BLKÖ:Stephaics von Némes-Dét, Franz Freiherr

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Stephan, Erzherzog
Band: 38 (1879), ab Seite: 211. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Franz Stephaics von Némes-Dét in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Stephaics von Némes-Dét, Franz Freiherr|38|211|}}

Stephaics von Némes-Dét, Franz Freiherr (k. k. General-Major und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Némes-Dét in Ungarn im Jahre 1739, gest. 9. April 1811). Ungarischer Edelmannssohn, der zu Anfang des siebenjährigen Krieges als Gemeiner in die kaiserliche Armee trat. Er machte den ganzen siebenjährigen Krieg mit, wohnte den Hauptschlachten bei Kollin und Torgau, dann jenen bei Maxen und Meissen, sowie sehr vielen anderen großen und kleinen Gefechten bei, kämpfte in allen mit anerkannter Tapferkeit und wurde dreimal blessirt. Später kam er zur ungarischen Garde und im Jahre 1767 wurde er Oberlieutenant im 3. Huszaren-Regiment. Im bayerischen Kriege hatte er im Jahre 1778 die 1600 Mann starke Avantgarde der bei Jägerndorf in Schlesien eingebrochenen preußischen Generale Stutterheim und Werner, mit seiner Huszaren-Escadron muthvoll attaquirt und sie bis Brannsdorf mit ziemlichem Verluste zurückgejagt. Im Jahre 1779 ging der preußische General Lossow bei Tagesanbruch mit 20 Escadrons Huszaren und anderer Reiterei auf S. los, der mit wenigen Huszaren und Croaten bei Frey-Hermsdorf einen Posten besetzt hielt. Lossow wollte S. aus seiner Stellung verdrängen, allein S. leistete einen so hartnäckigen Widerstand, daß der Feind nach einem zweistündigen Gefechte mit beträchtlichem Verlust an Todten und Blessirten ganz unverrichteter Sache sich zurückziehen mußte. – Während der niederländischen Insurrection wurde Stephaics im Jahre 1790 außer seiner Tour nach den Niederlanden detachirt, und that sich insbesondere am 22. September 1790 durch seine Umsicht und Tapferkeit in ausgezeichneter Weise hervor. Als nämlich am benannten Tage das Armeecorps La Tour bei Sorinne la longue von allen Seiten vom Feinde umringt, und vor der ungleich größeren Uebermacht schon genöthigt war sich auf die Anhöhe bei Assesse zurückzuziehen, griff Stephaics ohne Befehl die feindliche 2000 Mann starke Avantgarde mit fünf Zügen Huszaren an, führte zwei Kanonen von der Würzburg’schen Infanterie-Colonne persönlich heran und ließ den Feind nachdrücklich beschießen. So behauptete er die vorige Stellung, die bereits aufgegeben zu sein schien, wieder, und trug zu dem glücklichen Ausgange der entscheidenden Schlacht das Meiste bei, indem er den so überlegenen Feind aus den wichtigsten Posten wieder verdrängt hatte. – Beim Ausbruch des französischen Krieges 1792 wurde Stephaics zu Menil St. Blaise, an der Grenze Givét gegenüber, mit einem Posten von 100 Huszaren auf Beobachtung aufgestellt. Daselbst schickte er nicht nur die verläßlichsten Nachrichten von der Stärke und Bewegung des Feindes zur genauesten Richtschnur der bei Mons aufgestellten k. k. Armee ein, sondern hieb sich auch, als er am 30. April 1792 von dem 20.000 Mann starken Feinde mit sechs Colonnen bei Hastier, Dinant und Menies St. Blaise sich eingeschlossen sah, augenblicklich mit glücklichstem Erfolge durch und traf dabei so kluge Anstalten [212] zu seinem Rückzuge, daß er weder Mann noch Pferd dabei verloren hatte. Außerdem zog er bei dieser Gelegenheit aus eigenem Antrieb die in den kaiserlichen Mauthcassen zu Hastier, St. Blaise und Sorinne sur Dinant befindlichen Baarschaften ein und übergab die gerettete Summe zu Namur an die kaiserliche Casse. – Bald darauf gab ihm General von Moitelle Befehl, mit 200 Huszaren dem bei Onhaye mit 8000 Mann lagernden französischen General Gouvion in den