BLKÖ:Stadler, Alois Martin
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 37 (1878), ab Seite: 53. (Quelle) | |||
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Patuzzi schreibt, in München, 11. März 1841). Sein Vater war Kreisingenieur, der selbst mit einigem Geschick Landschaften zeichnete und auch radirte. und daher, als er das Talent seines Sohnes gewahrte, denselben bei J. Peter Denifle [Bd. III, S. 237] in Innsbruck Unterricht im Zeichnen nehmen ließ. In Denifle’s Zeichnungsschule war S. so glücklich, zweimal das Prämium zu erhalten. Nun kam er über Verwendung des Freiherrn von Hormayr zu dem berühmten Tiroler Maler Joseph Schöpf [Bd. XXXI, S. 188], der den talentvollen Jüngling in sein Haus aufnahm, und unter dessen unmittelbarer Anleitung er sich nun in seiner Kunst fortbildete. Schon in der an Stelle der 1809 abgebrannten und 1810 neuerbauten Kirche zu Wattens war Stadler seinem Meister bei der Ausführung der Fresken behilflich. Bald wußte sich der junge strebende Künstler durch seine Geschicklichkeit die Theilnahme kunstsinniger und einflußreicher Männer zu erwerben, unter denen Präsident J. v. Inama und Di Pauli [Bd. III, S. 313] genannt seien, über deren Verwendung S. im J. 1812 die Aufnahme in die damals unter J. Peter Langer’s Leitung stehende Akademie in München erlangte. Ernstlich bildete sich S. in der genannten Anstalt fort, aber die eigentliche Weihe der Kunst erlangte er doch erst, als die Unterstützung des als Numismatiker bekannten Bischofs von Streber, des Münzdirectors von Leprieur, vornehmlich aber des kunstsinnigen Kronprinzen Ludwig es ihm möglich machte, Rom zu besuchen, und daselbst an den Werken der bis heut unübertroffenen Meister der Kunst sich zu vervollkommnen. Im Jahre 1819 trat er die Reise an, und nach vierjährigem Aufenthalte in der ewigen Stadt, von wo aus er auch Neapel besucht hatte, kehrte er 1822 nach München zurück, wo sich mittlerweile unter König Ludwigs Aegide ein großartiges Kunstleben zu entwickeln begonnen hatte. Nun erhielt S., dessen Arbeiten die Würdigung des Königs gefunden, manche Aufträge, die seine Tüchtigkeit als Künstler bekundeten. In München erwies er sich auch vielen seiner Landsleute, welche sich dahin zur künstlerischen Ausbildung begeben hatten, durch seine ebenso richtigen als praktischen Rathschlage förderlich und nützlich. In der letzten Zeit begab er sich in seine Heimath, welche eine größere Anzahl seiner Arbeiten enthält, und starb dort viel zu früh der Kunst entrissen, zu deren würdigsten Vertretern er zählte, im Alter von erst 49 Jahren. Die Zahl seiner Arbeiten ist nicht unbedeutend, meistens sind es und mitunter sehr große Kirchenstücke, welche sich zum größeren Theile in den Kirchen seiner Heimath Tirol und in seinem Sterbeorte Sterzing befinden. Hier folgt die Angabe der bedeutenderen und durch öffentliche Besprechung bekannt gewordenen. Es sind folgende: „Raguel erkennt seinen Vetter Tobias“, im Besitze des Grafen Reisach, und um das Jahr 1812 gemalt; – „Die Heilung des Lahmen durch Petrus und Johannes“, im Besitze der Familie Inama; – „Mutter Anna und Joachim [54] unterrichten Maria“, 1818 gemalt; das Bild kam in die Kirche zu Axams und wurde als eines der besten Bilder, welche aus Langer’s Schule hervorgingen. bezeichnet; in der Münchener Kunstausstellung des Jahres 1820 hatte der Künstler den großen Carton seines Bildes ausgestellt, an welchem die ungemeine Wahrheit der Gestalten, die gelungene Gewandung und die stille Heiterkeit des Sinnes, welche aus dem Bilde sprach, allgemeine Anerkennung fanden; – „Die Hirten bei der Krippe des Erlösers“, ein Bild aus dem Jahre 1822, mit halblebensgroßen Figuren und das erste, welches der Künstler von Rom einsandte; es ist eine einfache. doch würdevolle Composition und kam in den Besitz des Herrn von Leprieur; – „Die Kreuzabnahme Christi“, mit halblebensgroßen Figuren, für die Calvarienkirche in Bozen