BLKÖ:Schwartner, Martin von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 32 (1876), ab Seite: 284. (Quelle) | |||
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[285] wofür S. von früher Jugend große Liebe und Anlagen zeigte und die sich so entschieden kundgaben, daß er, während seine Altersgenossen den jugendlichen Spielen sich hingaben, diese verschmähte, die Lecture eines guten Buches vorziehend. Die Humanitätsclassen und die philosophischen Studien hatte er in seiner Heimat beendet, nun begab er sich nach Göttingen und dort lag er mit allem Eifer dem Studium der Geschichte, Statistik und Diplomatik ob. Die Theologie, der er sich eigentlich widmen sollte, hatte er gegen die erwähnten Disciplinen eingetauscht. Nach seiner Rückkehr in die Heimat berief ihn Ladislaus Baron Prónay [Bd. XXIV, S. 12, Nr. 2], damals Obergespan des Csanader Comitates, als Erzieher seiner Kinder in sein Haus, und nachdem er drei Jahre auf diesem Posten thätig gewesen, folgte er dem Rufe der Stadt Käsmark als Conrector ihrer Schule. Daselbst wirkte er in den Jahren 1784–1786, dann wurde er zum Professor am Gymnasium in Oedenburg ernannt. Nach mehrjähriger Thätigkeit auf diesem Posten, wo er in segensreichster Weise gewirkt und sein Abgang als ein unersetzlicher Verlust allgemein empfunden und tief bedauert wurde, bewarb sich S. um die Lehrkanzel der Diplomatik in Pesth, als dieselbe erledigt war. Sie wurde ihm, obgleich er Protestant und ein solcher an der katholischen Universität nur schwer angestellt wurde, in der Periode des unbefangen denkenden Kaisers Joseph II. verliehen und ihm mit ihr zugleich die Aufsicht der k. k. Bibliothek in Pesth, zu deren Custos er unter Einem ernannt worden, übertragen. Diese beiden Stellen bekleidete S. bis an sein im Alter von 64 Jahren erfolgtes Ableben. Da er die Professur der Statistik, welche während seiner Dienstleistung an der Pesther Hochschule dreimal erledigt ward und für welche er bei seiner großen Vorliebe für diese Wissenschaft sich immer wieder beworben hatte, trotz hoher Fürsprache immer nicht zu erhalten vermochte, entschädigte ihn der Kaiser für diese Mißerfolge in seinen Bewerbungen im Jahre 1810 mit einer Gehaltszulage jährlicher 400 fl. Neben seinem Berufe war S. während seiner Anstellung in Pesth auch schriftstellerisch thätig und gab heraus: „Introductio in artem diplomaticam praecipue hungaricam“ Pest 1790, cum tab. aen., 8°., p. 342), wovon eine zweite und stark vermehrte Ausgabe mit etwas verändertem Titel: „Introductio in artem diplomaticam aevi intermedii praecipue hungaricam cum tabuli 5 aeri incisis“ (Budae 1802, 8°. maj., XVI u. 403 S.) herauskam; – dann folgte seine historisch sehr interessante Abhandlung: „De gente Croviaca, Hungariae Regum Stirpis Arpadianae haereditario successionis iuri non adversa“ (Pesth 1791), welche das Geschlecht der Herzoge von Crouy betrifft, wovon ein Nachkomme erst in unserer Zeit Ansprüche auf den ungarischen Thron gemacht und darin von Kaiser Napoleon, um Oesterreich in Schach zu halten, heimlich unterstützt worden. Dieser Prätendent der ungarischen Krone, über welchen Näheres im XI. Bande, S. 382, und im XXIII. Bande, S. 378, nachzulesen, ist in den letzten Jahren gestorben. Ueber dieses Prätendentengeschlecht handelt S.’s Schrift. Schwartner’s Hauptwerk