BLKÖ:Hellmesberger, Georg (I.)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hellmayr, Anton
Band: 8 (1862), ab Seite: 284. (Quelle)
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Hellmesberger, Georg (I.) (Musiker, erster Director des Hof-Opernorchesters, geb. zu Wien 24. April 1800). Ist der Sohn eines Landschullehrers, der von seinem Vater den ersten Unterricht im Violinspiele erhielt und schon als achtzehnjähriger Knabe öffentlich auftrat. Seine schöne Sopranstimme verschaffte ihm im Alter von 10 Jahren die Aufnahme als erster Sopranist in die kais. Hofcapelle an die Stelle des eben ausgetretenen Franz Schubert. Später setzte H. die Studien im Cistercienserstifte Heiligenkreuz unweit Wien fort und kehrte, um die Theologie zu studiren, dann nach Wien zurück. Daselbst jedoch gab er diesen Gedanken bald auf, erhielt von Emanuel Förster [Bd. IV, S. 273] Unterricht in der Composition, von Professor Joseph Böhm [Bd. II, S. 20] höhere Ausbildung im Violinspiele und konnte bereits nach kurzer Zeit dem Letztern als Hilfslehrer am Conservatorium in Wien beigegeben werden, an welchem er später ordentlicher Professor [285] wurde, welche Stelle er noch bekleidet. Als Suppanzigh im Jahre 1829 starb, wurde H. an dessen Stelle Orchesterdirector bei der Oper im Kärnthnerthor-Theater und 1830 Mitglied der Hofcapelle. Als Solist war H. durch seinen eleganten reinen Vortrag ausgezeichnet, als Quartettspieler besaß er einen glänzenden Ruf, und die seiner Zeit von ihm in seiner Wohnung aufgeführten Quartette, zu denen außer ihm noch Professor Jansa, Durst und Aegidius Borzaga mitwirkten, boten den auserwählten Besuchern wahre Kunstgenüsse. Mit seinen beiden Söhnen Georg und Joseph [s. d. Folg.] unternahm er mehrere Kunstreisen nach Deutschland, deren eine, 1847, sich sogar bis London erstreckte und von einem schönen Erfolge begleitet war. H. hat auch componirt, die Zahl der Compositionen, meistens aus brillanten Concertstücken, einigen Variationen und Quartetten bestehend, ist jedoch gering. Sein Beruf als Orchesterdirector, wie der Umstand, daß er auch Privatunterricht in seiner Kunst ertheilte, entzogen ihm die zur Composition nöthige Muße. In Anerkennung seines vieljährigen verdienstlichen Wirkens als Künstler und Lehrer der Musik wurde ihm mit Allerhöchster Entschließung vom 1. November 1861 das goldene Verdienstkreuz mit der Krone verliehen.

Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Eduard Bernsdorf (Dresden, Arnold Schäfer, gr. 8°.) Bd. II, S. 373. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Franz Köhler, Lex. 8°.) S. 426. – Schilling (G. Dr.), Das musikalische Europa (Speyer 1842, F. C. Neidhardt, gr. 8°.) S. 159.