6. Die Einheiten des Körpers.
§ 17. Die Existenz konjugierter Zahlen, deren absolute Beträge gewissen Ungleichungen genügen.
Nachdem in Kapitel 2 die Teilbarkeitsgesetze der Zahlen eines algebraischen Körpers ausführlich behandelt sind, gehen wir dazu über, diejenigen Wahrheiten zu entwickeln, bei deren Ergründung der Größenbegriff eine wesentliche Rolle spielt. Das wichtigste Hilfsmittel bei diesen Untersuchungen bildet der folgende Satz [Minkowski (3[1])]:
Hilfssatz 6. Sind
|
|

lineare homogene Formen von

mit beliebigen reellen Koeffizienten

und der Determinante

, so kann man

stets als ganze rationale Zahlen, die nicht sämtlich

sind, so bestimmen, daß die Werte jener

Formen

absolut genommen, sämtlich

werden.
Dieser Satz erhält durch eine leichte Umformung die Gestalt:
Hilfssatz 7. Sind
lineare homogene Formen von
mit beliebigen reellen Koeffizienten und der positiven Determinante
, und bedeuten
beliebige positive Konstante, deren Produkt gleich A ist, so kann man
stets als ganze rationale Zahlen, die nicht sämtlich
sind, so bestimmen, daß die absoluten Werte jener
Formen den Bedingungen
|
|
genügen.
Es sei bemerkt, daß in diesem Kapitel, abweichend von dem Früheren, der Körper
und die
zu
konjugierten Körper bezüglich mit
und dem entsprechend allgemein die in
liegenden, zu
konjugierten Basiszahlen mit
bezeichnet werden.
Den Hilfssatz 7 verwenden wir zum Beweise der folgenden Tatsache:
Satz 42. Sind
beliebige reelle positive Konstante, deren Produkt gleich
ist, und die den Bedingungen
genügen, falls
und
konjugiert imaginäre Körper sind, so gibt es im Körper
immer eine ganze von
verschiedene Zahl
so, daß
|
|
wird.
Beweis: Wir ordnen den Körpern
gewisse Linearformen zu, und zwar nach folgendem Gesichtspunkte: Ist
ein reeller Körper, so ordnen wir demselben die Linearform
|
|
zu; ist dagegen
ein imaginärer Körper und
der zu demselben konjugiert imaginäre Körper, so ordnen wir den beiden Körpern
und
die beiden Linearformen
|
(8)
|
zu, deren Koeffizienten wiederum reell sind. Die Determinante der
Formen
ist, absolut genommen,
. Der Hilfssatz 7 liefert dann unmittelbar die Behauptung, wenn man berücksichtigt, daß für die Paare imaginärer Körper
|
|
ist.
Andererseits folgt leicht die Tatsache:
Satz 43. Wenn der Grad
und eine beliebige positive Konstante
gegeben ist, so existiert nur eine endliche Anzahl von ganzen algebraischen Zahlen
-ten Grades, die nebst allen ihren Konjugierten, absolut genommen,
sind.
Beweis: Die
ganzzahligen Koeffizienten der Gleichung, der eine solche
ganze Zahl genügt, müssen absolut sämtlich unterhalb einer nur von
und
abhängigen Grenze liegen; sie sind daher ihrer Anzahl nach beschränkt.
§ 18. Sätze über die absolute Größe der Körperdiskriminante.
Wir beweisen die beiden folgenden Sätze:
Satz 44. Die Diskriminante
eines Zahlkörpers
ist stets verschieden von
[Minkowski (1[2], 2[3], 3[1])].
Satz 45. Es gibt nur eine endliche Anzahl von Körpern
-ten Grades mit
gegebener Diskriminante
[Hermite (1[4], 2[5]), Minkowski (3[1])].
Zum Beweise dieser Sätze dient der folgende Hilfssatz:
Hilfssatz 8. Wenn
, …,
die in Formel (8) definierten
reellen
Linearformen der Unbestimmten
‚ …,
bedeuten, so existiert im Körper
stets eine solche von
verschiedene ganze Zahl
, für
welche die absoluten Beträge dieser Formen für
, …,
den
Bedingungen
, , , …,
|
(9)
|
genügen.
