BLKÖ:Fischhof, Adolph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Fischhof, Joseph
Band: 4 (1858), ab Seite: 253. (Quelle)
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Fischhof, Adolph (Arzt und Reichstags-Deputirter im J. 1848, geb. zu Ofen 8. Dec. 1816). Studirte die Medicin, nach deren Vollendung er als Secundararzt im allgem. Krankenhause in Wien fungirte, bis er am 13. März 1848 zum ersten Male die Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Mit dem Rufe: „Der Freiheit eine Gasse“, durchschritt er an jenem Tage den Ständehof, um den versammelten Ständen die Wünsche der Universität vorzutragen und war der Erste, welcher an jenem Tage im Ständehause sprach. Eine nachhaltigere Rolle spielte er als Präsident des Sicherheits-Ausschusses, welcher in jenem Jahre eine denkwürdige Stellung zwischen den regellosen auf jedes Zeichen gewärtigen Massen und den gesetzlichen Gewalten einnahm. Als der Reichstag zusammentrat, wurde Fischhof vom Matzleinsdorfer Bezirke der [254] Hauptstadt in denselben gewählt. Seine Wirksamkeit im Reichstage bestand weniger im Ergreifen der Initiative bei Anträgen, als in der Art und Weise, wie er jene Anträge, denen er beistimmte, unterstützte. F. stimmte für den Antrag der Rückkehr Sr. Majestät des Kaisers Ferdinand; sprach für die Abschaffung der Todesstrafe; erörterte in der 14. Sitzung (5. August 1848) den Antrag Violands über „die Nothwendigkeit, dass bei Interpellationen Verzögerungen und hemmende Formen beseitigt werden“; in der 30. Sitzung (25. Aug.) stimmt er für den Kudlich’schen Antrag in der Robot- und Ablösungsfrage; und will in der 32. Sitzung (am 29. August), „dass die Aufhebung aller Lasten, welche aus dem Unterthans-Verhältniss erwachsen, unverweilt ausgesprochen werde“; in der 52. Sitzung (6. October) erstattet er „Bericht über seinen Versuch, Grafen Baillet de Latour (s. d. I. Bd. S. 125) zu retten“; in der Permanenz (am 9. Oct.) stellt er einen Verbesserungs-Antrag zur „Debatte über ein Nationalgardegesetz“; in der 67. Sitzung (8. Jänner 1849) spricht F. gegen den dringlichen Antrag des Abgeordneten Pinka’s, worin dieser „die Erklärung des Ministeriums vom 4. Jänn. 1849 als gegen §. 1 der Grundrechte: Alle Gewalt geht vom Volke aus“, gerichtet angesehen wissen will. Während seiner parlamentarischen Thätigkeit nahm er eine Stelle als Ministerialrath im Ministerium des Innern an, als welcher er eine Reise nach Galizien unternahm, wo die Cholera ausgebrochen war. Später trat er von diesem Posten ab. Als die Auflösung des Reichstages in Kremsier erfolgte, erwiederte F. auf den Rath seiner Freunde zu fliehen: „Bleibe ich, dann kann mich das Kriegsgericht vielleicht verurtheilen, fliehe ich, dann verurtheilt mich die öffentliche Meinung gewiß. Die Wahl ist nicht schwer, ich bleibe!“ Nach drei vierteljähriger Haft wurde F. aus Mangel an Beweis entlassen. Er widmete sich seit jener Zeit der ärztlichen Praxis, die er vor seiner Thätigkeit im J. 1848 ausgeübt; und lebt gegenwärtig als praktischer Arzt in Wien.[BN 1]

