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Der Sperling am Fenster

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Textdaten
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Autor: Johann Peter Hebel
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Titel: Der Sperling am Fenster
Untertitel:
aus: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 2, S. 83–86
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1834
Verlag: Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung
Drucker:
Erscheinungsort: Karlsruhe
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Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[83]

Der Sperling am Fenster.[1]

Zeig, Chind! Wie het sel Spätzli gseit?
Weisch’s nümme recht? Was luegsch mi a? –
„’s het gseit: I bi der Vogt im Dorf,
I mueß von Allem d’Vorles ha.“[2]

[84]

5
     Und wo der Spötlig seit: ’s isch gnueg!

Was thuet mi Spatz, wo d’Vorles het? –
„Er list am Bode d’Brösli uf,
Sust müest er hungerig in’s Bett.“[3]

     Und wo der Winter d’Felder deckt,

10
Was thuet mi Spatz in siner Noth? –

„Er pöpperlet am Fenster a,
Und bettlet um e Stückli Brod. –[4]

     Gang gib em, Muetter! ’s friert en sust.“ –
Zeig, sag mer z’erst, ’s pressirt nit so,

15
Wie chunnts der mit dem Spätzli vor?

Meinsch nit, es chönnt eim au so goh?

[85]

     Chind, wird’s der wohl, und ’s goht der guet,
Sag nit: i bi ne riche Her,
Und iß nit Brotis alli Tag!

20
’s chönnt anderst werde, Handumchehr.[5]


     Iß nit den chrosplig Ranft vom Brod,
Und loß de weiche Brosme stoh!
– De heschs im Bruuch – es chunnt e Zit,
Und wenn de’s hättsch, wie wärsch so froh!

25
     Ne blaue Möntig währt nit lang,

Und d’Wuche het no mengi Stund,
Und mengi Wuche lauft dur’s Dorf,
Bis Jedem au si letzte chunnt.[6]

     Und was men in si’m Früehlig lehrt,

30
Me treit nit schwer, und het’s e mol,

Und was man in si’m Summer spart,
Das chunnt eim in si’m Spötlig wohl.

[86]

     Chind, denk mer dra, und halt di guet!
„O Muetter lueg! der Spatz will goh!“

35
Se gang er! Leng die Hirse dört,

Und sträu’em! Er wird wieder cho!


Sodann stehen in der Alsa noch folgende zwei weitere Verse, die Hebel später wegließ:

Der eine zwischen dem ersten und zweiten Verse:

     Es isch gar sölli semper gsi,
es het vo Allem ’s Füernehmst gno,
’s het iedweds Chörnli dreimol bschaut,
und hinterher erst liege lo.

Der andere zwischen dem sechsten und siebenten:

     Und wenns der nümme schmecke will,
se gang in’s Feld, schaff druf und dra,
der Hunger isch e guete Choch,
er sträut eim Gwürz und Zucker dra.


  1. Dieses Gedicht theilte Hebel zuerst in der Alsa von Ehrenfried Stöber[WS 1] mit; später erschien es von ihm verbessert in Körners poetischem Almanach[WS 2] und in den süddeutschen Miscellen von 1811[WS 3]. Wir geben es hier in dieser verbesserten Gestalt.
  2. In der Alsa lautet dieser Vers auf folgende Weise:
    Wie het im Summer ’s Spätzli gseit?
    Chind b’sinn di, – fallts der nümmen i?
    ’s het gseit: i bin ne riche Buur,
    die Garbe do sin alli mi.
  3. Nach der Alsa:
    Und wo der Spötlig ufgruumt het,
    mi riche Burst, was het er tho?
    Am Bode G’söm und Brösli gsuecht
    und ebe nit viel übercho.
  4. Nach der Alsa:
    Und iez, wo’s schneit, was schneie mag,
    was thuet mi Spatz in siner Noth?
    Er pöpperlet am Fenster a!
    „he numme au e Stückli Brod!“
  5. Nach der Alsa:
    Chind, wird’s der wohl, und ’s goht der guet,
    sag nit: I bi ne riche Ma,
    und iß nit Brotis alli Tag
    und schaff nit gli ne Sackuhr a.
  6. und Niemes weiß, wie’s witers chunnt.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Alsa. Eine Monatsschrift. Jan.–Mai 1817 [sic!] ZDB
  2. Julius Körner (Hg.): Poetischer Almanach für das Jahr 1812. Gottlieb Braun, Heidelberg, S. 82 ff. Google
  3. P. J. RehfuesADB (Hg.): Süddeutsche Miscellen für Leben, Litteratur und Kunst. Bd. 1 (1811) ZDB