Beweis: Nach Satz 43 kann es nur eine endliche Anzahl von ganzen
Zahlen
,
,
, … im Körper
geben, welche die Bedingungen
, , …,
|
|
erfüllen. Diejenige unter diesen Zahlen
,
,
, …, für welche
den kleinsten Wert besitzt, sei
, und dieser kleinste Wert selbst werde mit
bezeichnet.
Sollte es keine solche Zahl
geben, so setze man
. Fällt nun
aus, so ist die Richtigkeit des Hilfssatzes 8 offenbar. Im anderen
Falle bestimmen wir eine positive Zahl
derart, daß
wird. Nach Hilfssatz 7 gibt es dann stets ein System ganzer rationaler Zahlen
, …,
, die nicht sämtlich Null sind, von der Art, daß
, , …,
|
|
und folglich
, , …,
|
|
wird; dies steht mit der von uns getroffenen Wahl der Zahl
im Widerspruch.
Um nun die beiden Sätze 44 und 45 zu beweisen, verfahren wir wie folgt.
Ist
ein reeller Körper, so ist die Form
eine völlig bestimmte. Ist
jedoch
ein imaginärer Körper und
der zu ihm konjugierte, so stehen
uns für
zwei Formen zur Auswahl; wir setzen
|
.
|
Die Reihenfolge, in der wir die übrigen Formen
, …‚
annehmen, ist gleichgültig. Der Hilfssatz 8 zeigt die Existenz einer ganzen Zahl
, welche den Bedingungen (9) genügt. Andererseits ist
|
,
|
wo das erste Produkt über alle Formen
, das zweite über alle Formenpaare
,
zu erstrecken ist. Da notwendig
ausfällt, so folgt
und
daher
, womit der Satz 44 bewiesen ist.
Zugleich folgt aus den Ungleichungen
,
,
, …,
, daß
eine Zahl des Körpers
ist, welche sich von allen ihren
Konjugierten unterscheidet, d. h. es ist die Differente
. Nach der Bemerkung auf S. 71 unten ist daher
eine den Körper
bestimmende Zahl. Da
ferner
eine vorgeschriebene Zahl ist, so gibt es nach Satz 43 nur eine endliche
Anzahl von ganzen algebraischen Zahlen
-ten Grades, welche nebst ihren
Konjugierten den Bedingungen (9) genügen, und daraus folgt unmittelbar
die Richtigkeit des Satzes 45.
Der Satz 44 spricht die das Wesen der algebraischen Zahl tief berührende
Eigenschaft aus, daß die Diskriminante eines jeden Zahlkörpers mindestens
eine Primzahl enthalten muß.
Wenn wir statt des zu Anfang dieses Abschnitts genannten und dieser
ganzen Untersuchung zugrunde liegenden Hilfssatzes 6 einen ebenfalls von
Minkowski aufgestellten schärferen Satz benutzen, so führt die nämliche
Schlußweise auf die Tatsache, daß der absolute Betrag der Diskriminante
eines Körpers
-ten Grades sicherlich immer die Größe
und daher
um so mehr die Größe
übertrifft, wo
die Anzahl derjenigen
imaginären Körperpaare bedeutet, welche unter den
konjugierten Körpern
, …,
vorhanden sind [Minkowski (1[2], 2[3], 3[1])].
Die letztere Tatsache, in entsprechender Weise verwertet, zeigt, daß auch
unter den Körpern aller möglicher Grade nur eine endliche Anzahl vorhanden
sein kann, welche die vorgeschriebene Diskriminante
besitzt.
Aus den nämlichen Prinzipien folgt noch eine Tatsache, die für das nächste Kapitel 7 von Wichtigkeit ist [Minkowski (1[2], 3[1])]:
Satz 46. Ist
ein vorgelegtes Ideal des Körpers
, so gibt es stets eine ganze
von
verschiedene Zahl
des Körpers, welche durch
teilbar ist, und deren
Norm der Bedingung
|
|
genügt.