Jüdisches Athenäum (Grimma u. Leipzig 1851) S. 39. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon (Hildburghausen 1845, Bibl. Inst., Lex. 8°.) III. Suppl. Bd. S. 563. – Reichstags-Gallerie. Geschriebene Porträts der hervorragendsten Deputirten des österr. Reichstages (Wien 1848, Jasper, 8°.) I. Hft. S. 7 [enthält dessen Charakteristik]. – Verhandlungen des österr. Reichstages nach der stenographischen Aufnahme (Wien, Staatsdruckerei, 4°.) I. Bd. Sitzung vom 10. Juli,–22. Aug. 1848, S. 387. – II. Bd. Sitzung vom 23. Aug.,–5. Oct. 1848, S. 57, 115. – III. Bd. Sitzung vom 6. October,–1. Nov. 1848, S. 3, 66. – IV. Bd. Sitzung vom 22. Nov. 1848,–1. Febr. 1849, S. 282. – Rittersberg, Kapesní slovniček, d. i. Taschen-Wörterbuch (Prag 1850, 16°.) I. Bd. S. 422. – Kölnische Zeitung 1849. – Gränzboten 1848, I. Bd. S. 526. – Frankls Sonntagsblätter.[BN 2]Porträt. 1) Unterschrift: Wer an diesem Tage keinen Muth hat, gehört in die Kinderstube (13. März im landständischen Gebäude) Dr. Fischhof (ganz facsimilirt) Kriehuber (lith.) 1848, gedruckt bei J. Höfelich, Fol. – 2) Unterschrift: Dr. A. Fischhof (Wien). Zeitgenossen. Neue Folge. Nr. XVII. Verlag des bibl. Instituts (ohne Angabe des Zeichners u. Kupferstechers) Lex. 8°.

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Fischhof, Adolph [Bd. IV, S. 253]. Nachdem er lange aller politischen Thätigkeit entsagt, trat er in den Jahren 1866 und 1869 mit zwei Flugschriften auf, deren letztere – durch eine beispiellose Reclame in’s Publicum geworfen – großes Aufsehen erregte. Ihre Titel lauten: „Ein Blick auf Oesterreichs Lage. Sendschreiben an die Redaction des „Telegraph““ (Wien 1866, Wallishausser, gr. 8°., 48 S.); – „Oesterreich und die Bürgschaften seines Bestandes. Politische Studie“ (ebd. 1869, gr. 8°., 225 S.).
    Constitutionelle Vorstadt-Zeitung (Wien, Fol.) 1867, Nr. 177, im Feuilleton: „Die Volksmänner des Jahres 1848°. – Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1867, Nr. 17: „Dr. Fischhof’s Amnestirung“. – Der Floh (Wiener Witzblatt) 1869, Nr. 50 [mit Bildniß. Ueber das Buch Fischhof’s schreiben die „Gelehrten des Floh“ wir folgt: „Fischhof’s Buch enthält des Guten und Neuen viel, aber das Gute ist Fischhof-Kremsierisch, d. h. nicht neu, und das Neue ist eine hinterlassene Offenbarung Belcredi’s, d. h. nicht gut“]. [Band 26, S. 379]
  2. E Fischhof, Adolph [Bd. IV, S. 253; Bd. XXVI, S. 379].
    Neue freie Presse 1869, Nr. 1896: „Eine Zuschrift Fischhof’s“; Nr. 1960, 12. December: „Fischhof’s neue Broschüre“. – Wiener Sonn- und Montags-Zeitung. Von Alexander Scharf. VI. Jahrg. (1868), Nr. 27: „Doctor Fischhof’s – Kopfweh“. – Der Osten. Herausgegeben von Bresnitz (Wien, 4°.) 1869, Nr. 51: „Fischhof’s Broschüre und die Lügen der „Neuen Presse“ und ihrer excellenten Patrone“. – Neues Wiener Tagblatt 1869, Nr. 335: „Adolf Fischhof“; Nr. 339: „Ein Bannfluch gegen Dr. Fischhof“; Nr. 348: „Dr. Fischhof und Dr. Unger“; Nr. 354: „Ein Brief Dr. Fischhof’s“. [Band 28, S. 332]