BLKÖ:Vintler, die tirolische Adelsfamilie, Genealogie

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 51 (1885), ab Seite: 31. (Quelle)
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Zur Genealogie der tirolischen Adelsfamilie Vintler. Die Vintler von Platsch Freiherren zu Rungglstein, wie sie früher sich schrieben, sind eine alte tirolische Familie. Vormals an der Vintl im Pusterthale seßhaft, zählte sie später zu den Patrizierfamilien Bozens, wo ein Dietlin Vintler bereits 1192 urkundlich vorkommt. Weil sie ihr Schloß in der Nähe eines Thores erbaut hatte, so wurde dies das Vintlerthor genannt. Ein Matthias Vintler, der 1276 zum ersten Male auftritt, kaufte 1293 denen von Wangen die Gerichtsbarkeit der Wangenergasse in Bozen ab. Conrad Vintler lebte zu Bozen 1301–1356. Nicolaus Vintler, Ritter und Pfandsinhaber der Güter Gries, Stein, Rutten, Sarntheim u. s. w., herzoglich österreichischer Rath, Statthalter und Landeshauptmann an der Etsch, baute 1386 das verfallene Schloß Rungelstein wieder auf und erhielt darauf 1393 einen Adelsbrief, den Lünig in seinem „Reichs-Archiv“ abgedruckt hat. Er starb ohne männliche Erben, dagegen pflanzten seine beiden Brüder Hans und Franz den Stamm fort; des Letzteren Nachkommenschaft erlosch in Bälde, nicht so jene des Ersteren, welcher zwei Söhne, Hans und Leopold, hinterließ. Hans war 1399–1408 des Herzogs Friedrich IV. in Oesterreich Oberstschatzmeister von Meranien und Hauptmann an der Etsch. Durch eine kaiserliche Gesandtschaft an die Republik Venedig that er sich so hervor, daß ihn der Kaiser 1418 mit einer goldenen Krone auf dem Helme begnadete. Sein Bruder Leopold aber brachte durch seine Gemalin Katharina von Platsch das Schloß gleichen Namens sammt den dazu gehörigen Gütern, welche er 1402 von dem Stifte Brixen zu Lehen erhielt, an die Familie. Leopolds Sohn Conrad (gest. 1485) war Rath des Fürstbischofs Georg von Trient, bis 1455 Pfleger im Sarnthale, 1466 Hofmeister der Landesfürstin Königin Eleonore von Schottland und Pfleger zu Taur, dann Rath des Landesfürsten Sigmund und Oberstamtmann an der Etsch; seine zweite Gemalin Agnes Anich von Altlehen war Obersthofmeisterin der Landesfürstin. Er hinterließ sechs Söhne: Hans, Nicolaus, Georg, Christoph, Thomas und Cyprian. Hans war Hauptmann zu Brixen, Hofrichter und Rath des Bischofs daselbst. – Nicolaus stand als Oberschenk in Diensten des Herzogs Sigmund. Von seinen Söhnen lebte Ambros als Hauptmann zu Brixen, und mit dessen Ururenkel Georg Balthasar, welcher des deutschen Ordens Comthur zu Störzingen und Kammerherr des Salzburger Erzbischofs und Cardinals Guidobald Grafen von Thun war, erlosch dieser Zweig. Des Nicolaus zweiter Sohn Johann war Doctor der Rechte, Regierungsrath und Vicehofpräsident zu Innsbruck. Mit dessen Söhnen: Christoph Vintler zu Halsberg, der 1614 als erzherzoglicher Kammerpräsident zu Innsbruck aus dem Leben schied, und Georg Nicolaus, Landcomthur des deutschen Ordens der Balley an der Etsch, starb auch diese Nebenlinie aus. – Der dritte Sohn Georg war bischöflicher Rath zu Brixen. Von dessen Kindern Matthias und Georg befand sich Ersterer 1582 als erzherzoglicher