BLKÖ:Rossi, Joseph

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Rossi, Friedrich
Band: 27 (1874), ab Seite: 80. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Joseph Rossi in Wikidata
GND-Eintrag: 12420371X, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Rossi, Joseph|27|80|}}

Rossi, Joseph (Schriftsteller, geb. zu Wien 9. Mai 1775, gest. ebenda 21. Mai 1838). Sein Vater Ludwig R. war Magistratsrath in Wien und die Familie stammte – wie aus dem Namen ersichtlich – aus Italien, u. z. aus Florenz. Sie schrieb sich Rossi de Vincenti, konnte aber den Adel wegen Verlust des Diploms nicht nachweisen. Joseph R. beendete die Humanitätsclassen und philosophischen Studien in Wien, trat dann bei dem Militär-Rechnungs- und Verpflegswesen ein und brachte in dieser Stellung gegen das Ende des Türkenkrieges in der Banalgrenze zu, nach seiner Rückkehr wurde er Praktikant bei dem k. k. Oberkriegs-Commissariate in Wien, aus welchem er in den Kanzleidienst bei dem Wiener Magistrate übertrat. Dort in verschiedenen Aemtern verwendet, versah er seit 1829 bis an sein Lebensende die Stelle eines Sperrcommissärs. Frühzeitig schrieb er Gedichte, Lieder, prosaische Aufsätze aller Art für Zeitschriften, Almanache u. s. w. Selbstständig hat er folgende Schriften herausgegeben: „Etwas für Hypochondristen, sich die Grillen zu vertreiben, oder Sammlung ausgesuchter Anekdoten, Romanchen und Erzählungen“ (Frankfurt und Leipzig 1798, 8°.); – „Die Kunst, in einer Stunde ein Taschenspieler zu werden“; – „Handbüchlein für Wein- und Bierwirthe, Hausmütter und Wirthschafterinen“; – Blocksburg; – Deutschland. Herausgeber dieses Lexikons suchte vergeblich nach genaueren Titeln der vorangeführten Schriften, welche von seinem Biographen in der angegebenen unbibliographischen Weise angeführt werden. Im Jahre 1797 überreichte R. am Namensfeste des Kaisers Franz im Namen des gesammten n. ö. Aufgebots, bei welchem er eine Oberofficiersstelle bekleidete, die Schrift: „Gefühle treuer Unterthanen am Namensfeste ihres gütigsten Kaisers Franz“. Von ihm auch ist das irrig dem landständischen Secretär Bergenstamm [Bd. I, S. 299] zugeschriebene „Denkmal rühmlich erfüllter Bürgerpflichten in der Geschichte der Bürger und Bewohner Wiens von den ältesten Zeiten bis 1805“ (Wien 1806), welcher Irrthum auch in dieses Lexikon übergegangen ist, herausgegeben worden. – Sein „Denkbuch für Fürst und Vaterland“ (Wien 1814 und 1815, mit vielen K. K.) gab einen bedeutenden Erlös für die durch den Krieg verunglückten Bewohner von Kulm und Teplitz, denn R. übersendete als reinen Gewinn 16.500 fl. und 30 Ducaten an die betreffenden Behörden. Ueberdieß schrieb R. bei ähnlichen Anlässen mehrere Cantaten, wie z. B.: „Die Hilfe in der Noth“; – „Die Unglücklichen von Heiligenstadt“; – „Die Weihe der Zeit“, welche zum Besten der Unglücklichen gegeben wurden. Andere humoristische, satyrische und patriotische Beiträge lieferte er in die Zeitschriften: Wanderer, Sammler, in André’s Patriotisches Tagsblatt u. dgl. m. Für seine patriotischen Bestrebungen verlieh ihm Kaiser Franz II. die große goldene Ehren-Medaille, der Wiener Magistrat die sechsfache goldene Salvator-Medaille, die Stadt Berlin die große silberne Blücher-Medaille, die Könige von Preußen und Dänemark die goldenen Verdienst-Medaillen und die Städte Prag, Lemberg, Gratz, Znaim das Ehrenbürgerrecht. Ueber einem von ihm begonnenen „Ehrenbuch des österreichischen Kaiserstaates“, welches die Namen jener österreichischen Staatsbürger enthalten sollte, die seit 1813 sich durch ihre Handlungen für den Staat oder die Menschheit hervorgethan, überraschte [81] ihn der Tod, und nach demselben ehrte ihn noch der k. k. Kämmerer Friedrich Graf Deym, indem er – der Graf über den Bürgerlichen! – seinen Nekrolog im „Wanderer“ veröffentlichte. Rossi ist der Repräsentant einer jetzt ganz ausgestorbenen oder doch nur mehr sporadisch auftretenden Menschengattung, welche in vormärzlicher Zeit „in hohen Namenstags- und Festgesängen machte“ und von A. Grün in seinen Wiener Spaziergängen ein satyrisches Denkmal erhalten hat.

Der Wanderer (Wiener Unterhaltungsblatt, 4°.) 25. Jahrg. (1838), Nr. 267: „Nekrolog“, von Friedrich Grafen Deym. – Realis. Curiositäten- und Memorabilien-Lexikon von Wien. Herausg. von Anton Köhler (Wien 1846, gr. 8°.) Bd. II, S. 288.