BLKÖ:Trnka von Krzowitz, Wenzel

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Trnka, Karl (Verweis)
Band: 47 (1883), ab Seite: 221. (Quelle)
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Trnka von Krzowitz, Wenzel (Arzt und Fachschriftsteller, geb. zu Tabor in Böhmen am 16. October 1739, gest. zu Pesth in Ungarn am 12. Mai 1791). Der Sproß einer adeligen Familie Böhmens, über welche die Quellen nähere Aufschlüsse bringen. Seine Studien begann er zu Prag und setzte sie an der Wiener Hochschule fort. 1769 durch Van Swieten’s Vermittlung im Militär-Krankenhause in Wien angestellt, erwarb er 1770 die medicinische Doctorwürde und ließ seine Inaugural-Dissertation über das Hüftweh („Dissertatio de morbo coxario“) im Druck erscheinen. Noch im nämlichen Jahre kam er als Professor der Anatomie an die Universität Tyrnau. Nach deren Aufhebung wurde er in gleicher Eigenschaft 1777 nach Ofen, von da 1784 nach Pesth übersetzt, wo er seine bisherige Professur mit jener der Pathologie und endlich mit der medicinischen Praxis vertauschte. In seinem Fache schriftstellerisch thätig, gab er eine Reihe seinerzeit hochgeschätzter und noch heute von Fachmännern gewürdigter Schriften heraus, deren Titel hier folgen: [222] „Dissertatio inauguralis de morbo coxario“ (Viennae 1770, 8°.); – „Historia febrium intermittentium omnis aevi observata et inventa illustriora medica ad has febres pertinentia complectens“ (ib. 1775, 8°. maj.); auch deutsch: „Geschichte der Wechselfieber oder Sammlung der vornehmsten medicinischen Beobachtungen und Erfindungen zur Erläuterung und Cur der Wechselfieber. Aus dem Lateinischen“ (Helmstadt 1781, 8°.); – „Commentarius de tetano plus quam ducentis clar. medicorum observationibus nec non omnibus hactenus cognitis adversus tetanum remediis instructus“ (Viennae 1777, 8°. maj.); – „De diabete commentarius“ (ib. 1778, 8°. maj.); – „Historia Cophoseos et Jiaryecoiae“ (ib. 1778, 8°. maj.); – „Historia Amauroseos omnis aevi observata medica continens“, tomi II (ib. 1781, 8°. maj.); – „Historia Lencorrhoeae omnis aevi observata medica continens“ (ib. 1781, 8°. maj.); – „Historia febris hecticae omnis aevi observata medica continens“ (ib. 1783, 8°. maj.); auch deutsch: „Geschichte des hektischen Fiebers, welche alle von jeher gemachten medicinischen Beobachtungen enthält. Aus dem Lateinischen“ [von Ad. Melch. Birkholz] (Leipzig 1784, 8°.); – „Historia ophthalmiae omnis aevi observata medica continens“ (Vindobonae 1783, 8°. maj.); – „Historia cardialgiae omnis aevi observata medica continens“ (ib. 1785, 8°. maj.); auch deutsch: „Abhandlung über das Magenweh, worinnen alle bisher bekannt gemachten Beobachtungen enthalten sind“ (Leipzig 1788, gr. 8°.); – „Historia tympanitidis omnis aevi observata medica continens“ (Vindob. 1787, 8°. maj.); – „De prolapsu ani“ (Pestini 1785); – „Oratio funebris in exsequiis Michaelis Schoretics praxeos clinicae Prof. ... univers. Pestensi celebratis dicta“ (ib. 1786); – „Historia rachitidis omnis aevi observata medica continens“ (Vindobonae 1787); auch deutsch: „Geschichte der englischen Krankheit, enthaltend die Beobachtungen aller Jahrhunderte. Aus dem Lateinischen mit einigen praktischen Anmerkungen“ (Leipzig 1789, gr. 8°.); – „Historia haemorrhoidum omnis aevi observata medica continens. Operis