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BLKÖ:Simonyi von Vitézvár, Joseph Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Simony, Arthur
Band: 34 (1877), ab Seite: 332. (Quelle)
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Simonyi von Vitézvár, Joseph Freiherr (Huszaren-Oberst, geb. zu Nagy-Kálló im Szabolcser Comitate Ungarns 18. Februar 1777, gest. in Ungarn gegen Ende der Dreißiger-Jahre). Vor Ausbruch des Türkenkrieges trat er bei Wurmser-Huszaren ein, hatte er doch schon in früher Jugend einen unbändigen Sinn gezeigt und in den Straßenschlachten, welche die Debrecziner Jugend sich gegenseitig lieferte, immer eine Hauptrolle gespielt. Einmal gerieth er in die Hände der Werber und ließ sich sofort anwerben; die erschrockenen Eltern lösten ihn aber wieder aus. Aber das half nichts, er wurde doch wieder Soldat und nun blieb er es auch. Er machte zunächst den Türkenkrieg und dann die ersten Feldzüge gegen Frankreich mit und gab als Gemeiner und dann als Unteroffizier solche Beweise von Tapferkeit, daß er mit der goldenen Tapferkeits-Medaille geschmückt und nach zehn Jahren, trotz seiner mangelhaften Bildung, da es keinen anderen Weg gab, ihn zu belohnen, zum Lieutenant bei Merveldt-Uhlanen befördert wurde. In anziehender Weise erzählt Jokai in Symonyi’s Lebensgeschichte die verwegenen Thaten des gemeinen Huszaren. Einem Gefechte mit Türken, in welchem er die losgefeuerte Pistole seinem Gegner so heftig an die Stirne warf, daß dieser vom Pferde stürzte, hatte Kaiser Joseph II. von einem Hügel aus zugesehen. Als Vice-Corporal stand er zwischen Metz und Thionville mit 16 Mann auf Vorposten. Von einer französischen, 60 Mann starken Reiter-Abtheilung angegriffen, warf er sich, während er seine Leute zum Angriff der Mannschaft haranguirte, auf den Capitän und hieb ihn nieder. Mit einer Beute von 23 Pferden kehrte er zu seiner Truppe zurück. Dafür erhielt er die goldene Tapferkeits-Medaille. Ein anderes Mal nahm er mit seinem Zuge im Schlosse des Herzogs von Zweibrücken 20 Franzosen gefangen. Wenn die Generale sichere Nachrichten über die Stellung des Feindes haben wollten, da wurde kein Anderer als Simonyi entsendet und er brachte sie gewiß. Der Huszar mit dem Schimmel – er ritt einen solchen – lebte, traditionell im ganzen Armeecorps, und war bald besser gekannt, als mancher General. „Es gäbe ein ganzes Heldengedicht“, schreibt Jokai, „wenn man [333] alles sammeln wollte, was man sich von seinem Eisenarm, seinem muthvollen Herzen, und von seinem großen Glück im Kriege und – in der Liebe erzählt. Wenn sie ihn nur einmal gesehen hatten, so dachten die Frauen mit Liebe, die Männer mit Angst an ihn“. Eine ganz ausgezeichnete Waffenthat vollführte er als Lieutenant am 2. Mai 1796 bei Salo am Gardasee. [Wir entnehmen dieses Datum im Gegensatze des 2. August in Hirtenfeld’s „Geschichte des Maria Theresien-Ordens“, einem handschriftlichen Auszuge seiner Thaten für den Maria Theresien-Orden.] Die Franzosen hatten am 2. Mai 1796 das Armee-Corps des Feldmarschall-Lieutenants von Quosdanovich [Bd. XXIV, S. 153] bei Salo überfallen, umrungen, und sich der Reserve-Artillerie, 30 Geschütze, bemächtigt, womit sie sogleich unsere eigenen Truppen