BLKÖ:Lamberg, Franz Philipp Graf
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 14 (1865), ab Seite: 39. (Quelle) | |||
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Hiller und Bellegarde im Jahre 1810 den Feldzug in Italien mitgemacht. In den Jahren 1814–1818 befand er sich aber mit der großen Armee in Frankreich. Schon sein Vater Graf Philipp Joseph hatte im Jahre 1791 das ungarische Indigenat erlangt und der Sohn hatte demnach seinen Platz an der ungarischen Magnatentafel. Da er mit den ungarischen Verhältnissen vertraut war, fiel auf ihn die Wahl zum kaiserlichen Commissär, als ein solcher den zwischen der kaiserlichen Regierung und den Ungarn ausgebrochenen und von der Revolutionspartei heimlich und offen genährten Zwiespalt beilegen sollte. Graf L. sollte als kaiserlicher Friedensbote das von Kossuth und seinem Anhang absichtlich gestörte Verhältniß wieder herstellen und Ungarn den Frieden bringen. Aber Kossuth hatte die Gereiztheit der Gemüther bereits auf die Spitze getrieben; am 24. September hatte er Buda-Pesth mit der Aeußerung verlassen, entweder nie mehr oder mit 150.000 Landstürmern aus den unteren Gegenden zurückzukehren. Als der Agitator am 27. September, also einen Tag vor dem an dem kais. Abgesandten verübten Morde, mit dem Säbel an der Seite wieder in die Versammlung trat, da donnerte Madaraß gegen die mittlerweile bekannt gewordenen kaiserlichen Manifeste und gegen den neuernannten kais. Commissär Grafen Lamberg. Kossuth steigerte die Leidenschaften nur noch höher. Auf welchem Wege, ob absichtlich oder unabsichtlich, die Nachricht von der Sendung Lamberg’s in Pesth früher verbreitet worden, ehe Lamberg angekommen, ist nicht bekannt. Dock wurde diese Nachricht von der Bewegungspartei sogleich benützt, um Capital für schlimme Zwecke daraus zu schlagen. In der Sitzung desselben Tages wurde dem Grafen Lamberg, der im kaiserlichen Manifeste zum Commandirenden der Militärmacht und provisorisch zum Palatin von Ungarn ernannt war, geradezu verboten, das Commando zu übernehmen. Indessen war der Pöbel, der längst nach Blut lechzte, aufgestachelt und immer mehr gereizt worden. Während diese Stimmung in der ungarischen Hauptstadt herrschte, kam der kaiserliche Abgesandte Graf L. am 28. September [40] in Pesth an. Nach einer Unterredung mit dem General Hrabowski, die resultatlos geblieben, stieg der Graf in einen Fiaker, der ihn über die Pesth-Ofner Schiffbrücke nach Pesth zum Redoutengebäude führen sollte. Der Pöbel war von des Grafen Ankunft bereits unterrichtet. Mitten auf der Brücke wurde der Wagen von den Banditen angehalten, der Graf aus demselben gerissen und unter entsetzlichen Streichen qualvoll ermordet. Ein gewisser Georg Kolosy und ein meineidiger Soldat des 34. Infanterie-Regiments König von Preußen werden als diejenigen bezeichnet, welche die ersten Streiche auf den unglücklichen, durch das Völkerrecht geheiligten Abgesandten geführt haben. Der verstümmelte Körper wurde auf Sensen aufgespießt, im Triumphe auf das Invalidenhaus getragen und später bei den PP. Serviten im Stillen beigesetzt. Der Pöbel riß sich um die blutigen Stücke seines Hemdes. Wie der Pöbel auf diese ruchlose That förmlich einexercirt war, erhellet aus der Thatsache, daß Kolosy, des gräßlichen Mordes sich rühmend, triumphirend durch die Straßen von Pesth zog und von Zeit zu Zeit das blutige Schwert erhebend, rief: hier sei das Schwert zu sehen, mit welchem Lamberg gerichtet worden!!! Und obwohl alle Welt auf diese Weise den Mörder kennen lernte, blieb dieser nicht nur unbehelligt, sondern wurde sogar unter die Honvéd aufgenommen und – es ist unglaublich, aber wahr – rasch zum Officier befördert. Erst zwei Jahre später, nachdem die Revolution gebändigt war, ereilte den Mörder die rächende Nemesis, denn am 23. November 1850 wurde Kolosy durch den Strang hingerichtet. Der von J. Hirtenfeld[WS 1] redigirte „Soldatenfreund“ berichtet in seiner „Ehrenhalle XVIII“ (1850, Nr. 135), daß „der Wagen, in dem der Graf fuhr, von einer Rotte revolutionärer Banditen, einen Wiener Legionär an der Spitze, angehalten wurde“. Die spätere Untersuchung meldet nichts von einem Wiener