BLKÖ:Spreng, Anton
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Spreng, Leopoldine | ||
Band: 36 (1878), ab Seite: 255. (Quelle) | |||
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Hubert Maurer [Bd. XVII, S. 141] sein Meister war, ist bestimmt, doch ging Spreng frühzeitig seinen eigenen Weg, der keineswegs ein schlechter war, da er sich Michael Angelo und Peter Paul Rubens zu seinen Vorbildern gewählt. Eine biographische Skizze über den Künstler, welche im Jahre 1846 an den Redacteur des „österreichischen Zuschauers“ J. S. Ebersberg, wenn wir recht berichtet sind, von dem Pseudonym Silas, dessen Pseudonymität Herausgeber dieses Lexikons zu lüften vergebens sich bemühte, gesendet worden, fand, ob der darin enthaltenen Ausfälle auf die damals nichts weniger als erbaulichen Wiener Kunstzustände, keine Aufnahme. Dieser Skizze sind zum Theil die nachfolgenden Notizen über Spreng entnommen. In denselben heißt es: Spreng hat nie weitere Reisen gemacht, in das Eldorado der Kunst, nach Italien, ist er nie gekommen. er kannte die Meister nur – zunächst – aus den Wiener Gallerien und aus Werken des vervielfältigenden Grabstichels. Er mußte sich, wie es den Anschein hat, jeden Schritt vorwärts sowohl was die Technik anbelangt, so wie sein Wissen mühsam selbst errungen haben. Er war ein gewandter Zeichner, besaß tüchtige, ganz ungewöhnliche Kenntnisse so in profaner wie in der Kirchengeschichte, in Architectur, Costumekunde, in den naturwissenschaftlichen Wissenszweigen, vornehmlich Botanik, in der Geschichte der Kunst, in der Mythologie, in der Empirie der Technik und in der Aesthetik. Tschischka, der Einzige, der seiner gedenkt, nennt ihn einen genialen [256] Künstler. Was seine äußere Lebensstellung betrifft, so war er bereits zu Anbeginn der Dreißiger-Jahre des laufenden Jahrhunderts Professors-Adjunct für historische Zeichnung an der kaiserlichen Akademie der bildenden Künste in Wien. In den Jahres-Ausstellungen der kaiserlichen Akademie bei St. Anna erscheint er bereits im Jahre 1820 mit einem Oelbilde mythologischen Inhalts: „Hermaphrodit steigt in den Brunnen der Nymphe Salmacis“, deren an die Götter gerichtete Bitte: sie mit dem damals noch nicht zwitterhaften Jünglinge zu vereinen, die Götter gewährten, in Folge dessen Hermaphrodit halb Mann, halb Weib wurde. Die nächste Ausstellung im Jahre 1822 brachte nur Zeichnungen des von dem Bildhauer Zauner ausgeführten Denkmals für die Grafenfamilie Fries; hingegen im Jahre 1824 hatte er neuerdings ein Oelgemälde mythologischen Inhaltes: „Bacchus auf seinem Zuge nach Indien“ ausgestellt. Wenn in jenen Tagen nur einigermaßen Sinn für historische Malerei vorhanden gewesen und die Ausschmückung der inneren Hausräume, der Plafonds und Wände mit Fresken wie heutzutage Mode gewesen wären, Spreng’s ausgesprochenes Talent hätte nicht unbemerkt bleiben können. So aber geschah, daß die bisher ausgestellten mythologischen Bilder Spreng’s einigen Bildnissen in Oel wichen, welche in den Jahren 1826, 1828 und 1830 ausgestellt waren, bis er im Jahre 1834 mit einer in Oel gemalten „Taufe Christi“ zum letzten Male in den genannten Ausstellungs-Räumen erschien. Ob sonst viel von seinen Arbeiten im Privatbesitz sich befinde, kann nicht angegeben werden; in den zahlreichen, mit zu Gebote stehenden Kunstkatalogen über die Gallerien einzelner Sammler erscheint er nicht. Hingegen gibt die in Wien’s unmittelbarer Nähe gelegene schöne Kirche in Kalksburg, welche im Jahre 1793 der kunstsinnige Gutsbesitzer Franz Edler von Mack hatte erbauen lassen, in zwei Altarbildern, davon eines „Die Befreiung des Apostels Petrus aus dem Kerker“ darstellt, und in den dort befindlichen Fresken, welche er im Vereine mit Hubertus Maurer [Bd. XVII, S. 140] gemalt, Belege seines geistvollen Pinsels. In Steinamanger, im Eisenburger Comitate Ungarns, hat er in dem bischöflichen Palaste die von Maulbertsch ausgeführten Fresken, welche mit der Zeit schon stark gelitten hatten, in vortrefflicher Weise restaurirt. In seinem Atelier hatten