bestimmt; der Carton dieses Altarbildes befindet sich im Ferdinandeum zu Innsbruck; – in der Pfarrkirche zu Mühlbach bei Brixen „Die h. Helena mit dem Kreuze und zwei Engel zu ihren Seiten“; in der Lunette desselben Altars: „Der h. Sebastian“; – in der Decanatskirche zu Stilfes bei Sterzing vier Altargemälde, das Chorbild: „Madonna auf dem Throne zwischen Petrus und Johannes“; in der Lunette: „Gott Vater“; auf dem einen Seitenaltare: „St. Sebastian“, und auf dem anderen: „St. Antonius“; die Altäre und die Kanzel der Kirche sind überdieß auch nach Stadler’s Zeichnungen ausgeführt; – für den Chor der Pfarrkirche in Imst: „Die Himmelfahrt Mariä“, mit lebensgroßen Figuren. Als im J. 1829 Graf Schönborn, aus Anlaß der Anwesenheit des Königs, auf seinem Schlosse Gaibach ein glänzendes Fest bereitete, bekam Stadler den Auftrag, acht Transparente auszuführen, welche die Huldigung der verschiedenen Stände Bayerns auf acht Blättern, die acht Kreise, darstellen sollten. Der Künstler löste seine Aufgabe in Kreidemanier. Diese Compositionen wurden mit eigenen Huldigungsgedichten und Randzeichnungen von Gail auf weißem Papier mit blauer Farbe (Bayerns Landesfarben) gedruckt und an die Theilnehmer des Festes als Andenken vertheilt. Das Heft ist heut bereits eine große Seltenheit. – Maillinger’s „Bilder-Chronik der Stadt München“ (1876, 8°.) erwähnt im 2. Bande S. 202, Nr. 3579, einer Bleistiftzeichnung Stadler’s, welche das Bildniß der Magdalena Geißler, geborenen Stiglmair, ein Kniestück in sitzender Stellung (aus dem Jahre 1824, halbfol.), darstellt. Stadler ist ein tüchtiger Künstler, seine Figuren sind immer kräftig modellirt, die Mienen haben einen charakteristischen Ausdruck, die Ruhe der Composition wirkt wohlthuend auf den Beschauer; die Compositionen, meist kirchliche Vorwürfe, sind in einer diesem Zwecke entsprechenden symmetrischen Anordnung ausgeführt; nur vielleicht wäre seinen weiblichen Gestalten manchmal etwas mehr Anmuth und seiner Farbe mehr Lebhaftigkeit zu wünschen. Im Uebrigen zählt er zu den Repräsentanten seines an Künstlern nicht armen Vaterlandes, welche zu dessen Ehre gereichen und Tiroler Kunst auch in der Fremde zu verdienter Geltung brachten.
Stadler, Alois Martin (Historien-Maler, geb. zu Imst in Tyrol 12. April 1792, gest. zu Sterzing, und nicht, wie- Bote für Tirol und Vorarlberg (Innsbruck) 1818, Nr. 4, S. 15; 1819, Nr. 6, S. 23; 1823, Nr. 92, S. 368. – (Hormayer’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.), XII. Jahrg. (1821), Nr. 17 u. 18, S. 72; XIX. Jahrg. (1828), Nr. 60, S. 318. – Kunst-Blatt (Stuttgart, Cotta, 4°.), Jahrgang 1820, S. 360, in den „Betrachtungen über die Kunst-Ausstellung in München, im Jahre 1820“; – 1823, Nr. 89, S. 353 im Aufsatze: „Ueber [55] die Kunst-Ausstellung in München im Jahre 1823“; – 1826, Nr. 92, S. 365: „Kuns-Ausstellung in München im October 1826“; – 1829, S. 155 im Artikel: „Kunstnachrichten aus München“ von Domcapitular Speth; – Nr. 92, S. 357 im Aufsatze: „Betrachtungen über die Kunst-Ausstellung in München im October 1829“. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliographisches Institut, gr. 8°.). Zweite Abtheilung, Band. IX, Seite 1311. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. .... Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt und beendigt von Dr. Karl Klunzinger und A. Seubert (Stuttgart 1864, Ebner und Seubert, gr. 8°.) Bd. Ill, S. 583. [mit der haarsträubenden Citation: „Neuer Nekrolog der Deutschen“! Nun suche in den 60 und mehr Bänden den Nekrolog!]. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 18.., E. A. Fleischmann, 8°.), Bd. XVII, S. 201. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.), Bd. V, S. 121. – Staffler (Johann Jacob), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen u. s. w. (Innsbruck 1847, Felic. Rauch, 8°.), Bd. I, S. 267. – Tirolisches Künstler-Lexikon (Innsbruck 1830, Felic. Rauch, 8°.), S. 239.