BLKÖ:Utiešenović-Ostrožinski, Ognieslav

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Ußner, Alexander
Band: 49 (1884), ab Seite: 154. (Quelle)
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Utiešenović-Ostrožinski, Ognieslav (k. k. Hofrath, geb. zu Ostrožin im 1. Banal-Grenzregimentsbezirke am 21. August 1817). Der Sproß einer alten verarmten croatischen Adelsfamilie. Sein Vater Matthias, ein Grenzer, welcher die französischen Kriege mitmachte, hatte sich eine für die damaligen Verhältnisse ungewöhnliche Bildung angeeignet; die Mutter Simica geborene Kukulj blieb, wenn ihr Gatte ins Feld ziehen mußte, daheim, um den Haushalt zu führen und die Kinder zu pflegen und zu warten. Unter solchen ziemlich bedrängten Verhältnissen flossen Ognieslav die Knabenjahre dahin. Um diesem und dessen jüngerem Bruder den Besuch der Grenzschulen zu ermöglichen, schickte der Vater, der nach Italien ins Feld gezogen war, 1831–1835, seine halbe Gage nach Hause. Als er im letztgenannten Jahre heimkehrte, brachte er den achtzehnjährigen Sohn mit Hilfe seiner Freunde als Practicanten bei dem Finanzinspectorate in Fiume unter. Nach Verlauf zweier Jahre verließ Ognieslav, der in dieser Zeit die italienische und französische Sprache erlernte, seine Stelle, welche ihm keine Aussichten für sein Fortkommen bot, und ging nach Agram, wo er durch Empfehlung als Practicant bei dem Landes-Generalcommando aufgenommen wurde. Um seinen Lebensunterhalt zu erwerben, mußte er Unterrichtsstunden geben. Dabei vernachlässigte er seine geistige Ausbildung nicht, sondern betrieb als Privatist Gymnasialstudien und erlangte endlich 1838 die Stelle eines Rechnungsbeamten beim Generalcommando. 1842 kam er als Grenzverwaltungslieutenant zum Sluiner Grenz-Regimente in Carlstadt und legte daselbst die Staatsprüfung für Grenzverwaltungsofficiere ab. Auch in dieser Stellung sich selbst fortbildend, verlegte er sich auf das Studium der Humanitätswissenschaften, vornehmlich auf lateinische Sprache und Philosophie, in welcher ihn namentlich die Lehren der eleatischen Schule anzogen, die ihm bald zur Richtschnur fürs Leben wurden. In Carlstadt fand er an dem Grenzverwaltungshauptmann Joseph Pukšec von Murski und dessen einer deutschen Familie entstammender feingebildeter Gattin, einer Tochter des Staatsrathes Brodorotti von Treuenfels, zwei Gönner, die sich ihm mit elterlicher Theilnahme zuwandten und ihn sozusagen praktisch für das Leben und die Gesellschaft erzogen. Sie gaben ihm auch nach einigen Jahren ihre Tochter Karoline, eine Schwester der berühmten Opernsängerin Ilma von Murska [Bd. XIX, S. 470] zur Frau. Dadurch mit seinem Chef in Verwandtschaft getreten, mußte er von seinem bisherigen Dienstorte versetzt werden und kam zum 2. Banal-Grenz-Regimente in Rujevac am türkischen Cordon. In dieser Stellung befand er sich, als die Bewegung des Jahres 1848 [155] ausbrach. Sein Ruf als tüchtiger Verwaltungsofficier veranlaßte seine Berufung durch den Ban Jelačić nach Agram, wo er in einem Landtagsausschusse an den Berathungen der Reformen für die Militärgrenze wesentlichen Antheil nahm, eine weitere zum Generalcommando im Hauptquartier des Drave-Corpscommandanten Feldmarschall-Lieutenants Baron Dahlen in Warasdin, ferner in