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Berühmte Gmünder

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Johann Straubenmüller
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Titel: Berühmte Gmünder
Untertitel:
aus: Erstdruck möglicherweise Rems-Zeitung 1897, jedenfalls Gmünder Tagblatt 1905, wiederabgedruckt von Albert Deibele, in: Gmünder Heimatblätter 10 (1937), S. 61–62
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1894
Erscheinungsdatum: 1897 (?)
Verlag:
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Erscheinungsort: Schwäbisch Gmünd
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Originalherkunft:
Quelle: Scan auf Commons
Kurzbeschreibung: Gedicht über berühmte Männer aus Schwäbisch Gmünd
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[61] Berühmte Gmünder

Hans Baldung[1] war ein Maler
und Künstler ersten Lichts;
er trug sich grün – und lebte
„Heut etwas, morgen nichts!“ *)
Ei, war das nicht ein schöner
Naze, Nazarener?

Gmünds Arler oder Parler
erbaute Mailands Dom,
sein Peter ließ sich nieder
zu Prag am Moldaustrom[2]
und lebte dort als schöner
Naze, Nazarener.

Hans Nyder[3] ward Magister
und Astronom in Wien;
gedruckt ward sein Kalender
der erste, der erschien. (1439.)
Er starb als Mönch, ein schöner
Naze, Nazarener.

Hans Michel Maucher[4] schnitzte
vortrefflich Elfenbein;
er hauchte in die Formen
den Geist der Kunst hinein.
Ei, war das nicht ein schöner
Naze, Nazarener?

[61] Für Taubstumme und Blinde
war Allé[5] sehr bemüht,
er schuf die große Anstalt,
die noch voll Segen blüht[6],
und lebte als ein schöner
Naze, Nazarener.

Herr Keringer war Doktor,
Witzbold und Philantrop,
er baute Korn und Hopfen,
was die Geschäfte hob.[7]
Ei, war das nicht ein schöner
Naze, Nazarener?

Als Maler zweier Welten
fand Leutze[8] Ruhm und Lohn,
er malte à la Lessing,
Colon und Washington;
gewiß, das war ein schöner
Naze, Nazarener!

Gut waren Geiger Keller[9]
und Vetter, Tenorist[10];
wie Scherr[11] – (der deutsche Carlyle[12]),
der halb ein Gmünder ist.
O, welche Menge schöner
Naze, Nazarener!

Vergesset den Magister
und Raissahairle [13] nicht,
den Zinkenisten Neher[14]
und Mayer, Kirchenlicht.
Ei, welche Menge schöner
Naze, Nazarener.

Da war Feldpater Ihle,
Baron von Duddalatsch[15],
der Beckaveit, der grobe,
und Epple[16] voller Klatsch.
Ei, welche Menge schöner
Naze, Nazarener!

Hoch gelten Erhards Söhne[17],
Freund Ott, der Fabrikant[18],
Turnvater Buhl[19], der rote,
und Forster[20], wohlbekannt.
Ei, welche Menge schöner
Naze, Nazarener!

Der dieses Lied gesungen,
nennt seinen Namen nicht,
doch widmet er als Naze
euch dieses Lobgedicht.
Er lebt entfernt als schöner
Naze, Nazarener!


*) Wahlspruch Baldungs


Erläuterungen (Wikisource)

Rudolf Weser veröffentlichte das Gedicht im Gmünder Tagblatt vom 14. Juni 1905 Commons mit dem Hinweis, der 1814 geborene Straubenmüller habe das Gedicht als 80jähriger geschrieben (also 1894).

Für das Gedicht dürfte Bernhard Kaißers Buch Gmünd und seine Umgebung (1876, 1882 und 1888) S. 115–129 (Commons) als Quelle gedient haben. Alle genannten Männer bis einschließlich Leutze werden dort besprochen. Dieser Vorlage konnte auch Baldungs Wahlspruch entnommen werden (S. 123). Naze ist ein traditioneller Spottname der Gmünder, er soll auf das früher häufige Vorkommen des Vornamens Ignaz (in der Mundart: Naze) anspielen. Das Wortspiel Nazarener bezieht sich auf die dominierende katholische Konfession.

Weitere Listen berühmter Gmünder:

  • Michael Grimm: Geschichte der ehemaligen Reichstadt Gmünd. Schwäbisch Gmünd 1867, S. 472f. Commons
  • Beschreibung des Oberamts Gmünd (1870), S. 279
  • J. Fr.: Hervorragende Gmünder. In: Gmünder Tagblatt Nr. 49 vom 2.3.1898, Nr. 50 vom 3.3.1898, Nr. 51 vom 4.3.1898, Nr. 52 vom 5.3.1898, Nr. 58 vom 12.3.1898 Internet Archive
  • Bernhard Kraus: Hervorragende Gmünder. In: Gmünder Heimatblätter 2 (1929), S. 81-86, 89-92; 3 (1930), S. 6-8, 9-13, 17-20, 25-27, 41-44 Internet Archive
  • Württembergisches Städtebuch. Stuttgart 1962, S. 203 Commons
  • Das Land Baden-Württemberg 4 (1980), S. 785 Commons
  • Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 12/1 (Ortsregister). München 2000, S. 956 Google
  • 850 Jahre Schwäbisch Gmünd. Sonderveröffentlichung der Gmünder Tagespost 2012, S. 10, 40 yumpu.com
  1. Hans Baldung genannt Grien
  2. Ein Heinrich Parler wirkte am Dombau in Mailand mit. Peter Parler wurde von Kaiser Karl IV. nach Prag berufen.
  3. Johannes von Gmunden stammt nicht aus Schwäbisch Gmünd, sondern aus Gmunden in Oberösterreich.
  4. Johann Michael Maucher
  5. Johann Leonhard Allé (1777–1857), Angebote zu GND 124299547
  6. Siehe Statuten der Taubstummen- und Blindenanstalt zu Gmünd (1823)
  7. Siehe Biographie von Oberamtsarzt Dr. Keringer
  8. Emanuel Leutze
  9. Eduard Keller (1815-1904), siehe Eduard Keller, Erinnerungen aus seiner Kindheit.
  10. Franz Xaver Vetter (1800-1845)
  11. Johannes Scherr
  12. Thomas Carlyle
  13. Kanonikus Anton Reiß (1761-1834), siehe Rudolf Weser Commons.
  14. Georg Franz Neher (1763-1869), siehe Gmünder Leute. Schwäbisch Gmünd 1983, S. 92.
  15. Baron Duddenlatsch hieß Otto Albrecht, laut Albert Deibele in: Gmünder Heimatblätter 4 (1931), S. 132f.
  16. Josef Epple
  17. Siehe Kommerzienrat Julius Erhard
  18. Es gab mehrere Fabrikanten des Namens; Johann Baptist Ott starb 1876 (schwaebisch-gmuend.de).
  19. Johannes Buhl (1804–1882)
  20. Fabrikant Eduard Forster (1811-1872)