BLKÖ:Schaffgotsch, Anton Gotthard Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schaffer, Peter
Band: 29 (1875), ab Seite: 67. (Quelle)
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Schaffgotsch, Anton Gotthard Graf (Ritter des goldenen Vließes, geb. zu Breslau 16. April 1721, gest. zu Wien 1., n. A. 28. Jänner 1811). von der schlesischen Linie; ein Sohn des Grafen Johann Anton Gotthard [S. 80], letzten kais. Gouverneurs von Schlesien, aus dessen zweiter Ehe mit Anna Therese Gräfin Kolowrat-Novohradsky. Nebenbei sei hier bemerkt, daß die männlichen Sproßen dieser schlesischen Linie durchwegs zu ihrem Taufnamen den zweiten: Gotthard, beisetzen, während die weiblichen dem ihrigen den Namen Hedwig beifügen. In Breslau erhielt Graf Anton den ersten Unterricht, dann beendete er seine Studien zu Prag und Leyden. Auf Reisen lernte er auch Menschen und Sitten der vorzüglichsten Culturvölker Europa’s kennen. Nun trat der Graf bei der Regierung des Churfürstenthums Mainz in den öffentlichen Dienst und verblieb daselbst bis zum Jahre 1745. Im folgenden Jahre begab er sich nach Wien, wo er Kammerherr und in einiger Zeit dem Hofstaate des damaligen Kronprinzen, nachmaligen Kaisers Joseph II., zugetheilt wurde. Graf S. blieb als Kammerherr bis zu des Kaisers Ableben in dessen unmittelbaren Diensten. Er wurde zu mehreren Missionen verwendet, so im Jahre 1764 zu einer Mission an den Berliner Hof, wurde im Jahre 1766 zum Obersthofmeister der Erzherzogin Maria Josepha [Bd. VII, S. 51, Nr. 238] und später zum Begleiter von drei kaiserlichen Prinzessinen erwählt, welche an auswärtige Fürsten vermält wurden. Im Jahre 1790 erfolgte seine Ernennung zum Obersthofmeister der Kaiserin Maria Theresia [Bd. VII, S. 81, Nr. 252], zweiten Gemalin des Kaisers Franz II., in welcher Stellung er bis zu ihrem im Jahre 1807 erfolgten Ableben verblieb. In der Zwischenzeit, im Jahre 1796, wurde der Graf zum Obersthofmarschall ernannt und versah diese Würde bis zu seinem im Alter von 90 Jahren erfolgten Tode. Seine Verdienste um das Kaiserhaus würdigte bereits Kaiser Joseph II., der ihm den Orden des goldenen Vließes mit einem in den herzlichsten Worten abgefaßten Handschreiben verlieh. Kaiser Franz II. schmückte den Grafen mit dem Großkreuze des neugestifteten Leopold-Ordens, und Napoleon im Jahre 1810 bei Gelegenheit seiner Vermälung mit Maria Louise [68] mit dem Großadler der französischen Ehrenlegion. Der Graf war seit 4. Februar 1766 mit Maria Anna Gräfin Kollonitz vermält, aus welcher Ehe der Graf Joseph Gotthard diese Linie des Hauses Schaffgotsch fortpflanzte.

Oesterreichs Pantheon. Gallerie alles Guten und Nützlichen im Vaterlande (Wien 1831, M. Chr. Adolph, 8°.) Bd. I, S. 35. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 499 [diese beiden Quellen geben den 28. Jänner 1811, Schönfeld’s Adels-Schematismus, Bd. II, S. 104, den 1. Jänner d. J. als den Todestag des Grafen an].