Rücken zu fallen. Stephaics überfiel nun mit ebenso viel Verwegenheit als Vorsicht die aus dem feindlichen Lager bis Sommière ausgestellten Vorposten, dann das feindliche Cavallerie-Regiment Chasseur de Normandie Nr. 3, und verwickelte es in einen hartnäckigen Kampf, in welchem der Feind gänzlich zerstreut, viele seiner Leute niedergehauen und noch mehrere so schwer verwundet wurden, daß die meisten davon zu Hastier ihren Wunden erlagen. So war der Feind gezwungen worden, seine beste Position bei Onhaye zu verlassen, und sich bis Florenne bei Philippeville zurückzuziehen. Der bald darauf erfolgte glänzende Sieg des Generals Sztaray wurde durch Stephaics’ Waffenthat gleichsam vorbereitet. – Als in der Folge der Feind ins Luxemburg’sche und Namur’sche verschiedene Einfälle und Fouragirungen unternahm, war es Stephaics, der diesen feindlichen Streifereien Einhalt that, dabei reiche Fouragevorräthe in das Verpflegs-Magazin nach Namur und überdieß auch erbeutete feindliche Verpflegsgelder in die Brüsseler Casse brachte. Als ihm darauf Kunde ward, daß der Feind durch die Chamboran’schen Huszaren Repressalien üben werde, kam er dessen Absichten zuvor, zog die 16.600 fl. enthaltende Mauthcasse zu Marche an sich und brachte sie in die k. k. Casse zu Namur in Sicherheit, dem Feinde das Nachsehen überlassend. – Nun ertheilte der Herzog Albert von Sachsen-Teschen dem bereits zum Major vorgerückten Stephaics Befehl, mit 300 Huszaren, fünf Compagnien leichter Infanterie und zwei Kanonen den linken Flügel der vor dem feindlichen Hauptlager bei Maubege aufgestellten k. k. Armee zu decken, das Land zwischen Sambre und Meuse aus der Gegend von Givet und Philippeville vor feindlichen Einfällen zu schützen, und dadurch zugleich auch Namur zu sichern. Die Ausführung dieses wichtigen Auftrages wurde ganz dem eigenen Ermessen S.’s überlassen. Stephaics rückte nun bis Franchimont und Romeden vor, beunruhigte unaufhörlich den in Givet und Philippeville aufgestellten Feind, so daß nicht nur das Land zwischen Sambre und Meuse von feindlichen Einfällen verschont blieb, sondern daß auch alle Straßen unsicher gemacht wurden, deren sich der Feind zum Transport seiner Vorräthe von Philippeville nach Maubege bediente und welche er zu diesem Zwecke kurz vorher hatte fahrbar herstellen lassen. So ward zuletzt der Feind gezwungen, alle von Philippeville nach Maubege bestimmten Transporte einen ebenso beschwerlichen als weiten Umweg von 20 bis 30 Stunden über Marienburg nehmen zu lassen. Hierauf rückte Stephaics bis Beaumont vor, besetzte mehrere Puncte bis Sart-le-chateau und ließ noch in aller Eile eine ganz beträchtliche Menge Heu für das kaiserliche Verpflegs-Magazin zu Charleroy aus den feindlichen Magazinen einliefern. Dadurch aber gerieth der Feind bei Maubege derart in Schrecken, daß [213] er alle neben der Straße nach Beaumont befindlichen Bäume und Alleen niedersägen und mit ihnen die Wege verhauen ließ, um sie der Cavallerie unwegbar zu machen, seinem Geschützfeuer aber in solcher Deckung bessere Wirkung zu verschaffen. Dieser Vortheil von einer Seite hatte aber den ungleich größeren Nachtheil von anderer Seite, daß der feindliche General Lafayette nun genöthigt war, den weiten Umweg über Marienbourg zu wählen, als ihn die Verhältnisse zwangen, eine Veränderung in dem Lager bei Maubege vorzunehmen. – Bei Boux-la-Crois in der Champagne leistete Stephaics dem 13.000 Mann stark anrückenden Feinde mit einer Escadron Huszaren und vier Compagnien Jägern bis zur Ankunft des Succurses durch drei ganze Stunden so hartnäckigen Widerstand, daß der Gegner von weiterem Vordringen ablassen und den Gedanken, den Wald zu besetzen, in Folge dessen das Clerfayt’sche Armeecorps den Angriffen des Feindes von