Legionär. Der edle Graf schien, als er dem Befehle seines Kaisers gehorchend, die Anstalten zur Abreise nach Pesth traf, eine Vorahnung seines nahen Todes gehabt zu haben, denn bei seiner letzten Unterredung mit dem gleichfalls so entsetzlich hingemordeten Grafen Baillet-Latour sollen die scheidenden Waffengefährten die verhängnißvollen Worte ausgesprochen haben: „Wer weiß, ob wir uns wiedersehen“. Der Graf Lamberg war seit 1845 zweiter Inhaber des 4. Huszaren-Regiments, damals Alexander Cesarewitsch. Graf Franz Philipp war nicht nur ein braver, sondern auch ein gebildeter Soldat. Selbst die oppositionelle Partei hatte auf ihn ihr Augenmerk geworfen und Ludwig Graf Batthyány ihm einen Ministerposten und die Commandantschaft in Ofen zugedacht. Einige Zeit verlautete es auch, er soll zum Ban von Croatien ernannt werden. Vor dem Jahre 1848 soll der Graf ein fleißiger Mitarbeiter des von Orosz herausgegebenen Journals „Hirnök“ gewesen sein und als Seitenstück zu dessen Broschüre: „Terra incognita“ eine zweite: „Mèg ogg terra incognita“, d. i. Auch eine unbekannte Gegend (womit die übrigen österreichischen Länder gemeint sind), geschrieben haben. Der Graf Franz Philipp war (seit 19. April 1828) mit Karolina Gräfin Hoyos (geb. 3. Mai 1811) vermält und stammen aus dieser Ehe sieben Kinder, drei Söhne und vier Töchter. Franz Emerich, [41] der Aelteste (geb. 30. April 1832), ist (seit 29. Jänner 1861) mit seiner Cousine Anna Maria Gräfin Lamberg (geb. 13. Februar 1837) vermält. Graf Franz Emerich ist zur Zeit k. k. Major in der Armee, Erbland-Stallmeister in Krain und der Windischen Mark, Besitzer der Fideicommißgüter Ottenstein und Gilgenberg in Niederösterreich und Mitbesitzer der Herrschaft Csókakö in Ungarn. Ein zweiter Sohn, Graf Philipp Karl, Rittmeister bei Franz Fürst Lichtenstein-Huszaren Nr. 9, erhielt im schleswig-holsteinischen Kriege bei Oeversee (6. Februar 1864), wo er leicht verwundet wurde, die kriegerische Bluttaufe.
Lamberg, Franz Philipp Graf (k. k. Feldmarschall-Lieutenant, geb. zu Moor in Ungarn 30. November 1791, gestorben den Märtyrertod für das Vaterland zu Pesth 28. September 1848). Von der Linie der Lamberg zu Stockern, heut Orteneck und Ottenstein. Ein Sohn des Grafen Philipp Joseph aus dessen Ehe mit Maria Barbara Gräfin Lusenszky. Am 1. November 1810 trat Graf L. als Lieutenant in das 3. Uhlanen-Regiment Erzherzog Karl, in welchem er am 15. Juni 1813 zum Oberlieutenant, am 16. Jänner 1814 zum zweiten, am 1. Juni 1821 zum ersten Rittmeister, am 1. October 1823 zum Major, am 11. März 1827 zum Oberstlieutenant, am 29. Mai 1829 zum Obersten im 2. Uhlanen-Regimente vorrückte. Im Mai 1834 wurde L. General-Major und am 7. Februar 1842 Feldmarschall-Lieutenant. Bald nach seinem Eintritte in die kaiserliche Armee hatte er unter- Saint-Maurice Cabany (Charles Edouard), Le lieutenant feld-maréchal, comte P. F. de Lamberg, Baron de Ortenegg et Ottenstein etc. etc., généralissime de toutes les troupes autrichiennes en Hongrie ... assassine à Pesth (Paris 1833, 8°.). – Oesterreichischer Soldatenfreund, herausg. von J. Hirtenfeld (Wien, 4°.) III. Jahrg. (1850), S. 135: „Ehrenhalle. XVIII.“ – National-Zeitung. Politisches Volksblatt für demokratische Interessen. Redigirt von Wilhelm Ehrlich (Wien, 4°.) 1848, Nr. 63 (4. October): „Der ermordete Graf Lamberg und seine ungesetzliche Ernennung zum Gouverneur von Ungarn als Ursache seines Todes“. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) III. Suppl. Band, S. 374 [darin heißt es: Obgleich kein geborner Ungar, saß er wegen seiner Güter in Ungarn in der Magnatentafel“. Graf Lamberg ist aber zu Moor in Ungarn geboren, demnach ein geborner Ungar und schon sein Vater besaß seit 1791 das ungarische Indigenat]. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die Familien Ungarns mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1860, Mor. Ráth, 8°.) Bd. VII, S. 16. – Porträte. Kriehuber (lith.) (Wien, Neumann, Fol.), auch Blätter in 4°.; – auch bestehen Mignon-Porträte für Ringe und Busennadeln – wenn ich nicht irre – von Mahlknecht gestochen.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Jos. Hirtenfeld