beschossen. Simonyi zur Besetzung einer Anhöhe entsendet, auf welcher sich Quosdanovich[WS 1] zu sammeln suchte, gewahrte alsbald anrückende Franzosen, welche diesen Punct besetzen wollten. Ohne sich lange zu besinnen, sprengte er mit seinen wenigen Huszaren den Franzosen entgegen und hieb auf sie ein; dann vertheilte er seine Mannschaft in mehrere Häufleins, welche er gleichzeitig von verschiedenen Seiten auf die Bedeckung der uns genommenen 30 Kanonen in größter Carrière ansprengen ließ. Die bloß aus Infanterie bestehende Bedeckung durch den von den Pferden der Simonyi’schen Huszaren aufgewirbelten Staub unvermögend die Stärke der Angreifer zu ermessen, und sich von einer ansehnlichen Macht angegriffen wähnend, nahm die Flucht. Nachdem Simonyi Andere, die noch bei den Kanonen waren, zusammengehauen, verfolgte er die Fliehenden, und dann bemächtigte er sich der Geschütze und rettete die Aerarial-Bagage des Corps, das durch diesen Vorgang im Rücken freigemacht worden war. – Im Feldzuge des Jahres 1800 vollführte er bei Neresheim mit beispielloser Bravour am 23. Juni einen Angriff auf den stark überlegenen Feind, der sich eben anschickte, unsere von Ulmenheim abziehende Bagage zu überfallen und wegzunehmen. Aber Simonyi stürzte sich mit seinem Flügel auf den Gegner und das mit solcher Tapferkeit und Raschheit, daß unsere ganze Bagage und die Batterien zweier Regimenter gerettet, über 100 Munitionskarren, die schon als verloren galten, wieder genommen und eine große Anzahl Franzosen zu Gefangenen gemacht wurden. – Eine nicht minder glanzvolle Waffenthat vollführte S. wenige Tage später, am 27. Juni, als der Feind die zur Deckung unseres Rückzugs aufgestellte Nachhut bei Neuberg an der Donau mit solcher Heftigkeit angegriffen hatte, daß sie bereits auf mehreren Puncten zu weichen begann. Da stürzte S. mit seinen Leuten dem Gegner, französische Grenadiere, unter denen sich der berühmte Latour d’Auvergne, der sich den „ersten Grenadier der Franzosen“ nannte, entgegen und mit Gefahr verachtender Bravour schlug er denselben zurück, nahm einen Officier und 60 Mann gefangen, befreite 6 kaiserliche Officiere der Regimenter Benjowski und Lascy, nebst 120 Mann aus der Kriegsgefangenschaft, in welcher sie sich bereits befanden und erbeutete alle Munitionskarren und die ganze Bagage. Unsere Truppen benützten zudem die durch diese siegreiche Attaque entstandene feindliche Unordnung, hieben ein ganzes französisches Bataillon zusammen, und behaupteten ihren Platz, so daß unsere Armee den Rückzug unbehelligt und in voller Ordnung fortsetzen [334] konnte. Bei diesem Treffen hatte S. seinen jüngeren Bruder, der als Cadet unter ihm diente, durch einen Schuß verloren, aber auch der erste Grenadier der Franzosen, Latour d’Auvergne, war wie zur Sühne, an diesem Tage (27. Juni 1800) auf der Wahlstatt bei Neuburg an der Donau geblieben. – Im December d. J. vollführte S. eine neue nicht minder rühmliche Waffenthat. Ein bei Kehlheim aufgestelltes feindliches Corps hatte die Bewegungen des von Feldmarschall-Lieutenant Grafen Klenau befehligten Armeecorps zu beobachten. Bei einer von Klenau am 1. December vorgenommenen Recognoscirung führte S. die Vorhut. Er führte dieselbe mit