BLKÖ:Schindler, Albert

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schindler, Amand
Band: 30 (1875), ab Seite: 1. (Quelle)
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Schindler, Albert, auch Albrecht (Zeichner, Maler und Kupferstecher, geb. zu Engelsberg in Oesterreichisch-Schlesien am 19. August 1805, gest. zu Wien am 3. Mai 1861). Seine Eltern waren arme Weber in Schlesien und auch Albert sollte ein Weber werden, als ihn seine entschiedene Begabung für die bildende Kunst einem besseren Loose zuführte. Der berühmte Genremaler Peter Fendi [Bd. IV, S. 173] brachte S. im Jahre 1827 – S. zählte damals bereits 22 Jahre – nach Wien, wo er die Akademie der bildenden Künste besuchte und sich weiters unter Fendi’s unmittelbarer Leitung ausbildete. Mit feinem Gefühle nahm er die sinnige, tiefinnige Weise seines Meisters in sich auf und malte zu jener Zeit eine Reihe von Genrebildern, in denen sich ebenso sein Gemüth, wie sein echtkünstlerisches Empfinden ausspricht, dabei waltet immer ein tiefgemüthvoller, religiöser Zug in seinen Arbeiten vor. Von S.’s aus jener Zeit herrührenden, in Oel ausgeführten Genrebildern sind besonders hervorzuheben: „Die letzte Pilgerreise“ und „Das Almosen“, im Besitze des Grafen C. Lanckoronski. Seit 1828 verwendete er sich unter Fendi im k. k. Münz- und Antikencabinete als Zeichner und Kupferstecher, und wurde, als Fendi im Jahre 1842 starb, als dessen Nachfolger laut Decret ddo. 29. September g. J. in der Anstalt bleibend angestellt. Seine Thätigkeit ging nunmehr ganz in diesem Institute auf, für welches er die Stiche zu mehreren großen Werken, wie zu den von dem Regierungsrathe Arneth herausgegebenen Tafeln der antiken Cameen, Gold- und Silbermonumente und Cinque-Cento-Cameen, ferner zu Bergmann’s „Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des österreichischen Kaiserstaates im XVI. bis zum XIX. Jahrhunderte“, zu Melly’s „Vaterländischer Siegelkunde“ u. dgl. m. ausgeführt hat. In der Wiedergabe älterer Kunstwerke und Medaillen zeichnet er sich durch eingehendes Verständniß, gewissenhafte Durchführung und geschmackvollen Vortrag aus. Von seinen in Oel gemalten Bildern waren mehrere in den Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste bei St. Anna zu sehen, und zwar im Jahre 1832: „Ein Mädchen bei dem Stickrahmen“; – 1834: „Ein verwundeter Officier empfängt in einer Mönchszelle die letzte Oelung“, jetzt in der modernen Abtheilung in der kais. Belvedere-Gallerie und wurde dasselbe in die deutsche allgemeine und historische Kunstausstellung in München im Jahre 1858 geschickt; – 1838: „Ein Schlossermeister übernimmt einen Knaben in die Lehre“; – „Ein Schulknabe bei einem Brunnen stillt den Durst eines Kindes“; – 1839: „Die Werbung“; – 1840: „Die letzte Pilgerreise“; – 1841: „Die Zurückgabe des gefundenen Geldbeutels“; – „Der Abschied“. In den vorgenannten Bildern möchten wohl die bedeutendsten seiner in [2] Oel ausgeführten Arbeiten zusammengefaßt sein. Seine Berufsarbeiten als Münzenstecher ließen ihm nicht viel Zeit zum Oelmalen übrig. Außerdem sind einige Radirungen, einige Federzeichnungen auf Stein und einige Zeichnungen für Almanache von S. bekannt, so zum Beispiel: „Kinder, die Soldaten spielen“ und „Die letzte Pilgerreise“, Federzeichnungen auf Stein, letztere später in Oel ausgeführt; – „Die Mutter, das stehende Kind, des ihre Wangen erfasst, im Schoosse haltend“, nach Fendi im Jahre 1829 radirt; – „Das auf dem Knaben reitende Mädchen“ ; – „Auszeichnung und Entschluss“, beide für Auer’s „Faust“ im Jahre 1854 radirt; – „Das Weib mit dem Kinde auf dem Schoosse“ zu ihren Füßen die Katze, ihr gegenüber ein sitzender Bauer in Pelzschuhen, eine Galvanographie; – dann „Das verunglückte Stelldichein“, – „Der Dorfwächter“, – „Das Leiermädchen“, drei Almanachblätter, gezeichnet von Schindler, gestochen in der Kunstanstalt des österreichischen Lloyd in Triest; insbesondere die beiden letzteren sinnige Blätter. Was in Schindler’s Arbeiten sich ausspricht, ist nur der Ausdruck seines eigenen schlichten, bescheidenen, anspruchslosen Wesens, zu dem man sich unwillkürlich hingezogen fühlt, als zu dem eines Menschen, dessen tiefreligiöses Empfinden uns selbst innig erfaßt, den Jeder, der ihm näher trat, seines biederen, edlen Charakters wegen achten mußte. Es ist nur zu bedauern, daß der Künstler zuletzt in seinem Berufe aufging. Vielleicht wird es manchen Leser obiger Skizze interessiren, zu erfahren, daß S. in Frankl’s „Sonntagsblättern“ 1844, S. 1230, eine kleine Studie über „Die Verwandtschaft der Malerei und Musik“ veröffentlicht hat, welche Anregung im nämlichen Blatte 1845, S. 57, im Artikel: „Ueber Töne und Farben“ von Otto Freiherrn von Hingenau weiter behandelt wurde.

Bergmann (Jos.), Pflege der Numismatik in Oesterreich im XVIII. und XIX. Jahrhundert u. s. w. (Wien 1858, Staatsdruckerei, 8°.) S. 52. – Wiener Zeitung 1861, Nr. 109, in der Rubrik: „Wissenschaft, Kunst und öffentliches Leben“. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilg. Bd. VII, S. 789, Nr. 4. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Angefangen von Professor Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 457. [Daselbst erscheint der Künstler zweimal aufgeführt, einmal auf S. 457 als Maler Albrecht S. und als im Jahre 1842 verstorben, was offenbar eine Verwechslung mit dem im Jahre 1842 verstorbenen Maler Karl Schindler (S. 20), einem Sohne des Landschafters Johann S. (S. 10), ist; das zweitemal auf S. 458 ohne Angabe eines Taufnamens als Kupferstecher. Dieser und der Maler Albrecht S. sind eine und dieselbe, mit unserem obigen Albert Schindler identische Person.] – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XV, S. 237 [nach diesem gest. im Jahre 1842, was eine Verwechslung mit Karl S. ist]. – Kataloge der Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste zu St. Anna in Wien (8°.) 1832, S. 12, Nr. 163; S. 25, Nr. 254; 1838, S. 19, Nr. 223; S. 22, Nr. 299; 1839, S. 20, Nr. 236; 1840, S. 18, Nr. 245; 1841, S. 20, Nr. 265; S. 27, Nr. 406.