BLKÖ:Schöfft, August

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 31 (1876), ab Seite: 85. (Quelle)
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Schöfft, August, n. A. Theodor (Maler, geb. zu Pesth im J. 1809). In den Quellen zur Lebensskizze des Reichsraths-Abgeordneten Joseph Schöffel wird S. 84 ein Maler Schöffl erwähnt und am Schlusse der Zweifel über dessen Existenz ausgesprochen. Das dort über das Leben dieses Malers Gesagte möchte sich wohl auf unseren Künstler Namens Schöffl beziehen, denn der Setzer kann leicht ein t für ein l gelesen oder ein l für t aus dem Setzkasten, wohin es in das Fach t irriger Weise gerathen, genommen haben. Um also nichts zu wiederholen, wird auf das dort Gesagte gewiesen.[WS 1] Näheres über Schöfft erfahren wir aber aus den „Reiseerlebnissen aus dem Morgenlande“, welche J. M. Honigberger [Bd. IX, S. 255] im Jahre 1851 bei Gerold in Wien herausgegeben hat. Vor Allem sei bemerkt, Honigberger nennt unseren Künstler August, was auch als der mit den Kunstkatalogen übereinstimmende richtige Name sein dürfte. Kertbeny in seinem Buche: „Ungarns Männer der Zeit“, nennt ihn Theodor. Wie nun Honigberger berichtet, hatte Schöfft bei seinen Reisen in dem nicht unterworfenen Ostindien, wie auch in den Besitzungen der ostindischen Compagnie, allüberall wegen seiner Geschicklichkeit im Porträtiren die lohnendste Anerkennung gefunden. Unter Schir Sing’s Regierung war er auch nach Lahore gekommen und machte vorerst sein Glück dadurch, daß er mit einer Crayonzeichnung einen Sikhpriester zum Sprechen ähnlich traf. Er mußte nun den Maharadscha und alle Großen des Reiches malen. Da wäre seine Kunst ihm bald verhängnißvoll geworden. Inmitten der Stadt Amretsir befindet sich ein riesiges Wasserbassin mit einem prächtigen Tempel, wo Tag und Nacht das heilige Buch der Sikhs vorgelesen wird. Der Maharadscha verlangte nun von Schöfft, daß er ein Gemälde dieses heiligen Ortes ausführe. Schöfft mußte, um diese Aufgabe zu lösen, die höchste Terrasse von Remschid Sing’s Palaste besteigen, da ihm nur dieser einen Gesammtüberblick über den Platz und Tempel, den er malen sollte, gewährte. Er schlug nun dort sein Atelier auf, da wurde er das Opfer einer unwesentlichen Malergewohnheit. Schöfft war in Amretsir als starker Cigarrenraucher bekannt. Nun während er auf der Terrasse malte, geschah es, daß er beim Wechseln der Pinsel häufig einen in den Mund nahm. Dieß sahen die Fernstehenden für Cigarrenrauchen an, und da der Ort, wo S. sich befand, ein geheiligter war, wo das Rauchen für ein Verbrechen galt, brach bald der allgemeine Unwille gegen den ketzerischen Franken los. Als eben der Maharadscha in Lahore sich befand, stürmte man auf sein Atelier ein und packte ihn, [86] ehe er sich über den Vorgang und den Anlaß dazu Rechenschaft geben konnte, mißhandelte, verwundete man ihn und wahrscheinlich wäre es um ihn geschehen gewesen, wenn sich nicht ein ihm befreundeter Bey in’s Mittel gelegt und die fanatisirte Menge über den Irrthum noch rechtzeitig aufgeklärt hätte. Ueber acht Jahre hielt sich S. in Indien auf, wo er von dem Maharadscha und den Großen des Reiches zahlreiche Aufträge erhielt. S. hatte in Ostindien zahlreiche Bildnisse und andere Darstellungen gemalt und Vieles davon bei seiner Rückkehr nach Europa mitgebracht. Bei den zahlreichen Bestellungen, die ihm von allen Seiten wurden, hatte er großen Reichthum gesammelt. Im Frühlinge 1855 kam er in Wien an, wo er seine Arbeiten theils in den Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins, theils aber in seinem Atelier öffentlich sehen ließ. Von diesen Gemälden sind anzuführen: „Der heilige Ort Darbar Saheb“, den eben S. im Auftrage des Maharadscha malte, wofür er bald das Leben eingebüßt hätte; – „Ansicht von Calcutta“; – „Bombay, vom Malabarhügel aus gesehen“; – „Benares, die heilige Stadt der Braminen“; – „Opfernde Thugs“, eine indische Secte, Menschenwürger, welche