BLKÖ:Ußner, Alexander

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 49 (1884), ab Seite: 153. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Alexander Ußner in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Ußner, Alexander|49|153|}}

Ußner, Vincenz[WS 1] (Naturforscher, Ort und Jahr seiner Geburt unbekannt), Zeitgenoß. Herausgeber dieses Lexikons gedenkt nur, daß in Rede Stehender zu Beginn der Sechziger-Jahre in Gemeinschaft mit Dr. Jäger viel genannt wurde. Es handelte sich damals um nichts Geringeres als die Errichtung eines zoologischen Gartens, welchen die Metropole des Reiches noch immer entbehrte, obwohl kleinere deutsche Städte und Residenzen, wie Dresden, Hamburg u. a. eines solchen Institutes sich schon seit längerer Zeit erfreuten. Die genannten zwei Doctoren Ußner und Jäger, Beide Custoden an Naturaliencabineten, faßten 1862 die Idee, in Wien einen Thiergarten ins Leben zu rufen, und fanden an den Grafen Breuner und Wilczek, welche die beiden Naturforscher mit der ganzen Macht ihres Einflusses und den nöthigen höchst bedeutenden Fonds zu einem so großartigen Unternehmen unterstützten, ebenso bereitwillige als freigebige Förderer. Am Ausgange des südöstlichen Theiles des Praters, am sogenannten Schüttel, wurde im genannten Jahre der Thiergarten in großartigen Dimensionen – zuerst wohl nur provisorisch in kleinerer Ausdehnung – angelegt. Die Unternehmung zahlte jährlich zwanzigtausend Gulden Pacht, eine Summe, welche auf die Großartigkeit der Anlagen schließen läßt. Alles ging vortrefflich von Statten. Die beiden Mäcene waren dies nicht blos dem Wortlaute, sondern der That nach, das Unternehmen wurde glänzend und unter den besten Auspicien eröffnet, aber schon nach wenigen Jahren verfiel es in traurigster Weise. Man wollte in der Theilnahmslosigkeit des Publicums, welches dem großartigen Institute nicht jene Aufmerksamkeit zuwendete, die dasselbe ebenso verdiente, als zu seiner Erhaltung gar nicht entbehren konnte, die Ursache seines Verfalls entdecken. Eines schönen Tages hatte der Wiener Thiergarten aufgehört zu sein, seine beiden Begründer hatten [154] Wien verlassen. Immerhin aber gebührt dem Namen Ußner in der Culturgeschichte Wiens eine Stelle, wenngleich diese Thiergartenepisode als ein wunder Punkt in der Geschichte des Capua der Geister erscheinen muß. Ueber die weiteren Geschicke des Naturforschers Ußner fehlen uns alle Nachrichten. Sein College Jäger, welcher zur Zeit der so pomphaft in Scene gesetzten Eröffnung des Suezcanals, wie verlautete, von einem Wiener Journalisten in Aegypten gesehen wurde, ist gegenwärtig Professor am Polytechnicum zu Stuttgart.

Donau-Zeitung 1862, Nr. 227 im Feuilleton: „Das zoologische Institut im Prater“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Siehe auch den Nachtrag Seite 308. (Dort auch Berichtigung des Vornamens).