solchem Geschick, daß er bei Lengenfeld den feindlichen Vorposten, einer an vierthalbhundert Mann starken Abtheilung, in den Rücken kam und sie so überraschte, daß er einen Theil derselben zersprengte, einen anderen, den größeren, gefangen nahm. Von den Gefangenen erhielt Graf Klenau genaue Berichte über die Stärke seines Gegners, auf welche gestützt er am folgenden Tage seine Vorrückung mit noch entscheidenderem Vortheil unternehmen konnte. – S. rückte nun zum Oberlieutenant bei Blankenstein-Huszaren vor und wurde in der 68. Promotion (vom 5. Mai 1802) mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens geschmückt, worauf im Jahre 1804 statutengemäß seine Erhebung in den Freiherrnstand mit dem Prädicate von Vitézvár erfolgte. – Als nach fünfjähriger Ruhe der Krieg von neuem ausbrach und die unglückliche Schlacht bei Ulm geschlagen ward, suchten die versprengten Reiter-Regimenter über die Grenze nach Böhmen zu entkommen. Da die ganzen Regimenter ohne Gefahr sofortiger Entdeckung, nicht sich retten konnten, wurden dieselben in kleine Trupps aufgelöst, welche von den einzelnen Führern über die Grenze gebracht werden sollten. Auch auf Simonyi kamen hundert und etliche Mann. Wie er nun rings vom Feinde umgeben, ohne Lebensmittel sich durchschlug, auf der Landstraße eine Feldapotheke und Kriegscasse, letztere nur mit 240 Ducaten, erbeutete, sich bei Dünkelsbühl durch das Geschenk eines Pferdes an den Commandanten den verbotenen Durchzug durch neutrales Gebiet verschaffte, dann in Feuchtwangen, auch auf neutralem Gebiete, mit seiner Truppe sich einquartierte, gut lebte und übernachtete, auf eine von preußischer Seite an ihn gestellte Aufforderung, sich zu rechtfertigen, wie er neutrales Gebiet überschreiten und auf demselben mit seiner Truppe sich aufhalten durfte, einen humoristischen Brief an den König von Preußen schrieb, der wohl nie an seine Adresse gelangt sein mochte, wie er dann in Feuchtwangen alle den Franzosen abgenommene Beute gut verkaufte und mit dem Erlös seine ganze Mannschaft bis Eger aushielt und alle, ohne einen Mann zu verlieren, dahin gebracht hatte, das alles berichtet Jokai in der schon erwähnten Lebensskizze in recht anschaulicher, fesselnder Weise. Im Jahre 1809 – in welchem er bereits zum Major vorgerückt war – erscheint sein Name von neuem im alten Glanze. Er hatte der Schlacht von Wagram beigewohnt und zwei Tage darnach erhielt er Befehl, die mit der Heerstraße in Verbindung stehende Thayabrücke gegen die Franzosen zu vertheidigen, solange es möglich ist. Und Simonyi vertheidigte sie so lange als möglich war; auch dann noch, als Davoust mit einer Armee von 30.000 Mann heranrückte, um sie zu passiren. Aber das gab S. nicht zu, mit seinen Huszaren, einem Bataillon [335] Infanterie, einer Compagnie Pionniere und sechs Kanonen hielt er Stand, ja als der General Frehlich, die Uebermacht des Feindes gewahrend, ihn abrief, erwiederte S., von seinem Obercommandanten den Befehl zu haben, die Brücke zu halten, so lange es möglich ist. Und Simonyi hielt sie, machte aber, während er gegen die anrückenden feindlichen Colonnen mit Löwenmuth sich vertheidigte, alle Anstalten, die Brücke im letzten Augenblicke zu verbrennen. Als dieselbe