die Kriegssection des Banalrathes und zuletzt in die Präsidialkanzlei des Banus selbst, in welch verschiedenartigen Verwendungen er sich durch Umsicht und besondere Tüchtigkeit im Verwaltungsdienste in schwerer verhängnißvoller Zeit bewährte. Nachdem er 1850 als Grenzverwaltungslieutenant die juridischen Prüfungen an der Rechtsakademie zu Agram abgelegt hatte, wurde er, während er noch auf eine Anstellung als Concipist im politischen Civildienst wartete, zu Anfang des Jahres 1851 durch Ernennung zum ersten Vicegespan (Bezirkshauptmann) in Warasdin überrascht. Nach fünfjähriger Thätigkeit in dieser Stelle kam er 1856 als Ministerialsecretär in das Ministerium des Innern zu Wien, worauf am 5. März 1862 seine Erhebung zum Hofrathe bei der königlich croatisch-slavonischen Hofkanzlei erfolgte. Als dann nach den politischen Veränderungen des Jahres 1859 der Einheitsstaat Oesterreich dem Dualismus zum Opfer fiel, trat Utiešenović gleich vielen anderen Beamten in den Ruhestand, bis 1875 seine Reactivirung erfolgte und er als wirklicher Hofrath zum Obergespan des Warasdiner Comitates ernannt wurde, welche Stelle er zur Stunde noch einnimmt. Hier können wir nicht des Näheren auf sein Wirken in den verschiedenen Dienstphasen eingehen, aber einige allgemeine Momente desselben müssen doch angedeutet werden. Der Zustand der Vicegespanschaft Warasdin, welche 80.000 Seelen zählt, ließ zur Zeit, als Utiešenović an die Spitze der Geschäfte trat, viel zu wünschen übrig; Spuren langjähriger Verwahrlosung zeigten sich überall; nach allen Richtungen hin war energisches Eingreifen nöthig. Es mußten vor Allem entsprechende Communicationen, die gänzlich fehlten, ausgeführt, Flüsse und Bäche, deren Verwüstungen alljährlich unabsehbaren Schaden anrichteten, regulirt, Schulgebäude und andere öffentliche Bauten hergestellt werden. Unter seiner Amtsführung wurden nun nicht weniger als 175 Kilometer Landes- und Bezirksstraßen, 131 Kilometer Gemeindestraßen theils neu gebaut, theils aus dem bisherigen Zustande der Versumpfung und Unfahrbarkeit in guten Zustand versetzt. Außerdem führte er die Regulirung von 102 Kilometern Gemeindestraßen und die Umlegung der Straßenzüge auf mehr als dreißig Bergen und Anhöhen durch, deren enorme Wegesstellen von 10 bis 20 Zoll Fall per Klafter er auf 2 bis 6 Zoll reducirte. Die Gesammtlänge dieser umgelegten Straßen, durch welche der bisher höchst mühselige Aufstieg förmlich sozusagen geebnet wurde, beträgt volle 50 Kilometer, dabei ließ er über 238 solide Brücken und Durchlässe neu erbauen und deren 103 restauriren. Die vollständige Regulirung der Drau bei Krizovljangrad, Lovrecan, Semovec und Pustizid machte den bisherigen enormen Uferbrüchen ein Ende. 375 Kilometer (d. i. fünfzig Meilen) verschiedener Bäche und Canäle wurden regulirt, gereinigt, bisher bei jedem Regenwetter ganz überschwemmte Ortschaften entwässert, zahllose Dämme, meilenlange Canäle zur Ableitung der Gewässer aus [156] den urbaren Gründen und Ortschaften gegraben, kurz vieles versumpftes ungesundes Gebiet ward in urbaren, fruchttragenden gesunden Boden verwandelt, dem verarmten Lande durch Schaffung so vieler Verkehrswege, der Seele des Wohlstandes, neues Leben gegeben, Alles durch die Initiative und das