aber bleibt seine „Statistik des Königreichs Ungarn“ (Pesth 1798), wovon die zweite Auflage in 3 Theilen (ebd. 1809–1811), eine dritte im Jahre 1815 erschien; eine heute freilich veraltete, aber zur Vergleichung noch immer [286] höchst schätzbare, mit großer Gewissenhaftigkeit ausgeführte Arbeit, welche, als sie – unter den damaligen Censurverhältnissen – das Imprimatur erhielt, durch den vielleicht in der Periode der Censur nur dieses eine Mal vorkommender Beisatz: „cum singulari complacentia regia“ ausgezeichnet wurde. Zu Frankfurt a. M. erschien in den Jahren 1813–1816 eine französische Uebersetzung, sie ist nach der zweiten Auflage von N. Wacken ausgeführt. Schwartner’s letzte durch den Druck veröffentlichte Arbeit ist betitelt: „De Scultetiis per Hungariam quondam obviis“ (Pesth 1815). Diese nicht eben große Zahl von S.’s Schriften wird durch die Gediegenheit derselben, durch die schöne Schreibart und die charaktervolle Gesinnung, die daraus spricht, aufgewogen. In Würdigung seiner Verdienste wurde er von Kaiser Franz im Jahre 1808 in den ungarischen Adelstand erhoben und später durch das Ehrengeschenk einer goldenen Dose von Seite des Kaisers ausgezeichnet. Da S. unverheirathet geblieben, verfügte er sein nicht unbedeutendes Vermögen zu wissenschaftlichen und humanen Zwecken. Seine 12.000 Bände zählende Bibliothek nebst einem Capital von 15.000 fl. erhielt das Lyceum von Käsmark und sollen die Interessen dieses Capitals zur Anschaffung neuer Werke verwendet werden. Einen zweiten Betrag von 15.000 fl. verschrieb er der Stadt Käsmark und sollten die jährlichen Interessen alle Jahre einem armen unbescholtenen Mädchen aus dem Bürgerstande am Hochzeitstage desselben zur Aussteuer eingehändigt werden. Nach seiner Anordnung sind zwei Jahre hintereinander protestantische, im dritten ein katholisches Mädchen mit diesem Betrage zu betheilen. – S.’s Neffe Emerich (geb. 28. October 1799, gest. 26. November 1845) war evangelischer Prediger zu Oedenburg. Seine verdienstliche Wirksamkeit als solcher nach allen Richtungen ist ausführlich im „Neuen Nekrolog der Deutschen“ (Weimar, Voigt, 8°.) XXIII. Jahrg. (1845), zweiter Theil. S. 901, Nr. 261, geschildert.
Schwartner, Martin von (Geschichtsforscher, geb. zu Käsmark in der Zips 1. März 1759, gest. zu Pesth 15. August 1823). Sohn vermögender, dem Kaufmannsstande angehöriger Eltern; diese sorgten für seine gute Ausbildung in den Wissenschaften,- Fejér (Georgius), Historia Academiae scientiarum Pazmaniae Archi-Episcopalis ac M. Theresianae regiae literaria (Budae 1835, 4°.) p. 187. – Melzer (Jacob), Biographien berühmter Zipser (Kaschau 1832, 8°.) S. 236. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) Jahrg. 1810, S. 421. – Annalen der Literatur und Kunst in dem österreichischen Kaiserthume (Wien, Doll, 4°.) 1809, Intelligenzblatt Juli, Sp. 32; – dieselben (ebd., 8°.) 1811, Bd. I, S. 121 im Texte u. S. 243. – Porträte. 1) Unterschrift. Mart. von Schwartner | Professor zu Pest. Geboren zu | Kesmark in Ungarn d. 1. Mrt. 1759. Kupferst. ohne Ang. d. Zeichn. u. St. (oval, 8°.); – 2) Unterschrift: Martin von Schwartner | Professor der Diplomatik und | erster Bibliotheks-Kustos auf der königl. ungarischen Universität zu Pest | geboren zu Kesmark d. 1. März 1759. Stradec pinx. 1803 Rahl sc. (4°., oval).