BLKÖ:Beck, Karl
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 1 (1856), ab Seite: 212. (Quelle) | |||
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G. Kühne, seine ersten Schöpfungen, die „Nächte. Gepanzerte Lieder“ (Leipzig 1838) machten ihm in der literarischen Welt bald einen Namen, so daß Gutzkow damals von den großen Hoffnungen sprach, die B. für die Zukunft der Poesie erweckte und ihm [213] den Ruhm eines Byron verkündete. Seinen ersten Versuchen folgte: „Der fahrende Poet“ (Leipzig 1838) in 4 Ges., mit trefflichen Schilderungen, insbesondere ungar. Natur und Sitten; später „stille Lieder“ (Leipz 1840) als Gegensatz der „Gepanzerten.“ Im J. 1844 veranstaltete er eine Gesammtausgabe seiner „Gedichte“ (Berlin, 4. Aufl. 1846), wodurch er in Collision mit der preußischen Regierung gerieth. Die von den Poeten aufgegriffenen Kämpfe der socialen und politischen Welt riefen seine „Lieder vom armen Mann“ (Berlin 1848, 4. Aufl.), „Gepanzerte Lieder“ (Berlin 1848) und „An Franz Joseph“ (1. u. 2. Aufl. Wien 1849) in’s Leben. Der Kern des letzten Gedichtes ist die Bitte um allgemeine Amnestie. Mächtig wirkten B.’s Gedichte, wenn er den nationalen Boden der Poesie betrat u. die eigenthümliche Natur seiner Heimat in klangreichen Versen malte, wie dies im „Janko“ (Leipzig 1841) der Fall ist. Im J. 1855 redigirte er in Pest „Frische Quellen,“ eine belletristische Zeitschrift, von der jedoch nur etliche Hefte herauskamen.[BN 1] Moriz Carrier widmet dem Dichter in der „Zeitung f. d. elegante Welt“ (1837, Nr. 232) einen begeisterten „Freundesgruß,“ worin es unter anderem von Beck heißt:
Beck, Karl (Dichter, geb. zu Baja in Ungarn 1817). B. ist der Sohn israel. Kaufleute. Erst in seinem 9. Jahre lernte er deutsch, trat dann in das Pesther Gymnasium und begann in Wien das Studium der Medicin. Aber er gab dasselbe bald auf und wendete sich dem Geschäfte seines Vaters, der Kaufmannschaft zu, das er auch ein halbes Jahr mitmachte. Plötzlich aber ging er nach Leipzig und trat als Hörer der Philosophie an der dortigen Facultät auf. Hier war es, wo er sich endlich ausschließlich der Poesie zuwandte. Seine Verbindung mit Dr.Es hat ein deutscher Mann am Seinestrande (Börne)
In eig’ner Glut als Phönix sich verzehrt,
Und jugendkräftig ist befreit der Bande
Sein Geist, in die du Theurer, eingekehrt,
Und hat zum Heil dem lieben Vaterlande
Mit einem festen Panzer dich bewehrt;
Und in des Sangs wohllautenden Accorden
Ist weltumfassender sein Herz geworden.
In den Silhouetten, welche die „Iris“ in den Jahren 1850 und 1851 (Graz) von mehreren österreichischen Poeten und Künstlern brachte, wird B. folgendermassen gezeichnet: „Kleine Figur, ruheloser, himmelstürmender Poet in Byron’scher Manier; echter Lyriker voll Schwung, glühender Phantasie, blendendem Bilderreichthum; letzterer manchmal gesucht; bewältigt, wie Keiner, die Sprache; ein Ungar von Geburt; hat im „Janko“ seine Heimat und seine Landsleute mit wunderbarer poetischer Wahrheit gezeichnet; melancholischer Charakter, mit sich selbst und mit der Welt zerfahren, oblonges, mageres, kränkliches Gesicht; wenig Haar; braunen Schnur- und Knebelbart; trägt sehr scharfe Augengläser; nachlässiger Anzug; kaltes Benehmen, eitel; Witwer.“ Beck’s Schrift charakterisirt Henze in seinen „Handschriften der deutschen Dichter und Dichterinnen“: „Polirte schöne Züge, die immer noch den Kaufmann verrathen.“
- Jüdisches Athenäum. Gallerie berühmter Männer jüdischer Abstammung (Grimma u. Leipzig 1851) S. 4. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Aufl.) II. Bd. S. 410. – Nouvelle Biographie générale … publiée sous la direction de M. le Dr. Hoffer (Paris 1853) V. Bd. Sp. 95. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen 1845 u. f., 8°.) IV. Bd. 4. Abtheil. S. 40 und Suppl. Bd. – Henze (Ad.), Die Handschriften der deutschen Dichter u. Dichterinnen (Leipzig 1855) S. 9. – Phönix von Duller 1838, Nr. 31. – Der Komet. Beilage für Literatur, Kunst, Mode etc. etc. (Leipzig, 4°.) 1838, Nr. 1. – Literarische Blätter 1838, Nr. 8. (Beilage zum 46. Blatte des Gesellschafters) und ebendas. 1848, Nr. 3. (Beilage zu Nr. 12 des Gesellschafters von E. Gubitz): „Verzweiflungs-Literatur“ von A. Rebenstein. – Unser Planet (Berlin, 4°.) 