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BLKÖ:Hornbostel, Friedrich Theodor Ritter von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 9 (1863), ab Seite: 299. (Quelle)
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Hornbostel, Friedrich Theodor Ritter von (Industrieller, geb. zu Wien 29. October 1815). Sohn des Seidenzeugfabrikanten Christian Georg H. [siehe den Vorigen] erhielt er die erste Erziehung im elterlichen Hause unter Leitung des damaligen Kandidaten der Theologie, nunmehrigen Professors der Naturwissenschaften in Arnstadt Gottl. Döbling. Später besuchte er das polytechnische Institut in Wien, wo er sich vornehmlich mit Mechanik beschäftigte, seine Absicht jedoch, sich diesem Zweige zu widmen, durch den plötzlichen Tod seines Bruders vereitelt wurde, da er nun an dessen Stelle in das Fabriksgeschäft seines Vaters eintrat. In demselben wurde er mit dem technischen Theile betraut, machte zur ferneren Ausbildung eine Reise durch Deutschland und Frankreich und wurde nach seiner Rückkehr von seinem Vater als Theilnehmer in das Geschäft aufgenommen. Nach dem im Jahre 1841 erfolgten Tode seines Vaters trat er an die Spitze des ausgebreiteten Geschäftes gemeinsam mit seinem Bruder Otto unter der schon vom dem Großvater ererbten Firma. Neben dieser geschäftlichen Thätigkeit seines Hauses, mit welcher er dasselbe den ersten Etablissements dieses Zweiges gleichstellte, entwickelte H. bereits seit seinem Eintritte in das praktische Leben noch eine andere, durch welche er ebenso die Interessen seiner Gewerbsgenossen förderte, als thatkräftig in das öffentliche Leben eingriff. Seit der Gründung des niederösterreichischen Gewerbevereines war er theils zeitweise als Mitglied einiger ständigen Abtheilungen desselben, wie bis 1847 als vortragender Secretär der Abtheilungen für Druck und Weberei, thätig. Sein ersprießliches Wirken machte ihn bald in den maßgebenden Kreisen bekannt und er wurde im Jahre 1844 zum Mitgliede der Hofcommission ernannt, welche zur Leitung der Industrieausstellung in Wien 1845 zusammengesetzt wurde, und auch in deren Beurtheilungsjury berufen. Im Jahre 1847 betheiligte er sich bei der Gründung des allgemeinen Hilfsvereines. Im Jahre [300] 1848 wurde er Mitglied des permanenten Bürgerausschusses und von demselben in den vereinigten ständischen Ausschuß gewählt, nahm Theil an der im April g. J. nach Frankfurt a. M. entsendeten Begrüßungsdeputation, wurde nach seiner Rückkehr zum Abgeordneten in das Reichsparlament nach Frankfurt a. M. gewählt, auf welche Wahl er jedoch verzichtete, während er als Vorstand des Bürgerausschusses in Wien in den bewegten Monaten Mai und Juni thätig war. Als Anfangs Juli 1848 Freiherr von Doblhoff mit der Bildung eines neuen Ministeriums betraut wurde, trat H. als Handelsminister in dasselbe und blieb darin bis zum 10. October d. J. Zu Ende des Jahres 1848 berief ihn der neue österr. Gewerbeverein an dessen Spitze und H. führte die Leitung desselben bis Ende 1852. In der Zwischenzeit aber wurde er im Frühjahre 1849 von der Stadt Reichenberg zum Abgeordneten in den constituirenden Reichstag nach Kremsier