BLKÖ:Liechtenstein, Karl I. Fürst

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 15 (1866), ab Seite: 129. (Quelle)
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37. Karl, der erste Fürst (geb. 1569, gest. 12. Februar 1627), ein Sohn Hartmann’s [s. d. S. 124, Nr. 23] aus dessen Ehe mit Anna Maria Gräfin Ortenburg. In lutherischen Glauben aufgezogen, trat er später zum katholischen über. Er diente unter Rudolph II., Mathias und Ferdinand II. Rudolph machte ihn zum Landeshauptmann in Mähren. Karl diente wider die Türken, setzte als Oberfeldherr dem weiteren Vordringen Bocskay’s ein Ziel und schloß am 23. Juni 1606 mit seinem Bevollmächtigten, dem nachmaligen Palatin Stephan Illésházy (Bd. X, S. 196, Nr. 6] den Frieden. Bei den Bemühungen Mathias; seinen Bruder Rudolph II. zur Abtretung Ungarns zu bestimmen, war Karl vielfach thätig, stellte auf eigene Kosten ein Regiment auf und führte es dem Erzherzoge Mathias nach Ungarn zu. Er erhielt für die aus diesem Anlasse vorgestreckten Summen das Fürstenthum Troppau in Schlesien zum Pfande, welches er später erblich an sich brachte. Als die protestantischen Stände Oesterreichs zu Horn sich versammelt hatten, war es seine Beredsamkeit, die den blutigen Ausgang verhinderte. Zu Anbeginn der böhmischen Unruhen gerieth er in Mähren, auf einer Streifung begriffen, in die Gefangenschaft der Böhmen, machte sich aber wieder frei und begab sich zur kaiserlichen, von Bucquoy befehligten Armee, und war mit seinem Bruder Max eine Säule in jenen Tagen der Noth bei Stammersdorf, an der Taborbrücke und bei Langenlois und Rokyczan. Nachdem die kaiserliche Sache den Sieg gewann – an dem er, da er wider die Bedenken des Bayernherzogs Max und Wallenstein’s, vereint mit Tilly auf raschen Angriff Prags drang, nicht unwesentlichen Antheil hatte – bestellte ihn der Kaiser zum Statthalter von Böhmen und zum Vorstande des Untersuchungs- und Strafgerichtes wider die Rebellen, welches am 8. Juni 1621 sein blutiges Ende erreichte. Im folgenden Jahre verkündete er im Namen des Kaisers den Generalpardon, ferner das kaiserliche Edict, welchem zufolge die lutherischen Theologen Prag zu verlassen und die Bürgerschaft Prags an Stelle lutherischer Rathsherren katholische annehmen mußte. Auch wurde in jenen Tagen die Prager Universität den Jesuiten wieder eingeräumt. Nachdem zu dieser Zeit der Markgraf Johann von Brandenburg in die Reichsacht erklärt und ihm das Fürstenthum Jägerndorf ungeachtet der entschiedenen Einwendungen des brandenburgischen Gesammthauses abgenommen wurde, schenkte Ferdinand II. dieses Fürstenthum, mit Ausnahme der Herrschaften Oderberg, Beuthen und Tarnowitz, dem schon im Jahre 1608 zur [130] Fürstenwürde erhobenen Karl von L. und belehnte ihn überdieß mit den Gütern des Landeshauptmanns und Oberhauptes der mährischen Empörer Ladislaus Welen von Zierotin, der nach der Prager Schlacht flüchtig und verschollen war. Durch diese reichen Donationen wurde dem Fürsten der Schaden ersetzt, den er auf seinen Herrschaften Auspitz, Feldsberg, Preßnitz beim Einfall Bethlen Gabor’s in Mähren im Jahre 1623 erlitten hatte. Von König Philipp II. erhielt Fürst Karl den Orden des goldenen Vließes. der Erste aus dem Liechtenstein’schen Hause. War der Fürst auch durch die großmüthigen Schenkungen seines Monarchen zu mächtigen Reichthümern gelangt, so besaß er doch deren bereits durch seine Heirath Maria Anna’s Szembera von Czernohor Freifrau von Boskowitz, deren Schwester Katharina seines Bruders Maximilian Gemalin war, wodurch, da das Geschlecht der Boskowitze mit Johann von Boskowitz (30. April 1597) im Mannsstamme erlosch, das reiche Erbe in den Besitz der Liechtensteine gelangte. Fürst Karl starb am 12. Februar 1627 im Alter von 58 Jahren, nachdem er noch kurz vor seinem Tode große Rüstungen zum Kriege gemacht. Aus seiner Ehe hatte er zwei Töchter und einen Sohn. Von Ersteren war Anna Maria mit Maximilian Fürsten Dietrichstein [Bd. III, S. 299] und Franziska Barbara an Werner Grafen Tilly vermält. Sein Sohn Karl Eusebius [s. d. auf dieser Seite, Nr. 40] pflanzte die von seinem Vater gestiftete Karolinische Linie des Hauses Liechtenstein fort. [Porträt. J. v. Velde sc. (Kniestück, Fol., schönes und seltenes Blatt).] –