BLKÖ:Schmidt, Karl Joseph

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Schmid, Leberecht
Band: 30 (1875), ab Seite: 288. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Karl Joseph Schmidt in Wikidata
GND-Eintrag: 104285656, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Schmidt, Karl Joseph|30|288|}}

83. Schmidt, Karl Joseph (Schriftsteller, geb. zu Brünn 4. Jänner 1801, gest. zu Olmütz 2. November 1862). Als Schriftsteller unter dem Pseudonym C. Bruno. Sein Vater Joseph war k. k. Kreissecretär und starb, da der Sohn erst sechs Jahre alt war. Unter der Leitung der Mutter und dem Einflusse seiner Pathe Vincenzia Gräfin Nugent, geb. Gräfin Braida, wuchs S. heran, entwickelte sich geistig und körperlich und fand an seinen Lehrern Dominik Kinsky [Bd. XI, S. 275] und Franz Xaver Richter [Bd. XXVI, S. 44] wohlwollende Männer, die ihn in seinen Studien förderten und unterstützten. Das Gymnasium besuchte er in Brünn, in Olmütz setzte er die höheren Studien fort, und seine Absicht, sich dem Lehramte zu widmen, opferte er dem Wunsche seiner Mutter, welchem zufolge er bei dem k. k. mährisch-schlesischen General-Commando in Dienste trat. Im Jahre 1828 erhielt er eine Anstellung in Dalmatien, und als im Jahre 1830 in Italien eine mobile Armee aufgestellt wurde, wurde S. bei derselben eingetheilt und kam nach Mailand. Während eines Urlaubes, den S. im December 1831 bei seiner Mutter in Brünn verlebte, wurde er befördert und dem mährisch-schlesischen General-Commando zur Dienstleistung zugewiesen. Im Jahre 1841 kam er nach Teschen, im Frühlinge des Jahres 1844 erhielt er einen dienstlichen Ruf nach Wien, wo er, dem Militär-Verpflegs-Oberverwalter zugetheilt, mehrere Monate arbeitete, bis im October 1845 seine Versetzung nach Krain erfolgte. Daselbst wurde er zum Amtsvorstande in Laibach ernannt. Von dort im Jahre 1847 nach Triest übersetzt, kam er im Jahre 1849 nach Wien und zuletzt im Jahre 1854 in seine Vaterstadt Brünn. Frühzeitig pflegte S. mit besonderer Vorliebe die schöne Literatur und betrieb nebenbei mit großem Eifer das Studium der Mineralogie, letzteres unter Anleitung seines Freundes Gotthold Escher, damals Lehrer an der protestantischen Lehranstalt in Brünn. Auf schöngeistigem Gebiete fesselten ihn zunächst Theokrit und Geßner, und nach ihrem Vorbilde veröffentlichte er – 18 Jahre alt – „Idyllen“ (Brünn 1819, Gastl). Während seines Aufenthaltes in Dalmatien entstanden zahlreiche lyrische Dichtungen, welche später gesammelt unter dem Titel: „Myrthen- und Cypressen-Kränze“ gedruckt erschienen. Nach seiner Heimkehr aus Dalmatien schrieb er: „Brünn und seine Umgebungen“. Mit 2 Tabellen (Brünn 1835, L. W. Seidel, gr. 12°.); – „Beiträge zur Statistik von Mähren und Schlesien“, [289] zuerst in der Moravia abgedruckt, dann aber auch selbstständig ausgegeben; und mehrere Routenskizzen, welche ohne Angabe seines Namens in englischen Reisehandbüchern und in dem bei Leske in Darmstadt erschienenen größeren Reisehandbuche abgedruckt stehen. Nun wendete er sich dramatischen Arbeiten zu und schrieb zuerst den Operntext: „Der Cyd“, wozu Emil Mayer [Bd. XVIII, S. 98, Nr. 27] die Musik schrieb; nun folgte ein dreiactiges Lustspiel: „Die Liebe als Executor Testamenti“, ein