Die Perlen. Innerer Bau und Entstehung der Perlen
Es gibt dem bewußten Leben einen neuen Reiz, wenn man den Quellen nachforscht, aus denen die Mittel zu seiner Befriedigung fließen. Dieser Reiz muß sich zum Kitzel steigern, wenn es sich um jene Quellen handelt, welche dem Leben die eingebildeten Werthe der Prunksucht liefern. Wahrscheinlich aber mögen die, ich nenne sie nicht die Bevorzugten, welche den köstlichen Schaum des Lebens für sich abschöpfen, selten daran denken, sich auch diesen Kitzel zu verschaffen; wenn sie ihr Geschmeide anlegen, fällt es ihnen wohl nicht ein, sich an die Ursprungsstätten und an die mühselige Herbeischaffung zu erinnern. Und in welch grellem Contrast stehen jene oft mit diesen! Gibt es ein sprechenderes Bild der keuschen Reinheit und der einfachen Schönheit, als die Perle? Und in welchem Contraste steht damit alles Das, was sich an ihre Gewinnung knüpft!
Nicht leicht aber auch möchte irgend etwas gleich sehr, wie die Perle, den Menschen aller Himmelsstriche für sich gewonnen haben. Für das Höchste, Edelste, Reinste wissen wir keinen ausdrucksvolleren Vergleich, als die Perle. Es ist gewiß bezeichnend und für die Anschauung der Menschen ein schönes Lob, daß wir die Diamanten wohl im Geldwerth höher halten, aber näher unserer Verehrung für das Reine steht die Perle. Ich nannte dies ein schönes Lob, und ich glaube einfach an das Gefühl jedes Lesers appelliren zu können. Das geläuterte Urtheil des Sittlichsten hätte kein besseres Gleichniß finden können, als die in sanftem Licht und warmem Farbenton – während doch sonst das Weiß fast immer kalt ist – strahlende Perlenkugel. Wir finden aber diese Hochhaltung der Perle nicht blos bei den gebildeten Völkern, sondern nicht minder bei den schlichten Kindern der Natur.
Darum knüpfen sich auch an die Perle, wozu ihre räthselhafte Entstehungsweise nicht wenig beitrug, eine Menge Sagen und abergläubische Verirrungen. Für uns mag sie jetzt ein Stündchen der Gegenstand einer allseitigen Betrachtung sein. Außer einigen eigenen Untersuchungen benutze ich dabei die ausgezeichnete Arbeit von Dr. K. Möbius in Hamburg: „Die echten Perlen. Ein Beitrag zur Luxus-, Handels- und Naturgeschichte derselben. Mit einer Kupfertafel. (Hamburg bei Nolte und Köhler. 1858.“ Auf diese allgemein faßlich und schön geschriebene Arbeit verweise ich diejenigen meiner Leser und Leserinnen, welche mehr von den Perlen wissen wollen.
Oft hört man die Frage nach der Entstehungsweise der Perlen aufwerfen. Ich glaube sie also zunächst beantworten zu müssen, wenn es auch zur Zeit noch nicht mit wissenschaftlicher Erschöpfung geschehen kann.
Vorher aber muß daran erinnert werden, daß uns Binnenlandsbewohnern die Naturgeschichte der Perlen nicht so fern liegt, wie die tropischen Meere, denn auch unsere Flüsse und Bäche, ja unsere Lachen und Teiche bergen mehrere Muscheln, welche schöne Perlen liefern. Auch die Meerperlen stammen nicht alle von einer, sondern von verschiedenen Muschelarten.
