weist nach, wie sich die slavische Sprache neben der deutschen, griechischen und lateinischen in Europa selbstständig entwickelte und führt aus ihrer grammatischen und syntaktischen Ausbildung den sprechendsten Beweis: daß die slavischen Völker in den Culturländern Europa’s wohl schon lange lebten, ehe die Geschichtschreibung ihrer als Slaven erwähnt und daß diese in dem wogenden Völkermeere der transalpinischen und transbalkanischen Länder neben den Kelten und Germanen einen bedeutenden Bestandtheil bildeten. Dabei hat dieser geniale Forscher in voller Leidenschaftslosigkeit seine Forschungen ausgeführt. Er stößt keine Weh- und Klagerufe darüber aus, daß die baltischen und Elbeslaven, einem alten Culturgesetze folgend, unter den Einflüssen civilisirterer Volksstämme ihre selbstständige Existenz einbüßten; auch über das Vorgehen Rußlands, in welchem einige begeisterte Slavophilen die allmälige völlige Slavisirung des ganzen übrigen civilisirten Europa ahnen wollen, bricht er nicht in Jubelhymnen und Beifallsrasen aus; als tiefer Denker betrachtet er unbefangen alle Erscheinungen, die sich ihm darbieten, und in schlichter, durch seine Beweisquellen erhärteten Weise sie darstellend, erzielt er nachhaltigere Wirkungen, als alle die Schreier von heutzutage, welche, während sie den Deutschen die Hüte antreiben und ihr jak sie pinkel hazi im Uebermuthe singen, noch immer von Unterdrückung seufzen und über verkümmerte Rechte klagen. Mit seinen geschichtlich festgestellten Thatsachen erzielt er die sichersten Ergebnisse, und während er damit nach einer Seite hin die linguistischen Arbeiten seiner Vorgänger Dobrowsky, Wilhelm, v. Humboldt, Klapproth u. A. bestätigte, wurden sie nach anderer Seite Ausgangspuncte zu neuen Forschungen, in denen Namen wie jene von Bopp, der Gebrüder Grimm, Schleicher, Kuhn u. A. glänzen. Die Art und Weise seines Forschens, die Ruhe und Sicherheit, mit welcher er Beweis an Beweis für seine Ansichten beibrachte, blieb nicht ohne mächtigen Einfluß auf die deutsche Forschung, welche keinen Anstand mehr nahm, seine Ansichten gelten zu lassen und die Slaven in das ihnen durch mangelhafte frühere Forschung vorenthaltene Recht einzusetzen. Nie hat sich Š. in dieser so heiklichen Frage von Leidenschaftlichkeit leiten lassen, und in den so leicht verletzenden Fragen der Nationalität die Grenze des Menschenwürdigen überschritten. Und so steht denn Š. als Gelehrter, als Mann der Wissenschaft in des Wortes edelster Bedeutung nachahmenswerth, zu seiner Zeit auf jenem der slavischen Forschung unübertroffen, einzig in seiner Art da und Miklosich steht ihm ebenbürtig zur Seite. [Ergänzungsblätter zur Allgem. Zeitung (Augsburg, 4°.) April 1845, S. 157: „J. P. Schafarik’s slavische Alterthümer“. – Slavische Blätter. Herausg. von Abel Luksić (Wien, 4°.) 1865, Nr. 129 : „Šafařík und Kollar“. – Humoristické listý, d. i. Humoristische Blätter (Prag, 4°.) 1861, Nr. 39: „Slavné památce P. J. Šafaříka“, d. i. Dem rühmlichen Andenken P. J. Šafařík’s“ (Gedicht von Wenzel A. Crha). – Poutník od Otavy, d. i. Der Bote von Otawa, 1861, Nr. 1 : „Na smrt P. J. Šafaříka“, d. i. Auf den Tod Šafařík’s“ (čechisches Gedicht von Adolph Heyduk).]