zwei Seiten ausgesetzt gewesen wäre, aufgeben mußte. – Eine seiner glänzendsten Waffenthaten vollführte S. am 30. November 1792 bei Courival. Oberstlieutenant von Lusignan war mit dem 3. Bataillon von Bender-Infanterie und einem Bataillon Stuart, mit denen er daselbst aufgestellt gewesen, gefangen genommen worden. Das feindliche Armeecorps, 17.000 Mann stark, rückte unaufgehalten vor, in seinem Angriff von heftigem Geschützfeuer unterstützt. Nun stellte sich Stephaics mit seiner Division dem andrängenden Feinde entgegen, hielt von Mittags 12 Uhr bis in den späten Abend im heftigsten Kanonenfeuer Stand und zog sich erst dann langsam zurück, als er bereits in seiner Flanke beschossen wurde. Auf seinem Rückzuge machte er bei Assesse Halt, rettete noch über hundert Mann, die im Schlosse zu Ronzin preisgegeben waren, und behauptete fest seine Stellung, durch diese den Rückzug des von Beaulieu befehligten Armeecorps deckend. Als nun der Feind in die Gegend von Vit[WS 1] und Salm und ins übrige Luxemburg’sche[WS 2] mit kleineren Abtheilungen öfter Streifzüge unternahm, um Fourage zu erbeuten und sonstige Erpressungen auszuführen, erhielt Stephaics Befehl, diesem Unwesen zu steuern. In der That fing S. auch alsbald eine von Stavelot nach St. Vit gekommene feindliche Patrouille ab. Der darüber erbitterte Gegner setzte nun Alles daran, S. aus dieser Gegend zu verdrängen, und rückte schon nach wenigen Tagen mit zwei Colonnen, theils Cavallerie, theils Infanterie, jede an 400 Mann stark, von Stavelot nach Malmedy vor, und griff bei Neudorf einen Vorposten an, den S. daselbst aufgestellt hatte. Nun eilte auch Stephaics dem angegriffenen Vorposten mit einer Escadron zur Hilfe herbei, und griff die erste feindliche Colonne mit solchem Ungestüm an, daß sie zum größeren Theile niedergesäbelt wurde, und als nun die zweite Colonne den Kampf aufnahm, griff er auch diese ebenso muthig an und trieb sie, nachdem er ihr großen Verlust beigebracht, über die Grenze zurück. – Kaum war diese Waffenthat vollbracht, als er Nachricht erhielt, daß in der Gegend von La Roche ein feindlicher Convoi mit 150 Wagen Korn- und Hafer-Vorräthen aufgestellt sei; Stephaics machte sich sofort auf den Weg, griff den Convoi an, erbeutete die sämmtlichen Vorräthe und lieferte sie an die kaiserlichen Magazine in Bastogne ab. – Als dann im März 1793 die allgemeine Vorrückung [214] der k. k. Armee stattfand, erhielt Stephaics den Befehl, die Luxemburg’sche[WS 3] Stadt La Roche einzunehmen, welch zu jener Zeit mit 900 Feinden, theils Cavallerie, theils Infanterie, besetzt war. Mit seiner Division, annoch 450 Mann Infanterie, zwei Geschützen und einigen Jägern von Le Loup nebst wenigen Volontairs, ging Stephaics an seine Aufgabe. Da der Ourtefluß zu passiren und keine Brücke vorhanden war, stellte er bei Nacht mit requirirten Wagen, die er in den Fluß führen und mit Brettern belegen ließ, eine Nothbrücke her, welche nun von seinen Leuten überschritten wurde. Darauf näherte er sich vorsichtig der Stadt, überrumpelte von allen Seiten die Vorposten, die Stadt selbst aber nahm er mit Sturm. Was nicht auf dem Platze blieb, wurde in den Fluß gesprengt und La Roche gelangte in unseren Besitz. – Als am 26. April 1794 der Feind das Lager der Unseren bei Chateau Cambresis mit seiner ganzen Macht angriff, befehligte Stephaics den linken Flügel unserer Vorposten. Die Absicht des Gegners war, die Unseren aus ihrer Stellung zu verdrängen und so die stark bedrängte Festung Landrecy zu entsetzen. Schon war der Feind ziemlich weit vorgedrungen, als S. die Absicht desselben inne wurde. Ohne erst Befehl abzuwarten, nahm S. mit seinen Vorposten eine ganz veränderte Aufstellung, wodurch der Feind zunächst irre und in seinen weiteren