Beweis: Sind
|
|
die
Basiszahlen des Ideals
, so mögen aus denselben genau, Wie dies vorhin
mittels
, …,
geschah,
lineare Formen
, …,
mit reellen Koeffizienten gebildet werden; die Determinante dieser
Formen ist dann dem
Werte nach gleich
|
|
und folglich nach Satz 19, absolut genommen, gleich
. Ordnen wir
nun den Formen
, …,
je eine von irgend
reellen positiven Konstanten
, …,
zu, deren Produkt
ist, und welche den Bedingungen
genügen, falls
und
konjugiert imaginäre Körper sind, so folgt
aus Satz 42 die Richtigkeit des Satzes 46.
§ 19.
Der Satz von der Existenz der Einheiten eines Körpers.
Ein Hilfssatz über die Existenz einer Einheit von besonderer
Eigenschaft.
Die wichtigste Grundlage für das tiefere Studium der ganzen algebraischen
Zahlen bildet der folgende fundamentale Satz über die Einheiten des Körpers
[Dirichlet (13[6], 14[7], 16[8]), Dedekind (1[9]), Kronecker (18[10], 20[11]), Minkowski 3[1]].
Eine ganze Zahl
des Körpers
, deren reziproker Wert
wiederum eine
ganze Zahl ist, heißt eine Einheit des Körpers
. Die Norm einer Einheit ist
; umgekehrt, wenn die Norm einer ganzen Zahl des Körpers
wird, so ist diese eine Einheit des Körpers.
Satz 47. Sind unter den
konjugierten Körpern
‚ …,
reelle Körper und
imaginäre Körperpaare vorhanden, so gibt es im Körper
ein System von
Einheiten
, …,
von der Beschaffenheit, daß jede vorhandene Einheit
des Körpers
auf eine und nur auf eine Weise in der Gestalt
|
|
dargestellt werden kann, wo
, …‚
ganze rationale Zahlen sind, und wo
eine in
vorkommende Einheitswurzel bedeutet.
Um den Beweis dieses Satzes vorzubereiten, ordnen wir die
konjugierten
Körper
, …,
in bestimmter Weise, wie folgt, an. Voran stellen wir die
reellen Körper
, …‚
; dann wählen wir aus jedem der
Paare konjugiert imaginärer Körper je einen aus; diese Körper seien:
, …,
;
darauf lassen wir die zu diesen konjugiert imaginären Körper folgen:
‚ …,
. Wir bilden nun mit den
beliebigen reellen Veränderlichen
, …‚
die
Linearformen
, ( , , …, )
|
|
und schreiben noch
. Sind
, …,
sämtlich
, so setzen wir im
Falle, daß
ein reeller Körper ist,
|
|
und im Falle, daß
und
konjugiert imaginäre Körper sind,
|
|
wo
, …‚
sämtlich reelle Größen sind und insbesondere die Werte
den Ungleichungen
|
|
genügen sollen; die Größen
, …,
sind hierdurch als eindeutige reelle
Funktionen der reellen Veränderlichen
, …,
definiert; sie sollen die
Logarithmen zur Form
heißen. Bezeichnet ferner
den reellen Teil des
Logarithmus von
, so ist
|
.
|
Sind
, …,
ganze rationale Zahlen, die nicht sämtlich verschwinden,
so stellt
eine ganze von
verschiedene Zahl
des Körpers
dar.
Die Größen
, …‚
sind dann eindeutig durch die Zahl
bestimmt
und sollen die Logarithmen zur Zahl
heißen. Ist
eine Einheit des Körpers
,
so besteht wegen
die Gleichung
|
.
|
Die reellen Variabeln
, …,
sind umgekehrt durch die Werte der
Logarithmen
‚ …‚
-deutig bestimmt, da durch letztere die
reellen Werte
, …,
nur bis auf das Vorzeichen, dagegen die übrigen konjugiert imaginären Wertepaare
, …,
vollständig bestimmt sind.