[64] IV. Šafařík’s Begräbniß und Grabdenkmal. Das Begräbniß des großen Gelehrten fand in feierlichster Weise Statt; obwohl die Witterung nicht günstig war, so hatten sich beim Trauerhause und in den Straßen, durch welche der Zug ging, doch Tausende von Menschen eingefunden, um dem um die Wissenschaft hochverdienten Manne das letzte Geleite zu geben. Nachdem in der Wohnung des Verstorbenen von den Seelsorgern der böhmischen protestantischen Gemeinde Trauerreden gehalten worden und nach Absingung von Trauergesängen setzte sich der imposante Zug in Bewegung. Denselben eröffneten die Schüler der Gymnasien und der Realschule. Dann folgte die evangelische Geistlichkeit, ein Sängerchor und endlich der Leichenwagen, geschmückt mit den Insignien der Doctorswürde und mit Kränzen, die von Bändern in böhmischen und slavischen Farben umschlungen waren. Die Quasten des Bahrtuches am Leichenwagen hielten Palacký, Rieger, Brauner, Erben, Wenzig, Tomek, Wocel und der slovenische Reichsraths-Abgeordnete Toman. Dem Wagen zur Seite schritten 24 junge, verschiedenen slavischen Volksstämmen angehörige Männer, welche Kerzen trugen, während eine große Anzahl von Fackelträgern den ganzen Zug umrahmte. Hinter dem Wagen trugen Bibliotheksbeamte auf schwarzbehängten Kissen die drei Orden des Verstorbenen (den österreichischen Franz Joseph-, den preußischen pour le mérite- und den russischen St. Annen-Orden) und dessen berühmtestes Werk, die „Starožinosti slovanské“. Dann folgten die nächsten Verwandten Šafařík’s und unmittelbar hinter ihnen der Statthalter Graf Forgách, der Universitäts-Rector, der Bürgermeister von Prag, ferner die Angehörigen der Universität, zahlreiche Vertreter der Kunst und Wissenschaft, Mitglieder des böhmischen Landtages und des Reichsrathes, die eigens zur Leichenfeier von Wien nach Prag gekommen, und sonstige Verehrer des großen Todten aus allen Ständeclassen – Deutsche sowohl als Slaven, welche sich hier einträchtig zusammengefunden, um gemeinsam einem der hervorragendsten Söhne des Slaventhums die letzte Ehre zu erweisen. Eine lange Reihe von Equipagen schloß den unabsehbaren Zug. Wie die Straßen Prags, in welchen auch an einzelnen Gebäuden, wie am Museum und an der Bürger-Ressource, schwarze Flaggen ausgehängt waren, so waren auch jene von Karolinenthal dicht gefüllt und bis zur letzten Ruhestätte am protestantischen Friedhofe nächst dem Invalidenhause folgte eine ungeheure Menschenmenge. Der croatische Landtag hat in der nach Š.’s Tode stattgehabten ersten Sitzung im Juli 1861 über Antrag des Bischofs Stroßmayer den Gefühlen der Trauer über das Ableben Šafařík’s im Protokolle Ausdruck gegeben und der Witwe des Dahingeschiedenen in einem Telegramme seine besondere Theilnahme an dem schweren Verluste, den sie und mit ihr das gesammte Slaventhum erlitten hat, ausgesprochen. Vier Jahre nach seinem Ableben wurde auf seinem Grabe das Denkmal aufgestellt, welches aus Marmor verfertigt und die Gestalt des Königsmausoleums im St. Veitsdome hat. Außer dem Namen des Verewigten trägt das Monument eine Inschrift in cyrillischer Schrift und ist mit einem Lorbeerkranze geschmückt. [Prager Zeitung 1861, Nr. 153. – Wiener-Zeitung 1861, Nr. 151, S. 2400. – Hlasy ze Siona. Casopis, d. i. Stimmen aus Sion (Prager kirchl. evangel. Blatt, 4°.) 1861, Nr. 16: „Šafaříkův pomník“, d. i. Šafařík’s Denkmal.]
V. Šafařík’s Büste. Diese wurde auf Staatskosten angefertigt, und zwar aus der Dotation, welche für die k. k. Belvedere-Gallerie in Wien zum Ankaufe von Kunstwerken bestimmt ist. Mit der Ausführung der lebensgroßen Büste wurde der aus Böhmen gebürtige Bildhauer Vincenz Pilz [Bd. XXII, S. 308] betraut. Nachdem dieselbe vollendet war, wurde sie zur Aufstellung in einem der Säle der Prager Universitäts-Bibliothek bestimmt und seit 1865 befindet sie sich daselbst. Die Büste, von großer Aehnlichkeit, zählt zu des Künstlers besten Werken. [Slavische Blätter. Herausgegeben von Abel Luksić (Wien, 4°.) 1865, S. 121.]