Besucher des Künstlers zahlreiche Entwürfe theils ausgeführter, theils geplanter Altarbilder und eine stattliche Anzahl von Copien berühmter Gemälde – so unter anderen den Bildercyklus: „Der Tod des Consuls Decius Mus“ – diese Zierde der Fürst Liechtenstein’schen Bildergallerie in Wien, in der Originalgröße, Gelegenheit zu sehen. Wie bemerkt, für die Historien-Malerei war zu der Zeit, in welcher S. lebte, in Wien kein Boden; so versuchte es denn Spreng mit der Bildniß-Malerei. Er übte sie um des lieben Brodes willen, aber mit Unbehagen; auch gelangen ihm Bildnisse von Frauen weniger und die eigentliche Ernte ist denn doch nur mit diesen zu machen. So geschah es denn, daß S., außer in seinem Lehramte, das Zeichnen und Malen zuletzt ganz aufgab, und sich auf ein Gebiet warf, in welchem die Kunst die Stelle der Kuh, der Künstler jene der melkenden Magd versah. Er verlegte sich auf die Darstellung sogenannter decorativer Vorstellungen, die man damals mit dem generellen Gattungsnamen „optische“ [257] benannte, ohne jedoch damit das eigentliche Wesen der Sache richtig bezeichnet zu haben. Wie es sich mit diesen Arbeiten des Künstlers verhielt, erfahren wir eben aus dem oben erwähnten nichtgedruckten Aufsatze über Spreng, in welchem es heißt: „In die Herstellung dieser optischen Darstellungen hatte sich nunmehr S. völlig versenkt. Hier war seine Welt; da war er Zimmermann, Tischler, Zeichner, Glaser, Alles was ihr wollt, mit pedantischer Aengstlichkeit und in Einer Person. Hier wurde dargestellt eine Gallerie der merkwürdigsten Scenerien der Alten von der säulentragenden Akropolis an bis zu Mexikos phantastischen Riesenbauten, Scenen aus den Tagen des Mittelalters bis zu jenen der Gegenwart, Alles mit natürlicher Flora und Fauna, und in historischer Staffage. Ja er ging in dieser seiner Lieblingsarbeit ganz auf. Er glaubte einen Mäcen zu finden, der durch Ankauf derselben etwa seine Kinder auf die anschaulichste Weise damit unterrichten könne. Derselbe blieb aus. Endlich kündigten Zeitungen die Productionen auf etwaiges Verlangen in der Wohnung des Künstlers an. Jene beredte Schnauze, die aus dem X ein U zu machen versteht, und Alles, was die Menge verblüfft und lockt, fehlte ihm. So kam es, daß S. bald Alles halb verfallen ließ, halb verschenkte. Körperliches Leiden, stellte sich nun auch ein, hervorgerufen durch die sitzende Lebensweise, Studium, und am meisten durch Seelenzustände, die ihn wohl durch ein halbes Jahrhundert gepeinigt. Zuletzt kam das Beste – ein nur tagelanges Leiden und dann ein stiller, sanfter Tod. Sein nicht unbedeutender Nachlaß an Studien und Selbstgeschaffenem wurde nach allen Winden verstreut. Er war stets allein geblieben, ohne Freund, den Custos der Belvedere-Gallerie Karl Ruß [Band XXVII, Seite 277], der vor ihm starb, ausgenommen.
Spreng, Anton (Historienmaler, geb. zu Wien 1770, gestorben ebenda 18. December 1845). Ueber die Jugend und den Bildungsgang dieses wenig bekannten, in den Werken über Kunst und Künstler kaum erwähnten und doch nicht unbedeutenden Künstlers sind nur spärliche Nachrichten vorhanden. Er selbst eine sehr bescheidene Natur, verstand es nicht, von sich reden zu machen, und so blieb der Künstler, der gänzlich vergessen wäre, wenn nicht die Kunstkataloge einige seiner Arbeiten verzeichnet hätten, unbeachtet, obgleich er mehr Beachtung verdiente als mancher Andere, die es verstanden haben, ihre Drittel- und Viertel-Talente zur Geltung zu bringen. Ueber seinen Bildungsgang fehlen authentische Nachrichten, doch ist es wahrscheinlich, daß ihm die erste Anleitung in der Kunst in der kaiserlichen Akademie der bildenden Künste zu Theil geworden. Daß- Kataloge der Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste zu St. Anna in Wien 1820, S. 19, Nr. 149; 1822, S. 3, Nr. 12; 1824, S. 21, Nr. 116; 1826, S. 17, Nr. 112; S. 21, Nr. 190; 1828, S. 20, Nr. 168; 1830, S. 24, Nr. 179, 180, 181; 1834, S. 35, Nr. 419. – Tschischka (Franz), Kunst und Alterthum in dem österreichischen Kaiserstaate (Wien 1836, Beck, gr. 8°.).