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BLKÖ:Schwenda, Julius

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 32 (1876), ab Seite: 371. (Quelle)
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Schwenda, Julius (Schriftsteller, Geburtsort unbekannt, geb. im Jahre 1823, gest. zu Weinhaus bei Wien 3. August 1862). Ueber seine Jugend und seinen Bildungsgang ist nichts Näheres bekannt. Nach Allem, was von ihm vorliegt, hatte er eine gute Ausbildung genossen und war auch später – immer sich fortbildend – nicht stehen geblieben. War es angeborner Unabhängigkeitstrieb, waren es Mißerfolge in seinen Bewerbungen um eine öffentliche Anstellung, war es Vorliebe zum Lehrfache, wir können es nicht sagen, aber im letzteren war er mehrere Jahre thätig, während er nebenbei für belletristische Blätter Novellen und Gedichte schrieb, die eben kein ungewöhnliches, aber ein angenehmes, lyrisches und Erzählertalent bekundeten. Anfangs Mai 1860 nahm er seine Stellung bei dem von den Fürsten Georg und Constantin Czartoryski begründeten „Recensionen [372] und Mittheilungen über Theater, Musik und bildende Kunst“ ein und blieb an diesem bis zur Stunde nicht ersetzten Theater-, Musik, und Kunstblatte bis an sein im Alter von erst 39 Jahren erfolgtes Lebensende thätig. Bald nach Uebernahme dieser Stelle bei dem genannten Blatte erhielt er auch noch die Professur über mündlichen Vortrag am Conservatorium der Musik in Wien. Der warme Nachruf, den ihm die „Recensionen“ in’s Grab mitgaben, schreibt über ihn: „Sch. war kein Schriftsteller von hervorragender Bedeutung, aber ein mit sich einiges Talent, gebildet, warm fühlend und streng gewissenhaft. Er schrieb am liebsten und am besten, wenn er, nicht gedrängt durch Zeit und Umstände, freien Geistes und gesund, mit voller Muhe einen genauen Einblick in den Gegenstand gewinnen konnte. Galt es einer ästhetischen Abhandlung, einem musikalisch oder theatergeschichtlichen Stoff, so war ihm die genaueste Quellenerforschung Bedürfniß; galt es der Besprechung eines Buches, so konnte er es nie oft genug durchlesen, galt es endlich einer Theaterkritik, so zog er es bei weitem vor, nicht unter dem ersten unmittelbaren Eindrucke zu schreiben. In seinem Urtheile strebte er nach bewußter, maßvoller Gerechtigkeit, ohne Schwäche, aber mit jenem Wohlwollen und jener Einhaltung guter Sitte, die freilich mitunter dem Tadel seine vernichtende Spitze abbricht, die aber allen Aeußerungen nebst dem wohlthuenden Ebenmaße auch ein von jedem Unbefangenen respectirtes Gewicht gibt. Der Hauptaccent darf dabei wohl auf die seltene Eigenschaft gelegt werden, daß kein Ausdruck seiner Feder je einen verletzenden Anstrich trug. Und doch war kein Ausdruck eine Concession, kein Wort eine Gefälligkeit.“ Als er die Haupt-Mitarbeiterschaft bei den „Recensionen“, welche eine gute Sache würdig verfochten, übernahm, hatte S. für sie seine beste Kraft eingesetzt. Sein reiches Wissen, seinen heiligen Eifer für Künstlerthum und künstlerische Tüchtigkeit. Was kann, fragt sein Nekrologist, der Höchstbegabte mehr? Vor seinem Eintritte bei den „Recensionen“ hatte S. fleißig am „Figaro“ und an den im Waldheim’schen Verlage herausgegebenen „Mußestunden“ mitgearbeitet, welche viele Novellen und Erzählungen aus seiner Feder enthalten. Bei den „Recensionen“ besorgte er einen großen Theil des eigentlich redactionellen Geschäfts, überdieß schrieb er dafür mehrere größere dramaturgische Artikel, von denen hier erwähnt seien: „Kleist’s Prinz von Homburg“ (1860, S. 652); – „Hebbel’s Michael Angelo“ (1861, S. 230); – „Die Umgestaltung der Hoftheater“ (1861, S. 1, 17, 49, 65); – „Das politische Tendenzdrama“ (1861, S. 465, 481; 1862, S. 193, 225); – „Die Fabier. Trauerspiel von Gust. Freytag“ (1861, S. 675); – „Dramatische Hexen. Ein Studien-Fragment“ (1861, S. 803) und mehrere kleinere Recensionen. Selbstständig erschien von ihm: „Schiller und Uhland. Eine Dichter-Parallele. Als Festgabe zur hundertjährigen Schiller-Feier“ (Wien 1860, Sallmayer, 8°.).

Recensionen und Mittheilungen über Theater und Musik (herausg. von Fürst Czartoryski) (Wien, Redaction, Druck u. Verlag v. J. Löwenthal, 4°.) VIII. Jahrg. (1862), Nr. 32. S. 497 u. 512.