dann schon von allen Seiten brannte, hielt S. mitten auf der brennenden Brücke noch Stand, die Feinde so lange abwehrend, bis die ganze Brücke in einer Flamme stand und nicht mehr zu passiren war. Mit versengten Haaren erschien er vor seinem General, wies auf die brennende Brücke, die den Feind zurückhielt und der Arrièregarde unseres im Rückzuge begriffenen Heeres es möglich machte, in Ordnung der Armee zu folgen. – Im Jahre 1813 reihte S. Blatt an Blatt in seinen Lorbeerkranz; sein Regiment focht in der Schlacht bei Kulm, dann aber nahm er an der Verfolgung des geschlagenen Feindes Theil. Da gewahrte er feindliche Truppen auf einer Anhöhe, welche mit Pferden nicht zu erreichen war. Oberstlieutenant S. – denn er war mittlerweile befördert worden – ließ nun seine Huszaren absitzen und die Höhe im Sturm nehmen. Ein Hauptmann und 50 Mann wurden gefangen. – Am 17. September, als unsere Vorposten von der feindlichen Uebermacht bereits gegen Delitzsch zurückgedrängt worden, warf sich S. der zur Unterstützung aufgestellt war, dem Feinde entgegen und denselben ganz zurück. – Am 9. October warf er bei Dohna in mehreren Attaquen die feindlichen Reiter-Abtheilungen und griff dann ein französisches Bataillon, das sich aus den Verschanzungen von Gießhübel zog und gegen die vordrängenden Huszaren das Quarré formirt hatte, an allen vier Ecken an, durchbrach, sprengte es und nahm ihm seine Adler. Für diesen Sieg erhielt er vom russischen Kaiser den St. Georgs-Orden, und nun berichtet Jokai, „daß man ihm, dem damaligen Oberstlieutenant, den russischen General Bagration unterordnete“. Für diese Fabel sollte Jokai, doch seine Beweise beibringen. – In der darauf folgenden Schlacht bei Leipzig kämpfte S. wieder mit solcher Bravour, daß er zum Oberst und Commandanten seines Regiments befördert wurde. In der Schlacht war S. von der Kugel eines französischen Carabiniers mitten in die Brust getroffen worden. Die Brieftasche hatte die Kugel aufgefangen und den Helden gerettet, 26 Blätter derselben waren von der Kugel zerrissen worden, das 27. war unverletzt geblieben. Von dem Schlage der Kugel war S. wohl ohnmächtig geworden, aber alsbald wieder zu sich gekommen. Im weiteren Verlaufe des Feldzuges bestand er noch bei Fontainebleau am 17. Februar 1814 ein hitziges Gefecht, vertheidigte dann die bei Moret genommene Aufstellung und gab noch einmal Zeugniß von einer nur ihm eigenen Verwegenheit. Alle Versuche, die reißende Rhone mit leichter Cavallerie zu passiren, waren bisher mißlungen. Da es aber für unsere Operationen wichtig erschien, auf das jenseitige Ufer zu übersetzen, so übernahm S. mit seinem Regimente das Wagniß. 13 seiner Reiter hatten in den Fluten ihr Grab gefunden, aber mit den übrigen erschien er plötzlich auf der Rückzugslinie des Feindes, warf ihn vollends zurück, machte Beute und Gefangene und brachte die feindlichen Colonnen in Unordnung. [336] Augereau räumte, in Folge des Verlustes seiner Position noch in der Nacht die Stadt Lyon und retirirte nach Vienne. Simonyi wurde in Würdigung dieses kühnen Unternehmens und seiner sonstigen Waffenthaten in den vorangegangenen Feldzügen mit dem Commandeur-Kreuze des österr. Leopolds-Ordens ausgezeichnet und auch von