Ein Blick auf eine geöffnete Auster lehrt uns die Einfachheit des Baues der Muschelthiere kennen, und in den wesentlichen Punkten stimmen alle die zahlreichen Arten dieser Thiere mit der Auster überein. Die beiden Schalen, welche das Gehäuse der Muschelthiere bilden und das Thier wie die zwei Pappendeckel das Buch umschließen, sind innen zunächst von zwei nur locker aufgehefteten Häuten ausgekleidet, die zusammen den Mantel bilden, weshalb man die Muschelthiere auch Mantelthiere, Palliaren, nennt. Beiderseits vom Mantel bedeckt, folgt dann der einfache fleischige Körper des Thieres, an dem man einen zungenförmigen oder auch meist keilförmigen – daher auch Beilfüßler, Pclekypoden – sehr dehnbaren Theil, den Fuß, unterscheidet. Einen Körpertheil, den man Kopf nennen könnte, sucht man vergeblich, daher denn diese Thiere zuweilen auch den Namen Akephalen, Kopflose, führen. So eigenthümlich sind die Thiere beschaffen, welche uns die köstlichen Perlen liefern. Wir sehen Fig. 1. eine columbische Perlenmuschel, Avicula squamulosa, von welcher die rechte Schale hinweggenommen ist, so daß das Thier in der linken wie in einem Teller liegt. Das Thier bedeckt die Schale nicht mehr ganz, denn es hat sich im Tode bedeutend zusammengezogen, wie es auch die aufgebrochenen Austern thun. Oben, SS, sehen wir den geraden Ober- oder Schloßrand der Muschel, der dem Rücken eines Buches entspricht und an welchem die beiden Schalen durch das elastische Schloßband verbunden sind. Das ganze Thier finden wir von der rechten Hälfte des Mantels bedeckt, dessen Rand, R, sich etwas verdickt zeigt. Bei M liegt der Schließmuskel, welcher die Schalen durch seine Zusammenziehung schließt, während das Schloßband sie zu öffnen strebt, so daß das Oeffnen und Schließen der Muschel durch das Gegeneinanderwirken des Schloßbandes und des Schließmuskels bewerkstelligt wird. Daher öffnet sich nach dem Tode des Thieres die Muschel stets von selbst, indem der nicht mehr wirksame Schließmuskel das [96] Schloßband nicht mehr hindert, die Schalen auseinander zu ziehen. Dieser Umstand ist sehr wichtig für die Perlenfischerei, da es eine große Arbeitsvermehrung sein würde, wenn man das Oeffnen der Muscheln mit dem Messer bewerkstelligen müßte. Bei B sehen wir den Byssus, einen Büschel sehr fester sehniger Fäden, mit denen das Thier auf dem Meeresgründe festsitzt.
Der Mantel ist jetzt für uns das wichtigste Organ des Thieres, denn wie die Schalen, so bereitet er auch die Perlen. Zu dem Ende scheidet er an seiner ganzen Oberfläche, namentlich aber am Rande, R, Kalkstoff und einige andere Stoffe aus, aus denen jene sich bilden.
Man kann wesentlich viererlei Baustoffe der Muschelschalen unterscheiden: Perlmutterstoff, die sogenannte Säulenschicht, die Oberhaut und den eigenthümlichen, elastischen, oft schön irisirenden Stoff des Schloßbandes. Die ersteren drei sind zugleich die Stoffe, aus denen die Perlen gebildet werden, wenigstens können alle drei dazu verwendet werden, wenn auch wahrscheinlich die ganz reinen Perlen, die Perlen „vom reinsten Wasser“, wie der Juwelier sagt, lediglich aus Perlmutterstoff gebildet sein mögen.
Diese Stoffe werden jedoch von dem Thiere, so weit dieselben zugleich für die Muschelschalen und für Perlen dienen, oft in umgekehrter Reihenfolge verwendet. An den Muschelschalen selbst wird bei deren Vergrößerung an ihrem Umfange zunächst die Oberhaut in einer neuen Lage angesetzt, unter diese zunächst eine Lage Säulenschicht und zuletzt an diese eine Schicht Perlmutterstoff angelagert. Dies soll uns Fig. 4. veranschaulichen. Sie stellt in sechsmaliger (6/1) Vergrößerung ein bis zur Durchsichtigkeit dünngeschnittenes Plättchen aus der Schale unserer deutschen Flußperlmuschel dar. Wir sehen an Fig. 4. zumeist nach links zunächst die dünne schwarz-braune Oberhaut (o), dann die Säulenschicht (s) und dann die dicke Perlmutterschicht (p bis p″). Auf letzterer sehen wir die durch Striche bezeichneten Säulen der Säulenschicht senkrecht stehen, aber die Ablagerungsgrenzen der Perlmutterschicht gehen auch durch die Säulenschicht mit hindurch. Diese Grenzen, die einzelnen abgelagerten Schichten bezeichnend, sind theils durch stärkere entfernter stehende, theils durch zahllose außerordentlich feine Linien bezeichnet, welche letzteren der Deutlichkeit wegen blos von p′ bis p″ gezeichnet sind: daß auch sie in der Wirklichkeit noch unendlich viel feiner und dichter sind, versteht sich von selbst.
