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BLKÖ:Taborsky von Ahornberg, Johann

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 43 (1881), ab Seite: 5. (Quelle)
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3. Johann Taborsky von Ahornberg oder von Pimpernusberg oder auch, wie ihn Die Čechen nennen, von Klokotskahora (geb. zu Ahornberg um 1500, gest. entweder in den letzten Tagen des December 1571 oder in den ersten des Jänner 1572), ist als Mechaniker, Astronom, Maler, Kalligraph, Schriftsteller und Poet höchst denkwürdig. In seiner Jugend, in welcher er übrigens nach einem Schwanke zu schließen, den der „Anzeiger aus dem südlichen Böhmen“, 1856, Nr. 35, unter dem Titel „Das Narrendorf“ mittheilt, ein lockerer Zeisig gewesen sein mag, lernte er singen und schönschreiben, dann betrieb er eifrig classische Sprachen und höhere Wissenschaften, zuletzt hörte er (1519) an der Prager Hochschule unter Paul Przibram Mathematik und Astronomie. Um sich den nöthigen Lebensunterhalt zu verschaffen, schrieb er einige schöne Gesangbücher in lateinischer und čechischer Sprache theils auf Papier, theils auf Pergament. Nach seiner Heirat erwarb er 1548 in der Prager Altstadt das Bürgerrecht und errichtete eine kalligraphische Anstalt mit besonderen Abschreibern, welche nach seiner Anleitung arbeiteten. Unter diesen Gehilfen wurden später Laurenz Bily und Matthias Peček aus Klattau als Kalligraphen bekannt. Aus Taborsky’s Meisterhand sowohl als aus seiner Anstalt ging eine ansehnliche Menge schön gemalter Gesang- und Andachtsbücher hervor, von denen hier genannt seien: die gemalten Gradualen in Chrudim aus dem Jahre 1530, in der St. Veiter Kirche auf dem Prager Schlosse 1551, in der Wiener Hofbibliothek, in Czaslau 1557, in Žlutic 1558, in Teplitz und Klattau 1560, in der Prager Universitäts-Bibliothek und in Böhmisch-Brod 1561. Aber die Zahl solcher mit Malerei geschmückter Andachtsbücher aus seiner Officin war eine ungleich größere, jedoch in den kriegerischen Wirren und Verwüstungen des siebzehnten Jahrhunderts und später zur Zeit der Klösteraufhebung unter Kaiser Joseph II. wurde vieles zerstreut oder ging unwiederbringlich verloren. Uebrigens malte er nicht allein Gesangbücher, sondern schrieb auch eigene Gedichte dazu, so in dem großen im Prager Stadtarchive aufbewahrten Gradual das auf Johann von Husiner bezügliche, wie denn auch der „Piseň o moru“, d. i. Gesang von der Pest welcher 1532 in Folio gedruckt erschien, von ihm herrührt. Aber auch Mechaniker nicht gewöhnlicher Art war Taborsky, wie dies die Reparatur oder vielmehr förmliche Neuherstellung der Rathhausuhr in der Prager Altstadt bezeugt, eine Arbeit, welche er im Jahre 1552 in Gemeinschaft mit dem Uhrmacher D. Skřivan ausführte, wofür er von 1560 bis zu seinem Ableben mit der Aufsicht über dieses Kunstwerk betraut wurde, auf welchem auch die sapphischen Strophen aus seiner Feder stammen. Für seine kalligraphischen und mechanischen Arbeiten, durch die er sich viel Ehre und Ruhm erwarb, wurde er von Kaiser Ferdinand I. 1554 mit einem Wappen und dem Prädicate Klokotskahora, d. i. Ahornberg, begnadet. In seinen letzten Lebensjahren verfaßte er eine Beschreibung der obenerwähnten Rathhausuhr und dessen, was zu ihr gehört, und übergab 1570 dem Magistrat der Prager Altstadt dieses Pergamentmanuscript, welches mit Taborsky’s Bildniß noch zur Stunde daselbst aufbewahrt wird. Durch seine Geschicklichkeit und sein ordentliches Leben vermehrte er in ansehnlicher Weise sein Besitztum, erwarb zwei Häuser in Prag, Grundbesitz auswärts und hinterließ Alles seiner Gemalin Katharina, da die einzige Tochter Magdalena vor den Eltern starb. Wahrscheinlich ist die Gemalin Taborsky’s eine Person mit der Katharina Taborsky, welche im Jahre 1589 zu Verbesserungen an dem Gebäude der [6] Betlehemscapelle in Prag ein Legat verschrieb, über welches Uneinigkeiten zwischen den Kirchenbeamten und Collegiaten entstanden, da im Testamente nur die ersteren ausdrücklich genannt waren, worauf denn diese auch trotz des Einspruchs der Collegiaten die vermachte Summe in ihre ausschließliche Verwaltung nahmen. [Pražské Noviny, d. i. Prager Zeitung, 1863, Nr. 281, im Feuilleton: „Hodiny na Staroměstské radnicí v Praze“, d. i. Die Uhr auf dem Altstädter Rathhause in Prag. – Květy, d. i. Blüten (Prager illustr. Blatt) 1870, Nr. 37: „Orlog staroměstsky“, d. i. Die Altstädter Uhr. mit Abbildung. – Lumir (čechisches Unterhaltungsblatt, gr. 8°.) 1862, S. 107: „Neznámý posud kancyonál od Jana Táborského“, d. i. Ein bisher ungekanntes Cancional des Joh. Taborsky (es ist das in der Wiener Hofbibliothek [Sign. A. N. 47. E 3] aufgefundene). – Smolik (Jos.), Mathematikové v Cechách, od založení university Pražské až do počátku tohoto století, d. i. Die Mathematiker in Böhmen von der Gründung der Prager Hochschule bis zu Beginn des laufenden Jahrhunderts (Prag 1865, Ant. Renn, schm. 4°.) S. 50 [eine für eine Monographie böhmischer Mathematiker doch gar zu dürftige Notiz]. – Dlabacz (Gottfried Johann), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Gottl. Haase, 4°.) Sp. 249. – Porträt. Ueberschrift: „Jan Táborský knihopísarz, Zpráw | ce Orloge Pražského, wěku swého | Leta LXX | I. T.“, d. i. Johann Taborsky, Bücherschreiber und Hersteller der Prager Uhr im Alter von 70 Jahren. J. Berka sc. (kl. 4°.).] –