Des Flavius Josephus Selbstbiographie/Vorbemerkung

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Des Flavius Josephus Selbstbiographie
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Vorbemerkung.

Die Selbstbiographie schrieb Josephus, um sich gegen die Beschuldigungen zu verteidigen, welche Justus von Tiberias[1] und andere gegen ihn erhoben hatten. Man warf ihm nämlich vor, eine Reihe von Thatsachen, zumal solche, die seine Statthalterschaft in Galilaea betrafen, wissentlich verschwiegen oder verfälscht zu haben. Justus von Tiberias insbesondere hatte wie Josephus eine Geschichte des Jüdischen Krieges[2] herausgegeben und darin seine Angriffe gegen den Befehlshaber von Galilaea veröffentlicht. Dieses Werk ist nicht auf uns gekommen; wir vermögen deshalb nicht zu sagen, wie der Verfasser seine Anklagen zu beweisen versucht hat. Einige derselben müssen wohl nicht ganz unbegründet gewesen sein, was daraus hervorgeht, dass der mittlere, wichtigste Teil der Selbstbiographie, der vornehmlich der Widerlegung[6] dienen sollte, in merklicher Aufregung und stellenweise sogar in offenkundiger Verlegenheit geschrieben ist.

Dem Zweck der Biographie entsprechend ist der in diesem mittleren Teil behandelte Lebensabschnitt, weil er sich auf die Statthalterschaft in Galilaea bezieht, am ausführlichsten geschildert, und so mag die Schrift nicht unpassend als Anhang zur Geschichte des Jüdischen Krieges aufgefasst werden.

Was die Zeit betrifft, in der das Werkchen geschrieben wurde, so ergiebt sich aus Abschnitt 65, wo der 101 n. Chr. erfolgte Tod Agrippas II. vorausgesetzt wird, dass die Abfassung erst nach diesem Ereignis, also im Jahre 102 oder 103 n.Chr. stattgefunden hat.

Im übrigen ist die flott geschriebene Biographie ohne weitere vorgängige Erläuterungen verständlich.


  1. Vergl. über ihn: Creuzer, Studien und Kritiken, 1853, S. 57–59, und besonders: Bärwald, Flavius Josephus in Galilaea etc., S. 20–26. Die letztere Schrift giebt übrigens einen dankenswerten Kommentar zur Selbstbiographie des Josephus, wenn man sich auch mit den darin enthaltenen Ausführungen über Agrippa II, Joannes von Gischala und Josephus (letzterer wird schlankweg als Verräter gebrandmarkt) nicht durchgängig einverstanden erklären kann.
  2. Als Teil seines Gesamtwerkes: Περὶ Ἰουδαίων βασιλέων τῶν ἐν τοῖς στέμμασιν (Ueber die gekrönten Könige der Juden). Dass Justus ausser dieser Chronik, die bis Trajan reichte, noch eine besondere Geschichte des Jüdischen Krieges verfasst habe, wie Müller (Des Fl. Jos. Schrift gegen den Apion, S. 6) annimmt, ist eine durch nichts bestätigte Vermutung. Photius (9. Jahrh. n. Chr.), dem die Chronik noch vorgelegen hat, bezeichnet deren Stil als kurz und gedrängt, fügt aber hinzu, Justus habe eine Menge der wichtigsten Begebenheiten übergangen und namentlich in Bezug auf den Krieg der Römer gegen die Juden und die Zerstörung Jerusalems erdichtetes Zeug vorgebracht (Phot. bibl. cod. 33).
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