BLKÖ:Störk, Karl
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 39 (1879), ab Seite: 122. (Quelle) | |||
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Helm und der Primarärzte Professoren Türck, Dittl, und Sigmund durchlief. Ludwig von Türck war es vornehmlich, der des jungen Arztes opferwillige Thätigkeit anläßlich der Typhusepidemie des Jahres 1859 an vorgesetzter Stelle belobend würdigte und auch sonst dessen werkthätige Bestrebungen und selbständige Arbeiten anzuerkennen Gelegenheit fand. Die ersten Versuche Garcia’s in Paris können der Wiener Hochschule den durch mühevolle Forschung erworbenen Ruhm, die Lehre der Laryngoskopie begründet und deren Erfolge dem Heilverfahren, der Praxis zugeführt zu haben, nicht streitig machen. Die Fachgelehrten mögen in der Frage des Prioritätsstreites zwischen Türck und Czermak entscheiden; ihrem wesentlichen Inhalte nach bezieht sich dieselbe doch nur auf physiologische Untersuchungen des Kehlkopfes mit Hilfe des Spiegels. Hingegen in der Frage der Anwendung der Laryngoskopie zu therapeutischen Zwecken kann wohl zweifellos Ludwig von Türck und neben ihm Störk das Verdienst der ersten Initiative nicht bestritten werden. Am 28. Juni 1858 erschien die erste Publication Türck’s über diesen Gegenstand, und schon am 26. November d. J. trat Störk mit einem umfangreichen Vortrage vor die k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien, in welchem er der Erste das Verfahren, mit Hilfe des Spiegels Heilmittel unmittelbar im Kehlkopfraume anzuwenden, darlegte. Der Fortschritt gegenüber der bisher nahezu ausschließlich in Anwendung gestandenen Inhalationsmethode [123] war ein epochaler und öffnete der Entwicklung der Lehre neue, ungekannte Bahnen. Seit jener Zeit hat Störk ununterbrochen auf dem Gebiete der Laryngoskopie als viel beschäftigter Arzt und Lehrer in Wort und Schrift gewirkt und keinen geringen Theil beigetragen zur Erhaltung nicht nur des Rufes der Wiener Hochschule, sondern auch jener ungeschwächten Anziehungskraft, deren sich dieselbe insbesondere auf dem Gebiete der laryngoskopischen Doctrin dem Auslande gegenüber erfreut. – Seine Lehrthätigkeit begann Störk im Jahre 1859 schon als Secundararzt mit Ertheilung von Privatcursen, wozu ihn die Direction des k. k. allgemeinen Krankenhauses ermächtigte. Am 4. Mai 1864 habilitirte er sich als erster Privatdocent für Laryngoskopie und Krankheiten des Kehlkopfes und des Rachens, und mit ah. Entschließung vom 9. Juni 1875 wurde er auf Vorschlag des k. k. Professoren-Collegiums der medicinischen Facultät zum k. k. Professor für Laryngoskopie an der Wiener-Universität ernannt. – S.’s Bedeutung für die praktische Entwicklung dieser Lehre liegt, nebst der von ihm auf eine hohe Stufe gebrachten operativen Technik, in der großen Zahl der von ihm erfundenen und construirten Instrumente und sonstigen Untersuchungs- und Operationsbehelfe. Sein Beleuchtungsapparat hat durch die einfache und billige Herstellbarkeit alle früheren Medien nahezu vollständig verdrängt, und die verbreitete Anwendung seiner Aetzmittelträger, gedeckten und ungedeckten Polypenmesser, Guillotinen, Schlingenschnürer und anderweitiger Behelfe ließ Wien zum Hauptbezugsplatze für laryngoskopische Instrumente werden. – Eine