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Die Gründung von Mainz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Heinrich Pröhle
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Titel: Die Gründung von Mainz
Untertitel:
aus: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten, S. 30–31
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Tonger & Greven
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Erscheinungsort: Berlin
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Scans eines Exemplares der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung Berlin, Signatur 19 H 104 auf Commons; E-Text nach Deutsche Märchen und Sagen
Kurzbeschreibung:
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[30]
Die Gründung von Mainz.

Mainz war ursprünglich ein römisches Kastell. Jedoch befanden sich auf der Stelle am Zusammenflusse des Maines und des Rheines bereits vor den Zeiten der Römer deutsche Ansiedelungen.

Schon 1400 Jahre vor Christi Geburt aber hatte in Trier ein Zauberer Namens Nequam gelebt. Er ärgerte jedermann und war durch seine Streiche eine arge Plage für jede Stadt. Endlich jagten ihn deshalb die Bewohner von Trier zum Thore hinaus. Da rief er aus: „Ich werde eine Stadt in der Nähe bauen, welche Trier an Reichtum und Ehren weit übertreffen soll!“ Er verließ nun das Thal der Mosel, in welchem Trier gelegen ist und wanderte am Rheine stromaufwärts bis an die Stelle, wo jetzt Mainz steht. Überrascht über den herrlichen Anblick, den die beiden Ströme hier boten, blieb er stehen. Den Wundern der Natur, die er vor sich sah, entsprach bald eine Stadt, die er selbst hervorzauberte. Nun rief er die Menschen, welche bisher wie Einsiedler in der Umgegend gewohnt hatten, in seine Stadt, um darinnen zu wohnen. Ohne aber die blutigen Kriege führen zu müssen, welche Romulus und Remus ihren Römern nicht ersparen konnten, nachdem sie dieselben auf ähnliche Weise nach Rom gerufen hatten, wurden die Mainzer unermeßlich reich. Deshalb sprach man auch bald in der ganzen Welt von dem „goldenen Mainz“.

[31] Eine andere gelehrte oder nicht gelehrte Sage erzählt folgendes. Nachdem Troja zerstört worden sei, habe nicht bloß der fromme Aeneas sich aus den Flammen gerettet, indem er seinen Vater Anchises auf dem Rücken und die väterlichen Götzenbildchen vor sich getragen habe. Auch ein gewisser Moguntius habe sich aus den Flammen gerettet. Aber so wie die Nachkommen des Aeneas Rom gegründet hätten, so habe Moguntius, der trojanische Held, selbst sich zum Baue einer neuen Stadt den Ort ausersehen, wo der Main in den Rhein mündet. Diese Stadt habe dann von Moguntius den Namen Moguntia erhalten, woraus in der That der Name Mainz entstanden ist.