Zum Inhalt springen

BLKÖ:Stelzmüller, Adalbert

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Stelzig, Ignaz
Band: 38 (1879), ab Seite: 200. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Adalbert Stelzmüller in Wikidata
GND-Eintrag: 129161098, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Stelzmüller, Adalbert|38|200|}}

Stelzmüller, Adalbert (Poet und Componist, geb. in Wien im Jahre 1838, gest. zu Bisamberg nächst Korneuburg 30. November 1868). Ueber die Lebensverhältnisse, seine Erziehung und seinen ferneren Bildungsgang liegen knappe Nachrichten vor. Seine in die Oeffentlichkeit gelangten schriftstellerischen Arbeiten lassen wohl auf ein durch Halbbildung beeinträchtigtes Streben schließen. Ueberdieß bekleidete er die Stelle eines Capellmeisters und war als solcher auch populär. Stelzmüller war als Componist und als Schriftsteller zugleich thätig. Als Componist war er ziemlich fruchtbar, denn schon im Jahre 1860 begegnen wir seinen Compositionen, von denen „Orion. Méditation mélodique“ (Wien, Spina) als Op. 9; – „Ein Blick in die Ferne. Original-Melodie“ (ebd., Wessely und Büsing) als Op. 12, und ein „Trauerwalzer“ (ebd., Lewy) als Op. 27 bezeichnet sind. Nun folgten im Jahre 1861: ein „Nachruf an Saphir. Trauerwalzer“ Op. 4 (Wien, Lewy); – „Drei Lieder“, Nr. 1: „Der schönste Wanderstab“; Nr. 2: „Der ungestüme Wanderer“; Nr. 3: „Im Stillen“ Op. 14 (Wien, Glöggl); – „Gut’n Morgen, mein Liebchen“ Op. 13 (Wien, Glöggl), jedes für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte; – im Jahre 1864: „Die Mutter und das Kind“ („Wie ward zu solchem Jammer“), Gedicht von Chamisso. Op. 15 (Wien, Glöggl) für eine Singstimme. Ueber den Werth seiner Lieder-Compositionen finden wir nirgends etwas bemerkt; nur die Fürst Czartoryski’schen „Recensionen“ berichten anläßlich eines Concertes in kurz abweisender Haltung, daß „ein Componist A. Stelzmüller seine Compositionen habe vorsingen lassen“. Hingegen wird von den Walzer-Compositionen berichtet, daß dieselben von vielen vorzüglichen Orchestern aufgeführt wurden und ihrer reizenden Melodien wie ihres musikalischen Schwunges wegen allgemeinen Beifall fanden. Als Poet trat er kurz vor seinem Ableben mit einer Sammlung, betitelt: „Das Leben des Volkes“ (Wien 1868, Gerold) auf, über welches Buch die Meinungen diametral auseinander gehen. Während Ed. Kulke von diesen Gedichten schreibt, „daß Stelzmüller ein Mann von kräftiger Empfindung ist, dessen Gedanken aber oft unverständlich seien, daß er den volksthümlichen Ton treffe, dieß aber manchmal auf Kosten der schönen Form und des künstlerischen Maßes thue, daß man im Ganzen aber diese Gedichte nur freudig begrüßen und den Dichter zu weiterer Thätigkeit aufrichtig ermuntern könne“ erklärt die „Neue freie Presse“, diese „Dichtungen für namenlos schlechte Reimereien, deren Verfasser seine Zeit zu grammaticalischen Studien hätte verwenden sollen, statt eine Sammlung angeblicher „Gedichte“ herauszugeben, die in Wirklichkeit nichts als illustrirte Belege für den völligen Mangel jeder elementaren Bildung des Autors sind. Aus den bodenlos schlechten Versen spreche ein Weltschmerz, der deutlich auf ein verfehltes Leben hinweise, was in Hinsicht auf des Autors infernalische Lyrik doppelt zu bedauern ist. Nach einer mitgetheilten Probe, schließt die „Neue freie Presse“, könne das „Literatur-Gericht“, wie ein solches Stelzmüller in einem seiner Gedichte anführt, die Verse Stelzmüller’s nur zum Tode verurtheilen“. Das Richtige dieser Gegensatze dürfte wohl in der [201] Mitte liegen. In seinem Nachlasse befanden sich zahlreiche Compositionen, zumeist von Liedern und Gesängen zu selbstverfaßten Texten, wovon auch bald nach seinem Tode „Drei Lieder“ bei Glöggl in Wien herauskamen; ferner sechs zum Drucke bereitete Bände, theils poetischen, theils prosaischen Inhalts, wovon ein zweiter Band zum „Leben des Volkes“ demnächst nachfolgen sollte, aber, wie es scheint, glücklicher Weise nicht erschienen ist.

Neue freie Presse 1868, Nr. 1525. – Oesterreichische Gartenlaube (Gratz, 4°.) 1868, Beilage zu Nr. 47. – Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1868, Nr. 263, 270 und 332. – Blätter für literarische Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) 1869, Nr. 36, S. 567.