Die arme Else (Fontane)

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Textdaten
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Autor: Theodor Fontane
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Titel: Die arme Else
Untertitel:
aus: Die zehnte Muse. Dichtungen vom Brettl und fürs Brettl. S. 267–268
Herausgeber: Maximilian Bern
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Otto Eisner
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Erscheinungsort: Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: Commons = Google-USA*
Kurzbeschreibung:
vgl. auch die Die arme Else aus der ersten Ausgabe von Fontanes Gedichten bei Wikisource
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Die arme Else.


Die Mutter spricht: „Lieb Else mein,
Du musst nicht lange wählen;
Man lebt sich ineinander ein,
Auch ohne Liebesquälen;

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Manch Eine nahm schon ihren Mann,

Dass sie nicht sitzen bliebe,
Und dünkte sich im Himmel dann,
Und – alles ohne Liebe.“

Jung-Else hört’s und schloss das Band,

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Das ew’ge, am Altare,

Es nahm zur Nacht des Gatten Hand
Den Kranz aus ihrem Haare;
Ihr war zu Sinn, als ob der Tod
Zur Opferbank sie triebe,

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Sie gab ihr alles, nach – Gebot,

Und – alles ohne Liebe.

Der Mann ist schlecht; er liebt das Spiel
Und guten Trunk nicht minder,
Sein Weib zu Hause weint zu viel,

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Und ewig schrei’n die Kinder;

Spät kommt er heim, er kost, er – schlägt,
Nachgiebig jedem Triebe,
Sie trägt’s, wie nur die Liebe trägt,
Und – alles ohne Liebe.

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Sie wünscht sich oft, es wär’ vorbei,

Wenn nicht die Kinder wären,
So aber sucht sie immer neu,
Den Gatten zu bekehren;

[268]

Sie schmeichelt ihm, und ob er dann

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Auch kalt beiseit’ sie schiebe,

Sie nennt ihn „ihren liebsten Mann“,
Und – alles ohne Liebe.


Theodor Fontane.