BLKÖ:Winkler Edler von Brückenbrandt, Georg Johann

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Winckler, Anton
Band: 56 (1888), ab Seite: 275. (Quelle)
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Winkler Edler von Brückenbrandt, Georg Johann (Forstmann, geb. zu Großwiesendorf in Niederösterreich am 29. März 1776, gest. 1. August 1853). Seiner Neigung für den Artilleriedienst folgend, trat er nach beendeten Vorstudien am 1. April 1794 in Wien bei dem 2. Artillerie-Regimente ein. Mit demselben machte er die Feldzüge 1794 bis 1800 am Ober- und Mittelrhein mit, jede vom Dienste erübrigte Zeit zur wissenschaftlichen Ausbildung in der Mathematik, im militärischen Zeichnen u. s. w. benützend. Dann einer der fleißigsten Schüler des berühmten Vega [Bd. L, S. 60], besuchte er in den Friedensjahren 1801–1804 eifrig die Artillerieschulen und gewann eine solche Summe von Kenntnissen in den mathematischen und damit zusammenhängenden Disciplinen, daß er in einer Artillerieschule als Repetitor der höheren Mathematik angestellt wurde. Bald ward die Tüchtigkeit und Verwendbarkeit des jungen Artilleristen in weiteren Kreisen bekannt. So fand er, nachdem er einige Zeit Lehrer im Zeichnen gewesen, als Repetitor in der höheren Mathematik Beschäftigung, dann im Feldzuge 1805, kam er als Adjutant zum Feldartillerie-Commandanten Hermann Peter Grafen Künigl [Bd. XIII, S. 324] in Tirol. Hierauf zum Oberlieutenant vorgerückt, commandirte er eine Compagnie der niederösterreichischen Landwehr und führte mehrere ihm von Erzherzog Maximilian Este ertheilte Aufträge mit bestem Erfolge aus. Nach hergestelltem Frieden auf eine entsprechendere Lebensstellung, als sie bei dem langsamen Avancement in der Linie zu erhoffen war, sinnend, hörte er den Lehrcurs an der prov. k. k. Forstlehranstalt in Purkersdorf nächst Wien, erhielt 1811 provisorisch, 1813 bleibend die Professur der mathematischen Fächer an obigem mittlerweile nach Mariabrunn übertragenen Institute. An demselben blieb er fortan als Lehrer und Fachschriftsteller thätig, wurde in Rücksicht auf seine verdienstliche Leistung im Jahre 1838 mit dem Prädicate Brückenbrandt und dem Ehrenworte Edler von in den erbländischen Adelstand erhoben und 1849 nach nahezu fünfzigjähriger Thätigkeit im militärischen Forstlehramte unter gleichzeitiger Verleihung des Titels eines kaiserlichen Rathes in den bleibenden Ruhestand versetzt, in welchem er im Alter von 77 Jahren starb. Winkler, obgleich Dr. Ratzeburg für ihn kein Plätzchen in seinem „Forstwissenschaftlichen Schriftsteller-Lexikon“ hat, in welches mancher weit Geringere aufgenommen ist, zählt nicht nur zu den tüchtigsten und verdienstvollsten Forstmännern Oesterreichs, sondern war im Ganzen auch ein sehr erfinderischer Kopf, der manche praktische Instrumente, die sich auch bewährten, erfand, unter anderen, einen Dendrometer (Baummesser), mittels dessen man nicht nur die [276] Höhe und jeden beliebigen Durchmesser eines gerade stehenden, sondern auch nicht minder die Länge und jeden gegebenen Durchmesser eines wie immer schief- oder krummgewachsenen Baumes, als die Länge und die Durchmesser der Aeste desselben, folglich die Kubikmasse der Bäume mit möglichster Genauigkeit bestimmen kann. Zur Vereinfachung und Beschleunigung dieses Geschäftes berechnete er noch eine eigene trigonometrische Tafel, aus welcher man die Höhen der Bäume, nach beobachtetem Höhenwinkel, unmittelbar herausnehmen und die Durchmesser durch eine einfache Proportion unmittelbar