durch Erdrosseln der Menschen ein der Göttin, welche sie verehren, wohlgefälliges Werk zu verüben glauben; – „Ein Café in Belgrad“; – „Eine Tigerjagd in indischen Dschungeln“; – „Ueberfahrt über den Tigerfluss“; – „Persischer Harem“; – verschiedene Bildnisse persischer Großen, darunter des „Maharadscha Schur Sing“; – des „Grossmoguls von Delhi“; – mehrerer Perserinen; – des „Vicekönigs von Egypten, Mehmed Ali“; – „Dame aus „Kabul“; – „Ein Fakir (Bettelmönch) in Agra“; – „Der Hof von Lahore“, Darstellung einer dem Könige Rendschid Sing dargebrachten Huldigung, Schöfft’s Hauptbild, mit mehr denn 70 Figuren, sämmtlich Porträten historischer Personen jenes Landes in ihren phantastischen Gewändern; – „Rajaderen“ (400 fl.); – zwei Ansichten von Venedig: „Parthie am Canal grande mit dem Palazzo Foscari“, Morgenbeleuchtung (Leinw. 3 Sch. 2 Z. hoch, 4 Sch. 3 Z. breit), und „Parthie am Canal grande, das Grand Hôtel de la Ville, einst Palazzo Grassi, erleuchtet“, Nachtbild, von denselben Dimensionen, wie das vorige; beide von Sr. Majestät für die Belvedere-Gallerie angekauft. Diese Gemälde, neben mehreren anderen von geringerer Bedeutung, hat Herausgeber des Lexikons im Atelier des Künstlers 1855 selbst gesehen. In der Folge unternahm S. wieder größere Reisen; auf einer derselben besuchte er Nordamerika, Mexiko, eben zur Zeit, als Erzherzog Ferdinand daselbst als Kaiser weilte. Schöfft malte nun unter anderem eine mexikanische Landschaft, auf welcher sich der Kaiser Maximilian, seine Gemalin Kaiserin Charlotte und der Marschall Bazaine als Staffage befinden. In der Pariser Ausstellung des Jahres 1867 wollte S. sein Bild auch ausstellen und dasselbe hatte bereits ohne Anstoß die Jury, welche über die Aufnahme der Bilder im Salon entscheidet, passirt, als unmittelbar vor Eröffnung der Ausstellung Maler Schöfft bedeutet wurde, daß sein Werk aus „besonderen Gründen“ im Salon nicht Platz finden könne! Wo der Künstler zur Zeit sich befindet, ist nicht bekannt; was seine Bedeutung als Maler anbelangt, so erfährt man aus der unten bezeichneten Quelle, daß Schöfft „Zögling der Münchener Schule, dann Rahlist gewesen sei, sich aber zu guter socialer Verhältnisse erfreue, um fleißig zu sein“. Nun aus dem Anblick der in seinem [87] Atelier aufgestellt gewesenen Arbeiten läßt sich eben nicht auf Unthätigkeit des Künstlers schließen. Die Länder, in welchen S. vorzugsweise gearbeitet, haben auch seine Malweise bestimmt, die, stark auf Effect berechnet, nicht selten an Arbeiten Hildebrand’s erinnert. Als S. den Orient durchreiste, hatte er bei der Mannigfaltigkeit und der Ungewöhnlichkeit der Gegenstände zunächst den Gedanken eine Art außer-europäische Gallerie in Bildern anzulegen, worin er alle merkwürdigen historischen, nationalen, charakteristischen und landschaftlichen Gegenstände zugleich mit den Bildnissen ausgezeichneter Personen und Allem, was dem wißbegierigen, Kunst und Wissenschaft fördernden Europäer Interesse und Belehrung bieten mag, vorzuführen beabsichtigte. Der Besuch seines Ateliers – während seiner Anwesenheit in Wien im Jahre 1855 – machte auf den ersten Blick auch den Eindruck, welcher auf eine solche Idee schließen ließ. Aber zu einer nur annäherungsweise vollständigen Lösung dieser Aufgabe reicht auch ein halbes Hundert Künstler nicht hin; was aber das Talent betrifft, so besaß S. dasselbe in hervorragender Weise, denn seine Gemälde machen einen treuen Eindruck der Gegenden und Menschen, bei welchen der Künstler so lange gelebt und deren Studium er sich zur Lebensaufgabe gemacht.

Ungarns Männer der Zeit. Biografien und Karakteristiken hervorragendster Persönlichkeiten. Aus der Feder eines Unabhängigen [dieser Unabhängiger ist Kertbeny] (Prag 1862, A. G. Steinhauser, kl. 8°.) S. 131 [nennt ihn Theodor Schöfft]. – Monats-Verzeichnisse des österreichischen Kunstvereins, 1855, April Nr. 13, 16 u. 48; Juni Nr. 55.

Anmerkungen (Wikisource)