Um die später anzuwendende Funktionaldeterminante dieses Abhängigkeitsverhältnisses zu berechnen, bezeichnen wir, wenn
, …‚
beliebige
Funktionen der Variabeln
, …‚
sind, die Funktionaldeterminante der
, …‚
bezüglich der
, …‚
mit
; dann gelten für die absoluten Beträge die Formeln
|
, ,
|
woraus durch Multiplikation der Wert von
sich ergibt.
Im folgenden werden vornehmlich die ersten
Logarithmen
, …,
zur Form
oder zu einer Zahl
betrachtet. Für die
ersten Logarithmen zu
Formen
,
oder Zahlen
,
gelten offenbar die Gleichungen
|
( , …, ).
|
Nunmehr beweisen wir folgende Tatsache:
Hilfssatz 9. Im Körper
gibt es stets eine Einheit
, welche die Bedingung
|
|
erfüllt, wobei
, …,
beliebige vorgeschriebene, nicht sämtlich verschwindende reelle Konstante sind.
Beweis: Man setze, wenn
irgendeine ganze von
verschiedene Zahl in
bedeutet, zur Abkürzung
|
;
|
ferner bestimme man irgendein System von
reellen Größen
, …‚
, so daß
wird, und setze dann
|
, …, , , …, ,
|
wo
einen willkürlichen reellen Parameter bezeichnet. Es sind dann zwei Fälle
zu unterscheiden, je nachdem sämtliche
konjugierte Körper
, …‚
reell sind oder nicht. Im ersten Falle ordnen wir den
Körpern
, …‚
die Größen
, …‚
und dem übriggebliebenen letzten
Körper
die Konstante
zu. Im zweiten Fall ordnen
wir den Körpern
, …‚
wiederum die Größen
, …‚
zu, dem imaginären Körper
werde die Konstante
zugeordnet. Endlich ordnen wir den
übriggebliebenen imaginären
Körpern
, …‚
bezüglich die nämlichen Konstanten zu, wie sie bereits den konjugiert imaginären Körpern zugeordnet sind; wir bezeichnen
die betreffenden Konstanten mit
, …‚
. In beiden Fällen wird das Produkt
|
,
|
und die Konstanten
, …‚
erfüllen mithin die Bedingungen, denen
die Konstanten
, …,
des Satzes 42 genügen sollten.
Dem Satz 42 zufolge gibt es daher im Körper
eine von
verschiedene Zahl
derart, daß
, …,
|
(10)
|
und folglich zugleich
wird. Wegen
ist für alle Werte
,
‚ …,
:
;
|
|
wenn wir daher die Ungleichungen
, …, ,
|
|
|
|
berücksichtigen, so folgt
.
|
(11)
|
Aus den beiden Ungleichungen (10) und (11) ergibt sich, wenn der reelle Wert
von
mit
bezeichnet wird,
oder
|
( , , … ),
|
woraus zu ersehen ist, daß der Ausdruck
|
|
zwischen gewissen endlichen Grenzen
und
liegt, welche nur von
und
, …‚
, dagegen nicht von dem Wert des Parameters
abhängig
sind.
Es werde nun eine Größe
bestimmt; bringt man dann für
der Reihe nach die Werte
,
,
‚
, … in Anwendung, so wird man
durch das beschriebene Verfahren eine unendliche Reihe von Zahlen
,
,
, …
erhalten, deren Normen, absolut genommen, sämtlich
sind, und für
welche außerdem die Bedingungen
erfüllt sind.
Da in den ganzen rationalen Zahlen; deren absolute Beträge
sind, nur
eine endliche Anzahl untereinander verschiedener Ideale als Faktoren aufgehen, so kann in der unendlichen Reihe der Hauptideale
,
,
, … nur
eine endliche Anzahl verschiedener Ideale vorkommen, und es werden daher
unendlich viele Male zwei dieser Ideale einander gleich. Ist etwa
,
so stellt
eine Einheit dar, welche wegen
die
Bedingung unseres Hilfssatzes 9 erfüllt.
