BLKÖ:Wichner, Jacob

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 55 (1887), ab Seite: 216. (Quelle)
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Wichner, Jacob (Capitular des Benedictinerstiftes Admont in Steiermark, geb. zu Gratz am 22. Juli 1825). Sein Vater Friedrich war bürgerlicher Gastwirth und Hausbesitzer zu Gratz und die Mutter Katharina eine geborene Haas. Von fünfzehn Kindern, welche aus dieser Ehe stammten, ist er allein noch am Leben. Er beendete das Gymnasium und die damals bestehenden zwei philosophischen Jahrgänge in seiner Vaterstadt und trat auf Anregung des Universitätsprofessors Dr. Albert von Muchar in das Benedictinerstift Admont, wo er am 7. September 1846 das Ordenskleid anzog und seinen in der Taufe erhaltenen Vornamen Jacob beibehalten durfte. Nach im Stifte zurückgelegten theologischen Studien und erlangter Priesterweihe primizirte er am 10. August 1851. Er wirkte hierauf längere Zeit in der Seelsorge als Caplan zu St. Michael ob Leoben und zu St. Lorenzen im Paltenthale, und als Pfarrer zu Kleinsölk, wo er gleichzeitig das Vicariat Großsölk versah, und zu Ardning. Im Jahre 1870 bestimmte ihn Krankheit zur Rückkehr in das Stift. Während seines seelsorgerlichen Wirkens übte er sich in kleineren historischen Arbeiten. Er verfaßte eine Chronik der Pfarren Lorenzen und Admont und legte den Grund zu einer solchen der Stadtpfarre Rottenmann. Seine eigentliche Thätigkeit auf historischem Felde begann mit der Rückkehr in das Stift. Er sammelte und ordnete die von den Flammen des Klosterbrandes (1865) verschonten Ueberreste des Hausarchives, zog von den Stiftspfarren und ehemaligen Herrschaften die entbehrlichen älteren Urkunden und Acten heran und wurde so der Schöpfer eines neuen, dem Inhalte und dem Ordnungssysteme nach achtenswerthen und von Fachmännern in dieser Richtung anerkannten Archives. Das ihm auferlegte Amt eines Kellermeisters, das er 1871–1873 bekleidete, legte er, um ungetheilt seinen Forschungen und Studien obliegen zu können, selbst nieder. 1878 wurde er auch Bibliothekar der großen Stiftsbibliothek. Als solcher umstaltete er den Fachkatalog den bibliographischen Anforderungen entsprechend, vollendete den Standortskatalog und legte einen (bis dahin fehlenden) alphabetischen Nominalkatalog an. Da die vorhandenen Incunabeln- und Handschriftenverzeichnisse sehr lückenhaft waren und sich durch die neueren Ergebnisse der Wissenschaft als ungenügend herausstellten, arbeitete er einen neuen Katalog der Wiegendrucke mit den nöthigen Ausweisen über Drucker, Verleger, Druckorte, Holzschnitte und Formschneider. Viel Sorgfalt und Arbeit nahm auch der Handschriftenkatalog in Anspruch. Derselbe umfaßt 1050 Nummern und füllt 180 Blätter im großen Folioformate. Mit diesen archivalischen und bibliographischen Arbeiten ging Hand in Hand die Anlegung von Sammlungen von Originalsiegeln und Siegelabdrücken (4532 Stück), von Autographen, von Kupferstichen und Holzschnitten, in welch letzterer Collection die Porträts allein bei 4000 Nummern zählen. Da auch die Münzsammlung des Stiftes seiner Obhut anvertraut war, ordnete er dieselbe nach Bergmann’s Systeme. Sie zählt gegenwärtig 5383 Stück, von denen er allein 2140 erworben hat. Wichner ist Mitglied des historischen Vereines für Steiermark, Ehrenmitglied des Museum Francisco-Carolinum in Linz, Correspondent der kaiserlichen Centralcommission [217] zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale. Er besitzt die österreichische goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft und ist Ritter des königlich sächsischen Albrechtordens zweiter Classe. Wir lassen nun seine literarischen Publicationen in chronologischer Reihe folgen: 1873: „Die Bibliothek der Abtei Admont mit besonderer Berücksichtigung des Zustandes derselben