Bei der Bildung der Perle dagegen wird, wenn alle diese drei verschiedenen Stoffe dazu verwendet werden, oft so verfahren, wie es Fig. 3 der Durchschnitt einer deutschen Perle, darstellt. Im Mittelpunkte sehen wir den Kern (K), um welchen die Anlagerung der Stoffe stattgefunden hat, dann kommt (wie es scheint, nach einer Schicht Perlmutterstoffes) eine Oberhautschicht (o), dann eine doppelte Säulenschicht (s) und zuletzt eine dicke Perlmutterschicht (p). Hier haben wir also den Fall, daß der Bildung nach die Perle eine umgekehrte Muschel genannt werden könnte. Diese Schichtenanordnung findet aber keineswegs immer statt. Manchmal wiederholt sich an einer Perle diese Schichtenfolge mehrmals, oder eine und die andere Schicht fehlt ganz, oder die Perle besteht, der Kern ausgenommen, nur aus Perlmutterschicht; ja es kann wohl auch der Fall vorkommen, daß eine Perle blos aus Säulenschicht besteht. Diese Verschiedenheit des Stoffes der Perlen beruht ohne Zweifel darauf, daß sich Perlen in verschiedenen Theilen des Thieres bilden können, welche diese verschiedenen Stoffe ausscheiden, und daß die Perle während ihrer Bildung im Leibe des Thieres von einem Ort zu einem andern fortrückt und dabei nach einander in die Bereiche verschiedener Stoffausscheidung kommt.
Nothwendig hat diese Stoffverschiedenheit Einfluß auf die Güte der Perlen und, andere nothwendige Eigenschaften einer tadellosen Perle vorausgesetzt, wird diejenige Perle die vorzüglichste sein, welche nur aus Perlmutterstoff besteht. Da nun die Perlmutterschalen zuweilen über einen halben Zoll dick sind und ihr Perlmutter genau derselbe Stoff ist, wie der einer Perle „vom reinsten Wasser“, die sich vielleicht in derselben Muschel gebildet hatte, – sollte man da nicht aus Perlmutter die schönsten Perlen drechseln können? Der in Fig. 4. gezeichnete Kreis soll uns veranschaulichen, weshalb dies nicht geht. Stellen wir uns eine Perle an dieser Stelle aus der Perlmuttermasse gedreht vor, so würde diese Perle die Schichten des Perlmutters überall durchschneiden, und nur an zwei Punkten, an den Polen der durch unseren Kreis gezogenen geradlinigen Axe, würde die Kugeloberfläche mit den Schichten des Perlmutters parallel zusammentreffen. Nur diese beiden Punkte würden Glanz, Wasser haben, sonst würde die ganze gedrechselte Perle glanzlos sein, wie wir wissen, daß es das Perlmutter auf dem Querschnitt stets ist, und wie auch die schönste Perle auf dem Querschnitt es ebenfalls ist. Mithin beruht der eigenthümliche Glanz beider nicht in der Beschaffenheit ihrer Masse, sondern in der schichtweisen Uebereinanderlagerung derselben. Diese erfolgt an der sich vergrößernden Perle rings an ihrem ganzen Umfange und dadurch zeigt dieselbe auf dem Querschnitte lauter concentrische Kreise, wie eine quer durchschnittene Zwiebel. Diese Kugelschalen, aus denen mithin die Perle besteht, werden aber nicht ringsum, gewissermaßen als geschlossene Häute, abgesetzt, eben so wenig wie die innere Fläche einer Muschel Schicht um Schicht gebildet wird. Wäre dies der Fall, so müßte die Oberfläche beider unter dem Mikroskop ganz eben, glatt und stark glänzend erscheinen. Dieselbe zeigt vielmehr bei beiden sehr zarte moirirte (gewässerte) Linien, wie es Fig. 2 darstellt. Gleichwohl ordnen sich diese unendlich dünnen, einzeln abgelagerten Lappen im Großen zu dickeren Schichten, wie wir sie bei Fig. 3. und 4. dargestellt fanden, so daß dennoch im Großen – obgleich immerhin nur theilweise für das unbewaffnete Auge erkennbar – die Perle aus Kugelschalen (zwiebelartig) zusammengesetzt ist.