Dispositionen schwankend wurde. Stephaics aber wollte demselben weiter nicht Zeit lassen, sich zu besinnen, sondern schritt mit seiner aus einer Division Huszaren und vier Escadrons englischer leichter Reiterei zusammengesetzten Abtheilung ungesäumt zum Angriffe, umging auf der Ebene zwischen Busigny und Honneche den feindlichen rechten Flügel und als nun auch der Feind seine Stellung änderte, ließ er ihm zur Ausführung dieses Vorhabens weiter keine Zeit, sondern attakirte sofort die feindliche Arrièregarde und mit so glänzendem Erfolge, daß der größte Theil derselben niedergehauen, die Haupttruppe selbst aber in die greulichste Unordnung gebracht wurde. Stephaics ließ nun diese Sachlage nicht unbenützt, drang unaufgehalten in die verwirrten feindlichen Infanterie-Colonnen ein und hieb mit seiner Cavallerie so in dieselben ein, daß über tausend feindliche Leichen die Wahlstatt bedeckten; der Rest entkam mit genauer Noth dem Blutbade. Außerdem brachte S. acht Kanonen, zwei Haubitzen, 15 Pulverkarren und 88 Artilleriepferde als Beute heim zu den Unseren. In gerechter Würdigung dieser Waffenthaten wurde Stephaics in der 34. Promotion (vom 7. Juli 1794) mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet und demgemäß im August des folgenden Jahres in den Freiherrenstand erhoben. Noch im nämlichen Jahre, am 13. October, zeichnete er sich bei Neckarhausen aus, als feindliche Huszaren diesen Ort bedrohten. Stephaics warf sich ihnen mit Ungestüm entgegen, und jagte die ganze feindliche Cavallerie bis Mannheim zurück. Im Jahre 1797 rückte S. zum Oberst bei Erdödy-Huszaren Nr. 9 vor, und ging im Jahre 1799 mit seinem Regimente zur Armee nach Italien ab. Dort bewährte er von neuem seine so oft erprobte Tapferkeit. Bei Alessandria am 20. Juni, wo Stephaics seine Huszaren mit altgewohnter Bravour befehligte und selbst immer mitten im Gefechte seinen Leuten das Beispiel glänzenden Muthes gab, verlor er ein Pferd unter dem Leibe. Im Jahre 1800 rückte [215] S. zum General-Major vor und trat alsdann Alters halber in den Ruhestand über. Er genoß denselben mehrere Jahre und starb im Alter von 72 Jahren. Stephaics war ein Cavallerie-Anführer verwegenster Art. Nicht tollkühn, wie sie der berühmte Huszaren-Oberst Simonyi von Vitezvár [Band XXXIV, S. 332], dessen Waffenthaten mythisch zu werden beginnen, auszuführen liebte, sondern mit geplanter Ueberlegung und dabei mit einer Kaltblütigkeit ohne Gleichen ging Stephaics an die Ausführung seiner Aufgaben, in denen er immer mit einem wichtigen Factor, mit der numerischen Ueberlegenheit seines Gegners zu rechnen hatte. Aber die Uebermacht des Feindes störte ihn nie, sondern ließ ihn nur seine Dispositionen für alle Fälle treffen, und das Ergebniß war denn auch dann meist: zügellose Flucht des Gegners, dessen Rückzug mit den Leichen seiner Helden besäet war.

Freiherrenstands-Diplom ddo. 24. August 1795. – Thürheim (Andreas Graf), Die Reiter-Regimenter der k. k. österreichischen Armee (Wien 1862, F. K. Geitler, gr. 8°.) Bd. II (die Huszaren), S. 54–56 und 58. – Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 414 und 1737.
Wappen. Im rothen Schilde ein aus einer goldenen Krone wachsendes silbernes Einhorn, welches in der rechten Klaue einen bloßen Säbel mit goldenem Gefäße zum Hiebe, in der linken einen abgehauenen Saracenenkopf an dem Haarzopfe hält. Die Helmdecken sind roth, mit Gold unterlegt. Schildhalter. Zur Linken ein goldener Löwe, zur Rechten ein geharnischter Mann, mit offenem Visir und rothem Busch auf dem Helme, der in der Rechten einen blanken Säbel, an der Schulter angezogen, hält.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. St. Vith (Wikipedia).
  2. Vorlage: Luxenburg’sche.
  3. Vorlage: Luxenburg’sche.