posthumi editionem procuravit Franc. Schraud, Vol. III (Viennae 1794/95, 8°. maj.); auch deutsch: „Abhandlung über die Hämorrhoidalkrankheiten. Aus dem Lateinischen übersetzt von J. G. Knebel“, zwei Theile nebst Anhang (Breslau 1798 und 1799, 8°.). Von seiner lateinischen Uebersetzung der „Geschichte des schwarzen Staares“ von G. P. Mogalla erschien (bei Korn in Breslau 1795) nur der erste Band. Aus der Menge seiner in Fachzeitschriften veröffentlichten Arbeiten sei gedacht der „Abhandlung von der Lungensucht“, welche sich in Mohrenheim’s „Wienerischen Beiträgen“ findet. Trnka galt zu seiner Zeit als eine Autorität ersten Ranges. Seine Schriften werden von der Fachkritik als ebenso mühsame, wie geistvolle Zusammenstellungen bezeichnet, welche noch gegenwärtig als Repertorien ihre Dienste leisten. Er behandelte in denselben eine ganze Reihe von Krankheiten, wie die Augenentzündung, die englische Krankheit, die Hämorrhoiden, die Harnruhr, den Magenkrampf, den schwarzen Staar, die Taubheit, die Trommelsucht, die Wechselfieber und das Zehrfieber. Er hat bei diesen Leiden die Beobachtungen aller Jahrhunderte gewissenhaft zusammengestellt und damit nicht unerheblichen Nutzen gestiftet, wenn auch der tiefer blickende [223] Fachmann das geistige Band vermißt, welches den angeführten Stoff vereinen könnte. So ist er denn bei aller Verdienstlichkeit seiner Werke vom historisch-pathologischen Standpunkte weit entfernt geblieben, wie dies zum Theile schon die Auswahl der Krankheiten ergibt, von denen die wenigsten eigentlich historische Bedeutung haben. Auch hat er in diesen Darstellungen mehr an die Meinungen der Aerzte sich angeschlossen, als aus seinen eigenen Beobachtungen Schlüsse auf die sich ihm darbietenden Erscheinungen zu ziehen gesucht. So berührt er bei den Wechselfiebern die Uebergänge in andere fieberhafte Krankheiten gar nicht, so nimmt er bei der englischen Krankheit und den Hämorrhoiden auf den Wechsel der Lebensstimmungen, der eben bei diesen Leiden zunächst in Betracht zu ziehen ist, gar keine Rücksicht, so daß durch seine mit aller Sorgfalt und mit dem Aufwande großer Gelehrsamkeit zusammengestellten Beobachtungen die Pathologie eigentlich doch keinen Fortschritt gemacht hat, denn nicht die Wiederholung, sondern nur die tiefere Erkenntniß des Vorhandenen ist ein Fortschritt in der Wissenschaft.

Fejér (Georgius). Historia Academiae scientiarum Pazmaniae Archiepiscopalis ac M. Theresianae regiae literaria (Budae 1835, 4°.) S. 94 und 122. – Hirschel (Bernhard Dr.). Compendium der Geschichte der Medicin. Von den Urzeiten bis auf die Gegenwart. Mit besonderer Berücksichtigung der Neuzeit und der Wiener Schule (Wien 1862, Braumüller, gr. 8°.) S 282 und 297. – (De Luca). Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778, von Trattnern, 8°.) I. Bds. 2. Stück, S. 228. – Mercur von Ungarn (Pesth, 8°.) 1786, S. 960. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837. 8°.) Bd. V, S. 426.
Porträt. Unterschrift: „Wenceslaus Trnka de Krzowitz S. R. I. Eques | In Reg. Univers. Budensi Anatom. | Prof. P. O. Natus Taborii Bohemorum | XII Kalend. Novemb. | CIƆIƆCCXXXIX“. Darunter am äußersten Rande des gestochenen Vierecks: „Magistro et amico ponit Hoffinger. Medicinae Dtr. J. Jerschabek pinx. J. E. Mansfeld sc.“ (8°.), mit Wappen.