1838 S. 259: „Karl Beck u. Jac. Eblis“ (Ein interessanter Beitrag zur Geschichte poetischer Ideenassociationen) und ebendas. S. 187 u. 197. – Blätter für literarische Unterhaltung (Leipzig, 4°.) Jahrg. 1838: S. 963, 967; Jahrg. 1839: Nr. 225–228 (sehr eingehende Besprechung seines „Fahrenden Poeten“) Jahrg. 1841 Nr. 14 und Nr. 358 und 359 von Rich. Morning. – Zeitung für die elegante Welt (Leipzig) 1837 Nr. 254: „Anastasius Grün – Karl Beck;“ – dieselbe 1838 Nr. 224: „Karl Beck.“ – Rosen. Literatur-Blatt. 1838, Nr. 39 von W. Castagne; 1340, Nr. 47 von Florencourt. – Literarische und kritische Blätter der Börsenhalle (Hamburg, 4°.) 1838: S. 211 u. 219 von Ph. von Leitner; – 1841: Nr. 36, 37. – Schmidt, Gesch. der deutsch. Literatur im [214] 19. Jahrh. (Breslau 1855) 3. Bd. S. 92. – R. Gottschall, Die deutsche Nationalliteratur etc. (Breslau 1853) II. Bd. S. 189–192.[BN 2][BN 3]
Berichtigungen und Nachträge
- ↑ E Beck, Karl, Dichter [s. d. Bd. I, S. 213]. Außer den in der Lebensskizze des Dichters bereits angegebenen Dichtungen sind seither erschienen oder nachzutragen: „Saul. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen“ (Leipzig 1841, L. H. Bösenberg, 8°.); – „Monatsrosen. Erster und zweiter Strauss“ (Berlin 1848, J. Guttentag, 8°.), worin die „Berliner Elegien“ und „Amoretten“ enthalten sind; – „Aus der Heimath. Gesänge“ (Dresden 1852, Rob. Schäfer)– „Epistel an den Czaren. I.“ (Berlin 1854, Schindler, 16°.); – „Mater dolorosa“ (2. Auflage, ebd. 1854, Schindler, 16°.). Ferner ist von seinem „Janko“ die dritte, von seinen Gedichten die zehnte Auflage ausgegeben. In neuester Zeit endlich ist seine poetische Erzählung „Jadwiga“ (Leipzig 1863, Grunow), Behandlung der polnischen Frage in einem Gedichte von eilf Gesängen, erschienen, von welcher schon zwei ungarische Uebersetzungen, eine von Ormódy Bertalan, die zweite von Balász Frigyes, diese letztere, vorher im Journale Hölgyfutár, dann selbstständig bei Hartleben in Pesth veröffentlicht wurden. Eine polnische und französische werden vorbereitet. Weniger glücklich als mit seinen Dichtungen ist Karl Beck mit der Begründung eines schöngeistigen Organs. Seiner in Pesth 1855 herausgegebenen „Frischen Quellen“ wurde schon in der Lebensskizze Beck’s im ersten Bande gedacht. Um das Jahr 1857 begann er in Wien die Herausgabe eines belletristischen Blattes: „Der Gesellschafter in Wien“, welches aber schon nach einem halben Jahre zu erscheinen aufhörte. In den Jahren [367] 1861 und 1862 trat er, wie schon früher im Jahre 1844 in Dresden, Weimar und Berlin, als Vorleser seiner eigenen Dichtungen und Episoden aus seinem Dichterleben auf, welche in Pesth und Wien eine wohlwollende Aufnahme fanden. Im Hinblick auf die oberwähnte Lebensskizze ist zu berichtigen und zu ergänzen, daß B. seit frühester Jugend der evangelischen Kirche reformirter Confession angehört, daß er seine Studien nicht zu Pesth, sondern zu Baja zurückgelegt, und sich am 25. December 1849 mit Julie Mühlmann, einer Nichte des erst jüngst verstorbenen berühmten Chemikers Heinrich Rose, verheirathet, seine Gattin aber nach einer Ehe von nur wenigen Monaten, am 25. Juni 1850, an der Cholera verloren habe.
- Blätter für literarische Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) 1845, Nr. 129–132: Eine ausführliche literarisch-ästhetische Charakteristik des Dichters. – Dieselben 1841, Nr. 358: „Ueber Karl Beck’s Saul“. – Donau-Zeitung 1862, Nr. 78. – Frankl (L. A.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) III. Jahrgang (1844) S. 80: „Karoline Pichler über seinen Janko“. – Der Fortschritt (Wiener polit. Blatt) 1861, Nr. 139: „Karl Beck in Pesth“. [Band 11, S. 366 f.]
- ↑ E Beck, Karl [Bd. I, S. 212, Bd. XI, S. 366].
- Blätter für literarische Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) 1864, S. 873: über „Jadwiga“; 1868, Nr. 45: über „Täubchen im Nest“. – Presse 1863, Nr. 222: über „Jadwiga“, von Emil Kuh. – Wiener Zeitung 1868, Nr. 276, S. 666: über „Täubchen im Nest“, von Ebendemselben. – Neue freie Presse 1868, Nr. 1270: über „Oesterreich in zwölfter Stunde“. [Band 22, S. 476]
- ↑ E Beck, Karl [Bd. I, S. 212; Bd. XI, S. 366; Bd. XXII, S. 476].
- Kurz (Heinrich), Geschichte u. s. w., wie bei Bauernfeld, S. 44 a, 57 a, 128 b, 129 a u. b, 362 b, 391 b, 392 a, 480 a. [Band 24, S. 376]