energische Eingreifen des Vicegespans, dem es nach großer Mühe, mit zäher Willenskraft und unbeugsamer Ausdauer gelang, die für alle Verbesserungen, wenn sie nicht im Handumkehren vorlagen, schwer zu gewinnende, begriffsstützige Bevölkerung zu interessiren und für seine Zwecke empfänglich zu machen. Dieses der Verarmung des Landes, welche bis dahin sichtlich um sich gegriffen, energisch steuernde Vorgehen veranlaßte im benachbarten Steiermark von maßgebender Seite die Aeußerung, daß dieser Theil Croatiens bezüglich der öffentlichen Communicationen das alte Culturland Steiermark überflügelt habe. Dabei wurden diese wahrhaft großartigen Unternehmungen nicht etwa durch reichliche pecuniäre Mittel, sondern – mit Ausnahme einiger kleineren Straßenstrecken – sämmtlich ohne finanzielle Unterstützung von Seite des Staates, in den Jahren 1851–1856 sogar ohne Ingenieure, eben nur durch die Arbeitskraft der Interessenten ausgeführt, wobei es zunächst galt, letztere durch überzeugende Belehrung und Aneiferung, sowie durch Hinweis auf schon sichtbare Erfolge, für solche gemeinnützige Arbeiten zu gewinnen. Die Bevölkerung, welche allmälig von dem großen Nutzen derselben die Ueberzeugung gewann, gab auch ihrer Dankbarkeit sichtbaren Ausdruck [vergl. S. 159: Denksteine, aufgestellt zur Erinnerung an Hofrath Utiešenović]. Die Comitatscongregationen votirten, so oft sie zusammentraten, dem Urheber dieser wohlthätigen Einrichtungen immer wieder aus freien Stücken ihre dankbare Anerkennung, und im Jahre 1853 verlieh der Monarch dem damaligen Vicegespan das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens. Als im Sommer 1883 in Croatien der ungarische Finanzdirector David die Amtsschilder in ungarischer Sprache anbringen ließ, entstanden im Lande höchst bedenkliche Unruhen, welche nur durch außerordentliche Maßregeln beschwichtigt werden konnten. Bei dieser Gelegenheit wirkte Obergespan Utiešenović, als Regierungscommissär in die insurgirten Landestheile beordert, mit Energie zur Unterdrückung der einen unheimlichen Charakter annehmenden, an die Tage des siebenbürgischen Rebellen Nicola Ursz (Joan Hóra, siehe diesen Band, S. 147) erinnernden Auflehnung. Seinem ebenso umsichtigen als entschiedenen Auftreten gelang es, die Gemüther allmälig zu beschwichtigen und die durch die Mißgriffe des magyarischen Chauvinismus gereizte und bis zur Empörung getriebene Bevölkerung zur Ruhe zurückzubringen. Wurde im Vorstehenden das administrative Wirken des Beamten in kurzen Umrissen geschildert, erübrigt es noch, den Schriftsteller und Dichter Utiešenović darzustellen. Derselbe ist in zwei Sprachen, der deutschen und der croatischen, seiner Muttersprache, schriftstellerisch thätig. Das Sturmjahr 1848 drückte ihm die Feder in die Hand. Seit Jahren mitten im Volke lebend, welches zu jener Zeit unter Führung des Ban Jelačić gegen Wien marschirte, wo die hochgradige von Emissären genährte Bewegung einen auf den Zerfall des Kaiserstaates abzielenden Charakter angenommen hatte, beschäftigte er sich mit der Frage der Constituirung Oesterreichs [157] nach dem Principe der nationalen Gleichberechtigung. Das Ergebniß dieser seiner Studien erschien gedruckt in der von Stephan Pejakovich herausgegebenen Sammlung der Actenstücke