BLKÖ:Hildenbrand, Valentin Johann Edler von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 9 (1863), ab Seite: 14. (Quelle)
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Hildenbrand, Valentin Johann Edler von (Arzt und Fachschriftsteller, geb. zu Wien 8. April 1763, gest. ebenda 31. Mai 1818). Sein Vater Anton, der 1794 seiner Verdienste wegen, die er sich als Professor der Philosophie, Geschichte und Geographie bei den kaiserl. Edelknaben und später als Professor der Naturgeschichte in Lemberg erworben hatte, in den erbländischen Adelstand erhoben wurde, leitete die erste Erziehung seines Sohnes, der früh große Neigung für die Naturwissenschaft beurkundete und dann in Wien unter dem berühmten Stoll die Heilkunde studirte. Im Jahre 1784 erhielt er die medicinische Doctorwürde, dann das Physikat zu Waidhofen an der Thaya, das er aber, [15] da es ihm nicht einmal den Unterhalt gewährte, wieder aufgab. 1787 nahm er die Stelle eines Leibarztes bei dem polnischen Grafen Mniszek an und folgte diesem auf seine Güter nach Volhynien. In dieser Stellung erwarb sich H. in Polen alsbald einen so ausgezeichneten Ruf, daß ihm der König Stanislaus von Polen den Hofrathstitel verlieh. Von seiner Liebe zur Heimat gedrängt, bewarb er sich um die medicinisch-chirurgische Lehrkanzel an der Universität zu Lemberg und wurde 1793 zum Professor an derselben ernannt. Auch nach der Vereinigung der Krakauer Universität mit jener von Lemberg, welche im Jahre 1805 stattfand, versah er dieses Lehramt nebst dem Directorate der medicinischen Facultät. Im Jahre 1807 wurde er Professor der Klinik an der Universität in Wien und 1811 Director des allgemeinen Kranken- und Findelhauses daselbst. Indem ihm schon im Jahre 1805 der kaiserliche Rathstitel verliehen wurde, erfolgte 1811 seine Ernennung zum Regierungsrathe. Als solcher starb er nach 25jähriger Dienstzeit im Alter von 55 Jahren, betrauert von der Wissenschaft, die an ihm eine ihrer Zierden, von der leidenden Menschheit, die ihren hilfreichen Wohlthäter, vom Staate, der an ihm einen unermüdeten und treuen Diener verlor. H. hat folgende Werke herausgegeben: „Das Buch für die Wundärzte in den österreichischen Staaten“ (Leipzig 1789, Gröll). – „Ueber die Macht der Fürsten und über bürgerliche Freiheit“ (Wien 1793, Mösle); – „Wink zur näheren Kenntniss und sicheren Heilart der Hundswuth“ (Wien 1797, 8°.); – „Ueber die Pest. Ein Handbuch für Wundärzte“ (Wien 1799, Doll); – „Institutiones pharmacologicae sive materiae medicae“ (Wien 1802, Binz); – „Initia institutionum clinicarum seu Prolegomena in praxim clinicam“ (ebd. 1807) auch in deutscher Bearbeitung unter dem Titel: „Klinische Vorkenntnisse oder Einleitung in die klinische Heilkunde“ (ebd. 1808); – „Ratio medendi in schola practica Vindobonensi“, Partes 2 (Wien 1809–1814, Binz); – „Ueber den ansteckenden Typhus, nebst einigen Winken zur Beschränkung oder gänzlichen Tilgung der Kriegspest und mehrerer anderer Menschenseuchen“ (Wien 1810. Volcke, gr. 8°., 2. Aufl. 1814), Hildenbrand’s Hauptwerk, wovon 4 Uebersetzungen in italienischer und französischer Sprache erschienen sind, in letzterer eine von J. C. Gasc (Paris 1811); – „Institutiones practico medicae pyretologiam complectentes“, Tom. I–IV (Wien 1817–1825, Heubner), die drei letzten Theile gab H.’s Sohn Franz Xaver heraus. Außer den vorerwähnten Werken erschienen französische Uebersetzungen folgender Werke, deren Originaltitel ich nicht aufzufinden vermochte: „Médecine pratique. Ouvrage traduit du latin. Par L. P. Aug. Gauthier.“ 2 Bde. (Paris, 1824, Bavaux); – „Sur les hémorroÏdes fermées, trad. par C. H. Marc“. Auch hat er Wolstein’s Schrift von den Seuchen und Krankheiten des Hornviehes, der Schafe und Schweine in’s Polnische übersetzt (Warschau 1792. 8°.). Kleinere Abhandlungen legte H. in Hartenkeil’s „medicinisch-chirurgischen Zeitschrift“ und in Hufeland’s „Journal der praktischen Heilkunde“ nieder. Die gelehrten Gesellschaften von Bern, Göttingen, Halle, Erlangen, Lyon, St. Petersburg haben H. unter ihre Mitglieder aufgenommen. Sein Sohn war der berühmte Arzt Franz X. [s. d. Vorigen], der in die Fußtapfen des Vaters trat und gleich ihm zu den würdigsten Vertretern der [16] berühmten Wiener medicinischen Schule zählt.

Alle Quellen, mit Ausnahme des „Pantheon“, stimmen im Jahre 1763 als H.’s Geburtsjahr überein. – Erneuerte vaterländische Blätter, herausgegeben von Dr. Franz Sartori (Wien. 4°.) Jahrg. 1818. S. 388, in der „Chronik“. – Oesterreichs Pantheon. Gallerie alles Guten und Nützlichen im Vaterlande (Wien 1831, M. Chr. Adolph, 8°.) Bd. IV, S. 59 [nach diesem geb. im Jahre 1763]. – Ersch und Gruber, Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste. II. Section. 8. Theil, S. 131. [Die Mittheilung in dieser Lebensskizze: daß Valentin Johann geadelt worden, ist unrichtig; der Adel ist bereits 1794 seinem Vater, Anton verliehen worden. – Oesterrreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. II, S. 583. – Meusel (Joh. Georg), Das gelehrte Teutschland, 5. Ausg. Bd. III, S. 326; Bd. IX, S. 590; Bd. XIV, S. 139; Bd. XVIII, S. 169. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen 1850, Bibliogr. Institut. Lex. 4°.) Bd. XV, S . 762 [nach diesem wäre H. zu Gratz gestorben]. Nouvelle Biographie générale … publiée par MM. Firmin Didot frères, sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et seq., 8°.) Tome XXIV, p. 676.Oesterreichs Walhalla (von Triml) (Wien 1849, Pichler’s Witwe, 12°.) S. 67. – Porträt. Lithogr. Ohne Angabe des Zeichners und Lithographen (Wien, Beck, 4°.), auch in der im Jahre 1835 zu Wien bei Beck erschienenen „Porträt-Gallerie berühmter Aerzte“.