gewählt. Nach dessen Auflösung kehrte er nach Wien zurück und wurde zuerst Mitglied, alsbald aber Präsident der eben begründeten Wiener Handelskammer und blieb es bis Ende 1851. Im Jahre 1849 entsendete ihn das k. k. Handelsministerium als officiellen Commissär und Berichterstatter zur Pariser Ausstellung; 1850 und 1851 war er Mitglied und zeitweilig Präses der österreichischen Centralcommission für die Londoner Weltausstellung, 1853 bis 1855 Mitglied der Centralcommission für die Pariser Ausstellung, dann Mitglied der internationalen Jury und Berichterstatter. Bei Gründung der neuen österreichischen Escomptegesellschaft im September 1853 wurde er zum Verwaltungsrath, dann zum Präsidentstellvertreter gewählt, von welch’ letzterem Posten er aber im Jahre 1857 zurücktrat. Als im Jahre 1857 die k. k. priv. österr. Creditanstalt ins Leben trat und der Bau der Kaiserin Elisabeth-Westbahn genehmigt worden, wurde er in den Verwaltungsrath beider Gesellschaften berufen und dann provisorischer, später wirklicher Director der ersteren, welche Stelle er noch zur Zeit bekleidet. Es ist eine reiche Thätigkeit, welche sich in H.’s Leben entfaltet und in welcher ebensowohl das Vertrauen seiner Mitbürger als jenes der Regierung zu ehrenvollem Ausdrucke kommt. Es ist nicht die Aufgabe dieses Werkes, Alles eingehend zu würdigen, aber die einzelnen Momente müssen für den spätern Biographen angedeutet werden. H.’s Thätigkeit gab sich bisher nach mehreren Richtungen kund: in der staatsmännischen als Minister, Abgeordneter und als von der Regierung ernanntes Commissionsmitglied in Erörterung und Prüfung industrieller und commercieller Fragen; als Industrieller im Hinblick auf den Fabrikszweig, den er selbst betreibt, wie auch auf andere industrielle Erzeugnisse des Kaiserstaates, und als Mitglied der protestantischen Gemeinde in Wien in der Förderung ihrer Interessen. In der kurzen Zeit seiner Thätigkeit als Minister und Abgeordneter war es ihm bei den Wirren jener Tage nicht gegönnt, Ergebnisse zu erzielen, aber bereits in der Sitzung vom 22. September 1848 kündigte er an, daß an alle Handelsgremien, Industrie- und Gewerbsvereine und Corporationen Aufträge ergangen seien, um ihre Ansichten in Bezug auf die künftig zu befolgende Handelspolitik so wie für den neu zu schaffenden Zolltarif zu vernehmen. In der denkwürdigen Sitzung vom 6. October erhielt H. ein Vertrauensvotum in und von der ganzen Versammlung, [301] wie es noch keinem Minister in erhebenderer Weise geworden. Als nämlich die Nachricht von der gräßlichen Ermordung Latour’s in der Versammlung laut wurde und mehrere Mitglieder ihren Abscheu über diese ruchlose That in kräftigen Worten kund gaben, verlangte auch H. nach Borrosch zu sprechen: „Meine Herren“, begann er, „ich will sprechen, aber nicht als Minister; ich bin auch nicht Abgeordneter, aber ich bin ein Wiener …“ Da fiel der Abgeordnete Löhner dem Sprecher mit den Worten in die Rede: „Und ein ehrlicher Mann“. Diese Worte wurden nun von allgemeinem, stürmischen, lang anhaltenden Beifall begleitet, erst nach geraumer Zeit konnte H. mit bewegter Stimme der Versammlung das Schicksal