VI. Porträte. (Auf denselben, wie überhaupt in den verschiedenen Biographien erscheint Šafařík verschiedenartig geschrieben, und zwar: Safarik, Schafarik, Schafaryk, Schafarzik, Szafarzyk; die allgemein adoptirte Schreibart ist Šafařík, was Schafarzik ausgesprochen wird.) 1) Holzschnitt, geschn. von Patoćka nach einer Zeichnung von K. Maixner in den „Květy“, d. i. Blüthen (illustr. Zeitung, Prag, kl. Fol.) 1872, Nr. 20. – 2) Holzschnitt in der „Praha“ 1869, S. 41. – 3) Unterschrift: P. J. Šafařík . Lithogr. von Chalupa, Druck von K. Schreyer u. H. Fuchs in Prag (4°.). – 4) Ohne Schrift. [65] L. Jacoby sc. Druck von F. Kargl in Wien, im VIII. Hefte, Jahrg. 1865 der „Oesterreichischen Revue“. Šafařík’s bestes Bildniß.
VII. Šafařík’s Bibliothek. Der gelehrte Slavist besaß eine ansehnliche und im Hinblick auf slavische Literatur höchst kostbare Büchersammlung. Nach seinem Ableben ließ die Familie einen Katalog anfertigen, welcher unter dem Titel: „Catalogus librorum, incunabulorum, codicum manuscriptorum, chartarum geographicarum, quae olim ad bibliothecam P. J. Šafařík pertinebant“ (Vindobonae 1862, 8°., 116 S.) im Drucke erschien. Daselbst war dieser kostbare Bücherschatz in 32 Abtheilungen gesondert, aus denen die Rubriken: 1) griechische Autoren, 2) lateinische Autoren, 3) neulateinische Classiker, 8) u. 9) Philologie, Kritik, Exegese und Paläographie slavischer und anderer Sprachen, 12) u. 13) allgemeine und slavische Literaturgeschichte, 21) Sammlungen von Volksliedern, Volksmärchen und Sprichwörtern verschiedener Völker, 22) Behelfe zur slavischen Philologie, 30) Sammlungen von Landkarten, 31) kirchenslavische Drucke mit cyrillischen, glagolitischen und bosnisch-illyrischen Typen, 32) Beschreibung vieler slavischer Handschriften, besonders hervorzuheben sind. Šafařík wünschte, daß, wenn nach seinem Tode diese Bibliothek zur Veräußerung gelangte, womöglich der slavische Theil nicht auseinandergerissen, sondern in seiner Gesammtheit verbleiben würde. Außerdem fand sich ein sehr schätzenswerther handschriftlicher Nachlaß vor, wovon Einzelnes in der böhmischen Museal-Zeitschrift zerstreut veröffentlicht wurde, das Wichtigere aber in zwei selbstständigen Werken, beide von J. Jireček geordnet, erschien, und zwar das eine betitelt: „Sebrané spisy“, 4 Theile, das andere: „Geschichte der südslavischen Literatur“, 3 Theile. Das Erscheinen noch mancher anderen Arbeit des Gelehrten, die sich unter seinen Papieren befindet, ist in Aussicht gestellt worden. [Bohemia (Prager polit. u. belletrist. Blatt. 4°.) 1863, Beilage zu Nr. 109, und 1864, Nr. 54, S. 610. – Fremden-Blatt. Von G. Heine (Wien, 4°.) 1863, Nr. 89. – Politik (Prager polit. Blatt) 1863, Nr. 90. – Wiener Zeitung 1863, Nr. 106, S. 408 (vorstehende Quellen enthalten sämmtlich Mittheilungen über Šafařík’s Bibliothek).]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. gemeint ist wohl: Daniel Mihálik,1767–1840. (Slowakische Wikipedia).
  2. Vergleiche dazu Königinhofer Handschrift (Wikipedia).
  3. Vorlage: Jireřek.
  4. Vorlage: Aristophones.
  5. Vorlage: atribus.