des croatischen Landtages vom Jahre 1848, unter dem Titel: „Actenstücke zur Geschichte des croatischen Landtages von 1848“ (Wien 1861, Mechitaristen-Buchdruckerei). Davon veranstaltete der Verfasser aber auch einen Separatabdruck, den er Seiner Majestät dem Kaiser überreichte, worüber ihm mit ah. Entschließung vom 21. März 1862 das „allergnädigste Wohlgefallen“ zu erkennen gegeben wurde. Dieser Schrift folgten: „Die Hauscommunication der Südslaven. Eine Denkschrift zur Beleuchtung der volksthümlichen Acker- und Familienverfassung des serbischen und des croatischen Volkes“ (Wien 1859, Manz und Comp., 8°.), worin der Autor eine betreffs der Agrar- und Familienverhältnisse der Südslaven höchst wichtige Frage behandelt, die jedoch theils bei dem Uebelwollen des Fachreferenten, den man mit ihrer Beurtheilung betraute, theils in Folge der politischen Verhältnisse nicht näher geprüft wurde, so daß im Jahre 1874 die ungarische Regierung diese Angelegenheit in einer Weise entschied, welche den dortigen Verhältnissen geradweg zuwiderlief und der Verarmung des Bauernstandes Thür und Angel öffnete; – „Die Militärgrenze und die Verfassung. Eine Studie über den Ursprung und das Wesen der Militärgrenzinstitution und die Stellung derselben zur Landesverfassung“ (ebd. 1861, 8°.); der Verfasser tritt in dieser Schrift der dem Octoberdiplom gegenüber ganz ungerechtfertigten Ausnahmsstellung der Militärgrenze entgegen und fordert für letztere eine verfassungsmäßige Behandlung zu einer Zeit, wo es noch Niemand wagte, amtlich dafür einzustehen; auch weist er ziffermäßig nach, in welchem Mißverhältnisse die Militärgrenze zur Blutsteuer im Reichsinteresse in Anspruch genommen werde; – „Die Militärgrenz-Frage“ (Wien 1869, Geitler, 8°.); bald nach Erscheinen dieser Schrift, welche sich an die vorige anreiht, erfolgte auch die Einberufung einer Hofcommission unter Vorsitz des Generals J. Baron Philippovic zur Berathung der Grenzreformen, und in mehreren wesentlichen Punkten wurden dieselben ganz im Sinne dieser Schrift ins Werk gesetzt, bis sie mit der völligen Einverleibung der Grenzbezirke in das Mutterland im Jahre 1883 ihren Abschluß fanden; – „Die Semlin-Fiumaner Eisenbahn. Le chemin de fer de Semlin à Fiume“ (Wien 1863, Hof- und Staatsdruckerei); – „Das Donau-Adria-Bahnnetz“ (ebd. 1865); in beiden Schriften wird die Führung der Bahn von Semlin über Diakovár, Pozega, Sišek und Carlstadt, als der einzigen für den Staat, für Ungarn, Croatien und Slavonien, sowie für die Volkswirthschaft im Allgemeinen vortheilhaftesten Linie, mit allem nöthigen Detail und mit Belegung von Karten befürwortet, und wurde diese Trace auch auf Antrag der Hofkanzlei von Seiner Majestät am 13. April 1863 principiell genehmigt. Allein nach Beseitigung der Hofkanzlei ignorirte man die ah. Entschließung und baute nur das unproductive Stück Bahn von Carlstadt nach Fiume, die unfruchtbar wie der Karst, den sie zu enormem Nachtheil der Staatsfinanzen und der Volkswirthschaft durchzieht, denn nun hat der Staat Millionen an Eisenbahndeficit für die Fiumanerbahn zu zahlen; – „Die Naturschätze im nördlichen Croatien“ (Wien 1879, Braumüller, 8°.); hierin weist Verfasser auf den Reichthum an Glanzkohle und anderen Mineralien hin, welche [158] der Boden des bezeichneten Gebietes birgt, und fügt zum Verständniß seiner Darstellung eine auf wissenschaftlichen Grundlagen ausgeführte geologische Karte bei. In den bisherigen Schriften wirkt Utiešenović theils als Fachmann in seiner amtlichen Eigenschaft, theils als treuer Sohn seines engeren Vaterlandes, das er genau kennt, und für dessen culturellen Fortschritt er Sorge trägt; wir begegnen ihm aber auch noch auf poetischem Gebiete, und zwar in seiner Muttersprache, sowie auf jenem der Geschichte, auf welches ihn zunächst Ueberlieferungen der eigenen Familie führen. Von seinen poetischen Arbeiten sind mir bekannt: das Gedicht „Jeka od Balkana“, d. i. Das Echo aus dem Balkan, veröffentlicht im serbisch-croatischen Originaltexte mit paralleler deutscher Uebersetzung in der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“ (Beilage Nr. 49 vom 18. Februar 1842); dieses Gedicht, ein Schmerzensschrei des südslavischen Volkes gegen seine Unterdrücker, die Türken, erregte bei seinem Erscheinen um so größere Aufmerksamkeit, als man im Vormärz nicht eben an dergleichen Ausbrüche der von der Leidenschaft erregten Muse gewöhnt war; Jan Kolar in seiner berühmten epischen Dichtung „Slawy dcera“, d. i. Die Tochter des Ruhmes, verewigt den Dichter in einem besonderen Sonette (421); – „Vila Ostrožinska Sbirka liričkih i epičkih piesamah ponajviše u narodnom metru; sa dodatkom pokus ili misli o umietnosti“, d. i. Die Vile von Ostrožin. Sammlung lyrischer und epischer Dichtungen, zumeist im nationalen Versmaß (Wien 1845, Ueberreuter, 16°.), wovon ein Vierteljahrhundert später eine neue vermehrte Auflage mit Beifügung einer kurzen populären Aesthetik unter dem Titel: „Vila Ostrožinska i kratka estetika“ (Wien 1871, Sommer’s Buchdruckerei, 8°.) erschien; – „Nedjeljko junacka pjesma srbska“, d. i. Nedjeliko, ein serbisches Heldengedicht (Wien 1860, Mechitaristen); eine mystisch-romantische Dichtung, in welcher alle religiösen und moralischen Gefühle des Volkes zur Befreiung der christlichen Stämme vom drückenden Türkenjoche aufgerüttelt werden. Episoden dieses Epos, so die Geburt des Vilen-Kindes aus dem Kelche einer am Busen der Vile entsprossenen Lilie – dann die Verwandlung des alten nationalen Helden Rade od Ostrela durch die Zaubermacht der Vile in einen blinden Sänger, der hinfort mit der Gusla umherzieht und das Volk zur Weihe für den heiligen Kampf herbeisingt, gehören zu den Perlen der südslavischen Dichtung; – „Psalmi Davidovi, poput srbskíh narodníh pjesamah“, d. i. Die Psalmen Davids im Versmaß und in der Sprache der serbischen Volkslieder (Wien 1868, Sommer, 8°.). Indem wir Utiešenović’s kleine Schrift: „Osnova za utemeljenje narodne vojske“, d. i. Entwurf zur Begründung einer nationalen Wehrkraft (Agram 1849, Zupan, 8°.), nebenbei erwähnen, gedenken wir noch zum Schlusse seiner jüngsten historischen Arbeit, welche den Titel führt: „Lebensgeschichte des Cardinals Georg Utiešenović, genannt Martinusius. Mit Benützung der Acten des k. k. geheimen Haus-, Hof- und Staatsarchives von 1528–1553. Uebersetzung des von der südslavischen Akademie der Wissenschaften und Künste herausgegebenen Originales. Mit dem Bildnisse und Familienwappen des Cardinals und einer Skizze der Ruinen