BLKÖ:Tardy, Hermann von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 43 (1881), ab Seite: 72. (Quelle) | |||
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Pastorenfamilie, über welche die Quellen S. 73 Näheres berichten. Sein Vater Joseph von Tardy, evangelischer Pfarrer zu Husinec in Preußisch-Schlesien, wurde vom Könige von Preußen in die außerordentliche schlesische Provinzialsynode berufen, auf welcher er als einziger Vertreter seiner Confession sein Verlangen, daß ein reformirtes Seniorat errichtet werde, verworfen sah. Um seinen Sohn Hermann, der bis zum zehnten Jahre nur deutsch sprach, die čechische Sprache erlernen zu lassen, schickte er denselben zugleich mit dessen jüngerem Bruder zu ihrem Oheim Moses Tardy, welcher seit 1831 als Pfarrer der evangelischen Gemeinde zu Nebudzel wirkte und als solcher auch am 18. September 1858 daselbst im besten Mannesalter das Zeitliche segnete. Im Jahre 1846 bezog Hermann das reformirte Gymnasium in Breslau, wo Pfarrer Dr. Gíllet, ein Nachkomme der aus Frankreich ausgewanderten Huguenotten, auf die wissenschaftliche und geistige Entwickelung des Jünglings nicht geringen Einfluß übte. Auf der Universität in Breslau beendete derselbe die theologischen Studien. Durch die Bekanntschaft mit der Familie Purkyně, welche zu jener Zeit in der schlesischen Hauptstadt wohnte, und mit noch einigen anderen Freunden der čechischen Sprache und Literatur wurde seine Liebe für diese geweckt. In den Jahren 1854 und 1855 studirte er in Heidelberg, wo er auch den Frankfurter Pfarrer Südhoff und dessen Schriften kennen lernte. Nachdem er 1856 seine Studien in Halle beendet hatte, trat er zunächst bei einer Familie in Kempen eine Hauslehrerstelle an. Daselbst wurde er mit dem General-Superintendenten der Provinz Posen Cranz bekannt, auf dessen Aufforderung er im Jahre 1858 vor dem Consistorium in Posen das erste Examen ablegte. Noch im Herbst 1858 erfolgte seine Berufung zum Nachfolger seines im Frühling d. J. verstorbenen Vetters Heinrich in der Pfarrstelle zu Hořatew nächst Nymburg in Böhmen, wo er bis Mitte October 1864 in ersprießlichster Weise wirkte. Als dann neuerdings der evangelische Oberkirchenrath zu Wien ins Leben trat, gelangte auch Tardy in diese Behörde, in welcher er zur Zeit die Stelle eines geistlichen Rathes helvetischer Confession mit dem Range eines Statthaltereirathes bekleidet. Im Jahre 1869 wurde er in die čechische Deputation der reforrnirten Kirche gewählt, welche die in Nordamerika zerstreuten Presbyterien der evangelischen Čechen besuchen sollte, worüber der Pfarrer Kaspar eine besondere Beschreibung in čechischer Sprache (Chrudym 1869) herausgegeben hat. [73] Neben seinem amtlichen Berufe ist Tardy als Sonntagsprediger in der evangelischen Kirche thätig und hält an Werktagen auch Bibelstunden ab. Auf der Kanzel tritt er entschieden für das apostolische Evangelium ein, wie dasselbe die böhmischen Brüder und Reformirten bekennen; er ist orthodox, sowie es die böhmischen Brüder und die ersten Lehrer der reformirten Kirche waren, und umfaßt auf diese Weise den alten und neuen Rationalismus. Auf nationalem Standpunkt befand er sich schon, als er noch in Schlesien wirkte, und blieb um so fester auf demselben, als er dem Rufe der böhmischen Gemeinde in Hořatew folgte. Auch als Schriftsteller thätig, hat er folgende Schriften herausgegeben: „Událosty v církvi ewang. zémi českých léta jubilejního 1863“, d. i. Begebenheiten in der evangelischen Kirche Böhmens im Jubiläumsjahre 1863 und „K dějinám sv. církve v Čechách“, d. i. Ueber die Begebenheiten der h. Kirche in Böhmen, beide in dem Gedenkbuch des Jubiläumsjahres 1863 (Památka roku slavnostního 1863) abgedruckt; – „Lidu českého vzkříšení. Kázani...“, d. i. Die Erweckung des čechischen Volkes. Predigt... (Prag 1862, Gregr, 8°.). Tardy hielt diese Predigt am Tage der ersten Conventfeier des evang. helv. Seniorats von Podiebrad zu Chleb, am 11. November 1862; – „Heidelbergský katechismus. Přeložil, písmy swatými a některými přídavky opatřil...“, d. i. Der Heidelberger Katechismus. Uebersetzt und mit Zusätzen aus der h. Schrift versehen (Prag 1867, 8°.); – „Konfessí helvetská, to jest: Vyznáni aneb sprostné vysvětlení víry křestanské...“, d. i. Die helvetische Confession, d. i. Einfache Erklärung des katholischen Glaubens... (Prag 1867, 8°.); – „Maly kancionál“, d. i. Kleines Gesangbuch (Prag 1868), es ist dies seit den Tagen des Comenius das erste evangelische Gesangbuch mit beigedruckten Noten; – „Historie evangelicko-reformovaného sboru Hořatevského od jeho založení až do léta Páně 1868“, d. i. Die Geschichte der evangelisch-reformirten Kirche zu Hořatew von der Gründung derselben bis zum Jahre 1868 (Wien 1868, 8°.); – „Agenda reformovaná“, d. i. Reformirte Agende (1869); auch übernahm Tardy im Jahre 1865 die Redaction der bis dahin von Johann Horák redigirten: „Hlasy ze Siona“, d. i. Stimmen aus Sion, einer Zeitschrift für die Bekenner der evangelischen Kirche in Böhmen, in welcher überdies viele Artikel aus seiner Feder enthalten sind. Auch hat sich Tardy durch Fachartikel als Mitarbeiter an dem Malý-Rieger’schen čechischen Conversations-Lexikon (Slovnik naučny) betheiligt.
Tardy, Hermann von (evangelischer Theolog, geb. zu Husinec in Preußisch-Schlesien am 19. November 1832). Der Sproß einer ungarischen durch ihren evangelischen Glaubenseifer wohlbekannten- Porträt. Hermann von Tardy’s Porträt befindet sich vor dessen obenerwähnter Geschichte der evangelisch-reformirten Gemeinde in Hořatew.