BLKÖ:Trausch von Trauschenfels, Johann Karl Eugen

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Trausch, Franz Joseph
Band: 47 (1883), ab Seite: 36. (Quelle)
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Trausch von Trauschenfels, Johann Karl Eugen (Geschichtsforscher, geb. zu Kronstadt 3. März 1833), ein Sohn des Kronstädter Senators Georg Friedrich Trausch von Trauschenfels aus dessen erster Ehe mit Katharina Josepha Barbenius und ein Vetter des Geschichtsforschers Franz Joseph Trausch, dessen Lebensskizze auf S. 30 u. f. mitgetheilt wurde. Ueber die Familie vergleiche Näheres in den Quellen S 38. Eugen verlor wenige Wochen nach seiner Geburt die Mutter, und als ihm 1839 auch der Vater starb, übernahm Karoline von Salmen, seine Tante väterlicherseits, die Leitung seiner Erziehung. In der Folge männlicher Führung bedürftig, ward er dem Conrector am Kronstädter evangelischen Gymnasium A. B. Johann Georg Giesel übergeben, unter dessen Obhut er das Unter- und ein Semester lang das Obergymnasium besuchte. 1846 kam er nach Hermannstadt, wo er nach Beendigung des Obergymnasiums 1851 die k. k. Rechtsakademie bezog. 1852 ging er zur Fortsetzung seiner Fachstudien auf die Wiener Hochschule, an welcher ihm Professor Hofrath Phillips, Dr. Leopold Neumann und Dr. E. Wahlberg ihre besondere Theilnahme zuwendeten, während ihm der damalige Redacteur der „Oesterreichischen Blätter für Literatur und Kunst“, einer Beilage der amtlichen „Wiener-Zeitung“, die Spalten seines Blattes zu manchem Aufsatze öffnete. Nach Abschluß der Rechtsstudien trat er am 15. December 1855 bei der Großwardeiner k. k. Statthaltereiabtheilung in den Staatsdienst, wurde am 17. Juli 1856 Conceptspraktikant, am 20. September d. J. provisorischer, am 25. Jänner 1857 wirklicher Stuhlrichteramtsactuar des Belenyeser-Stuhlbezirks mit Belassung in seiner Verwendung bei der Statthalterei. Wenige Wochen später, am 27. Februar, resignirte er auf diese Dienste und begann mit seinem älteren Bruder Johann Peter Franz in Kronstadt die Advocatenpraxis. Noch im nämlichen Jahre erlangte er die Doctorwürde, fungirte vom Spätherbst 1860 bis März 1861 als Actuar des Kronstädter evangelischen Presbyteriums A. B. und vertrat in den Sitzungen des Ende 1860 abgehaltenen verstärkten Oberconsistoriums den Kronstädter Kirchenbezirk. Bei Wiederherstellung der sächsischen Verfassung und Reorganisierung der Municipalbehörden 1861 zum Magistratssecretär in Kronstadt ernannt, wurde er anfangs dem Stadtgerichte zugetheilt. Von dem Repser Kreise in den Siebenbürgischen Landtag 1863/64 entsendet, wohnte er dessen beiden Sessionen als Schriftführer bei, darauf saß er als Abgeordneter seiner Curie in dem Reichstage 1864/65 und als Vertreter des Mühlbacher Stuhles im Klausenburger Landtage 1865. Anfang 1866 erhielt er die Communitätsactuarstelle, welche er bis zu seiner am 15. September 1872 erfolgten Ernennung zum provisorischen Obernotar des Kronstädter Stadt- und Districtsmagistrats bekleidete. In der Universitätssession 1867/68 vertrat er den Reußmarkter Stuhl. Von der Redaction der „Kronstädter Zeitung“, welche [37] er Anfang Jänner 1863 übernommen hatte, zog er sich am 20. Februar 1867, nachdem die dualistische Reichsgestaltung durch Bestellung des ungarischen Ministeriums sanctionirt worden war, in einem gedruckten Abschiede zurück, behielt dagegen die Redaction des bei Johann Gött erscheinenden Kalenders: „Der sächsische Hausfreund“, welcher von seiner Gründung im Jahre 