Gesandter am Hofe des Herzogs von Braunschweig. Georgs Enkel Johann Georg fungirte als Rath bei Erzherzog Maximilian, und von seinen Söhnen waren: der ohne Nachkommen gestorbene Andreas Generalmajor der tirolischen Milizen, Virgilius des deutschen Ordens Comthur zu Störzingen, Generalmajor und erzherzoglicher Kammerherr, und Johann Anton kaiserlicher Hauptmann. Des Letzteren Sohn Johann Adam war kaiserlicher Oberst, um das Jahr 1678 Gouverneur zu Rheinfelden und erster Freiherr von Rungglstein (Rungelstein). – Der vierte Sohn Christoph Vintler von Platsch pflanzte gleichfalls seine Linie fort, und sein Enkel Georg diente 1586 als Kammerherr am Hofe des Herzogs von Ferrara, Georgs Bruder Wolfgang aber starb 1604 als Capitän zu Neapel. Des Letzteren Enkel Georg lebte als Pfleger in Salern und Niedervintl, und wahrscheinlich ein Sohn desselben ist Wilhelm Vintler Freiherr von Rungglstein, Herr in Platsch, Weihbischof von Megara und Dompropst zu Trient. – Zur Familie gehören auch der tirolische Poet Conrad Vintler[WS 1], der 1411 nach einem italienischen Buche das Gedicht: „Buch der Tugend“, richtiger [32] „Blume der Tugend“, niederschrieb, welches 1486 zuerst gedruckt und in neuerer Zeit von Ignaz Zingerle in dessen „Beiträgen zur älteren tirolischen Literatur. II.“ (Wien 1871) und im vollständigen Wiederabdruck unter dem Titel: „Die pluemen der Tugent“ (Innsbruck 1874, Wagner, XXXII und 403 S.) wieder herausgegeben wurde; – dann der Jesuit Johann Bapt Vintler (geb. zu Velturns 1707, gest. zu Gratz 4. Mai 1765), welcher viele Jahre das Lehramt der Philosophie folgeweise zu Klagenfurt, Wien, Tyrnau und Gratz versah und ein „Euchiridion Dominici Viva S. J. de Jubileo praesertim Anni Sancti“ (Tyrnaviae 1750, 8°.) und das „Tyrocinium theologicum P. Balthasari Francolini S. J. recentibus curis auctum“ (o. J.) herausgab. Der Name Vintler lebt auch noch in verschiedenen kirchlichen Stiftungen fort. So stiftete Conrad, der Vater der oben angeführten sechs Söhne, ein jährliches Almosen zu Bozen, welches später nach Platsch überging; außerdem rühren aus den Jahren 1373 und 1390 große Stiftungen der Vintler her, und Conrads Sohn Nicolaus bedachte auch reichlich die Kirche. Die Jahrgänge 1877 und 1880 des „Genealogischen Taschenbuches der Ritter- und Adelsgeschlechter“ (Brünn, Buschek und Irrgang, 32°.) geben einige, aber ziemlich lückenhafte Nachrichten über die Familie, deren freiherrliche Linie schon lange erloschen ist.

Wappen. Quadrirter Schild. 1 und 4: in Roth zwei aufrechtstehende silberne Bärentatzen; 2 und 3: in Gold drei (zwei über einer) liegende schwarze Bärentatzen (wahrscheinlich) von Rungelstein, das Nicolaus Vintler und sein Bruder Franz von ihrem Schwager Cyprian von Villanders zu Pradel im Jahre 1397 kauften. Auf dem Schilde ruhen zwei Helme. Aus der Krone des rechten erheben sich zwei silberne, auf jener des linken zwei schwarze Bärentatzen. Helmdecken. Die des rechten Helmes roth mit Silber, jene des linken schwarz mit Gold unterlegt.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. nach Zingerle (1871) heißt der Dichter Hans, Conrad sei (von Schreiber F) untergeschoben.