Seite Rußlands, Preußens und Kurhessens in gleicher Weise decorirt. In der nun folgenden Friedens-Epoche ward S. noch eine andere nicht minder ehrenvolle Auszeichnung zu Theil. Sein Regiment hatte seit der Errichtung durch 85 Jahre ruhmvoll gekämpft und seine Standarten befanden sich in einem Zustande, daß ihre Erneuerung geboten war. Am 26. September 1819 fand nun durch ihn die Uebergabe vier neuer Standarten an das Regiment in der Stabsstation Debreczin in feierlicher Weise Statt, und zwei Jahre später, im Februar 1821, spendete die Gemalin des Regimentsinhabers, des Prinzen von Hessen-Homburg, die Bänder dazu, von einer Schönheit und Kostbarkeit, wie sie selten in gleicher Weise anzutreffen waren. Bis zu diesem Ereignisse reichen die Quellen über den tapferen Reiteranführer. Da schließen sie mit der Bemerkung ab: „so heldenherrlich Simonyi als Muster eines tapferen Soldaten vor dem Feinde glänzte, so wenig fand er sich in der Friedensepoche auf dem wichtigen Posten zurecht, und so kam es, daß Verhältnisse seinen Austritt aus dem Allerhöchsten Dienste am 23. April 1832 nothwendig machen mußten“. Was nun die Acten des Archivs des Maria Theresien-Ordens verschweigen, kann hier, wenn auch officielle Daten fehlen, nicht unerwähnt bleiben. Jokai berichtet über des Helden Ende folgendermaßen: „Was war Simonyi’s Ende? In Friedenszeiten hielt er in seinem Regimente so strenge Ordnung, als stünde er vor dem Feinde. Man weiß hunderterlei Anecdoten von seiner Strenge. So z. B. verordnete er: Wer auf die Reveille zuerst erscheint, erhält eine Belohnung, wer zuletzt, Prügel. Da aber immer Einer der Letzte sein mußte, so blieben die Schläge nie aus. Einem Cadeten gab er Urlaub und sagte ihm, wenn er zur bestimmten Frist nicht zurückkommt, so lasse er ihn erschießen. Der junge Mann kam nach dem Zapfenstreich und Simonyi ließ ihn, um sein Wort zu halten – erschießen. Ein Jahr darauf starb S. in der Arader Festung im Gefängniß. Derselbe Simonyi, der 24 Jahre hindurch mit dem Schwerte in der Hand der Stolz seines Vaterlandes gewesen, starb gefesselt, vor Gram und Schande, seiner Orden beraubt, ausgemerzt aus der Reihe der Helden“. So Jokai, der hinzuzusetzen vergaß, daß alle Heldenthaten des Mannes nicht das im verruchten Uebermuthe vergossene Blut des Jünglings aufwiegen. Ja Simonyi war aber auch Huszar! Wäre er ein deutscher Dragoner oder ein böhmischer Kürassier oder polnischer Uhlane gewesen, da wäre freilich die Soldateska übel genug weggekommen, und hätte Jokai obigen Stoßseufzer nicht ausgestoßen! Thatsache ist, daß der Theresien-Ritter Baron S., Commandant des 4. Huszaren-Regiments, 1828 wegen Mißbrauch der Amtsgewalt seines Commandos enthoben und in kriegsrechtliche Untersuchung gezogen wurde, die sich mehrere Jahre, bis 1832, hinauszog; daß Simonyi dann zur Cassation und Festung verurtheilt, aber seiner früheren Tapferkeit, seines Theresien-Ordens, seiner Medaillen wegen im Wege der Gnade mit Anrechnung seines Untersuchungsarrestes simpliciter entlassen wurde und Ende der Dreißiger-Jahre [337] fast 70jährig gestorben ist. S. war eine Helden-, aber durch und durch excentrische Natur, welche in ihrem Huszaren-Uebermuth sich göttliches Richteramt anmaßte.