seines Ahnenschlosses“ (Wien 1881, Wilhelm Braumüller, 8°., 180 S. Text, 75 S. Urkundenbuch), und seines aus Anlaß [159] des fürchterlichen Naturereignisses des Agramer Erdbebens vom Jahre 1879 erschienenen Gedichtes „Potres“, d. i. Das Erdbeben, das in mehreren Tausend Exemplaren in Ungarn und Croatien verkauft, auch sehr gut ins Magyarische übersetzt ward, und dessen Reinertrag von über 400 fl. der Verfasser den durch dieses Erdbeben Verunglückten widmete. Im Vorstehenden wurde Utiešenović’s amtliche und schriftstellerische Laufbahn und Thätigkeit, diese letztere nach ihren verschiedenen Richtungen in seinem Fache und auf geschichtlichem und poetischem Gebiete geschildert. Jüngster Zeit richtete sich in höherem Maße die Aufmerksamkeit auf ihn, als er, wie wir bereits kurz erwähnten, in der Eigenschaft eines kaiserlichen Regierungscommissärs als Pacificator in die croatischen Landestheile, in das Warasdiner Comitat entsendet wurde. Die Erhebung trug einen unheimlichen und in der Art, wie sie sich verbreitete, höchst gefährlichen Charakter an sich. Mit Hilfe von vier Bataillons Infanterie und einer Escadron Huszaren zog er gegen die bewaffneten, nach Tausenden zählenden und höchst erbitterten Massen insurgirter Bauern aus, und durch seine raschen und umsichtigen Anordnungen stellte er fast ohne Blutvergießen in kurzer Zeit die Ruhe her, so daß sich die Rebellen zerstreuten und in ihre Höfe zur Arbeit zurückkehrten. Dabei unterrichtete er sich nicht nur genau über die merkwürdige Bauernbewegung, welche ihren Ursprung eigentlich im empörenden Steuerdruck und in der grausamsten Amtshandlung der Gemeindebeamten hatte, und zu deren Ausbruch eben nur die gesetzwidrigen Wappenschilder in ungarischer Sprache den Anstoß gaben, sondern er belehrte auch die Aufständischen über den Sachverhalt, sowie über das staatsrechtliche Verhältniß zu Ungarn, setzte einige der mißliebigsten Gemeindebeamten ab und versprach den Bauern, alle ihre Beschwerden der Regierung bekannt zu geben, was er auch that. Der außerordentliche königliche Commissär für Croatien und Slavonien, General der Cavallerie Graf Ramberg ertheilte auch mit einem besonderen Decrete (vom 27. September 1883) dem Hofrath-Obergespan die belobende Anerkennung und vollste Zufriedenheit für dessen angestrengte und aufopfernde Bemühungen und für das geschickte und umsichtige Verfahren, mit welchem derselbe in kürzester Zeit und fast ohne Anwendung außerordentlicher und blutiger Gewaltmaßregeln den gefährlichen, den Frieden der ganzen Monarchie bedrohenden Aufruhr dämpfte.

Quellen zur Biographie. Křížek (Vácslav). Anthologie Jihoslovanská s předcházející krátkou srovnávací naukou o tvarech a přihojeným slovníčkem, d. i. Südslavische Anthologie u. s. w. (Prag 1863, A. Storch, 8°.) S. 216 und 296. – Illirška čitanka za gornje gimnazije. Knjiga druga, d. i. Illyrisches Lesebuch für Obergymnasien (Wien 1860, k. k. Schulbücher-Verlag, gr. 8°.) Bd. II, S. 297. – Glasnik Dalmatinski, d. i. Der dalmatinische Bote, 1860, Nr. 92. – Danica srbska, d. i. Der serbische Morgenstern, 1860, Nr. 29. – Vidov dan, d. i. Der 15. Juni (Tag der Schlacht auf dem Amselfelde. St. Veitstag) 1861, Nr. 24. – Naše gora list, d. i. Blatt aus unseren Bergen, 1861, Nr. 3.