in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts“ [Mittheilungen des historischen Vereines für Steiermark, Bd. XX, S. 67–90; auch im Sonderdruck]; – 1874: „Das Admonter Archiv in seinem gegenwärtigen Zustande“ [Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichtsquellen, Bd. XI, S. 71–94; auch Separatdruck]; – „Zur Biographie des Rottenmanner Notars Ulrich Klenneker“ [Mitth. des hist. Vereines für Steiermark, Bd. XXII, S. 155–156; irrthümlich unter einem anderen Autornamen]; – 1875: „Eine obersteirische Pfarre zur Zeit der französischen Invasionen“ [ebd., Bd. XXIII, S. 61–74; auch Sonderdruck]; – 1876: „Ueber einige Urbare aus dem 14. und 15. Jahrhundert im Admonter Archive“ [Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichtsquellen, Bd. XIII, S. 33–109; auch Sonderdruck]; – 1878: „Ein wiedererstandenes Klosterarchiv in Steiermark“ [Löher’s Archivalische Zeitschrift, Bd. III, S. 137 bis 163; auch Sonderdruck]; – 1879: „Ueber die letzte Ruhestätte des Christoph Rauber, Administrators des Bisthums Seckau und Commendators von Admont“ [Mitth. des hist. Vereines für Steiermark, Bd. XXVII, S. 79–85; auch Sonderdruck]; – 1880: „Abtei Admont in Steiermark“ [Brunner’s „Ein Benedictinerbuch“ S. 40–75]; – 1881: „Das ehemalige Nonnenkloster O. S. B. zu Admont“ [Wissenschaftliche Studien und Mittheilungen aus dem Benedictinerorden, II. Jahrg., 1. Heft, S. 75–86; 2. Heft, S. 288–319; auch Sonderdruck]; – „Zur Genealogie des Hauses Habsburg“ [ebenda, 2. Heft, S. 334–344]; – 1882: „Aus einem Admonter Formelbuche“ [ebd., III. Jahrg., Bd. II, S. 140 bis 147]; – „Materialien zur Geschichte verschiedener Pfarren und Kirchen in und außer Steiermark“ [Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichtsquellen, Band XVIII, S. 1–42; auch Sonderdruck]; – 1883: „Ein altes Chronikenbuch. Mit besonderer Berücksichtigung einer darin enthaltenen Admonter Chronik“ [ebd., Bd. XIX, S. 74–91; auch Sonderdruck]; – „Uebersichtstabelle, betreffend den Bestand an Originalurkunden und Acten im Archive des Stiftes Admont im Jahre 1883“ [für die landesculturhistorische Ausstellung in Gratz und daselbst gedruckt]; – 1884: „Der Benedictiner- und Cistercienserorden in ihrer Vertretung bei der culturhistorischen Ausstellung in Gratz“ [Studien und Mittheilungen aus dem Benedictinerorden, Bd. IV; auch Sonderdruck, 11 S.]; – „Eine Admonter Todtenrotel des 15. Jahrhunderts“ [ebd., Bd. V; auch Sonderdruck, 106 S.]; – 1885: „Mitteilungen aus dem Admonter Archive. Enthaltend Urkundenregesten für verschiedene Orden und Klöster [ebd., Bd. VI); – „Geistliche Studenten an der Universität Dillingen im 17. Jahrhundert“ [ebd., Bd. VI, S. 397–400]; – „Ein Kleinodienverzeichniß des Chorherrenstiftes St. Nicolaus in Rottenmann“ [Mittheilungen der k. k. Centralcommission etc., Jahrg. 1885, S. XXXII bis XXXV]; – „Beiträge zu einer Geschichte des Heilwesens, der Volksmedicin, [218] der Bäder und Heilquellen in Steiermark bis incl. Jahr 1700“ [Mitth. des historischen Vereines für Steiermark, Bd. XXXIII, S. 3–123; auch Sonderabdruck]. Im Buchhandel erschienen 1874–1880: „Geschichte des Benedictinerstiftes Admont“, 4 Bände (Gratz, 2173 S., Selbstverlag des Autors) und (anonym): „Die Stiftsbibliothek zu Admont. Zur Orientirung und Erinnerung für die Besucher derselben“ (Gratz 1881, 39 S.). Zur Herausgabe bereitet der gelehrte Benedictiner vor: „Kloster Admont und seine Beziehungen zur Kunst“, dessen Druck auf Kosten der Centralcommission für Erhaltung der Alterthümer u. s. w. bereits im März 1887 begonnen hatte; – „Einsiedler auf admontischen Pfarren“; – „Regesten zur Geschichte der Freiherren von Hofmann zu Strechau und Grünbüchel.

Scriptores ordinis S. T. Benedicti qui 1750–1880 fuerunt in Imper. Austr. Hungarico (Vindobonae 1881, Sumpt. Ord. In aedibus Leo Woerl).