BLKÖ:Várkony, Thaddäus Amadé Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Varjas, Johann
Band: 49 (1884), ab Seite: 279. (Quelle)
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Várkony, Thaddäus Amadé Graf (k. k. Hofmusikgraf, geb. zu Preßburg am 10. Jänner 1783, gest. zu Wien 17. Mai 1845).[WS 1] Der Sproß eines alten ungarischen, ursprünglich deutschen Geschlechtes, dessen Ahnen, Namens Guthkeled, auf dem Schlosse Sztrop in Schwaben hausten und um die Mitte des eilften Jahrhunderts mit dem von Kaiser Heinrich eingesetzten Könige Peter II. von Ungarn in dieses Land übersiedelten. Die Familie erscheint auch öfter unter dem Namen Amadé, wie denn auch in diesem Lexikon schon ein Sproß derselben, der magyarische Dichter Ladislaus Amadé von Várkony [Bd. I, S. 24], eine Stelle gefunden hat. Thaddäus, der einzige Sohn des Grafen Franz, Palatins der erzbischöflichen Vajkaer und Érsek-Léler Stühle, und der Neffe des Grafen Anton, Obergespans vom Szalader Comitate, eines der ersten Rechtsgelehrten Ungarns seiner Zeit und eines berühmten und gefeierten Redners, zeigte in früher Jugend ungewöhnliches Talent und Vorliebe für Musik und ließ im zarten Knabenalter in größeren Cirkeln, in welchen er ganze Concerte auf dem Clavier vortrug, sich hören. Es wurde ihm die Auszeichnung zutheil, vor Kaiser Leopold II. Proben seiner Kunstfertigkeit zu geben. Er componirte auch Mehreres, und Einiges davon ist im Stich erschienen. Eine besondere Stärke aber besaß er im Improvisiren, im freien Phantasiren auf dem Piano, worin er sich öfter mit dem berühmten Hummel [Bd. IX, S. 419] in einen Wettkampf einließ und hinter diesem großen Meister des Clavierspiels nicht zurückblieb. Jedoch widmete er sich dem Staatsdienste und erhielt die Stelle eines Hofsecretärs bei der ungarischen Hofkanzlei. Als aber im Jahre 1809 die kriegerischen Rüstungen Alt und Jung zu den Waffen riefen, trat er bei der adeligen ungarischen Insurrection des Preßburger Comitats als Rittmeister ein. Die durch den Tod seines Vaters 1824 erledigte erbliche Würde eines Palatins der erzbischöflichen Vajkaer und Érsek-Léler Stühle ging im genannten Jahre auf ihn über. Am 18. Mai 1831 aber wurde er von Kaiser Franz zum Hofmusikgrafen ernannt, in welcher Stellung er vierzehn Jahre, bis an das Ende seines Lebens wirkte. Als Hofmusikgraf bekleidete er gewissermaßen das Amt eines obersten Chefs des gesammten Musikwesens in Oesterreich. Nun war aber auch bei der ihm angeborenen Begeisterung für die Musik seine ganze Thätigkeit dem ihm unterstehenden kaiserlichen Musikinstitute, der Hofcapelle, geweiht. Er förderte die Kunst nach besten Kräften, vergaß jedoch bei der übersichtlichen Leitung des Ganzen auch der Einzelnen nicht, und ein Nachruf bezeichnet ihn ausdrücklich als den theilnehmenden Freund jedes einzelnen Mitgliedes seiner Capelle. Unter seiner Leitung kamen die Tonwerke der berühmtesten Meister zur Aufführung, aber auch den Werken jüngerer vaterländischer Talente ward durch seinen Einfluß gerechte Würdigung und Anerkennung zutheil. Jedoch nicht nur dem einheimischen Künstler suchte er, so gut er konnte, zu nützen, auch fremde fanden Gelegenheit, in ihm den freigebigen, großherzigen Kunstmäcen kennen zu lernen. Thatsache ist es auch, daß Graf Thaddäus, das Genie des jungen Liszt erkennend, mehrere Cavaliere veranlaßte, daß sie dessen Vater ein Jahrgehalt auswarfen, wodurch es diesem möglich wurde, das Talent seines Sohnes ordentlich ausbilden zu lassen. Wie er aber als Hofmusikgraf zunächst die Musikaufführungen [280] am kaiserlichen Hofe mit seltener Präcision leitete, so nahm er auch sonst fördernden Einfluß auf das gesammte Musikwesen des Kaiserstaates und auf die Verhältnisse der Einzelnen, da er die Kunstinstitute dieser Richtung nach besten Kräften unterstützte, wozu ihm in seinen Stellungen als Präsident des Pensionsinstitutes für Witwen und Waisen der Musiker und als Ehrenmitglied des Wiener Männergesangvereines auch äußerlich Gelegenheit geboten war. Graf Thaddäus hatte sich mit Clementine Gräfin Taaffe (geb. 26. November 1793, gest. 1846), einer Tante unseres gegenwärtigen Ministerpräsidenten Eduard Grafen Taaffe, vermält, doch blieb diese Ehe kinderlos. Sein Tod wurde allgemein betrauert. Mit dem Grafen Thaddäus erlosch der letzte männliche Sproß seines alten und berühmten Geschlechtes.

Wiener allgemeine Musik-Zeitung. Herausgegeben von Dr. August Schmidt. V. Jahrg., 5. Juli 1845, Nr. 80: „Nekrolog“. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar 1847, Voigt, kl. 8°.) XXIII. Jahrg. (1845) 1. Theil, S. 437. – Schmidt (August). Denksteine. Biographien von Ignaz Ritter von Seyfried, Joseph Edlen von Eybler u. s. w. (Wien 1848, Mechitaristen, gr. 4°.) S. 207 u. f.
Porträt. Unterschrift: Facsimile des Namenszuges „Thaddäus Graf Amadé“. Stadler 1846 (lith.); gedr. bei J. Höfelich (gr. 4°.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Zu dieser Person gibt es unter Amadé, Thaddäus Graf (Band 22, S. 462) einen weiteren Artikel.