Ergebniß seiner damaligen Studien der dramatischen Arbeiten Calderon’s, dessen Intriguenstück: „La Banda y la Flor“ er auch übersetzte und unter dem Titel: „Schärpe und Blume“ drucken ließ; während seines Aufenthaltes in Teschen dichtere er: „Sophonisbe. Tragödie in 5 Acten“ (Wien 1847) und das Atriden-Drama: „Die Brüder. Mythische Tragödie in 3 Abtheilungen“ (ebd. 1847), worin er die düstere Sage von Atreus und Thyest mit dramatischem Geschicke, aber in einer dem tragischen Stoffe nicht ebenbürtigen Sprache behandelt; und dann über Anregung Emil Mayer’s den Operntext: „Die Gnomen-Braut“, welcher auch im Jahre 1850 im einzigen Jahrgange des „Opern-Albums“ erschien. Während seines Aufenthaltes in Wien im Jahre 1844 war S. ein fleißiger Mitarbeiter der von seinem Namensvetter Dr. August Schmidt herausgegebenen „Musik-Zeitung“, und die Libretto’s zu den zwei Opern: „Die Nixe“ und „Florinda, oder die Mauren in Spanien“, von denen erstere im 1850ger Opern-Album abgedruckt ist, sind eine Frucht jener Zeit. In der ziemlich bewegten Zeit, welche dem Jahre 1848 voranging und folgte, blieb S.’s Muße nahezu unthätig, der „Mährische Wanderer“ brachte nur seinen Aufsatz: „Ueber den österreichischen Lloyd“, und das von Chlumetzky und Hingenau redigirte „Politische Wochenblatt“ in Brünn eine „Politische Exclamation“. Der strenge Dienst in jenen Tagen nahm seine ganze Thätigkeit in Anspruch und erschöpfte ihn physisch so sehr, daß er Heilung in Baden nächst Wien suchen mußte. Damals erwachte wieder seine alte Vorliebe für mineralogische Studien, worin ihn vornehmlich Custos Partsch [Bd. XXI, S. 309] und Adolph Kenngott, damals Adjunct am k. k. Hof-Mineralien-Cabinete, später Professor in Zürich, auf das Freundschaftlichste förderten. Er setzte diese Liebhaberei, als er in seine Vaterstadt zurückkehrte, ernstlicher fort, betheiligte sich an den Arbeiten der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues und an jenen des Werner-Vereins zur geologischen Durchforschung von Mähren und Schlesien und veröffentlichte in den „Mittheilungen“ der ersteren mehrere Aufsätze, so: „Ueber den rothen Turmalin von Rozna“; – „Ueber den Cacholong“; – „Ueber das Gelb- und Braun-Menokerz“; – schrieb die Monographie: „Der Opal“, übernahm nach dem Austritte des Dr. Melion das Secretariat des Werner-Vereins und wurde zuletzt Correspondent der k. k. geologischen Reichsanstalt. Außer den genannten Arbeiten S.’s erschienen viele kleinere und größere Beiträge seiner Feder im „Hesperus“, in Biedenfeld’s und Kuffner’s „Feierstunden“ (1821 u. 1822), in der „Mnemosyne“ (belletr. Beilage der Lemberger amtlichen Zeitung), in der „Moravia“, in Bäuerle’s „Theater Zeitung“, in „Ost und West“, im „Wanderer“, in der „Brünner Zeitung“, in Schmidl’s „Oesterreichischen Blättern für Literatur und Kunst“, in Ebersberg’s „Zuschauer“ u. s. w. [290] Im Jahre 1862 starb S. im Alter von 61 Jahren.

C. J. Schmidt (Ps. C. Bruno). Eine biographische Skizze (Brünn 1858, Rohrer’s Erben, gr. 8°.). – d’Elvert (Christian Ritter von), Notizenblatt der historisch-statistischen Section der k. k. mähr.-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde (Brünn, Rohrer, 4°.) 1858, Nr. 4: „Zur mährisch-schlesischen Biographie. XIV.“, von A–a.