Der Perlmutterstoff, den wir als den wesentlichen und oft alleinigen Bestandtheil der Perlen kennen gelernt, ist aber wieder ungleich zusammengesetzt, so fest und dicht uns auch ein Stück Perlmutter erscheint. Legen wir ein solches in Salzsäure, so fällt es uns auf, daß es sehr wenig braust und sich nicht völlig darin auflöst, was beides der Fall sein müßte, wenn das Perlmutter und die Perlen blos aus Kalk, und zwar kohlensaurem, beständen. Untersuchen wir den unaufgelöst gebliebenen Rückstand, der sogar noch ganz zusammenhängend und größer, als vorher, aufgequollen und weich erscheint, so finden wir, daß er aus zahllosen übereinanderliegenden, außerordentlich feinen Häuten besteht. Zwischen diesen war der nun von der Säure aufgelöste Kalk eingelagert gewesen. Die Perle gehört mithin dem Stoffe nach eben so sehr dem unorganischen, wie dem organischen Reiche an und es erscheint uns nun als eine Fabel, wenn Plinius erzählt, daß Kleopatra bei einem kostbaren Gastmahle, das sie dem Antonius gab, um ihre Behauptung, dabei 552,000 Thaler zu verthun, wahr zu machen, eine Perle von unschätzbarem Werthe in Essig aufgelöst und „getrunken“ habe. Wenn das Geschichtchen überhaupt wahr ist, so hat sie eine weiche, häutige Pille zu verschlucken gehabt.
Ueber die Entstehung der Perlen behauptet eine gar liebliche Sage, die freilich den Leuten vor Alters nicht blos Sage war, daß ein Thautropfen in den geöffneten Schooß der Muschel falle und [97] dort sich zur Perle wandele. Hiermit steht wohl im Einklänge, daß Plinius erzählt, die Perlen würden erst hart, nachdem die Muschel aus dem Meere genommen sei. Die geringe Kenntniß der alten Zeit in Dingen der Naturwissenschaft, die große Hinneigung zur wundersüchtigen und poetischen Auffassung der natürlichen Dinge, besonders aber der Mangel unserer heutigen optischen Mittel mußte die richtige Deutung der Natur der Perlen hemmen, und erst Réaumur, welcher der Naturwissenschaft so manchen epochemachenden Dienst geleistet hat, erkannte die mikroskopische Textur derselben, wodurch erst die Erforschung ihrer Entstehung möglich wurde.
Seit man weiß, daß der Mantel das die verschiedenen Schichten der Muschelschalen absondernde Organ ist, daß die Perlen aus denselben Stoffen, wie diese, bestehen und mit seltenen Ausnahmen sich nur zwischen den zarten Häuten des Mantels finden (siehe die zwei Perlen an Fig. 1.), so konnte man mit Bestimmtheit die Perlen das Erzeugniß einer krankhaften oder sonst abnorm bedingten Ausscheidung der Schalensubstanz nennen, und es war nur noch die Veranlassung zu dieser und der Grund ihrer Gestalt und freien Lage in der Muschel zu erforschen. Was letztere betrifft, so liegen die Perlen keineswegs immer frei, sondern sind zuweilen an der inneren Schalenseite festgewachsen. Die Veranlassung ist in den allermeisten Fällen, die man natürlich nur an einem Durchschnitte der Perlen kennen lernen kann, ein mikroskopisch kleines organisches Körperchen, das man im Mittelpunkte als den Kernpunkt der Perle findet. Auf welche Weise dieser die ihn immer mehr umhüllende Perlmutter-Ausscheidung veranlaßt, wird vielleicht nie mit Ersichtlichkeit nachzuweisen sein. In den meisten Fällen fand man als Kernpunkt ein kleines organisches, meist zellig und körnig gebildetes Körperchen (Fig. 3. K). Einige Male entdeckte man ein mikroskopisches Schmarotzerwürmchen in den Perlen eingeschlossen, einem Doppelmunde (Distoma) sehr ähnlich, welches man auch in Menge lebend im Mantel des Muschelthieres fand. Seltener bildet ein krystallinischer Kalkkörper den Mittelpunkt der Perlen. Th. v. Heßling hat in neuester Zeit in bairischen Süßwasserperlen, die den Schalen inwendig aufgewachsen waren, Sandkörnchen, Schlammklümpchen und Algenüberreste gefunden.