Denksteine, zur Erinnerung an Utiešenović errichtet. In der Lebensskizze gedachten wir der ersprießlichen Thätigkeit, welche Utiešenović durch Eröffnung neuer Communicationen und Wiederherstellung alter entfaltete. Die Bevölkerung gab ihrem Danke durch mehrere der Erinnerung an ihren Wohlthäter errichtete Denksteine Ausdruck. Ein solcher befindet sich bei Visnica, er wurde im Jahre 1854 bei Eröffnung der neuen Zarovnica-Straße in die Felswand an derselben eingelassen. [160] Die Feier begann mit einem Tedeum in der Kirche genannten Ortes. Der Denkstein trägt eine Inschrift, welche in Uebersetzung lautet: „Du, o harte Felswand, bewahre durch Jahrhunderte der Welt das Andenken an O. Utiešenović, durch dessen Sorgfalt dieser Weg entstand. 1854“. – Ein zweites Denkmal ist an einer Quelle unterhalb des Bistrović-Gebirges errichten, mit der Inschrift: „Ewiges Gedenken dem k. k. Vicegespan O. Utiešenović für die Umgehung dieses Gebirges“. – Ein drittes hat ihm die Bevölkerung eines Besitzthums des Grafen Iván Draskovich, dieser selbst an der Spitze, auf dem Berge Cvetlin an der Grenze der Steiermark gesetzt, wo in den Jahren 1878 und 1882 ein neuer Kunststraßenzug gebaut wurde, bei welcher Gelegenheit Utiešenović die steirischen Behörden vermochte, diese Straße auch auf der Bergseite in ihrem Bereiche umzulegen. Die Inschrift dieses Denksteines lautet: „Zum Ruhme des k. Hofrathes Obergespans O. Utiešenović für die unschätzbare Wohlthat der Umlegung der Straße über den Cvetliner Berg; mit einem Falle früher 16–33, nun aber nur 5– 10%. Die dankbare Bevölkerung. 1883“.
Ueber die Utiešenović und ihren heutigen Familienstand. Nach der Tradition stammt die Familie von einem der Brüder des berühmten Cardinals und Großwardeiner Bischofs Georg Utiešenović-Martinusius, dessen Biographie auf Grund geschichtlicher Documente O. Utiešenović, wie es in der Lebensgeschichte desselben berichtet wurde, herausgegeben und dessen Ehrenrettung er somit auch bewerkstelligt hat. [Siehe die Lebensskizze desselben auf der Nebenspalte] Nach ihm zählt die Familie zu den ältesten Adelsgeschlechtern Croatiens und besaß noch im sechzehnten Jahrhunderte große Güter in Dalmatien, dann in der Lika und ein Schloß Barrakgrad bei Pocitely, worauf auch der Beiname der Familie: „Biskupi“, sowie ferner der Umstand hindeutet daß der Urgroßvater unseres Obergespans und Hofrathes in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts, aus der Likaner Grenze ziehend, in Ostrožin (Banalgrenze) – woher auch der Beiname Ostrožinski, welchen der Hofrath führt – sich ansiedelte. Die Utiešenović aber haben gleich anderen Edelleuten und hochvornehmen Familien aus Anlaß des Alles nivellirenden und demokratisirenden Miliiärgrenzsystems sämmtliche Vorrechte verloren und sind gänzlich verarmt. Näheres über die Familie, worauf aber hier nicht eingegangen werden kann, theilt Hofrath Utiešenović selbst mit in seiner schon erwähnten Monographie über den Cardinal Utiešenović-Martinusius auf S. 5–18, wo er auch über die verschiedene Schreibweise seines Namens Aufschlüsse gibt. Ognieslav Utiešenović, der sozusagen als der neue Begründer seines Geschlechtes erscheint, heiratete, wie in der Biographie berichtet wurde, zuerst die Tochter Karoline des Grenzverwaltungshauptmanns Joseph Pukšec von Murski aus dessen Ehe mit Fräulein Brodorotti von Treuenfels. Nach dem Tode seiner ersten Frau schritt er zum Traualtar mit Helene von Mladenovic, welche ihm nach achtjähriger Ehe starb, worauf er sich 1872 mit Irene Petrovic vermälte. Von den Kindern, welche ihm seine zweite Gattin gebar, leben noch zwei: die Tochter Jela vermälte Aranicki und der Sohn Dušan, Zögling der k. k. technischen Akademie; aus dritter Ehe ist ein Sohn Georg vorhanden, zur Zeit Zögling der k. k. theresianischen Ritterakademie in Wien.