1839 bis 1860 den Titel: „Der nützliche Rathgeber“ führte. Auch hatte Eugen Trausch im Verein mit mehreren Vaterlandsfreunden die Herausgabe des 1859 und 1860 bei J. Gött in Kronstadt erschienenen ersten und zweiten Bandes der neuen Folge des „Magazins für Geschichte, Literatur und alle Denk- und Merkwürdigkeiten Siebenbürgens“ besorgt. Aus seiner Feder flossen im ersten Bande die Biographien von J. K. Eder, Karl Fabritius, Friedrich Fronius, Joseph Haltrich, Friedrich Müller, Friedrich Marienburg, Franz Obert, Schuler-Libloy, G. D. Teutsch, im zweiten Bande jene von Joseph Grafen Kemény, der Schluß der Biographie von Friedrich Müller, von Gustav Seivert und Heinrich Wittstock. Ferner gab er heraus: „Deutsche Fundgruben zur Geschichte Siebenbürgens. Neue Folge“ (Kronstadt 1860, J. Gött, 8°.), sie enthalten die von Anton Kurz, über welchen interessanten Mann das Schriftsteller-Lexikon von J. Trausch (Bd. II . S. 314–318) nähere Nachrichten bringt, zusammengestellte und in Handschrift hinterlassene Sammlung siebenbürgischer Schriftsteller; – „Gutachten, betreffend den Gesetzentwurf über die Errichtung und Organisation eines obersten Gerichtshofes für Siebenbürgen“ (ebd. 1863), – „M. Marcus Fronius’ Visitationsbüchlein. Ein Beitrag zur Kirchen- und Sittengeschichte des Burzenlandes“ (ebd. 1868, J. Gött und Sohn, 8°.); – „Protokollarerklärung der Stadtcommunität von Kronstadt über das provisorische Regulativ für die Wahl der Vertretungskörper, der Stuhls-, Districts- und Gemeindebeamten auf dem Königsboden“ (ebd. 1869, J. Gött und Sohn, 8°.); – „Zur Geschichte des öffentlichen Lebens in Siebenbürgen von 1791–1848. Aus dem Ungarischen des Freiherrn Sigmund Kemény“ (ebd. [1871], 8°.), vorher in der „Kronstädter Zeitung“ 1871, Nr. 18–88; – „Zur Rechtslage des ehemaligen Törzburger Dominiums. Erläuterungen, veranlasst durch den Gesetzesvorschlag des Klausenburger Advocatenvereines über die Regelung der auf dem Königsboden bis 1848 thatsächlich bestandenen Urbarial- und verwandten Verhältnisse“ (ebd. 1871, J. Gött und Sohn, 8°.), davon ist auch eine ungarische Uebersetzung von M. Békessi erschienen; – „Kronstädter Zustände zur Zeit der Herrschaft Stephan Bathori’s in Siebenbürgen (1571–1576)“. Vortrag, gehalten zu Gunsten des Fondes des Kronstädter Frauenvereines für die evangelische Mädchenschule A. B. (ebd. 1874, J. Gött und Sohn, 8°.). vorher im Jahrgang 1874 des „Sächsischen Hausfreundes“. Als Abgeordneter war Trausch keineswegs ein stiller Zuhörer und Zuseher der Gewalt, welche Ungarn den Siebenbürger Sachsen anthat, im Gegentheil interpellirte er zu wiederholten Malen den Justizminister Herrn von Péchy ob der von ungarischen Gerichtshöfen verübten Uebergriffe. Der Erfolg aber war der übliche in einem Lande, wo Gewalt vor Recht geht und der alleinseligmachende Magyarismus als höchste Staatsräson gilt. Für wie lange? ist freilich eine noch unentschiedene Frage, und was dann? ist zur Zeit auch nur zu ahnen. Gegenwärtig bekleidet Trausch die Stelle des in Wien amtirenden weltlichen [38] Rathes des Evangelischen Oberkirchenrathes Augsburger Confession.

Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1876, Nr. 58: „Correspondenz aus Pesth vom 22. Februar“. – Neue Freie Presse, 1867, Nr. 918: „Eine Erklärung des Dr. Eugen Trausch“. – Friedenfels (Eugen von) Joseph Bedeus von Scharberg. Beiträge zur Zeitgeschichte Siebenbürgens im neunzehnten Jahrhundert“ (Wien 1877, Braumüller, gr. 8°.) Bd. I, S. 107; Bd. II, S. 91 und 446.