große Zahl in- und ausländischer Schüler holt sich aus Störk’s im k. k. allgemeinen Krankenhause abgehaltenen Vorträgen theoretische Kenntniß und praktische Gewandtheit in diesem jungen Zweige der operativen Medicin, wobei das reich zuströmende klinische Material die mannigfaltigste Lehrfülle darbietet. S. ist in seinem Fache auch schriftstellerisch ungemein thätig. Bezüglich seiner zahlreichen Veröffentlichungen muß auf die Jahrgänge von 1859 ab, der „Wiener medicinischen Wochenschrift“, „Medicinischen Presse“, „Wiener medicinischen Rundschau“ und von Virchow’s „Archiv“ verwiesen werden. Die Titel seiner im Buchhandel erschienenen Schriften sind: „Zur Laryngoskopie. Ueber Erkrankung des Kehlkopfes und das operative Heilverfahren bei demselben“ (Wien 1859, L. W. Seydel); – „Laryngoskopische Mittheilungen“ (ebd. 1863); – „Laryngoskopische Operationen“ (1870); – Neue Folge (1872); – „Ueber Laryngoskopie“ (Leipzig 1872,. Breitkopf, Lex.-8°.). Diese Abhandlung bildet zusammen mit C. Gerhardt’s „Ueber Diagnose und Behandlung der Stimmbandlähmung“ Nr. 36 der von Richard Volkmann herausgegebenen „Sammlung klinischer Vorträge in Verbindung mit deutschen Klinikern“; – „Beiträge zur Heilung des Parenchym- und Cysten-Kropfes“ (Erlangen 1874, Enke); – „Ein neuer Athmungsapparat“ (Wien 1874, L. W. Seydel); – „Mittheilungen über Asthma bronchiale und die mechanische Lungenbehandlung. Nebst einer Abhandlung über Hustenreiz“ (Stuttgart 1875, Encke, gr. 8°.). – „Klinik der Krankheiten des Kehlkopfes, der Nase und des Rachens“ zwei Bände (Stuttgart 1876, Encke. Lex.-8°., mit Holzschnitten. Chromoxylogr. und Schwarz- und Farbdrucktafeln), S.’s hervorragendste Arbeit, das erste umfassende Werk über Kehlkopfkrankheiten. In Anerkennung seiner Verdienste um [124] die Wissenschaft und die Ausbildung zahlreicher russischer Aerzte wurde Störk von dem Kaiser von Rußland mit dem St. Annen-Orden ausgezeichnet, von der New-Yorker Laryngological Society zum Ehrenmitglied und von der naturwissenschaftlichen Gesellschaft zu Dresden zum correspondirenden Mitgliede ernannt. Auf der Wiener Weltausstellung 1873, an welcher er sich in der Collectiv-Ausstellung der 16. Gruppe im Pavillon für Sanitäts- und Hilfsvereinswesen mit laryngoskopischen Instrumenten betheiligt hatte, wurde ihm die Fortschrittsmedaille verliehen. Seit 2. August 1868 ist er mit Bertha von Wiener, Tochter des Reichs- und böhmischen Landtagsabgeordneten, Präsidenten der Prager Advocaten-Kammer Dr. Friedrich Ritter von Wiener, verheiratet.
Störk, Karl (Arzt, geb. zu Ofen am 17. September 1832). Der zweitälteste Sohn eines in Ofen lebenden praktischen Arztes. Nach beendeten Gymnasial- und philosophischen Studien bezog er im Herbste des Jahres 1850, der Medicin sich widmend, die Pesther Universität, welche er jedoch schon 1851 verließ, um – angezogen von den Koryphäen der zur Zeit noch in Blüthe stehenden „Wiener Schule“ – seine Studien an der Wiener Hochschule zu beschließen. Am 13. Juli 1858 erlangte er die Doctorwürde der Medicin und Chirurgie und das Magisterium der Geburtshilfe. Er betrat die praktische Laufbahn im k. k. allgemeinen Krankenhause, wo er in kurzer Zeit die übliche Scala der secundarärztlichen Functionen unter dem Directorate des Dr.