seiner Vaterstadt Wien an’s Herz legen und bitten, jene Anstalten zu treffen, welche ferneres Unheil verhüten sollten. In der Sitzung vom 8. October wurde H. durch ein an ihn gerichtetes kais. Handbillet aufgefordert, sich zur Gegenzeichnung der von Sr. Majestät dem Kaiser zu erlassenden Verfügungen in das Hoflager zu begeben, welchem Befehle H. auch nachkam. Zwei Tage später, am 10. October, sandte er von Hadersdorf am Kamp, nachdem es ihm nicht gelungen war, mit seinen Vermittlungsanträgen, die rein versöhnlicher Natur waren, höchsten Orts durchzudringen, die Nachricht ein, daß er um die Enthebung von seinem Ministeramte angesucht habe. Die Enthebung war nie durch ein Actenstück erfolgt, aber H. hatte sich als enthoben angesehen und sein Amt nicht weiter ausgeübt. In der 89. (oder 37. Kremsierer) Sitzung. 14. Februar 1849, trat H. als neu gewählter Abgeordneter für Reichenberg in den Reichstag und wurde sein Erscheinen mit großem Beifalle begrüßt. Am 7. März wurde jedoch der Reichstag aufgelöst. Was seine Thätigkeit als Industrieller betrifft, so gibt über die Art derselben, die durch Wahlacte oder Berufung von Seite der Regierung erfolgte Betheiligung H.’s von 1846 an bis zur Gegenwart an allen wichtigen Anlässen den besten Aufschluß. Oeffentlich anerkannt sind seine Verdienste um die Hebung der Leinen-Industrie im Kaiserstaate, wie denn auch seine jahrelange Thätigkeit im niederösterreichischen Gewerbevereine bei Niederlegung seiner Stelle als dessen Präsident den Anlaß gab zu einer im hohen Grade ehrenvollen Kundgebung, welche in der Decembersitzung 1853 statt hatte. In derselben wurde nämlich beschlossen, in Würdigung der Verdienste H.’s zu seinem bleibenden Gedächtnisse dessen Büste in Bronceguß im Sitzungssaale des Vereins aufzustellen, welche Aufstellung auch in feierlicher Weise im October 1855 erfolgte. Auch wurde ihm bei Abgabe seiner Stelle als Handelskammer-Präsident eine reich und künstlerisch ausgeführte Anerkennungsadresse überreicht; ferner ihm von den Mitgliedern des Wiener Gewerbevereins ein kunstvoll gearbeiteter, auf das sinnigste verzierter Ehrenpokal aus Silber überreicht. Als Mitglied der Jury auf den Ausstellungen in Mainz, Berlin, London, München und Paris wurden ihm mannigfache Beweise der Anerkennung gegeben, u. A. in Berlin 1844 ihm als Aussteller der rothe Adler-Orden 4. Classe, und in Paris 1855 als Mitglied der Jury das Officierskreuz der Ehrenlegion verliehen. Als Mitglied der evangelischen Gemeinde in Wien ist er seit 1849 Dirigent des Vorstehercollegiums und vertritt als solcher seine Glaubensgenossen in ihren Gemeindeangelegenheiten mit Eifer und Freimuth, hat zum [302] Baue der Kirche in Gumpendorf, bei der Errichtung des neuen protestantischen Friedhofes und bei dem Baue der neuen protestantischen Schule wesentlich mitgewirkt. H. ist auch einer der Gründer der Wiener Handelsakademie und Verwaltungsrath derselben. Seine vielen und mannigfaltigen Verdienste anerkannte der Monarch durch mit 17. August 1860 erfolgte Verleihung des Ordens der eisernen Krone, welcher statutenmäßig die Erhebung in den österreichischen Ritterstand folgte.

Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) 1857. Nr. 722 (vom 2. Mai), S. 363 [auf S. 364 H.’s Porträt im Holzschnitt von A. N. und die Abbildung des ihm vom niederösterreichischen Gewerbeverein überreichten Ehrenbechers]. – Verhandlungen des niederösterreichischen Gewerbe-Vereins (Wien, 8°.) 1855, S. 177. – Reichstags-Gallerie. Geschriebene Porträts der hervorragendsten Deputirten des ersten österreichischen Reichstages (Wien 1848, Jasper, Hügel und Manz, 8°.) Zweites Heft, S. 49. – Bericht über die allgemeine Agricultur- und Industrie-Ausstellung zu Paris im Jahre 1855. Herausgegeben unter Redaction von Dr. Eberhard A. Jonàk[WS 1] (Wien 1857/58,[WS 2] Staatsdruckerei, 8°.) Bd. II, Classe XXI, S. 73. – Verhandlungen des österreichischen Reichstages (1848 und 1849) nach den stenographischen Aufnahmen (Wien. Staatsdruckerei, 4°.) Bd. II, S. 550, 553; Bd. III, S. 4, 49, 85, 118; Bd. V, S. 123. – Ritterstands-Diplom vom 18. December 1860. – Büste. Wie in der Lebensskizze bemerkt worden, wurde die Aufstellung seiner Broncebüste im Sitzungssaale des niederösterreichischen Gewerbevereins decretirt. Das Modell der Büste entwarf Professor Bauer, welcher auch die Ciselirung der Büste und Console überwachte; Hollenbach goß beide. Als die feierliche Enthüllung im October 1855 statt hatte, feierten die Herren Reuter und Zeisel H.’s Verdienste um die Industrie in Festreden. – Porträte. 1) Lithogr. von Eybl (Wien, Leykam, kl. Fol.); – 2) lithogr. von Dauthage (Wien 1862, kl. Fol.). – Wappen. Ein von Silber und Blau quer getheilter Schild. Oben in Silber ein natürliches Weberschifflein quer und mit dem Obertheile vorwärts gestellt; unten in Blau ein grüner eingesattelter Berg, hinter welchem eine goldstrahlende Sonne aufgeht. Auf dem Schilde ruhen zwei gekrönte Turnierhelme; die Helmkrone zur Rechten trägt einen geschlossenen, vorn von Silber über Blau und hinten abgewechselt quergetheilten Adlerflug. Aus der Krone des linken Helmes erheben sich drei Straußenfedern, u. z. eine goldene zwischen zwei blauen. Die Helmdecken sind blau, rechts mit Silber, links mit Gold unterlegt. Devise. Unter dem Schilde zieht sich ein blaues Band und auf demselben stehen in silberner Lapidarschrift die Worte: „Semper idem“. – Der Ehrenbecher. Auf einer Scheibe, deren Rand die Umschrift tragt: „Dem Beförderer des Gewerbfleißes, dem treuen Freunde, dem Ehrenmanne zu allen Zeiten, seine Freunde im Gewerb-Verein. 1852.“, erhebt sich auf hohem reichverziertem Sokel ein großer Pokal, dessen Umfang in acht Façetten getheilt ist, deren vier mit plastischen Figuren die Sectionen des Gewerbevereines darstellend, vier mit hierauf bezüglichen Sinnsprüchen geziert sind. Ueber den Feldern mit den Sinnsprüchen sind Wappenschilder mit bezüglichen Emblemen angebracht. Der Pokal ist mit einem reich verzierten Deckel geschlossen, auf dessem Rande der Wahlspruch „Rüstig vorwärts“ in erhaben gearbeiteter Schrift zu lesen ist und dessen Knauf einer weiblichen und einer männlichen Figur, Industrie und Handel darstellend, als Piedestal dient. Der ganze Pokal sammt Sokel ist in Silber getrieben, die Figuren, Embleme und Schriften sind gegossen und vergoldet. – Der Entwurf des Ganzen ist von Professor Westmann, ausgeführt von dem Silberarbeiter A. Kittner. Die Figuren an den Facetten repräsentiren:
1) Die Weberei, mit dem Sinnspruche:

„Nur solch’ ein Gewebe dauernd besteht,
Durch das der Faden der Eintracht geht“.

2) Mechanik:

„Auch schwache Kräfte vermögen viel,
Bei gleicher Richtung und gleichem Ziel“.

3) Chemie:

„Gesetz der Natur ist Harmonie,
Um zu verbinden trennet sie“.

4) Zeichnenkunst:

„Ein wahrhaft edles Bild erscheint,
Wo mit dem Nutzen Geschmack sich eint“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Jonák
  2. Vorlage: 1757/58