BLKÖ:Rentz, Michael Heinrich
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 25 (1873), ab Seite: 296. (Quelle) | |||
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Rentz, auch Renz, Michael Heinrich (Maler und Kupferstecher, geb. zu Nürnberg im Jahre 1701, gest. zu Kukus in Böhmen im Jahre 1758). Sein Vater, Eisenhändler, hatte ihn für das Handelsgeschäft bestimmt, woran jedoch der Sohn wenig Geschmack fand. Sein künstlerischer Drang brachte ihn in die damals unter Preißler’s Leitung stehende Kunstakademie seiner Vaterstadt, in welcher er sich die ersten Elemente der Kunst aneignete. Bei seiner Vorliebe für die Kupferstechkunst begab er sich nun zu dem Kupferstecher Joseph von Montalegre, bei dem er sich fleißig in der Nadel und dem Grabstichel übte. Als im zweiten Jahre der Lehrzeit Montalegre in ein schweres Leiden verfiel, das ihn außer Stand setzte, seine Kunst auszuüben, übernahm Renz auf Rechnung seines Meisters das Geschäft und führte es bis zu dessen Tode mit dem glücklichsten Erfolge. Nach Montalegre’s Tode führte er wie bisher das Geschäft nun im Namen der Witwe fort. Es fand um diese Zeit eben die Heiligsprechung des Prager Domherrn Johannes von Nepomuk Statt und R. erhielt den Auftrag, mehrere Bildnisse des Heiligen zu stechen. Die von ihm vollendeten Blätter fanden in Böhmen so großen Beifall, daß Graf Spork sein eigenes Bildniß von R. stechen ließ. Auch mit diesem Blatte erntete R. glänzenden Erfolg; der Graf, ohnehin ein Freund und Gönner der Kunst, berief nun den Künstler nach Böhmen und machte ihm, wenn er daselbst bliebe, die vortheilhaftesten Anerbietungen. R. nahm den Antrag an, brachte seine Geschäfte in Nürnberg in Ordnung und zog mit der ganzen Montalegre’schen Familie nach Kukus, einer zu den Gütern des Grafen Spork gehörigen Ortschaft. Der Graf hielt Wort, er kam nicht nur in jeder Hinsicht seiner Zusage nach, sondern belohnte auch R.’s Arbeiten auf das Reichlichste. In Kukus heirathete R. dann Montalegre’s Witwe, die ihm aber im Jahre 1738 durch den Tod entrissen wurde. Nun trat der Künstler zum katholischen Glauben über, vermälte sich zum zweiten Male mit einer Böhmin, die ihm zwölf Kinder gebar. Im nämlichen Jahre, in welchem R. seine erste Gattin durch den Tod verlor, starb auch sein Gönner, der Graf Spork. So schmerzlich dieser Verlust für den Künstler auch war, so hatte er sich doch durch seine Arbeiten bereits einen so ehrenvollen Ruf begründet, daß sein Geschäft in Böhmen gesichert war. Mehrere Anträge von Seite des Auslandes, namentlich von Polen, lehnte er ab, folgte aber einem Rufe des polnischen Kronmarschalls Grafen Braniczki auf dessen Güter, wo er dieselben und die Gärten aufnahm und zeichnete, um sie, wenn er nach Böhmen zurückgekehrt, in Kupfer zu stechen. Der Ungestüm des Grafen aber, der auf die Vollendung der Platten drang, ohne dem Künstler die dazu erforderliche Zeit zu lassen, machte diesen, [297] als gar der Graf den Künstler beim kaiserlichen Hofe verklagte, so unwillig, daß er den mit Braniczki geschlossenen Vertrag auslöste und die ganze Arbeit, ungeachtet er dabei nicht geringen Schaden litt, stehen ließ. Einen anderen Antrag als kön. Hof-Kupferstecher nach Dresden zu übersiedeln, lehnte R. gleich, falls ab, er zog es vor, in seiner neuen Heimat in Böhmen zu bleiben, wo er durch seinen Fleiß eine eigene Besitzung erworben hatte und es ihm in Folge seiner Geschicklichkeit auch an Aufträgen nicht fehlte. Als im Jahre 1758 Böhmen von einer bösartigen Seuche heimgesucht wurde, ward auch R. im Alter von 57 Jahren ein Opfer derselben. Die Zahl der Arbeiten des Künstlers ist ungemein groß, sie besteht aus Werken, welche er mit Kupfern ausstattete, aus Landschaften und Prospecten, Bildnissen, biblischen