BLKÖ:Glaeser, Franz Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Grabner, Leopold
Band: 14 (1865), ab Seite: 461. (Quelle)
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Glaeser, Franz Joseph (Tonsetzer, geb. zu Ober-Georgenthal im Saatzer Kreise in Böhmen 19. April 1798, gest. zu Kopenhagen 29. August 1861). Schon als Kind armer Eltern erregte sein musikalisches Talent Aufsehen und in Folge seiner wunderbar lieblichen Stimme kam er im Alter von eilf Jahren aus seiner Heimat Böhmen fort und als Sängerknabe in die Hofcapelle nach Dresden. Seine ursprüngliche Absicht, Sänger zu werden, mußte er, als er bei der Mutation die Stimme verlor, aufgeben. In seiner Vorliebe für die Musik wählte er nun die Geige, begab sich 1813 nach Prag, wo er sich unter Pixis an dem dortigen Conservatorium ausbildete. Seinem Drange zu schaffen folgend, ging er 1816 nach Wien und studirte unter Heidenreich den Contrapunct, die schon längst begonnenen Versuche zu componiren, nun auf gründlichere Studien gestützt, fortsetzend. Es wird nun in diese Lebensperiode von einem Biographen G.’s eine innigere Bekanntschaft desselben mit Beethoven gesetzt und sogar bemerkt, daß Beethoven durch Glaeser das Einstudiren seiner Oper „Fidelio“ habe leiten lassen. Diese Angabe wird – und wenn der Herausgeber nicht irrt, von dem bekannten Musikgelehrten Leopold v. Sonnleithner – mit genauen Nachweisungen in Abrede gestellt [vergl. die in den Quellen genannten „Recensionen]. Im Jahre 1817 wurde G. Capellmeister-Adjunct im Josephstädter Theater in Wien, aber nach Schladebach schon im folgenden Jahre wirklicher Capellmeister ebenda, nach den „Recensionen“ aber wurde G. im Jahre 1818 Capellmeister im Josephstädter Theater und 1827 in jenem an der Wien. Im Jahre 1830 gab er seine Stellung in Wien, wo er nahezu 15 Jahre thätig gewesen und wo der Clavierauszug seiner Oper „Liebesabenteuer“ bei Haslinger erschienen ist, auf, um einem Rufe als Capellmeister an das Königstädtische Theater nach Berlin zu folgen. Dort erlebte er mit Karl von Holtei, der Henriette Sontag u. A. die Glanzperiode dieser Bühne. Seine um diese Zeit nach Holtei’s Text componirte Oper „Des Adlers Horst“ machte sich auf den ersten deutschen Bühnen beliebt und seinen Namen als Compositeur in weiten Kreisen bekannt. Als im Jahre 1839 König Christian VIII. den dänischen Thron bestiegen, berief er, nachdem Marschner abgelehnt, Glaeser als ersten Capellmeister an das königliche Nationaltheater in Kopenhagen. Glaeser nahm den Ruf an und brachte die bereits in Verfall gerathene königliche Capelle zu neuer Blüthe, wendete auch der Oper seine Thätigkeit zu und wirkte als Dirigent der Musikvereins-Concerte wesentlich zur Hebung der Musik in der dänischen Hauptstadt. Bei dem mit dem Jahre 1848 auch in Kopenhagen eingetretenen Umschwunge der politischen Verhältnisse machte G. als Ausländer manche bittere Erfahrung und mußte, wie schon viele Andere vor ihm in solchen Fällen, die traurigen Folgen der Anfeindungen von Neidern und Nebenbuhlern nur zu bald fühlen. Er trat auch, als Gade von Leipzig im Jahre 1848 nach Kopenhagen kam, von der Leitung der Musikvereins-Concerte [462] zurück, sie Gade überlassend. In den letzteren Jahren leidend, suchte er den Sommer über Linderung in Bädern und fand sie auch. Als er aber im Sommer 1860 aus dem Bade zurückkam, erfuhr er in seiner amtlichen Stellung von Seite seiner Oberbehörde, des Cultusministeriums, eine unverdiente Kränkung und die darüber entstandene Aufregung hatte einen Schlaganfall zur Folge, der sich dann mehrmals wiederholte, und zuletzt den Tod nach sich zog. Glaeser, der wie bemerkt, auch als Componist thätig gewesen, hat als solcher einen guten Ruf erworben. Schon während seines Aufenthaltes in Wien schrieb er als Theater-Capellmeister die Musik für verschiedene Texte und erntete Beifall, aber der locale, temporäre Charakter derselben beschränkte sie auf kleine Kreise und hinderte Glaeser’s Bekanntwerden. Erst als er in Breslau die Oper „Des Adlers Horst“ zur Aufführung brachte und dieselbe die Runde auf allen deutschen Bühnen machte, gewann G.’s Name einen guten Klang. Nach seiner Uebersiedlung nach Kopenhagen schrieb er noch einige Opern, u. z. „Die Hochzeit am Comersee“, nach einem Texte von H. C. Andersen, „Der Flussgeist“, „Der vergoldete Schwan“, welche zwar eine günstige Aufnahme fanden, sich aber nie zur Beliebtheit seiner ersten emporschwingen konnten. Andere Opern, wie z. B. „Der Bernsteinring“, „Die Brautschau“, „Der Rattenfänger von Hammeln“, sind geradezu spurlos vorübergegangen. Von seinen kleineren Compositionen sind außer verschiedenen Ouverturen noch besonders anzuführen: die Trauercantate zu Thorwaldsen’s und eine zweite zu König Christian’s VIII. Beisetzung; ferner die Jubel-Ouverture zur 50jährigen Feier der Gründung des Prager Conservatoriums. In jüngster Zeit (October 1865) war sein Sohn nach Wien gekommen, um daselbst eine von ihm verfaßte Oper zur Aufführung zu bringen.

Recensionen und Mittheilungen über Theater und Musik (Wien, J. Klemm, 4°.) VII. Jahrg. (1861), zweites Halbjahr, S. 564 u. 592 [die auf S. 592 enthaltene Notiz berichtigt einige Angaben der auf S. 564 mitgetheilten Lebensskizze]. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortges. von Ed. Bernsdorf (Dresden, R. Schäfer, gr. 8°.) Bd. II, S. 181, und Nachtrag S. 185. – Schilling (G. Dr.), Das musikalische Europa (Speyer 1842, F. C. Neidhard, gr. 8°.) S. 119. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Franz Köhler, Lex. 8°.) S. 351. – Presse 1865, Local-Anzeiger Nr. 272.