ableiten kann. Ueber den Nutzen dieser Erfindung, vor welcher man sich mit den sehr täuschenden Ocularabschätzungen der Wälder begnügen mußte, etwas Weiteres zu sagen ist überflüssig. In seinem Fache als Mathematiker und Forstmann auch schriftstellerisch thätig, hat Winkler durch den Druck veröffentlicht: „Beschreibung eines verbesserten und wirklichen Gebrauch eingerichteten Spiegellineals“, mit 1 Kupfertafel (Wien 1809); – „Beschreibung und Gebrauch eines Dendrometers (Baummessers), um das Kubikmass der Bäume möglichst genau zu bestimmen“, mit 1 Kupfert. (ebd. 1812, gr. 8°.); – „Theoretisch-praktische Anweisung über die geometrische Eintheilung und den Gebrauch der üblichen Pantographe (Storchschnabel)“, mit 2 KK. (ebd. 1812; 2. Aufl. 1819, gr. 8°.); – „Lehrbuch der Rechenkunst und Algebra“ (ebd. 1813; 2. Aufl. 1822, gr. 8°.); – „Lehrbuch der Geometrie zum Gebrauch auf Forstakademien“ . 1. Theil: „Theoretische Geometrie und Trigonometrie“, mit 7 KK. (Wien 1814; 2. Aufl. mit 6 KK. ebd. 1824); 2. Theil, 1. und 2. Abthlg.: „Die praktische Meßkunst“, mit 11 KK. (ebd. 1817; 2. Aufl.. mit 20 KK., 1829, gr. 8°.); – „Praktische Anleitung zum graphischen und geometrischen Trianguliren mit dem Messtische“, mit 9 lith. Tafeln (ebd. 1821; 2. verm. Aufl. 1825, gr. 8°.); – „Lehrbuch der angewandten Mathematik, enthaltend die Anfangsgründe der Mechanik, Hydrostatik und Hydraulik“, mit 1 Kupfer- und 5 lith. Taf. (ebd. 1821, gr. 8°.); – „Beschreibung eines verbesserten bequemen und einfachen Reisebarometers, nebst praktischer Anleitung zum Gebrauche desselben“, mit 1 K. (ebd. 1821, gr. 8°.); – „Theoretisch-praktische Anleitung zur Berg-Situationszeichnung“, mit 2 KK. (ebd. 1823, gr. 8°.); – „Logarithmische und logarithmisch-trigonometrische Tafeln“ (ebd. 1834, gr. 8°.); – „Anleitung zur Construction und zum Gebrauche eines einfachen Taschen-Dendrometers u. s. w.“, mit 2 Kupfert. (Wien 1835; 2. ganz umgearb. Aufl. ebd. 1847, gr. 8°.); – „Waldwerth-Schätzung“. 1. Abthlg.: „Die Materialschätzung und Ertragserhebung enthaltend...“, mit 20 Tabellen, Holzschnitten und 1 lith. Forstkarte; 2. Abtheilung: „Die Waldwerth-Berechnung, nach einfachem Verfahren“, mit 2 Tabellen und 1 lith. Forstkarte (ebd. 1835 und 1836, gr. 8°.); – „Lehrbuch der Rechenkunst und Algebra. Zum öffentlichen Gebrauch für Individuen, die sich dem Forstfache, der Mess- und Baukunst widmen“ (3. verb. Aufl. Wien 1838; 4. verm. und zeitgemäß verb. Aufl. ebd. 1848, gr. 8°.), eine 6. Auflage dieses Lehrbuches ist vermehrt und theilweise umgearbeitet von Franz Baur (Wien 1866) erschienen; – „Lehrbuch der Geometrie. Zum öffentlichen Gebrauche für Individuen, die sich dem Forstfache, der Mess- und Baukunst widmen“ (3. verb. und verm. Aufl. mit 7 Kupfert., Wien 1839; 4. verb. und verm. Aufl. 1849, gr. 8°.). Alle diese Schriften Winkler’s sind wohl in nächster Beziehung auf das Forstfach und vorzüglich auf praktische Zwecke bearbeitet, nichtsdestoweniger [277] tragen sie alle den Charakter der Gründlichkeit und Wissenschaftlichkeit.

Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien, 8°.) Bd. VI, S. 160. – Schwarzer (Guido von). Biographien zur Galerie berühmter und verdienter Forstmänner (Brünn 1870, 8°.) S. 28. – Annalen der Literatur und Kunst in dem österreichischen Kaiserthume (Wien, Anton Doll, 8°.) Jahrgang 1811, Bd. I, S. 260. – Poggendorff (J. C.). Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1863, J. A. Barth, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 1338.