Darstellungen und Heiligenbildern. Die von ihm gestochenen Bilderwerke sind: „Die Anachoreten oder heiligen Männer, Frauen und Propheten in ihrem Leben und Wirken nach der Legende“, 200 Bl. (8°.), in Gemeinschaft mit Montalegre gestochen; schöne und geistvolle Compositionen; – „Das Leben der Altväter“, 212 Bl. (4°.); – „Das christliche Jahr“, 300 Bl. (Qu. 8°.), gleichfalls gemeinschaftlich mit Montalegre gestochen; – „Der Todtentanz oder das Menschenleben und Ende, durch die verschiedenen Stände der Welt dargestellt“, 53 Bl. kl. Fol.); eine neue Ausgabe mit dem veränderten Titel: „Die erwogene Eitelkeit aller menschlichen Dinge ...“ erschien in Leipzig 1777; die Blätter sind sinnreich componirt, mit emblematischen Randverzierungen geschmückt und mit des Künstlers eigenen Reimen ausgestattet; – „Das Leben des H. Eligius“, 16 Blätter; – „Ungemeine Tugend des Herrn Grafen Franz Anton von Spork“ (Fol.), mit folgenden 11 Blättern: „Bildniss des Grafen“ (4°.); – „Prospect der Herrschaft Lissa“ (Qu. Fol.); – „St. Wenzelsort“; – „Bon repos, oder Vogelberg“; – „Kukusbad mit Umgegend“; – „Spital Kukus“; – „Einsiedlereien im Kukuser Walde“; – „Kirche und Spital zu Konoged“; – „Prospect von Allgesdorf mit der ganzen Gegend“ – „Prospect vom St. Johannisberge auf der Herrschaft Moleschan mit Eremitage“ (die sämmtlichen acht Blätter stammen aus dem Jahre 1720 und sind in Qu. Fol.); – „Abbildung der Denkmünze, welche Graf Spork bei der Einführung der Eremitage unter das Volk vertheilen liess“ (12°.); – zu des J. Bleiweis S. J. „Lotharingorum gentis heroes“ 9 Blätter symbolische Darstellungen, Karten, Wappen und mathematische Figuren (Fol.); – „Huldigung, Krönung und Festtafel auf dem Prager Schlosse, gehalten 1745“, 3 Blätter (Fol.); – Titelblätter zu Werken: zu des Pfarrers J. And. X. Haberkorn im Jahre 1730 gehaltenen „Hubertuspredigt“, das Blatt stellt eine Jagd vor (4°.); – zu dem Werke: „Grana veteris et novi legis bohemicae“, 1741 (4°.); – ein Titelblatt mit dem Bilde des h. Nepomuk, einem lateinischen Gebete und Wappen des Grafen Spork; – „Die Religion“, zu Wilhelm Beveridge’s Gedanken von der christlichen Religion“ (1722), nach J. C. Dehner’s Originalstich nachgestochen (8°.); – Bildnisse: „Graf Franz Anton von Spork“, dieses Blatt war Veranlassung der Berufung des Künstlers nach Kukusbad; – „Johann Florian Hammerschmied“, nach Hiebel für dessen „Prodromus gloriae Pragenae“ (Fol., 1727); – „A. C. Thebesius“, nach Treschnack; – „Alois Centurionus, Jesuiten-General“ (4°.), für Aug. Neureutter’s „Sammlung [298] der Abbildungen der Generale des Jesuitenordens“; – Biblische Darstellungen und Heiligenbilder: „Das Jesuskind in der Krippe“, ex formis Petri Hillinger (12°.); – „Das Jesuskind in der Kirche Maria de Victorio in Prag“, 1746 (12°.); – „Das Jesukind“, verschieden von dem vorigen, gezeichnet: Rentz. Kukusbad in Boh. fec. (12°.); – „Christus der Herr übergibt dem Apostel Petrus die Himmelsschlüssel“ (4°.), schön gestochenes Blatt; – „Christus am Kreuze“, mit der Aufschrift: „Sive vivimus, sive morimur, Domini sumus. Mors tua vita mea“ (8°.); – „Coetus agoniae Christi in Ecclesia S. Barbarae S. J. Kuttenbergae“ (8°.); – „Jesus als Fischer mit einem Anker“ (12°.); – „Der Heiland am Kreuze, wie er in die Höhe gehoben wird“, sammt einem Gebete des Grafen F. A. von Spork (Qu. 4°.), eine vortreffliche Arbeit des Künstlers; – „Marienbild von Doxan“ (8°.); – „Marienbild“, mit der Unterschrift: „Ave Maria, gratia plena, Dominus tecum“, nach Franz Kautzky (8°.); – „Marienbild mit einem Magnificat“, nach Hawel (8°.); – „Effigies matris dolorosae apud V. Coelestinas“. Pragae 1752 (Fol. u. 4°.); – „Marienbild in der Jesuitenkirche zu Gicin“; – „Marienbild