Eine Episode aus Simonyi’s Leben. Eine interessante Scene aus dem Leben des Helden, erzählt die Wiener Soldaten-Zeitschrift „Der Kamerad“ (Wien) 1865, Nr. 1. Da dieselbe den Helden besser kennzeichnet, als dieß durch eine Charakteristik desselben geschehen könnte, so möge sie hier mitgetheilt stehen: Im Jahre 1815 commandirte Oberst Simonyi jene Huszaren, welche mit den Truppen der Alliirten in Paris einmarschirten. Sie kamen in das Schloß Fontainebleau, die Mannschaft lagerte im Wildgarten, Simonyi und seine Officiere besichtigten die Napoleon’schen Wohnzimmer, welche ihnen der Gouverneur des Palastes höflich zeigte, aber mit Kälte so ziemlich zu verstehen gab, sie seien der Ehre, in den kaiserlich französischen Zimmern zu stehen, nicht würdig. Als sie in den Thronsaal traten, war der Hochmuth des Franzosen so unleidlich, daß der tapfere Oberst nach kurzem Nachdenken sich auf den Thron setzte, dort seine kurze Tabakpfeife herauszog, sie stopfte und gemüthlich anzündete. Dann fragte er den Gouverneur, der sich über diese Handlungsweise entsetzte, ob die Franzosen die Kaiserin Maria Louise und Napoleon liebten. Auf die bejahende Antwort sagte der Oberst: „Es ist gut“, schlug die Pfeife an den Thronsäulen aus und stieg herab. Als die Huszaren darauf die Zimmer der Kaiserin betraten, nahmen alle zugleich ihre Csakos ab, und betrachteten mit Verehrung das Seidengewebe des Himmelbettes, welches Maria Louise selbst gestickt hatte. Der Gouverneur bot es Simonyi zum Geschenke an, der es aber stolz und entrüstet zurückwies, indem er sagte: „Wir sind nicht gekommen, um zu plündern. Die Kaiserin ist die Tochter unseres gütigen Monarchen Franz des Ersten, und ihrer Hände Arbeit wird kein Unterthan entweihen wollen. Bewahren Sie für den Kaiser die Schätze seines Palastes, und wenn nach uns ein Anderer herkommt, so sagen Sie ihm, daß Ungarn hierher gekommen sind und nichts weggenommen haben; daß ein ungarischer Huszar am Throne ihres Kaisers seine Pfeife ausgeklopft hat, aber im Gemache ihrer Kaiserin, seiner Erzherzogin, barhaupt und ehrfurchtsvoll gestanden ist.
Thürheim (Andreas Graf), Die Reiter-Regimenter der k. k. österreichischen Armee (Wien 1852, F. B. Geitler, gr. 8°.) II. Bd.: Die Huszaren, S. 29, 32, 92, 93, 95, 96, 100 und 152. – Nagy (Pál), Vitézvári baro Simonyi ezrede s elete leirása (Pesten 1819). – Sonntags-Zeitung (Pest, 4°.) III. Jahrg. (1857) Nr. 1–8: Oberst Simonyi. Von Moriz Jokai, mit vielen Holzschnitten, Scenen aus Simonyi’s Leben darstellend und seinem Bildniß. – Freiherrnstands-Diplom ddo. 21. April 1804. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 738 u. f.[WS 2] [nach diesem 1770 zu Szoboszlo geboren, beides unrichtig, da er zu Nagy-Kalló 18. Februar 1777 geboren ist].
Wappen. Ein von Roth und Gold quer getheilter Schild, in dessen oberem Feld ein, aus der Theilungslinie emporsteigender, geharnischter Mann mit aufgethanenem Visier, in der rechten Hand ein bloßes Schwert mit goldenem Gefäß zum Hieb, in der von sich gestreckten Linken aber, einen abgehauenen, bluttriefenden Saracenenkopf an dem Haarzopf haltend, zu sehen ist. Der Schild ist mit einer freiherrlichen Krone bedeckt, darauf ruht ein in’s Visier gestellter, goldgekrönter Turnierhelm, auf dem ein schwarzer Adler mit ausgebreiteter Schwinge sich erhebt. Die Helmdecken zu beiden Seiten sind roth mit Gold unterlegt. Schildhalter. Zwei geharnischte Männer mit aufgethanenem Visier, rothen Buschen auf dem Helm, ihren Wehren an der Seite, und eine Tartsche in dem freien Arm.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Quosdonovich.
  2. Vorlage: n. f.