Da die Körperchen, welche man in den Perlen eingeschlossen findet, stets außerordentlich klein sind, so ist es natürlich, selbst wenn dieselben keine regelmäßige runde Gestalt haben, daß die Perlen dennoch rund werden; denn die fortdauernde Umhüllung mit immer neuen Perlmutterschichten muß nach und nach die Unebenheiten des Körperchens ausgleichen. Mithin dürfte es fraglicher sein, wodurch die birnförmige, tropfenförmige, der Walzenform nahe kommende oder sonst sehr unregelmäßige Gestalten der Perlen bedingt seien. In den meisten dieser Fälle mag dennoch eine sehr von der Kugelform abweichende Gestalt des veranlassenden Körperchens maßgebend sein. Vielleicht liegt auch der Grund zu unregelmäßig gestalteten Perlen – Barok-Perlen genannt – darin, daß mehrere dicht nebeneinander liegend begonnene Perlchen später einer gemeinsamen Umhüllung mit Perlmutterstoff unterlagen. Es braucht kaum erwähnt zu werden, daß die Kostbarkeit des Gegenstandes eine oft wiederholte Untersuchung, die ohne Opferung der Perlen nicht möglich ist, sehr erschwert.
Es ist ziemlich bekannt, daß Linné im Besitze eines Geheimnisses sein wollte, die Muscheln zur Perlenerzeugung zu nöthigen, und daß er dieses Geheimniß, nachdem er es dem Könige von Schweden zum Besten des Landes angeboten hatte, nachher für 500 Duckten an einen Kaufmann Bagge in Götheborg verkauft habe. Man weiß nicht, ob die Linné’sche Kunst außer von ihm selbst jemals ausgeübt worden sei. Beckmann aber sah in Linné’s Conchyliensammlung, neben der gemeinen Süßwasser-Perlenmuschel (Unio margaritifer) stehend, eine Schachtel voll Perlen und dabei einen Zettel mit den Worten: „Diese Perlen habe ich durch meine Kunst gemacht, sie sind nur fünf Jahre alt und doch so groß.“ Derselbe glaubte, Linné’s, Geheimniß in einer Stelle von dessen systema naturae (VI. Aufl. S. 195) gefunden zu haben, wo aber die Sache nur wissenschaftlich und nicht als Geheimniß erwähnt ist. Wenigstens wurde Linné gegen Beckmann verlegen, ohne nach der Stelle zu fragen, als ihm Beckmann seine Vermuthung äußerte. Die Stelle besagt: „es wachsen auf der Innenseite der Muschel Perlen, wenn man jene von außen anbohrt.“ Dieses Mittel ist übrigens als probat erkannt, obgleich dadurch nur Halbperlen entstehen können.
Die geschickten Chinesen sind längst im Besitze des Kunstgriffes, die Muschelthiere zur Ablagerung von Perlenstoff zu nöthigen, indem sie allerlei Körper in die Muschel unter den Mantel oder zwischen diesen und den Bauch des Thieres einschieben. Man kennt unter anderen chinesische Muschelschalen, welche inwendig über eingeschobenen Metallformen buddhistische Götzenbilder darstellend, eine dünne Schicht Perlstoff zeigen, durch welche der Metallglanz hindurchscheint.