§ 20. Beweis des Satzes von der Existenz der Einheiten.
Um nunmehr den Satz 47 zu beweisen, wählen wir dem Hilfssatz 9 gemäß
in
eine Einheit
, für welche
ausfällt, dann eine Einheit
, für
welche die Determinante
|
|
ferner eine Einheit
, für welche die Determinante
|
|
ausfällt usf.; man gelangt so zu einem System von Einheiten
, …,
,
für welche schließlich die Determinante
|
|
ist. Infolgedessen lassen sich, wenn
eine beliebige Einheit im Körper ist,
die
ersten Logarithmen zu
stets in die Gestalt
|
|
bringen, wo
, …,
reelle Größen bedeuten. Diese Darstellung wiederum
zeigt, daß
|
|
gesetzt werden kann, wo
, …‚
die numerisch größten ganzen rationalen,
bezüglich in
, …,
enthaltenen Zahlen bedeuten. Die Zahlen
, …‚
sind nun ebenfalls von der Gestalt
|
|
Da hierin
, …,
reelle Größen
und
bedeuten, so liegen die Werte
, …‚
, absolut genommen, sämtlich unterhalb einer Grenze
, welche
nicht von
abhängig ist, d. h. die sämtlichen
ersten Logarithmen zur Einheit
|
|
liegen absolut unterhalb der Grenze
. Wegen
liegt daher der absolute Wert von
unterhalb der Grenze
, und
mithin bestehen die Ungleichungen
|
, …, , ,
|
d. h. sämtliche konjugierten Werte der Einheit
sind absolut kleiner als die
Größe
.
Nach Satz 43 kann nur eine endliche Anzahl solcher Einheiten existieren. Bezeichnen wir dieselben mit
, …‚
, so folgt
oder
, wo
einen der Werte
,
, …,
hat. Ist
eine beliebige
jener
Einheiten
, …,
, und bildet man die ersten
Potenzen von
, so werden nach dem eben Bewiesenen zwei geeignete von diesen Potenzen sich
in der Gestalt
bezüglich
darstellen, wo
beidemal
die gleiche jener
Einheiten bezeichnet; ihr Quotient besitzt mithin eine Darstellung von der Gestalt
. Hiermit ist bewiesen, daß für jede Einheit
ein Exponent
existiert derart, daß
ein Produkt von Potenzen
der Einheiten
, …,
ist. Bezeichnen wir das kleinste gemeinschaftliche
Vielfache aller
Exponenten
, …‚
mit
, so hat dieser Exponent
für alle
Einheiten
, …‚
zugleich jene Eigenschaft, und hieraus folgt,
daß die
ersten Logarithmen zu einer jeden beliebigen Einheit
des Körpers
die Darstellung
|
(12)
|
gestatten, wo
, …,
ganze rationale Zahlen sind.
Nunmehr wenden wir auf dieses unendliche System (12) der Logarithmen
aller Einheiten die nämliche Schlußweise an, wie sie in Satz 5 (§3) zum Beweise
der Existenz einer Körperbasis auseinandergesetzt worden ist; dann folgt, daß
es ein System von
Einheiten
, …,
gibt, durch deren zugehörige Logarithmen die Logarithmen zu jeder beliebigen Einheit
des Körpers sich in der
Gestalt
|
(12)
|
ausdrücken lassen, wo
, …,
ganze rationale Zahlen sind. Dieses System
von Einheiten
, …,
genügt den Bedingungen des Satzes 47.
In der Tat: ist
eine beliebige Einheit, deren zugehörige Logarithmen
obige Gestalt besitzen, so ist
eine Einheit, deren zugehörige Logarithmen offenbar sämtlich
sind. Eine solche Einheit
ist notwendig
eine Einheitswurzel. Denn nach dem vorhin Bewiesenen ist
, wo
, …‚
gewisse ganze rationale Zahlen sind. Durch Übergang zu den Logarithmen folgt daraus
|
|
d. h.