in der Schatzkammer zu Maria Zell mit der Darstellung einer gelieferten Schlacht“ (8°.); – „Marienbild vom guten Rath zu Madrid bei den Jesuiten“ (8°.); – „Mariä Empfängniss“, nach Hiebel (8°.); – „Mariä Himmelfahrt“, gestochen 1750 (gr. Fol.), aber erst 1769 bei Gelegenheit einer philosophischen Thesis öffentlich vertheilt; – „Das Hochaltarblatt in der Pfarrkirche zu Lisa“ [nicht zu Pisa, wie es bei Nagler heißt, der unter den gestochenen Werken des Künstlers auch 16 Blätter aus dem Leben des h. Aloisius, statt aus dem Leben des h. Eligius, welche von Rentz auf Kosten der Prager Goldschmiede gestochen wurden, angibt[; – „Der h. Thomas a ficu Urbevetanus aus dem Servitenorden“ (4°.); – „Der h. Felix Kantalizius“ (8°.), nach eigener Erfindung und Zeichnung; – „S. Joannes Nepomucenus juxta exemplar romanum“ (8°.); – „Der h. Bernard“ (8°.), schönes Blatt; – „Der h. Johann von Nepomuk mit anderen böhmischen Landespatronen“, nach Hiebel (8°.); – „S. Joannes a Deo, S. Ord. Hospitalitatis et F. T. Misericordiae fundator“, mit dem Prospecte der Kirche und des Spitals zu Kukus (8°.); – „Der h. Michael“; – „Der h. Ignaz von Loyola“, mit der Ueberschrift: „Effigies S. P. Ignatii Societ. Jesu fundatoris juxta Prototypum depictum a Jacopino del Ponte dum Sanctus viveret Romae“; – Prospecte und Ansichten: „Prospect des Kukuser Spitals mit der Umgegend“ (gr. Fol.); – „Ansichten der Schlösser zu Lisa, Konoged und Moleschan“; – „Wahre Abbildung des von einem Eichenbaume abgetheilten und gespalteten Stück Holzes, in welchem eine fünf Zoll lange Figur des gekreuzigten Heilandes eingedruckt war, wie es im kön. ungarischen Lager bei Prag im Monat August 1742 gefunden worden“ (8°.), dann die Wappen des Bischofs von Leitmeritz: Moriz Adolph Karl Herzogs von Sachsen-Zeitz(Fol.), des Prager Buchdruckers: Karl Franz Rosenmüller, 1741 (12°.) und des Buchhändlers zu Prag und Nürnberg, Johann Friedrich Rüdinger (1741). Außerdem noch verschiedene andere Blätter von geringerer Bedeutung. Rentz war auch ein trefflicher Maler und sind von seinen Oelbildern bekannt: eine „H. Apollonia“; – „Der H. Hubertus“ und ein „Christus am Oelberge“. Als Lehrer hat R. mehrere gute Schüler gebildet, von denen anzuführen sind: Wilhelm Dublon, Friedrich [299] Renner, dessen Name in den Künstler-Lexikons vergebens gesucht wird, und Andreas Schübler, die genannten drei alle aus Nürnberg, ferner Anton Brosche, Maler und Kupferstecher, Hieronymus Rzebecz, Anton Brandl, Sohn des berühmten Malers Brandl, Joseph Knirsch, Johann Arnold und Joseph Balzer, die letztgenannten sämmtlich Böhmen. Von des Künstlers Söhnen wurde einer Mönch, zwei traten in die kaiserliche Armee und einer, Kasimir (geb. zu Kukus am 27. April 1749, gest. zu Prag 14. April 1799), erlernte die Kunst seines Vaters, malte und radirte, und ging nach Prag, wo er sich vornehmlich mit Schildermalen beschäftigte; dabei sammelte er Wappen, wovon er eine reiche Collection, deren Meusel in seinem „Künstler-Lexikon vom Jahre 1808 und 1809“, im II. Bande, S. 200, gedenkt, seinem Sohne hinterließ. Auch radirte er einige Blätter. Dlabacz erwähnt nur ein einziges Blatt, einen h. Johann Nepomuk.
- Pelzel (Martin), Abbildungen böhmischer und mährischer Gelehrten und Künstler nebst kurzen Nachrichten u. s. w. (Prag 1782, 8°.) Bd. II, S. 147. – Dlabacz (Gottfried Joh.), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Haase, 4°.) Bd. II, Sp. 560. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, Fleischmann, 8°.) Bd. XIII, S. 35. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilg. Bd. V, S. 919. – Porträt. Unterschrift: Michael Heinrich Rentz. Gegraben von seinem Schüler J. Balzer, k. k. Privil. Kupferstech. in Prag (8°. u. 4°.).