BLKÖ:Ziegelhauser, Georg Julius

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Ziegelbauer, Augustin
Nächster>>>
Ziegelhauser, Georg
Band: 60 (1891), ab Seite: 41. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Georg Julius Ziegelhauser in Wikidata
GND-Eintrag: 138515352, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Ziegelhauser, Georg Julius|60|41|}}

Ziegelhauser, Georg Julius (Schauspieler, geb. in Wien 1770, gest. daselbst 15. Juni 1820). Er entstammt einer alten angesessenen Wiener Bürgerfamilie. Der Sohn eines Magistratsrathes, war er von dessen achtzehn Kindern eines der jüngeren. Seine frühzeitige Neigung zum Theater, welche von Seite der Eltern mit allen denkbaren Mitteln unterdrückt wurde, da zu jener Zeit der Schauspielerstand sozusagen für unehrlich galt und in besseren Familien gemieden wurde, ließ sich nun einmal nicht bannen, und indem er seinen Familiennamen kürzte und in Ziegler verwandelte, trat er bei der Gesellschaft des Theaterdirectors Seipelt ein, dessen Schauspielhaus damals sich in der Vorstadt Landstraße befand. So hatte er den Bruch mit seiner Familie besiegelt. Doch gelang es einem alten bewährten Freunde derselben, den Thespisjünger mit den Seinigen zu versöhnen. Nach des Vaters Tode kam Ziegelhauser auf das Theater in der Josephstadt, das damals unter Karl Mayer’s Leitung stand, der mit seiner Gesellschaft während der Sommerszeit im Fürst Liechtenstein’schen Hoftheater zu Feldsberg an der Thaya in Niederösterreich Vorstellungen gab. Als der Fürst für sein Theater eine besondere Gesellschaft zusammenstellte, wählte er aus der Mayer’schen die brauchbarsten Mitglieder und unter diesen auch unseren Ziegelhauser. Als dann die Gesellschaft wieder beim Tode des Fürsten aufgelöst wurde, stand Ziegelhauser brodlos da. So trat er denn, es war die Kriegsepoche des Jahres 1797, in die Reihen der Vaterlandsvertheidiger, nahm aber nach geschlossenem Frieden, ohne sich eben bemerkbar gemacht zu haben, wieder seine Entlassung. Nun versuchte er es mit Gastrollen in Schikaneder’s Gesellschaft, aus welcher er dann in jene des Directors Marinelli im Theater in der Leopoldstadt kam. An demselben blieb er durch 13 Jahre, 1798–1810, und wirkte meist in komischen Partien, im Fache der Pantoffelmänner, bornirten Gecken u. d. m. Als dann Ferdinand Graf Pálffy im Theater an der Wien auch die Localposse in sein Repertoire aufzunehmen Anstalt machte, erhielt Ziegelhauser ein Engagement, das er aber schon, da die Localposse in diesem Theater keinen rechten Boden faßte, wegen Mangels an Beschäftigung nach einem Jahre aufgab. Er kehrte wieder auf das Theater in der Leopoldstadt zurück. Dort aber gestalteten sich für ihn, da mittlerweile Ignaz Schuster sich sein Publicum erobert hatte, die Verhältnisse schwieriger. Dazu hatte ihn ein sehr schmerzliches Nervenleiden befallen, und in dieser Zeit, 1812, wo er sich mehr und mehr zurückzuziehen begann, gründete er das bekannte Taschenbuch vom k. k. priv. Theater in der Leopoldstadt, die spätere „Thalia“, und führte es bis an sein Lebensende fort, worauf es von seiner Witwe, dann von Joh. Nep. Vogl, zuletzt von seinem Sohne viele Jahre noch fortgesetzt wurde. Ziegelhauser war ein trefflicher Komiker seiner Zeit und mit Hasenhut zusammen ergötzte er weidlich das Publicum. Von seinen Rollen nennen wir den Doctor Schnitzl in Kringsteiner’s „Ehestandsscenen“, den Hafnermeister [42] Schlegel in Schikaneder’s „Bürgerlichen Brüdern“, den Herrn von Barthel im „Pumpernickel“. Auch in seinen eigenen Stücken schrieb er sich gute Rollen, und aus seiner Feder flossen mehrere seinerzeit öfter aufgeführte und gern gesehene Localpossen, von denen uns bekannt sind: „Die Speculationsgeister“, „Der Automat“, „Der Schusterfeierabend“, „Der Bäckeraufzug in Wien“, „Die Lappländerin oder der betrogene Vormund“, „Die Zusammenkunft in Baden“, „Die Feuerkönigin im Feenreich“. Doch scheinen alle diese Stücke Manuscript geblieben zu sein, da wir sie in Bücherkatalogen vergebens suchen; auch wurden sie bald von den lebenskräftigeren Stücken eines Bäuerle, Gleich, Meisl und Anderer verdrängt, wie diese dann jenen eines Raimund, Nestroy, Kaiser und Anderer weichen mußten.