, …‚
und
. Hieraus ergibt sich die Darstellung
der Einheit
, welche unser Satz 47 verlangt.
Aus der Bestimmungsweise der Einheiten
, …,
folgt leicht:
|
|
wo
eine ganze rationale Zahl bedeutet und zur Abkürzung
|
|
gesetzt ist. Diese Determinante
ist
, und hieraus folgt, daß die Darstellung der Einheit
durch die Einheiten
, …,
nur auf eine Weise geschehen kann. Der Beweis des fundamentalen Satzes 47 ist somit in allen
Teilen erbracht.
§ 21. Die Grundeinheiten. Der Regulator des Körpers. Ein System
von unabhängigen Einheiten.
Das System der Einheiten
, …,
mit der in Satz 47 dargelegten Eigenschaft heißt ein System von Grundeinheiten des Körpers
. Es folgt leicht, daß
wenn
, …,
ein anderes System von Grundeinheiten bedeutet, die Determinante aus den zugehörigen
Systemen von je
ersten Logarithmen bis auf
das Vorzeichen mit
übereinstimmt. Wir wählen die Reihenfolge der Grundeinheiten stets so, da8
eine positive Zahl wird. Die Zahl
ist dann durch den
Körper
eindeutig bestimmt und wird der Regulator des Körpers
genannt.
Beim obigen Beweise des Hauptsatzes 47 erkannten wir zugleich, daß eine
Einheit, deren zugehörige Logarithmen sämtlich
sind, notwendig eine
Einheitswurzel ist. Diese Tatsache erhält in dem folgenden Satz Ausdruck,
welcher sich übrigens auch in unmittelbarer Weise leicht begründen läßt
[Kronecker (6[12]), Minkowski (3[1])]:
Satz 48. Eine jede Einheit, die selbst und deren Konjugierte sämtlich
den absoluten Betrag
besitzen, ist eine Einheitswurzel.
Da in jedem Zahlkörper die beiden Einheitswurzeln
und
vorkommen, so ist die Anzahl aller Einheitswurzeln in
stets gerade; sie kann
offenbar nur dann
sein, wenn alle
konjugierten Körper imaginär sind.
Ein beliebiges System von
Einheiten
, …,
heißt ein System von
unabhängigen Einheiten, wenn zwischen denselben keine Gleichung von der Gestalt
besteht, wo
, …,
ganze rationale, nicht sämtlich verschwindende Zahlen sind. Die Zahl
ist stets
; insbesondere bilden die Grundeinheiten
, …,
ein System von
unabhängigen Einheiten. Hat man andererseits irgendein System von
unabhängigen Einheiten
, …,
, so existiert stets eine ganze rationale Zahl
von der Art, daß für jede beliebige Einheit
des Körpers
eine Gleichung von der Gestalt
gilt, wo die Exponenten
, …,
ganze rationale Zahlen sind. Ist nämlich
für
,
, …,
, wo
Einheitswurzeln und
, …‚
ganzzahlige Exponenten sind, so ist die Determinante der ganzzahligen Exponenten
, …,
wegen der vorausgesetzten Unabhängigkeit der Einheiten
, …,
notwendig
. Wird diese Determinante
genannt, so folgt, daß die
-te Potenz jeder beliebigen Einheit
des Körpers gleich einem Produkt von Potenzen der Einheiten
, …,
, multipliziert in eine Einheitswurzel
, wird. Ist
für alle Einheitswurzeln
in
, so ist offenbar die ganze Zahl
von der gewünschten Beschaffenheit.
Der obige Beweis unseres Hauptsatzes 47 zeigt zugleich die Möglichkeit, die Grundeinheiten
, …‚
durch eine endliche Anzahl von rationalen Operationen aufzustellen. Die eingehendere Behandlung der Frage nach der einfachsten Berechnung der Einheiten führt auf die Theorie der kettenbruchähnlichen Algorithmen, wobei dann die weitere Frage nach der Periodizität solcher Entwicklungen im Vordergrund des Interesses steht [Minkowski (3,4)].