BLKÖ:Zichy-Vásonykeő, Stephan Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 60 (1891), ab Seite: 30. (Quelle)
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Zichy-Vásonykeő, Stephan Graf (Staatsmann, geb. 13. April 1780, gest. zu Wien 8. Juni 1853), vom III. Zweige der Karlsburger Linie. Ein Sohn des gleichnamigen Grafen Stephan aus dessen Ehe mit Therese Gräfin Pálffy widmete er sich nach beendeter wissenschaftlicher Ausbildung früh der diplomatischen Laufbahn und begann dieselbe in Berlin unter keinem Geringeren als dem damaligen Legationsrath Freiherrn von Wessenberg-Ampringen [Bd. LV, S. 161], unter dessen specielle Leitung er gestellt worden. Aber in kürzester Zeit erfolgte seine Uebersetzung nach London, wo sein späterer Schwiegervater Ludwig Joseph Max Fürst Starhemberg eben damals und noch viele Jahre lang den österreichischen Gesandtschaftsposten innehatte und den Grafen Stephan zum Diplomaten heranbildete. 1805 wurde Graf Zichy selbst Gesandter und kam als solcher nach Dresden. 1810 zum Gesandten in Berlin ernannt, verblieb er [31] in dieser Stellung durch 17 Jahre – bis 1827 – wohnte den Congressen zu Aachen, Troppau, Laibach und Verona bei und nahm insbesondere 1819 an den Karlsbader Konferenzen thätigen Antheil. Er war mit dem Minister Fürsten Hardenberg und mit Marschall Blücher sehr befreundet und erfreute sich auch der besonderen Huld des Königs Friedrich Wilhelm III., von dem er erst das Großkreuz des rothen Adlerordens und bei seiner Abberufung von Berlin den höchsten preußischen Orden, den schwarzen Adlerorden, erhielt. In die Zeit der diplomatischen Thätigkeit des Grafen in Berlin fällt das Wartburgfest, dessen Abhaltung in einer Conferenz des preußischen Staatskanzlers Fürsten Hardenberg und des Grafen Zichy als Gesandten Oesterreichs mit dem Großherzog von Weimar zu Weimar ernstlich gerügt wurde, und anläßlich dessen man die Professoren Fries und Oken in Criminaluntersuchung zog. Dabei muß man dem Grafen sowohl als dem Fürsten Hardenberg die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie die ganze Sache in einem viel milderen Lichte betrachteten, als die eifernden Gegner des Festes, welche sich in Verdächtigungen und Unkenrufen über die Theilnehmer daran gar nicht genug thun konnten. Im Juni 1827 kam Graf Zichy als außerordentlicher Botschafter an den kaiserlich russischen Hof von St. Petersburg. Ueber seinen dortigen Empfang schrieb er, wie wir aus dem in den Quellen genannten Werke des Grafen Andreas Thürheim, des begeisterten Historiographen der kaiserlichen Armee, erfahren, an seine noch in Berlin zurückgebliebene Gemalin unterm 31. Juli 1827: „daß er den Czar während der Manoeuvers gerade im Lager getroffen, inmitten eines zahlreichen und glänzenden Gefolges. Kaiser Nicolaus empfing ihn mit Wohlwollen und sagte: „Eh bien, Monsieur l’Ambassadeur, nous verrons un peu, si vous aimez encore l’exercies à cheval, puisque vous êtes Hongrois, et que vous portez une uniforme de hussards, je ne doute pas que ces manoeuvres vous offriront de l’intérêt“. Auch der Kaiser Nicolaus erwies sich gegen den Grafen stets sehr huldvoll und zeichnete ihn mit vielen Vertrauensbeweisen aus; aber da seiner Familie die klimatischen Verhältnisse nicht zusagten, kehrte Graf Zichy nach zwei Jahren nach Oesterreich zurück, trat dort ins Privatleben und wählte Wien zu seinem bleibenden Wohnsitz. Von seinem Monarchen erhielt er das goldene Civil-Verdienstkreuz und das Großkreuz des St. Stephansordens; überdies war er geheimer Rath und Erbobergespan des Veszprémer Comitates. Der Graf, der sich zu den altconservativen Principien der heiligen Alliance und der äußeren Politik des Fürsten Metternich bekannte, starb im Alter von 73 Jahren. Er war seit 26. Juli 1803 mit Francisca geborenen Gräfin Starhemberg (geb. 6. Jänner 1787, gest. 21. December 1864) vermält und hatte in seiner fünfzigjährigen Ehe den schweren Kummer, vier Söhne, darunter zwei in jungen Mannesjahren dahinsterben zu sehen. Seine Töchter Therese und Maria Anna heirateten in die Grafenhäuser Waldstein und Kinsky. Der Graf führte ein gastliches Haus und eine berühmte Küche. Seine Gattin Francisca, die ihn um 11 Jahre überlebte, und von welcher ein glaubwürdiger Gewährsmann, der in der Quelle benannte Graf Thürheim, berichtet, daß sie bis in ihr hohes Alter eine noch ganz jugendliche [32] Gestalt bewahrte, starb als Greisin von 78 Jahren.

Thürheim (Andreas Graf). Licht- und Schattenbilder aus dem Soldatenleben und aus der Gesellschaft. Tagebuchfragmente und Rückblicke eines ehemaligen Militärs (Prag und Teplitz 1876, Dominicus, 8°.) S. 37 u. f.