BLKÖ:Vorwort (Band 28)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 28 (1874), ab Seite: III. (Quelle) | |||
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Indem ich den 28. Band meines Lexikons der Oeffentlichkeit übergebe, muß ich demselben, mit welchem die Namenreihe des Buchstabens S eröffnet wird, zur Verständigung einige Worte voranschicken. In der čechischen Sprache gibt es zwei S, das allen Sprachen gemeinschaftliche einfache S und das S mit dem Dächelchen (Š), das etwa wie das deutsche Sch ausgesprochen wird. Nun nationalisiren die Čechen, ohne Rücksicht auf Zweckmäßigkeit und Nothwendigkeit, viele deutsche Namen und verwandeln den echt deutschen Namen Schamberg in Šamberk, Schanda in Šanda, Scherzl in Šerzl u. s. w., welche Orthodoxie in der Sprache bei eigenen Namen der daraus entstehenden erschwerten Nachsuchung wegen überflüssig erscheint. Nun aber durfte ich doch selbst nicht in den gleichen Fehler verfallen und die so entstellten deutschen Namen, nachdem ihre slavische Schreibung angenommen worden, in ihre ursprüngliche Form zurückführen. Mir blieb also nichts übrig, als solche Namen, deren čechische Schreibweise gang und gäbe geworden, in derselben zu belassen, für die dieser grammatikalischen Finten aber unkundigen Benützer des Lexikons als Citirung die ursprüngliche Schreibweise beizubehalten. So befindet sich der in deutschen Werken immer Schafarik oder auch Schafarzik geschriebene Philolog unter Šafařik, zugleich aber wird unter der Schreibweise [IV] Schafarik ein Rückweis gegeben. Dasselbe findet bei den Namen Šamberk, Šanda, Šulc u. s. w. Statt, für welche zur Erleichterung des Findens auf die Schreibweise Schanda, Schamberg, Schulz u. s. w. Rückweise gegeben werden.
Diesem Bande ist wieder eine stattliche Reihe von Nachträgen – es sind deren 313 – beigegeben, welche sowohl die in der Zwischenzeit eingetretenen Todesfälle, als auch Berichtigungen und Ergänzungen der in früheren Bänden enthaltenen Artikel und Quellennachweise zu den mit jedem Tage sich mehrenden neuen denkwürdigen Persönlichkeiten enthalten.
Es ist mir trotz aller angewandten Mühe doch nicht möglich, das mit jedem Tage anwachsende, ungeheuer reiche Materiale zu bewältigen. Wenn früher auf dem Gebiete der Biographik förmliche Stagnation herrschte, so wird jetzt Einem bei der Ueberfülle des Gebotenen förmlich die Wahl schwer; auf die höchst interessanten, das Wiener Kunstleben der Gegenwart in geistvoller Weise schildernden „Wiener Briefe" von v. V., welche einen wahren Schmuck der Beilagen der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“ bilden und einen großen Schatz von Mittheilungen über einzelne Künstler enthalten, habe ich aber sorgfältig Bedacht genommen, weil sie ebenso wichtige Quellen zur Kunst- und Culturgeschichte Oesterreichs in der Gegenwart, wie zur Personenkunde auf allen Gebieten der Kunst und Fortentwickelung des Kaiserstaates bilden.
Ferner fühle ich mich verpflichtet, mehreren Freunden und Gönnern meiner Arbeit, die mich theils auf manche interessanten Persönlichkeiten aufmerksam machen, theils mir Nachweisungen zur Bearbeitung derselben mittheilen, öffentlich meinen Dank auszusprechen. Diese sind: Herr Sectionsrath J. Ritter von Hoffinger, dessen reiches, vielseitiges und umfassendes Wissen insbesondere meinen Nachträgen trefflich zu Statten kommt; Herr Dr. H. Holland, der mich seit den letzten zwei Jahren in liebevollster [V] Weise in meiner Arbeit fördert; dann Herr Dr. August Schmidt, der mich namentlich in der Abtheilung der Musiker mit mancher trefflichen Mittheilung unterstützt; Herr Andreas Graf Thürheim, welcher mich über denkwürdige Militärs und im genealogischen Theile des höheren österreichischen Adels mit besonders reichen und sorgfältig gearbeiteten Materialien versieht; endlich der Herr Archivsvorstand Alexander Gigl, der mir archivalische Daten, Auszüge aus Adelsacten u. dgl. m. freundlichst besorgt. Hätte ich doch früher solche Gönner und Förderer meines Werkes gefunden, mir wäre die mühevolle, anstrengende Arbeit in mancher Hinsicht nicht unwesentlich erleichtert worden.
Schließlich bitte ich, da mir in Rücksicht meiner erschütterten Gesundheit zur Beendigung meines Lexikons von meiner hohen Stelle Urlaub gewährt worden, und ich, um mein Werk in Ruhe und Zurückgezogenheit fortsetzen zu können, nach Berchtesgaden nächst Salzburg übersiedelt bin, alle Sendungen und Zuschriften an mich an letztgenannten Ort zu adressiren.
- Berchtesgaden, 28. October 1874.